Nez Perce

Nez Perce
Wohngebiet
Ehemaliges Stammesgebiet der Nez Percé und heutiges Reservat in Idaho.
Systematik
Kulturareal: Plateau
Sprachfamilie: Penuti
Sprache: Sahaptin
Stammesgruppe: Sahaptin
Stamm, Volk: Nez Percé
Synonyme
Nimipu, Chopunnish

Die Nez Percé [ˌnepɛʀˈse] (franz. durchbohrte Nase) sind ein Indianer-Volk der Sahaptin-Sprachfamilie. Sie selbst nennen sich „Nimipu“, was einfach „Volk“ heißt oder auch „Chopunnisch“ für „Volk der Berge“. Traditionell bewohnten sie ein weites Gebiet im heutigen US-Bundesstaat Idaho sowie Teile vom südöstlichen Washington und vom nordöstlichen Oregon. Um 1800 lebten die Nez Percé in über 70 dauerhaften Dörfern mit je 30-200 Personen. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Untere (Lower) und Obere (Upper) Nez Percé. Die Einteilung beruht hauptsächlich auf unterschiedlichen Dialekten, aber auch auf kulturellen Eigenheiten. Die Oberen Nez Percé orientieren sich eher am Leben der Plains-Stämme, die Unteren Nez Percé waren deutlichere Vertreter der Plateau-Kultur. Die Nez Percé sind eng verwandt mit den Palouse, Walla Walla, Yakima, Umatilla und Wayampam.

Inhaltsverzeichnis

Namen

Dem Namen Nez Percé zugrunde lag die Gewohnheit, Nasenpiercings zu tragen. Dieser Brauch verlor sich im frühen 19. Jahrhundert. Heute wird der Name englisch ausgesprochen. Die Nez Percé selbst pflegten sich Nimipu zu nennen. Später übernahmen sie die französische Bezeichnung und übersetzten sie in die Stammessprache: Chopunnish.

Traditionelle Kultur

Nachfolgend wird die Kultur der Nez Percé beschrieben, so wie sie sich bis zur Aufgabe der Selbstbestimmung und dem Einzug in das Reservat präsentiert hat. Ab diesem Zeitpunkt glich sie sich nach und nach der Kultur der europäischen Einwanderer an.

Kulturell sind die Nez Percé dem Kulturareal des Plateaus zuzurechnen, allerdings mit Einfluss der Plainsstämme.

Politische Organisation

Nach Möglichkeit errichteten die Nez Percé ihre Dörfer entlang von Flüssen. Sie organisierten sich analog zum Flusssystem. Die einzelnen Dörfer an einem Seitenfluss fühlten sich als Gruppe zusammengehörig und vereinten sich bei Bedarf - zum Beispiel zur Bisonjagd - mit Gruppen des Hauptflusses. Ob sich sämtliche Nez Percé bereits vor der dem ersten Kontakt mit den Europ-Amerikanern zusammgehörig fühlten, ist umstritten. Mit Sicherheit vereinten sie sich nach 1830 unter einem gemeinsamen Häuptling. Gemeinsam versuchten sie dem gewachsenen Druck stand zu halten.

Ein Dorf bestand aus mehreren Großfamilien und wurde von einem Mann - oft der älteste fähige Mann des Dorfes - geführt. Meist assistierte ein jüngerer Mann dem Anführer. Üblicherweise ging das Amt vom Vater auf den Sohn über; war dieser unfähig, wählte der Rat einen fähigeren Mann zum Anführer des Dorfes. In wenigen Fällen übernahm ein Schamane die Führung. Vom Anführer wurde erwartet, dass er ein Vorbild war, als offizieller Redner in Erscheinung trat, Streit schlichtete und bestrebt war, Entscheidungen zum Wohl der Dorfbewohner zu fällen. Die Familienführer waren im Rat vertreten, dessen Entschlüsse der Dorf-Anführer zu befolgen hatte. Normalerweise stand der Anführer des größten Dorfes der Gruppe vor. Die Bewohner der verschiedenen Dörfer schlossen sich vor allem zur Verteidigung zusammen, gelegentlich aber auch zu gemeinsamen Zeremonien oder zum Nahrungserwerb.

