Neuropharmazie

Neuropharmazie

Ein Psychopharmakon (von griech. ψυχήSeele“ und φάρμακον „Arzneimittel“; Mehrzahl: Psychopharmaka) ist ein Arzneistoff (vgl. Medikament), der auf die Psyche des Menschen symptomatisch einwirkt und vorwiegend der Behandlung psychischer Störungen und neurologischer Krankheiten dient. Hierbei kommt es oftmals zu einer Phasenverkürzung, nicht jedoch zur Heilung chronischer psychischer Erkrankungen. Einige Psychopharmaka werden auch eingesetzt, um Symptome organischer Krankheiten zu behandeln oder als Narkosemittel. Nach einer Statistik der Betriebskrankenkassen aus dem Jahr 2009 hat sich die Zahl der Verordnungen von Psychopharmaka in den vergangenen drei Jahren verdoppelt.[1]

Bei psychischen Störungen sind neben der medikamentösen Behandlung weitere Interventionen, zumindest begleitende Gespräche, wichtig. Häufig werden sowohl Psychopharmaka als auch Psychotherapie in Kombination eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Wirkungsmechanismus

Einigen psychischen Erkrankungen liegen Störungen des Neurotransmitterhaushalts (insbesondere Dysbalancen der Monamine Dopamin, Noradrenalin und Serotonin) und – teils als deren Ursache, teils als deren Folge – neurophysiologische Veränderungen zugrunde (wie z.B. von der Dichte und der Sensibilität von Rezeptoren, sowie von intrazellulären Strukturen). Einige Psychopharmaka zielen darauf ab, den gestörten Neurotransmitterhaushalt auszugleichen, andere richten sich mehr auf die Neujustierung physiologischer Effektorstrukturen.

Einteilung


Rechtliches

Im Abschlussbericht der Bund-Länder Arbeitsgruppe „Betreuungsrecht“[2] zur 74. Konferenz der Justizministerinnen und - minister im Juni 2003 werden ab Seite 159 Psychopharmaka benannt, die wegen stark schädigenen Nebenwirkungen (Parkinsonoid und Spätdyskinesien) bei Behandlung von Betreuten als durch das Vormundschaftsgericht genehmigungsbedürftig eingestuft werden. Diskutiert wird besonders potente Psychopharmaka wie Clozapin und Lithium, die Langzeitbehandlung mit Neuroleptika und Antikonvulsiva, z.B. Benperidol, Promethazin und Levomepromazin, wegen der damit verbundenen Gefahr von Spätfolgen durch eine Liste ins Gesetz aufzunehmen, „um die bedenkenlose (unkontrollierte) Anwendung einzudämmen“.

Siehe auch: Psychische Erkrankung, Psychiatrie, Psychopathologie, Antipsychiatrie, Zwangsbehandlung, Betreuungsrecht, Patientenverfügung

Literatur

Einführungen

  • Greve, Osterfeld, Diekmann: Umgang mit Psychopharmaka - Ein Patienten-Ratgeber, BALANCE buch+medien verlag, Bonn 2007, ISBN 978-3-86739-002-6
  • Finzen, Asmus: Medikamentenbehandlung bei psychischen Störungen - Einführung in die Therapie mit Psychopharmaka. Psychiatrie-Verlag, Bonn 2004, (14. Aufl.). ISBN 3-88414-372-7
  • Burkhardt-Neumann, Carola: Wegweiser Psychopharmaka. Wirkstoffe für die Seele, ZENIT Verlag, München 2005, ISBN 978-3-928316-23-1

Geschichte

  • Bangen, Hans, Geschichte der medikamentösen Therapie der Schizophrenie, Berlin 1992. ISBN 3-927408-82-4
  • Hall, Frank, Psychopharmaka - ihre Entwicklung und klinische Erprobung: zur Geschichte der deutschen Pharmakopsychiatrie von 1844 - 1952, Hamburg: Kovac, 1997
  • Healy, David, The Antidepressant Era, Harvard University Press, 3. Auflage 2000
  • Laux, Gerd: Fünfzig Jahre Psychopharmaka, AVP 2008:(35)6:110-112

Versorgungsforschung

  • Johannes Pantel, Gisela Bockenheimer-Lucius, Ingwer Ebsen, Ruth Müller, Peter Hustedt und Alexander Diehm: Psychopharmakaversorgung im Altenpflegeheim: eine interdisziplinäre Studie unter Berücksichtigung medizinischer, ethischer und juristischer Aspekte. Frankfurt am Main, Lang. 2006. Reihe: Frankfurter Schriften zur Gesundheitspolitik und zum Gesundheitsrecht. ISBN 3-631-55095-2.

Quellen

  1. sueddeutsche.de: Arbeit in Zeiten der Wirtschaftskrise − Angst ist unproduktiv. 6. Januar 2009.
  2. Abschlussbericht der Bund-Länder Arbeitsgruppe „Betreuungsrecht“

Weblinks

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