Neuhebräisch

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Hebräisch (עברית)

Gesprochen in

Israel
Sprecher 5 Millionen (rund 200.000 in den USA)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Israel
Sprachcodes
ISO 639-1:

he

ISO 639-2:

heb

ISO 639-3:

heb

Neuhebräisch (besser „modernes Hebräisch“; Hebräisch עברית Iwrit, auch Iwrith oder Ivrit(h). Im hebräischen Sprachgebrauch wird keine Unterscheidung zwischen Althebräisch und Neuhebräisch getroffen. Im Deutschen steht Iwrit stets für Neuhebräisch) ist die bewusst geplante Weiterentwicklung des Alt- und Mittelhebräischen durch Sprachausbau und der bisher einzige gelungene Versuch, eine kaum noch mündlich gebrauchte, als Muttersprache ausgestorbene Sprache wiederzubeleben und zu einer universal gebrauchten, modernen Standardsprache zu machen.

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Iwrit gehört zu den semitischen Sprachen, die wiederum zur Familie der afroasiatischen Sprachen gehören. Sie ist neben Arabisch Amtssprache Israels.

Geschichte

Zur Vorgeschichte siehe Hebräische Sprache.

Ende des 19. Jahrhunderts begannen Versuche, das fast nur noch in der Liturgie verwendete Hebräische als Alltagsidiom wiederzubeleben und den Wortschatz zu erweitern, um so eine Sprache für den noch zu gründenden jüdischen Staat zu schaffen. Sowohl Wortschatz als auch Grammatik wurden des Öfteren an die Muster europäischer Sprachen angeglichen. Trotz allem sind die Unterschiede zwischen Althebräisch und Neuhebräisch viel weniger bedeutend als zum Beispiel zwischen Altgriechisch und Neugriechisch (siehe griechische Sprache). Als Gegenbewegung zur Assimilation der osteuropäischen Juden, in deren Zuge viele Juden Russisch, Polnisch oder Deutsch zur Umgangssprache machten, bemühten sich viele Juden um eine Aufwertung und Literarisierung des Jiddischen; andere schrieben weltliche Texte auf Hebräisch und sprachen mit ihren Kindern von Anfang an Hebräisch, wie es etwa Elieser Ben-Jehuda vorlebte. Er wanderte nach Jerusalem aus und schlug Wörter für Dinge vor, die es noch nicht gab, als der Talmud abgefasst wurde; so wurde er zum „Vater des Hebräischen“ in Israel.
Mit der Einwanderung der arabisch sprechenden orientalischen Juden ab 1948, dem Jahr der Staatsgründung, gewann das Neuhebräische zusätzlich etwas von seinem ursprünglichen semitischen Charakter zurück.

1921 wurde Hebräisch im britischen Mandatsgebiet Palästina eine der drei Landessprachen. Seit der Gründung des Staates Israel 1948 ist es dort zusammen mit Arabisch Amtssprache und hat sich als moderne, funktionsfähige Standardsprache bewährt.

Wichtig bei der Umformung der früheren Sakralsprache zu einer Amtssprache war vor allem die Schaffung von umgangssprachlichen Ausdrücken. Viele solcher Ausdrücke wurden zunächst vor allem aus dem Russischen und dem Arabischen übernommen. Auch aus anderen Sprachen, wie zum Beispiel Englisch, Deutsch, Jiddisch und Französisch, wurden Wörter entlehnt.

Eine weitere wichtige Rolle bei der Erweiterung des Vokabulars des modernen Hebräisch spielten Übersetzungen aus der Weltliteratur, die vor allem von Saul Tschernichowski und Zeev Jabotinsky verfasst wurden.