Trafen sich gar verschiedene Gruppen, vereinten sich die Gruppen-Anführer und herausragenden Krieger zu einem Rat. Ein Mann konnte vom Rat mit der Führung eines Unternehmens - Jagd oder Krieg - betraut werden. Selten hatte ein Mann auf dieser Ebene permanent die Führungsrolle inne, sondern bloß vorübergehend. Schamanen genossen teilweise großen politischen Einfluss. Obwohl Verbrechen meist in der Großfamilie geahndet wurden, schickte der übergeordnete Rat manchmal Stammesmitglieder ins Exil.

Nahrungserwerb

Die Nez Percé jagten große Tiere wie Wapitis, Hirsche, Elche, Bergschafe, Bergziegen, Schwarz- und Grizzly-Bären sowie kleinere wie Hasen, Hörnchen, Dachse und Murmeltiere. Das Großwild kreisten sie meist gemeinschaftlich ein oder trieben es in ein Gehege oder einen Fluss. Bevor sie über Pferde verfügten, war der Angriff aus dem Hinterhalt eine beliebte Jagdmethode, besonders bei Bisons. Zudem träufelten sie manchmal Klapperschlangen-Gift auf die Pfeilspitze. Weiter fingen sie Enten, Gänse, Mohrhühner sowie andere Vögel für Zeremonien. Verschiedene Flüsse versorgten sie mit Fischen. Lachse fingen sie bei Frühlingsbeginn, meist mussten sie dazu noch mit Schneeschuhen durch den tiefen Schnee zum Fluss stapfen.

Sattelkissen, Nez Perce National Historical Park, um 1900

Nachdem sie nach 1700 zu Pferden gelangt waren, zogen sie einmal im Jahr in die Ebenen Montanas, jagten Bisons und tauschten mit den Prärie-Stämmen Waren aus. Dabei wurden sie oft von Kriegern befreundeter Stämme wie den Umatilla, Cayuse und Yakima begleitet.

Die Männer waren für die Jagd und das Fischen verantwortlich. Sie fischten mit Schnur und Haken, mit Speeren, Harpunen, Netzen und Wehren. Die großen Wehre wurden gemeinschaftlich errichtet. Ein Spezialist regulierte das Wehr und teilte den Fang unter den Familien auf. Die Frauen verarbeiteten die Beute. Fische wurden entweder frisch gegessen oder an der Sonne getrocknet und als Wintervorrat geräuchert.

Ergänzend sammelten die Frauen Wurzeln, wilde Rüben und Zwiebeln, verschiedene Beeren, Pinien-Nüsse und Sonnenblumen-Kerne. Wurzeln wurden zerrieben, als Laibe oder Biscuits aufbewahrt und später in Suppen und Eintöpfen verwendet. Die Vorräte wurden in Körben in rinden- oder grasbedeckten trockenen Gruben aufbewahrt.

Mann der Nez Percé, 1899

Materielle Kultur

Für den Alltagsgebrauch verfügten die Nez Percé über Gegenstände aus Materialien, die ihnen die Natur bot. Vieles war aus Holz, so zum Beispiel Löffel und Schalen. Löffel stellten sie teilweise auch aus Horn her, genau so wie Trinkbecher. Mörser waren entweder geflochten und mit einem Steinboden ergänzt oder aus Holz. Die Stößel meißelten sie aus Stein. Verwendung fanden die Mörser zum Mahlen und Zerkleinern von Fleisch und Wurzeln. Zum Kochen von Fleisch benutzten sie Körbe, zum Backen große Erdöfen. Geweihe nutzten die Nez Percé für Keile und zusammen mit Stein, Holz und Rohleder für Streitäxte und Keulen (Tomahawks). Bögen schufen sie aus Flieder, Eibenholz und Sehnen.

