35 mm

35 mm
35-mm-Kino-Film, anamorphotisches Positiv mit Lichtton
KB-Film, Negativ mit Labor-Kerbe
KB-Umkehrfilm, gerahmtes Dia
Kleinbildfilm in Filmpatrone von Agfa
Kodakchrom 64Kleinbildfilm in Filmpatrone von Kodak
Kleinbildpatrone und Rollfilme im Vergleich

35-mm-Film (Normalfilm, Kleinbildfilm, KB-Film) wurde ursprünglich ausschließlich für das Einfangen von Bewegtbildern (Kinofilme) verwendet und erst später als praktisches Fotoformat entdeckt. So entstand die Kleinbildfotografie, die sich vor allem auf dem Sektor der Reportagefotografie schnell etablierte; es handelt sich dabei um das in der Fotografie am meisten verwendete Filmformat in der Konfektionierung als 135er. Inzwischen wurde das einst marktbeherrschende 35-mm-Format von digitalen Produktionsmethoden in der Stehbildfotografie weitgehend verdrängt, im Kino haben digitale Kinokameras 35-mm-Filmkameras 2008 als meistverkaufte Technik abgelöst.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Ähnlich wie bei Rollfilm wird der Filmstreifen auf einer Kunststoff- (früher Metall-) Spule aufgewickelt, dann allerdings in einer lichtdichten Blechpatrone verpackt. Bis in die fünfziger Jahre hinein war das Selbstkonfektionieren solcher Filmpatronen aus 35-mm-Meterware durchaus gebräuchlich. Die Filmpatrone wird direkt in die Kleinbildkamera eingelegt. In der Frühzeit der Kameratechnik war das Einfädeln der aus der Patrone ragenden Filmzunge auf die Aufwickelspule der Kamera und das Einlegen des Filmes selbst eine – je nach Fabrikat – zum Teil auch diffizile Angelegenheit. Bis auf wenige Hersteller waren bald Lösungen entwickelt und verbreitet, die dies auch mit wenig Geduld und Fingerfertigkeit zufriedenstellend und sicher erlaubten. Im Jahre 1967 wurde das PL-System (Pentacon-Loading) bei Praktica-Kameras eingeführt und war von da an Bestandteil aller Praktica-Kameras. Heute erledigen Kleinbildkameras mit motorischem Filmtransport meist auch das Einfädeln automatisch.

Separate wechselbare Filmmagazine, wie sie bei Mittelformatsystemkameras üblich sind, gibt es nur in Ausnahmefällen (beispielsweise bei Rollei). Einige Hersteller bieten jedoch für einige wenige professionelle Spiegelreflexkameras so genannte Langfilmmagazine mit einem Vorrat von 100 oder gar 250 Bildern an (z. B. Nikon, Minolta und Pentax), die anstelle der normalen Kamerarückwand angesetzt werden.

Der Filmstreifen muss nach erfolgter Belichtung in die Patrone zurückgespult werden, damit er bei der Entnahme aus der Filmkammer nicht dem Umgebungslicht ausgesetzt wird; ein Filmwechsel zwischendurch ist zwar möglich, aber relativ aufwändig. Zum Rückspulen muss man einen oder mehrere Entsperrhebel (meist an der Gehäuseunterseite) betätigen, damit die für den Vortrieb üblicherweise verantwortliche Stachelwalze bis zur nächsten Belichtung (auf dem neuen Film) auskuppelt.

Beim Rückspulen verschwindet die Filmzunge üblicherweise und sicherheitshalber ganz in der Patrone, was eine erneute Verwendung bereits belichteter Filme verhindern soll, aber auch ein höheres Risiko für in die Patrone einfallendes Streulicht in sich birgt, da der Film das Patronenmaul nicht mehr so dicht verschließt. Aus diesem Grund werden KB-Patronen von allen Herstellern auch immer in einem zusätzliches Döschen (bei Eastmancolor aus Blech mit Schraubdeckel, sonst aus schwarzem Plastik mit Kappe) verkauft. Eine versehentlich eingezogene Filmzunge kann man mit einem Filmrückholer wieder herausziehen, zur Not tut es auch eine dementsprechend gebogene Büroklammer.