Andere jüdisch geprägte Sprachen und Dialekte drohen mangels Muttersprachlern auszusterben. Dies gilt weniger für das dem Deutschen verwandte Jiddisch, das unter orthodoxen jüdischen Gruppen – besonders solchen, die den säkularen Zionismus ablehnen – noch recht gebräuchlich ist, sondern eher für andere Sprachen wie die Sephardische Sprache (auch Judäo-Spanisch oder Ladino), Jüdisch-Persisch beziehungsweise Dschidi, Jüdisch-Berberisch, Jüdisch-Tatisch, Jüdisch-Georgisch, Jüdisch-Aramäische Dialekte, Jevanisch beziehungsweise Jüdisch-Griechisch, Karaimisch und weitere. Nachdem Theodor Herzl von der Vorstellung ausgegangen war, die Einwohner eines künftigen jüdischen Staates würden deutsch sprechen, gab es in den 1930er-Jahren im britischen Mandatsgebiet Palästina auch Überlegungen, Jiddisch zur Staatssprache zu machen. Schließlich entschied man sich aber – nicht zuletzt aus historischen Überlegungen – für das Hebräische, was sich vor allem auch für die orientalischen Juden als hilfreich herausstellte.

Phonologie

Der Hebräische Sprachrat in Palästina hatte Anfang des 20. Jahrhunderts eine Aussprache mit 25 Konsonantenphonemen vorgeschlagen: /ʔ, b, w, ɡ, d, h, z, ħ, tˁ, j, k, x, l, m, n, s, ʕ, p, f, ts, q, r, ʃ, t/ und /θ/, doch selbst Ben-Jehuda hielt sich nicht an das entsprechende Rundschreiben. Es kristallisierte sich eine Aussprache mit 21 Konsonantenphonemen heraus: /ʔ, b, v, ɡ, d, h, z, x, t, j, k, l, m, n, s, p, f, ts, r, ʃ/ und /t/. Bei einigen sephardischen Juden kamen dazu noch /ħ/ und /ʕ/.[1]

In der historischen Aussprache des Hebräischen hatten sechs Konsonanten spirantisierte Formen: /b, ɡ, d, k, p/ und /t/ wechselten mit /v, ɣ, ð, x, f/ und /θ/. Von den spirantisierten Varianten sind im Modernhebräischen nur drei erhalten: /v, x/ und /f/. Die emphatischen Konsonanten, die für die semitischen Sprachen typisch sind, wurden durch nicht-emphatische Varianten ersetzt; /q/ wurde durch /k/ ersetzt. Der Halbvokal /w/ fiel mit dem Konsonanten /v/ zusammen. Die Standardaussprache von /ħ/ ist nun /x/, und /ʔ/ wird meist nicht realisiert.[2] Viele Sprecher ersetzen auch /h/ durch /ʔ/ bzw. es entfällt.[3] Eine Reihe von phonologischen Kontrasten wurde also neutralisiert. [4] Das Phonem /r/ wird in der Regel als uvulares [ʁ] oder [ʀ] realisiert. [5]

Schematische Darstellung der Konsonantenphoneme:[6]

stimmlose Plosive p t k ʔ
stimmhafte Plosive b d ɡ
Frikative f s ʃ x h
Affrikate ts
Nasale m n
Vibrant r
lateraler Frikativ l
Approximant j

In Fremdwörtern kommen dazu noch /ʧ/ und /ʤ/.[7]

Auch der Vokalismus wurde radikal vereinfacht. Modernhebräisch hat fünf Vokalphoneme: /a, e, i, o/ und /u/.[8].

In einer „akademischen“ Standardaussprache wie z.T. im Rundfunk werden zumindest theoretisch die Phoneme /ħ/ und /ə/ sowie z.T. auch /ʕ/ erhalten[9] und /r/ wird als Zungen-r ([r]) ausgesprochen.

Schrift

Die hebräische Schrift ist eine Konsonantenschrift. Trotzdem werden sogenannte Halbvokale (bzw. Vokalträger) oft zur Bezeichnung (ursprünglich) langer Vokale benutzt (als sog. mater lectionis). Vokalträger sind in diesem Zusammenhang Waw (ו) und Jod (י). Das Jod fungiert als Träger für das i, Waw für das „u“ oder „o“. Aleph drückt den sogenannten Knacklaut aus, dieser wird aber in der heutigen Aussprache nicht mehr deutlich gemacht; im Gegensatz zum Arabischen. Heh (ה) dient auch zur Bezeichnung der Femininendung „-a“, wobei das „Heh“ nicht gesprochen wird.