Die Nez Percé wohnten in den auf dem Plateau üblichen Matte-bedeckten Langhäusern. Die Länge der Häuser konnte über 30 Meter betragen. Nebst diesen permanenten Wohnsitzen verfügten die Nez Percé über konische Zelte, die sie bei Reisen, zum Beispiel auf Jagdzügen oder beim Fischen benutzten. Schwitzhütten wurden in allen permanenten Siedlungen der Nez Percé gefunden.

Die Kleidung der Nez Percé war mit langen Wildlederhemden, Leggings, Gürteln, Handschuhen, Stulpen und Mokassins typisch für die nördlichen Plains. Bei Männern beliebt war Kopfschmuck aus Federn. Frauen verzierten ihre Kleider mit Wapiti-Zähnen und Meeresmuscheln, die sie eintauschten. An der Kleidung konnte sowohl das Geschlecht als auch Alter und sozialer Status abgelesen werden. Beide Geschlechter bemalten sich die Gesichter zu speziellen Zwecken.

Nez Percés mit einem Appaloosa-Pferd (1895)

Die spanischen Einwanderer führten Pferde mit sich, die sich vom Gebiet des heutigen Mexiko aus rasch nach Norden verbreiteten und auch zu den Nez Percé kamen. Innerhalb kürzester Zeit wurden die Nez Percé zur berühmtesten Pferdenation auf dem Plateau. Männer, Frauen und Kinder ritten Pferde bei jeder Gelegenheit. Zogen sie von einem Lagerort zum nächsten, zogen Pferde ihr Hab und Gut auf einem Travois. Welche zentrale Bedeutung das Pferd im Leben der Nez Percé einnahm, zeigte die vielfältige materielle Kultur: Die Nez Percé schufen verschiedene Sättel je nach Verwendung sowie mit Stachelschweinborsten, Perlen und Pferdehaaren verzierte Pferdedecken und -geschirr. Die Anzahl Pferde machte den Unterschied zwischen Reich und Arm; einflussreiche Familien besaßen teilweise eine Herde von Tausenden Pferden. Als Züchter von starken und ausdauernden Pferden waren die Nez Percé weitherum bekannt; gelegentlich erwarben die Nez Percé zusätzlich Pferde durch Raubzüge.

Lebenszyklus

Geburt

Baby der Nez Percé, Edward Curtis, 1911

War eine Frau schwanger, erhielt sie von ihren älteren weiblichen Verwandten Ratschläge, wie sie ihre Gesundheit, und diejenige ihres Kindes, erhalten konnte. Dazu gehörten heiße wie kalte Bäder sowie die Verwendung verschiedener Kräuter. Es galt als Tabu für Schwangere, deformierte Tiere oder Menschen zu betrachten, berühren oder verhöhnen. Die Nez Percé glaubten, dass das Kind ebenfalls deformiert werden würde, hielt sich die werdende Mutter nicht an das Tabu. Weitere Tabus schränkten sie in ihrem Handeln ein.

Zur Geburt begab sich sie sich in eine separate Hütte, wo ihr weibliche Verwandte halfen. Nur bei ernsteren Komplikationen wurde ein männlicher Schamane beigezogen, die mit Kräutern, Ritualen und physischen Handlungen halfen. Nach der Geburt wurde die Nabelschnur in einem kleinen Behälter verstaut, welcher an der Baby-Trage (Cradleboard) befestigt wurde. Gemäß dem Glauben der Nez Percé würde der Verlust der Nabelschnur Unglück bringen.

Kinder erhielten meist Namen von bedeutenden Vorfahren, in der Hoffnung, dass sich dies positiv auf die Entwicklung des Kindes auswirken würde. Eine formelle Namens-Feier fand aber erst im Jugendalter statt. Namen konnten jederzeit geändert werden.

