Neuy

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Heinrich Neuy

Heinrich Neuy (* 27. Juli 1911 in Kevelaer; † 24. März 2003 in Borghorst) war ein deutscher Maler, Möbeldesigner und Architekt der Stilrichtung Bauhaus. Nach einer Tischlerlehre studierte er am Bauhaus in Dessau bei Josef Albers, Wassily Kandinsky und dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Er wird als der "letzte Bauhauskünstler" bezeichnet.

Im Jahr 1991 erhielt er den Kulturpreis der Stadt Steinfurt.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nach dem Schulbesuch trat Heinrich Neuy im Jahr 1925 eine Tischlerlehre an. Am Weihnachtsabend bekam er seinen ersten Malkasten und begann, ermuntert durch den Landschaftsmaler Josef Pauels, mit Landschafts- und Portraitstudien. Nach dem Abschluss seiner Lehre besuchte er in den Jahren von 1928 bis 1930 die Kunstgewerbeschule in Krefeld. Die dort entstandenen Möbel- und Einrichtungsentwürfe zeichnen sich durch klare Funktionalität und Strenge aus. Für besondere Leistungen im Freihandzeichnen erhielt Heinrich Neuy eine Auszeichnung.

Sein Studium setzte er von 1930 bis 1932 am Bauhaus in Dessau fort, u.a. bei den Architekten und Künstlern Wassily Kandinsky, Josef Albers, Hinnerk Scheper, Lilly Reich, Ludwig Hilberseimer, Ludwig Mies van der Rohe. Den Psychologiekurs leitete Dr. Karlfried Graf von Dürckheim. Aufgrund der sich zuspitzenden politischen Situation liess Heinrich Neuy sich im März 1932 für ein praktisches Seminar beurlauben, kehrte aber nicht ans Bauhaus zurück - das er erst mehr als 50 Jahre später wieder besuchen sollte - sondern vervollständigte in den Jahren von 1932 bis 1937 seine Tischlerausbildung und übernahm die Tischlerei seines Schwiegervaters in Borghorst.

Während des Zweiten Weltkrieges diente er von 1940 bis 1944 als Soldat in der Luftwaffe, geriet dann in amerikanische Kriegsgefangenschaft und war bis 1946 in vier verschiedenen Lagern interniert. In Wyoming und Nebraska skizziert er Portraits von Kameraden, die er Jahrzehnte später zu einer Bilderserie mit Köpfen aus geometrischen Mustern verwendete.

Im Jahr 1946 kam Heinrich Neuy in englische Kriegsgefangenschaft. Eine Beinentzündung erfordert seine Einweisung in ein Lazarett. Dank der Begegnung mit einem älteren schottischen Militärarzt, der im das entsprechende Material verschaffte, konnte er dort seine Beschäftigung mit der abstrakten Malerei fortsetzen. In dieser Zeit entstanden 5 "Gewitter"-Bilder, sowie umfangreiche Zyklen zu den Themen "Lyrik" und "Freude". Im Oktober kehrte der Künstler aus der Gefangenschaft nach Borghorst zurück und nahm seine Tätigkeit im Tischlereibetrieb und als ausbildender Meister wieder auf (1947).

Es folgte die Wiederaufnahme der Ausstellungstätigkeit (1960) und der Beginn der "Beweisenden Malerei".

Im Jahr 1970 trat Neuy dem Welbergener Kreis bei, ein Jahr später begann er die Arbeit an der Aquarellserie "Architektura".

Ab 1982 arbeitete er mit dem in Borghorst lebenden Komponisten Buster Flood zusammen, der Heinrich Neuys Bilder vertonte, während sich dieser von den Musikstücken zu bildhaften Kompositionen inspirieren liess.

Ab dem Jahr 1987 beschäftigte Heinrich Neuy sich mit dem Zyklus "Klassische Charakterbilder", 1989 eröffnete er eine eigene Galerie.

62 Jahre, nachdem er das Bauhaus Dessau verlassen hatte, kehrte er 1994 mit einer eigenen Bilderausstellung dorthin zurück.

Anlässlich seines 85. Geburtstages wurde das von Heinrich Neuy geschaffene Kunstobjekt "Energie, Rechtschaffenheit, Aktivität" ihm zu Ehren feierlich enthüllt (1996).

Heinrich Neuy starb im Jahr 2003 im Alter von 91 Jahren in Borghorst.

Zwei Jahre später wurde in seiner Geburtsstadt Kevelaer der als gemeinnützig anerkannte "Neuy-Kunst-Verein" e.V. Kevalaer gegründet.

Auszeichnungen und Ehrungen

  • 1991: Kulturpreis der Stadt Steinfurt
  • 1996: Kulturpreis des Kreises Steinfurt
  • 2001: in Heinrich Neuys Heimatort wird eine Grundschule nach ihm benannt

Literatur

  • Heinrich Neuy, ISBN 3-924044-96-1 (Autoren: Werner Friedrich, Heinrich Neuy)
  • Bauhaus - Der Weg zur abstrakten Malerei, ISBN 3-9800350-5-0 (Autor: Heinrich Neuy)
  • Aquarelle, ISSN 0172-3456 (Autor: Heinrich Neuy)
  • Der Bauhausmaler Heinrich Neuy, Ausgabe 1986, ISBN 3-926325-00-3, (Autor: Wolfgang Wangler † )

Weblinks


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