- Neujahrstag
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Neujahr (auch: der Neujahrstag) ist der erste Tag des Kalenderjahres. In nahezu allen Kulturen, jedoch mit teils sehr unterschiedlichen Zeitrechnungen und damit auch Kalendern, ist mit dem Neujahr ein Neujahrsfest verbunden, das in der Folge auch zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert wird:
- Bahai: Naw Ruz (siehe Nouruz)
- buddhistisch und taoistisch: Tết Nguyên Đán (Vietnam) und chinesisches Neujahrsfest
- christlich: Neujahr, gilt u. a. in Deutschland, Österreich und der Schweiz als gesetzlicher Feiertag
- islamisch: Hidschra
- jüdisch: Rosch ha-Schana
- iranisch: Nouruz
- japanisch: japanisches Neujahrsfest
Inhaltsverzeichnis
Neujahr im westlichen Kulturraum
Im westlichen Kulturraum ist der 1. Januar als Termin für den Jahresanfang seit dem Mittelalter weit verbreitet. Unabhängig davon gab und gibt es in unterschiedlichen Regionen und Zeiten andere Daten und darüber hinaus wurden in denselben geographischen Gebieten mitunter verschiedene Neujahrstermine gleichzeitig verwendet.
Erwähnenswert sind vor allem folgende vor allem im kirchlichen Bereich verwendete Varianten:
- der Circumcisionsstil lässt das Jahr am 1. Januar beginnen
- der Annunciationsstil am 25. März
- der Weihnachtsstil am 25. Dezember
- und der Paschalstil zwischen dem 22.und 23. März und dem 25. April.
Im Jahre 153 v. Chr. verlegten die Römer nach ihrem Kalender den Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Januar, auf den Tag des Amtsantrittes der Konsuln. Sie benannten die Jahre auch nach den Amtszeiten dieser Konsuln. Damit verloren auch die Zählmonate (September, soviel wie siebter, Oktober, der achte, November, der neunte, Dezember, der zehnte) ihre entsprechenden Positionen.
Bis zur Festsetzung des Neujahrstages im Jahr 1691 durch Papst Innozenz XII. auf den 1. Januar galt in weiten Teilen Europas der 6. Januar als Jahresbeginn.
Bräuche
Kirchengeschichte
Schon vor 700 war es in Rom üblich, den 1. Januar als Marienfest zu feiern: Natale sanctae Mariae. Durch die Übernahme der byzantinischen Feste Mariae Verkündigung am 25. März und Mariae Himmelfahrt am 15. August verlor das Fest an Bedeutung, so dass der Oktavtag von Weihnachten als Fest der Beschneidung des Herrn aus den fränkisch-deutschen Kalendarien auch in den Kalender der stadtrömischen Liturgie Aufnahme fand. Die Kalenderreform von 1969 im Gefolge des Zweiten Vatikanischen Konzils führte das historische Marienfest als Hochfest der Gottesmutter Maria wieder ein, während der Namengebung Jesu der 3. Januar als Gedenktag gewidmet ist (zuvor: Fest des allerheiligsten Namens Jesu). In zeitgenössischen Kalendern können sich am 1. Januar die folgenden Eintragungen finden: „Neujahr, Oktavtag von Weihnachten, Namengebung des Herrn, Hochfest der Gottesmutter Maria.“ Ferner setzte der Papst den Neujahrstag 1967 als Weltfriedenstag fest.
Eine historische Quelle für das Fest der Beschneidung des Herrn steht in der Bibel im Evangelium nach Lukas, Kapitel 2, Vers 21: „Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus … “
Seit dem 15. Jahrhundert sind in Deutschland neben den Predigten über das Beschneidungsfest und über die Namensgebung Jesu auch Neujahrspredigten überliefert, in denen die Geistlichen der Gemeinde symbolische „Neujahrsgeschenke“ machten. Dabei wurden verschiedene Gegenstände des Alltagslebens, Pflanzen, Edelsteine oder Tiere den verschiedenen Ständen (zum Beispiel Eheleuten, Jungfrauen, Obrigkeiten und alten Leuten) „verehrt“ und nach ihren symbolischen Eigenschaften ausgelegt. Diese Gewohnheit nahm sich den Brauch zum Vorbild, nach dem die Nachbarn sich zu Neujahr gute Wünsche oder kleine Geschenke austauschten.