Im heutigen Iwrit wird wie im Spanischen kein Unterschied zwischen langen und kurzen Vokalen gemacht, so dass heute die Vokalträger auch kurze, oder genauer „nicht-lange“ Vokale bezeichnen können.

Der Gebrauch von Halbvokalen zur Vokalbezeichnung ist heute ausgedehnter als im Klassischen Hebräisch. So ist etwa die traditionelle Schreibung des Wortes mila (älter millah) „Wort“ מלה (m-l-h, ohne Bezeichnung des Vokals i), doch zieht man heutzutage meist die längere Schreibung מילה (m-y-l-h, mit Andeutung des i durch y) vor. De facto werden heute die Vokale i, o und u unabhängig von ihrer ursprünglichen Kürze oder Länge in den meisten Fällen durch eine mater lectionis wiedergegeben. Viele Wörterbücher (auch gängige hebräisch-deutsche Wörterbücher) registrieren die Einträge allerdings noch unter der traditionellen Form, was Lernern Probleme beim Auffinden der Wörter bereiten kann.

Siehe auch

Literatur

Allgemeine Beschreibungen und Grammatiken

  • Noam Chomsky: Morphophonemics of Modern Hebrew. Master’s thesis, University of Pennsylvania 1951.
  • Paul Wexler: The Schizoid Nature of Modern Hebrew. A Slavic Language in Search of a Semitic Past. Harrassowitz, Wiesbaden 1990, ISBN 3-447-03063-1.

Lehrbücher

  • Miriam Rosengarten, Vera Loos: Ivrit — Schritt für Schritt. Hebräisch für Anfänger. Marix, Wiesbaden 2005, ISBN 3-86539-039-0.
  • Heinrich Simon: Lehrbuch der modernen hebräischen Sprache. Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1988, ISBN 3-324-00100-5.
  • Eliezer Tirkel: Hebräisch leicht gemacht. Achiasaf, Tel-Aviv 1992, ISBN 3-9801131-0-8.
  • Manuel Wiznitzer: Langenscheidts praktisches Lehrbuch Hebräisch. Ein Standardkurs für Selbstlerner. Langenscheidt, München 1996, ISBN 3-468-26160-8.

Weblinks

Wikipedia Wikipedia auf Hebräisch

Fußnoten

  1. Jack Fellman: The Revival of a Classical Tongue. Elizer Ben Yehuda and the Modern Hebrew Language. Mouton 1973, S. 85.
  2. R. Malatesha Joshi, P. G. Aaron (Hg.): Handbook of Orthography and Literacy. Routledge 2005, S. 343.
  3. Joel M. Hoffman: In the Beginning. A Short History of the Hebrew Language. New York University Press 2004, S. 203.
  4. R. Malatesha Joshi, P. G. Aaron (Hg.): Handbook of Orthography and Literacy. Routledge 2005, S. 344.
  5. Robert Hetzron: The Semitic Languages. Routledge 1997, S. 314; R. Malatesha Joshi, P. G. Aaron (Hg.): Handbook of Orthography and Literacy. Routledge 2005, S. 344.
  6. Robert Hetzron: The Semitic Languages. Routledge 1997, S. 314.
  7. Robert Hetzron: The Semitic Languages. Routledge 1997, S. 314.
  8. Robert Hetzron: The Semitic Languages. Routledge 1997, S. 314; R. Malatesha Joshi, P. G. Aaron (Hg.): Handbook of Orthography and Literacy. Routledge 2005, S. 344.
  9. Angel Sáenz-Badillos, John Elwolde: A History of the Hebrew Language. Cambridge University Press 1996, S. 283; Judith Junger: Predicate Formation in the Verbal System of Modern Hebrew. Walter de Gruyter 1987, S. 10.

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