Bei modernen Spiegelreflexkameras (SLR, Single Lens Reflex) mit automatischem Filmtransport kann man oft im Rahmen von speziellen Benutzereinstellungen festlegen, ob nach der letzten Belichtung der Film automatisch zurückgespult werden oder ob der Vorgang auch bei Erreichen des Filmendes ausschließlich manuell durch Tastendruck ausgelöst werden soll. In diesem Kontext kann man meist auch definieren, ob die Filmzunge generell in die Patrone zurückgespult werden darf oder nicht, oder ob dies nur bei manuell ausgelöster Rückspulung geschehen soll. Ebenso lässt sich bei einigen Kameras auch die Rückspulgeschwindigkeit vorwählen (und teilweise noch während des Rückspulvorgangs anpassen); schneller Transport, wenn die Wiedereinsatzbereitschaft im Vordergrund steht, langsam, wenn man (etwa in einer Kirche) nicht stören darf.

Einige moderne Kameras verfügen zudem über Vorrichtungen, die das Belichten eines Films durch versehentliches Öffnen der Rückwand verhindern. Die Spiegelreflexkamera Minolta Dynax 7 verfügt z. B. über eine elektromechanische Rückwandverriegelung, die das Öffnen der Rückwand verhindert, solange sich noch ein nicht zurückgespulter Film in der Kamera befindet. Diese Vorrichtung kann im „Notfall“ mit Hilfe eines Schraubendrehers mechanisch entsperrt werden. Einige Kompaktkameras lösen beim Versuch, die Rückwand zu öffnen, zunächst einen automatischen Rückspulvorgang aus. Andere Kameras verbergen den aufgewickelten Film unter einer Schutzklappe, so dass im günstigsten Falle bei einer Öffnung lediglich 3–4 Bilder belichtet werden.

Auch wenn sich an diesem Grundprinzip nichts ändert, so bieten einige Hersteller in diesem Zusammenhang erwähnenswerte Sonderfunktionen an:

So wird bei einigen modernen SLRs (z. B. von Canon und Hasselblad) der Film direkt nach dem Einlegen auf das letzte Bild vorgespult und dann nach jeder Aufnahme sukzessive zurück in die Patrone gezogen. Der Vorteil ist, dass damit für die Kamera die Länge des Films bereits nach dem Einlegen exakt feststeht (und z. B. eine Restbildanzeige auch ohne DX-Code ermöglicht), dass alle bereits belichteten Aufnahmen in der Patrone sicher vor versehentlichem Öffnen der Rückwand sind und dass das unangenehme Rückspulgeräusch womöglich unerwartet mitten in einer diskreten Aufnahme-Session entfällt.

Minolta bietet stattdessen bei einigen neueren Spiegelreflexkameras wie der Dynax 9 eine sog. Mid-Reload-Funktion an, mit der man den Film jederzeit in die Patrone zurückspulen und z. B. nach einem erfolgten Filmwechsel genau auf die alte Bildposition zurückspulen kann – mit einer Wiederholgenauigkeit von weniger als einem Millimeter. Die Dynax 7 verknüpft diese Funktion gar mit einer Möglichkeit, Mehrfachbelichtungen komfortabel über den gesamten Film verteilt vornehmen zu können; und die Rückwand wird durch eine automatische Verriegelung vor versehentlichem Öffnen vor dem Rückspulen des Films gesichert.