Ein solcher Brauch war schon aus der römischen Antike bekannt, und die Geschenke nannte man daher lateinisch strenae. Obwohl Luther die Form der „Schenkungspredigten“ zu Neujahr ausdrücklich abgelehnt hatte – wohl weil die Auslegungen oftmals bewusst auf die Belustigung des Publikums zielten – übernahmen seit dem Ende des 16. Jahrhunderts auch lutherische Pastoren diese Sitte. Die Form der Neujahrspredigten mit der Aufzählung verschiedener gesellschaftlicher Stände wirkte dann im 17. Jahrhundert weiter in Flugblättern mit Neujahrsgedichten, die man als Neujahrsgruß verschenken konnte.
Allgemein
Heute gehören in vielen Ländern Feuerwerk und Böllerschießen zu Silvester ebenso zum Jahreswechsel, wie Glück- und Gesundheitswünsche im neuen Jahr.
So wünscht man sich zum Beispiel oft „einen guten Rutsch“ ins neue Jahr. Dies hat jedoch vermutlich nichts mit „rutschen“ zu tun, sondern könnte auf hebräisch „rosch“ 'Kopf, Anfang' zurückgehen; das jüdische Neujahrsfest heißt auf Hebräisch Rosch ha-Schanah (ראש השנה).
Große Kultur- und Sinfonieorchester veranstalten an Neujahr oft ein Neujahrskonzert.
Neujahrstermine
Feste Termine
- 1. Januar
- Römisches Reich ab 153 v. Chr.
- Deutschland: Stadt Frankfurt am Main, Kurmainz seit 13. Jahrhundert, Meißen und Thüringen, Fürstbistum Münster ab dem 14. Jahrhundert, Augsburg ab dem 15. Jahrhundert, allgemein in Deutschland im Verlauf des 16. Jahrhundert
- In Japan wurde der Neujahrstermin (siehe japanisches Neujahrsfest) 1873 auf dieses Datum festgelegt
- 14. Januar
- ziviles orthodoxes Neujahr, entspricht dem 1. Januar nach dem julianischen Kalender; vgl. unten 14. September
- 1. März
- Antiker römischer Kalender bis 153 v. Chr.
- Russland 988 bis zwischen 1475 und 1500
- Venedig bis 1797
- 21. März (Frühlingsanfang)
- Im Bahai-Kalender beginnt das Jahr am 21. März in Gemeinjahren und 20. März in Schaltjahren, der Naw Ruz oder Nouruz genannt wird. Dieser Feiertag wird von den Kurden, im Iran, in Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Afghanistan und in der parsischen Gemeinde in Indien gefeiert und geht angeblich auf Zarathustra zurück
- 25. März (Mariä Verkündigung); eingeführt von Dionysius Exiguus 525
- verbreitet in Deutschland bis ins 13. Jahrhundert
- Florenz und Pisa von der Renaissance bis 1749
- Schottland bis 1600
- England bis 1752
- 13. bis 15. April
- Thailand (siehe den Artikel Songkran)
- 1. September (Tag der Schöpfung der Welt)
- Byzantinisches Reich
- Russland zwischen Mitte des 13. Jahrhundert bis 1701 (Peter der Große)
- 14. September
- kirchliches orthodoxes Neujahr, entspricht dem 1. September nach julianischem Kalender; vgl. oben 14. Januar
- 22. September
- Frankreich, zwischen 1793 und 1805, siehe den Artikel Französischer Revolutionskalender
- 25. Dezember (Weihnachten)
- verbreitet in England und Deutschland bis ins 13. Jahrhundert
- Spanien 14. bis 16. Jahrhundert
Bewegliche Termine
- chinesisches Neujahrsfest (siehe dort)
- Muslimisches Neujahr (fatih mouharram)
- Muslimisches Neujahr 1429: 10. Januar 2008
- Muslimisches Neujahr 1430: 29. Dezember 2008
- Da die Berechnung auf dem Mond basiert, kann der genaue Tag je nach Land um einen Tag abweichen. Da das muslimische Jahr etwa 13 Tage kürzer ist und nie Schaltmonate eingefügt werden, wandert der Neujahrsterimnin gegenüber dem Gregorianischen Kalender, so dass circa alle 28 Jahre zwei muslimische Neujahre in ein Kalenderjahr fallen.
- Ostern - zum Beispiel Frankreich bis 1564, verschiedene Bistümer (siehe auch Edikt von Roussillon). Maßgeblich war in der Regel der Karsamstag
- 1. Advent Beginn des Kirchenjahres in der katholischen und evangelischen Kirche
Literatur
- Fritz Bünger: Geschichte der Neujahrsfeier in der Kirche. Göttingen 1911.
- Hermann Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 3. Bände, 1891-1898. Anmerkung: Obwohl im Titel von deutscher Zeitrechnung die Rede ist, stellt der Grotefend einen umfassenden Blick auf sehr viele Zeitrechnungen dar.
Siehe auch
Weblinks
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