- New-Economy
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Der Begriff der New Economy (engl.: neue Ökonomie) bezeichnet eine radikal neue, durch die Globalisierung geprägte Wirtschaftsform, die durch das Aufkommen von Computern und neuen Kommunikationsmedien im Zuge der digitalen Revolution entstehen sollte. New Economy bezeichnet im deutschen Sprachgebrauch die auf Grundlage dieser Theorie in den späten 1990er Jahren entstandenen und schon wenig später in weiten Teilen gescheiterten Wirtschaftsbereiche.
Die Verfechter der New Economy gingen davon aus, dass die industrielle Massenfertigung von Waren weniger wichtig werde (siehe Individualisierte Massenfertigung) und die bisher gültigen Grundannahmen der kapitalistischen Wirtschaftsweise ihre Bedeutung verlieren. Die Prioritäten lägen nun in der Informationsökonomie, d. h. im weltweiten Wettbewerb um innovative Ideen, in der Erzeugung, Verarbeitung und Verbreitung von Informationen bzw. Inhalten (Content), also immateriellen Werten, z. B. in Form digitaler Güter (Software, Musik, Videos). Physische Arbeitsprozesse und Absatzkanäle würden weitgehend von digitalen Prozessen überlagert.
Im Gegensatz zu klassischen Wirtschaftstheorien – nun abwertend als Old Economy bezeichnet – geht die New Economy nicht mehr davon aus, dass die Knappheit der Güter deren Preis bestimmt. In der New Economy steigt der Preis eines Gutes erst, wenn es universell (bzw. zumindest für eine kritische Masse) verfügbar ist. Insbesondere unter dem Eindruck der weltweiten Vernetzung von Informationssystemen (Internet) besteht die Theorie der New Economy darin, dass Kommunikationsgeräte erst einen Nutzen stiften könnten, wenn sie universell verfügbar sind. Während die Güter der klassischen Wirtschaft wie Rohstoffe und industrielle Fertigprodukte ihren Wert durch ihre Knappheit bestimmten, bestimmen die Güter der New Economy ihren Wert vor allem durch die Verbreitungsmöglichkeit durch weltweit erreichbare digitale Zugänge oder weltweit nutzbare digitale Kopien, den Netzwerkeffekt und ihren Verbreitungsgrad (siehe auch Tipping-Point). Die Güter der New Economy sind daher vor allem Kommunikationsmittel (Telefon, Fax, E-Mail, Online-Community), die erst sinnvoll nutzbar sind, wenn möglichst viele Menschen Zugang hierzu haben bzw. das Kommunikationsmittel nutzen.
Diese Idee spielte im Aufschwung der informationstechnischen Unternehmen Ende der 1990er Jahre eine wichtige Rolle. Investoren setzten damals große Summen ein, um sich innovative Ideen zu sichern und so einen Vorsprung bei der Erschließung der neuen Märkte zu erhalten. Charakteristisch für die New Economy waren neue Unternehmensgründungen in sogenannten Zukunftsbranchen wie Informationstechnologie, Multimedia, Biotechnologie und Telekommunikation sowie Erzeuger forschungsintensiver Produkte.
Mit dem Ende dieses Booms setzte sich die Erkenntnis durch, dass die digitale Revolution die Grundregeln des Kapitalismus nicht außer Kraft setzt. In diesem Zusammenhang verbreitete sich mit dem Abflauen auch die Einschätzung, dass eine mehr oder weniger strikte Trennung zwischen New- und „Old Economy“ nicht sinnvoll ist. Angestammte Unternehmen der „Old Economy“ investierten außerdem zunehmend in Bereiche, welche zuvor als typisch für die New Economy angesehen wurden, wie z. B. Online-Portale und weitgehend web-basierte Dienstleistungen. Des weiteren erwies sich eine Vielzahl von Geschäftsmodellen der New Economy als konzeptioneller Fehlschlag, was am Ende der Hochphase zum Platzen der „Dotcom-Blase“ und zu Penny-Stocks (Aktien mit einem Kurswert unter 1 Dollar oder 1 Euro) führte. Damit verschwanden viele der zuvor oft vielversprechend gestarteten Dotcom-Unternehmen wieder.
Ein neueres Forschungsgebiet, das sich ebenfalls mit der wirtschaftlichen Nutzung des Internet befasst, ist die Internetökonomie.
Inhaltsverzeichnis
Satire
Kleines Lexikon der New-Economy-Sprache. Quelle: Süddeutsche Zeitung Magazin, 2.6.2000, S. 17f.
- Business Angel (auch Angel genannt)
- B2B
- Broker
- Cash-Burn-Rate
- Cashflow
- CEO
- CFO
- Content
- Deal
- Dedication
- eBay
- Entrepreneur in Residence
- Finanzierungsrunde
- Gewinnoptimierung
- Hype
- Internet-Startup
- Investment
- IPO
- Mobile Device
- Plattform
- Portfoliofirma
- Recruiting
- Risikokapital (engl.: Venture Capital)
- Rollout
- Seedfinanzierung
- Serial Enterpreneur
- Value-added
- Value Enhancement
- VC (Abkürzung von Venture Capitalist)
- WHU
Literatur
- Georg Erber, Harald Hagemann, Markus Schreyer, Stephan Seiter: Produktivitätswachstum in der „New Economy“, Übergangsphänomen oder Strukturbruch? In: A. Heise (Hrsg.): USA – Modellfall der New Economy. Metropolis-Verlag, Marburg 2001, S. 199–263.
- Georg Erber, Harald Hagemann: The New Economy in der Krise? In: HWWA (Hrsg.): Wirtschaftsdienst, Zeitschrift für Wirtschaftspolitik. 82. Jg. Heft 1, 2002, S. 25–32.
- Doug Henwood: After the New Economy. The New Press. New York, London 2003.
- Henning Klodt: Die neue Ökonomie: Erscheinungsformen, Ursachen und Auswirkungen. Eine Heinz Nixdorf Studie, Springer Verlag, 2003.
- Michael Marti: Die Droge Arbeit, Der Spiegel, 25/2000 vom 19.06.2000, Seite 122
- Mathias Müller von Blumencron: Ist die Party vorbei?, Der Spiegel, 27/2000 vom 03.07.2000, Seite 88
- Internet-Pleiten: Friedhof der Dotcoms, Spiegel Online, 2000-2001
- Ralph Pöhner: Die neuen Dot-Commander, Die Weltwoche, Ausgabe 37/06, 13.09.2006
Artikel der Zeitgeschichte
- Entlassungswelle bei US-"dotcoms", Spiegel Online, 05.07.2000
- "Dotcom" wird zum Schandmal, Spiegel Online, 06.07.2000
- Todesliste der Dotcoms, Spiegel Online, 07.07.2000
- Dot.com-Refugees: Flucht in die Sicherheit der Konzerne, Spiegel Online, 07.11.2000
- Internet-Statistiken: "Da wird aus dem Kaffeesatz gelesen", Spiegel Online, 23.11.2000
- "Viele wollen doch nur hip sein" - Interview mit dem Fuckedcompany.com Gründer, Spiegel Online, 24.11.2000
Siehe auch
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