Auch bei der Verwendung von Langfilmmagazinen weicht das Prozedere teilweise vom normalen, oben skizzierten Vorgang ab, indem die Rückspulung des Films in der Regel entfällt. So wird der Film z. B. beim Minolta EB-90 direkt aus einer befüllten Spezialpatrone in eine identische Leerpatrone eingespult, die zwar grundsätzlich auch einzeln entnehmbar sind, aber für einen noch schnelleren Filmwechsel in einem speziellen Doppeleinsatz verbleiben können, den man während der Foto-Session einfach gegen einen vorbereiteten weiteren Doppeleinsatz austauscht.

Konfektionierung

Patronen mit Rückspulung

Ein KB-Film ist erhältlich als Schwarzweiß-, Farbnegativ- und Farbumkehrfilm (Diapositivfilm) für Tageslichtaufnahmen; für spezielle Anwendungen existiert daneben noch Kunstlichtfilm, der bei Kunstlicht mit niedrigerer Farbtemperatur eine farbrichtige Wiedergabe ermöglicht, sowie Infrarotfilm für die Infrarotfotografie, der für die infraroten Anteile des elektromagnetischen Spektrums sensibilisiert ist.

Handelsübliche Konfektionierungen sind unter anderem 12, 24 und 36 Bilder (ca. 1,6 m). Einige Filme mit dünnerem Schichtträger (wie z. B. den Ilford HP5 oder den Kodak Technical Pan) gab es zeitweise auch mit 72 Bildern pro Patrone zu kaufen. Bei vielen Kameras können jedoch ein paar Bilder mehr aufgenommen werden, als auf dem Film angegeben ist, allerdings besteht dabei das Risiko, dass Fotos am Filmanfang durch Lichteinfall durch den Patronenschlitz unbrauchbar werden. Außerdem besteht bei Filmen, die in Automaten entwickelt werden, die Gefahr, dass durch die Verbindungsklebung aufeinanderfolgender Filme das letzte Bild unbrauchbar wird.

Kinefilm

Meterware

Kleinbildmeterware

Als Sonderform ist Kleinbildfilm als Meterware (z. B. mit 17 oder 30,5 Metern) erhältlich, die selbst konfektioniert (in die Filmpatrone eingespult) werden (beispielsweise für Überwachungskameras, Spiegelreflexkameras mit speziellen Langfilmmagazinen oder zur Selbstkonfektion in übliche Filmpatronen für Amateure, die viel fotografieren und Geld sparen möchten).

Agfa Rapid/SL-System

Agfa Rapid war ein System auf normalem Kleinbildfilm in einer speziellen Kassette, die mit der üblichen Kleinbildfilm-Patrone nicht kompatibel war. Dabei wurde der Film in der Kamera von der einen Filmpatrone in die andere gezogen.

Auch beim SL-System (Schnellladesystem), das in der DDR entwickelt wurde, wurde der Film von der einen Filmpatrone innerhalb der Kamera in eine zweite Patrone gezogen. Rückspulen war nicht erforderlich. Für das SL-System gab es spezielle Kameras. Das SL-System ist seit dem Ende der DDR nicht mehr erhältlich.

Wie das Agfa-Rapid-System basiert auch das SL-System auf dem Agfa-Karat-System der Vorkriegszeit. Die drei Formate sind technisch weitgehend identisch und in vielen Kameras womöglich sogar austauschbar. Sie basieren wiederum auf dem Ansco-Memo-Patronensystem.

Aufnahmeformat

Das typische Aufnahmeformat (Bildformat) bei Kleinbildfilm ist 24 × 36 mm, es gibt jedoch auch einige Sonderformen:

  • Halbformatkameras verwenden 35-mm-Film im Format 18 × 24  mm; dieses Format entspricht dem ursprünglich verwendeten 35-mm-Kinofilm (Bildanzahl: 24, 48, 72);
  • Die Revue Auto-Reflex, gebaut von Konica für das Versandhaus Quelle, war zwischen Halbformat und normalem Kleinbildformat umschaltbar;
  • Panoramakameras verwenden 35-mm-Film beispielsweise mit dem Format 24 × 56 mm, oder 24 × 58 mm (Kamera HORIZON 202), oder 24 × 65 mm (beispielsweise Hasselblad XPan, oder „NOBLEX 135“);
  • Einige russische/ukrainische Kleinbild-Spiegelreflexkameras benutzen ein geringfügig größeres Filmformat, wahrscheinlich mit 25 × 36 mm (was sich z. B. in der Existenz des Peleng Zirkular-Fisheyes widerspiegelt, das einen etwas größeren Bildkreis ausleuchtet).
  • Stereokameras, die zwei Bilder mit leicht unterschiedlicher Perspektive auf einmal schießen, verwenden teilweise andere Formate wie 24 × 28 oder 24 × 24 mm auf Kleinbildfilm.

Geschichte und Entwicklung

Der 35 mm breite, für den Filmtransport mit einer doppelseitigen Perforation versehene Filmstreifen wurde 1893 von William Dickson eingeführt. Seither ist es das meistbenutzte Aufnahme- und Projektionsformat für Kinofilme.

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es verschiedene Versuche, Fotokameras für die Verwendung des perforierten Kinofilms mit 35 mm Breite zu konstruieren. Oskar Barnack entwickelte dann 1913 für Leitz den ersten Prototyp eines solchen Fotoapparates, („Ur-Leica“). Der ursprüngliche Zweck des Apparates war es, am Filmset kurze Filmstreifen desselben Rohfilms in eine sog. „Kleinbildpatrone“ zu wickeln und unabhängig von der großen Filmkamera zu belichten, um die Ausleuchtung einer Szene, die am nächsten Tag gedreht werden sollte, zusammen mit dem Material des abgedrehten Tages im Kopierwerk zu entwickeln und damit vor dem Dreh überprüfen zu können. Darüber hinaus waren nun auch Standfotos auf die gleiche Weise herzustellen. Das Kleinbildformat von 24 × 36 mm ergab sich damals aus der Verdopplung des Stummfilm-Kinoformats (18 × 24 mm) durch das „Querlegen“ des Films, die horizontale Führung des Filmmaterials, also Perforation oben und unten in der Fotokamera, in der Filmkamera läuft der Film ja vertikal am Bildfenster vorbei, also Perforation links und rechts).

Die Kleinbildfotografie erlaubte den Einsatz neuer stilistischer Mittel. Ein Pionier auf diesem Feld war der Fotograf Dr. Paul Wolff. Schnell trennte sich die Leica vom Filmset, mit diesem Format wurden Fotoapparate kompakt genug, um mühelos überall hin mitgenommen zu werden; bald folgten andere Hersteller. Die Reportagefotografie erhielt also entscheidende Impulse aus der Kapazität von bis zu 36 Aufnahmen je Film. An die vergessene Klappkamera für Platten, Plan- oder Rollfilm kommt die Kleinbildkamera jedoch in puncto Gedrungenheit noch heute nicht heran. Es gab 6×9-cm-Kameras von weniger als vier Zentimetern Stärke, zugeklappt. Voigtländer und Agfa hatten zu diesem Zweck zwar auch klappbare Kleinbildkameras auf den Markt gebracht, aber sie waren in der schnellen Reportage unterlegen, da sie ähnlich umständlich zu bedienen und technisch anfällig waren (Klappmechanik, Undichtigkeit am Balgen, nicht exakt zu fixierende Objektiv-Standarte) und haben sich nicht durchgesetzt.

Siehe auch

Literatur

John Belton: The Origins of 35 mm Film as a Standard. In: SMPTE Journal. August 1990, S. 652 bis 661.

Große Vorsicht ist geboten. Legende zu Figur 10 irreführend, auch Fehler zu Dickson und Lauste (S. 657f.)

Matthias Uhlig: Manual der Filmkameratechnik. Camera Obscura Verlag, April 2007, ISBN 978-3980753319.

Weblinks


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