Kindheit

Kinder wurden so lange in das Wiegenbrett gelegt, bis sie gehen konnten und wurden so lange wie möglich gestillt, oft einige Jahre. Starb die Mutter, wurde das Kind von einer anderen Frau des Vaters oder von einer Verwandten der Verstorbenen adoptiert.

Nach Möglichkeit kümmerten sich die Großeltern um das Kind, sobald dieses entwöhnt war. Den Eltern gegenüber mussten sich die Kinder sehr respektvoll benehmen, mit den Großeltern durften sie hingegen umheralbern. Der Großvater brachte seinem Enkel das Jagen, Reiten und Schwitzen bei. Die Großmutter unterrichtete ihre Enkelin. Außerdem brachten die Großeltern viel Zeit damit zu, ihren Großkindern die Mythen des Stammes zu erzählen. Unterstützt wurden die Großeltern durch andere ältere Verwandte. Onkel und Tanten holten Kinder üblicherweise vor Tagesanbruch zu einem Bad in einem nahegelegenen Gewässer.

Mit etwa drei Jahren wurden die Kinder in den Alltag einbezogen. Sie waren beim Wurzeln ausgraben oder beim Beeren sammeln dabei und wurden auch schon mal hinter einem Reiter aufs Pferd gebunden und zur Jagd mitgenommen. Etwa mit sechs Jahren halfen die Kinder erstmals bei der Arbeit mit, gruben selbst eine Wurzel aus oder erlegten mit einem Spielzeugbogen ein Tier. Dieses Ereignis wurde mit einer Übergangszeremonie gefeiert. Aß ein erfahrener Jäger oder Fischer das erste Wild oder den ersten Fisch, so glaubten die Nez Percé, dass der Knabe ein begabter Fischer oder Jäger werden würde. Ebenso sollte eine erfolgreiche Sammlerin die erste Wurzel oder die erste Beere eines Mädchens essen, damit dieses später eine Familie ausreichend mit diesen Produkten versorgen konnte.

In der Jugendzeit wurden die Jungen und Mädchen zur Visionssuche ausgeschickt. Waren sie nicht erfolgreich, wurden sie oft weitere Male ausgeschickt. Trat bei einem Mädchen die erste Blutung ein, wurde es für etwa eine Woche in eine dafür vorgesehen Hütte separiert. Dort sollte es nicht untätig sein und stets positive Gedanken pflegen. Nach dieser Zeit kehrte das Mädchen wieder unter ihr Volk zurück und wurde als junge Frau willkommen geheißen, die nun bereit war zu heiraten. Von Freunden und Verwandten erhielt sie Geschenke.

Tänze, Spiele, Wettkämpfe und Pferderennen nahmen einen wichtigen Stellenwert ein - sowohl bei Kindern wie auch bei Erwachsenen.

Heirat

Die Familien-Führer bestimmten die Partner ihrer Kinder, teilweise bereits während deren Kindheit, oftmals aber erst auf Wunsch der Kinder selbst. Heiraten zwischen Verwandten - auch zwischen weiter entfernten Verwandten - war tabuisiert. Gerne gesehen war hingegen, wenn mehrere Kinder in dieselbe Familie einheirateten. Verwandte des Bräutigams und der Braut trafen sich und tauschten Geschenke aus. Umso höher die soziale Stellung der Familien war, desto mehr Personen nahmen an diesem Treffen teil. Die Heirat erfolgte in einem zweiten Treffen. Anschließend zog das junge Paar entweder zu den Eltern der Frau, öfter aber zu denjenigen des Mannes. Ein Mann durfte mehrere Frauen haben. Weibliche Sklaven, die im Krieg gefangen genommen worden waren, oder Schwestern der Frau waren beliebte Zweitfrauen. Starb die Frau oder der Mann, heiratete der Witwer oder die Witwe nach Möglichkeit einen Bruder oder eine Schwester der oder des Verstorbenen.

Tod

Ahnte eine Person ihren Tod, bestimmte sie, wer nach ihrem Tod ihre Habseligkeiten erhalten und wer ihre Ämter übernehmen sollte. Starb jemand, machte dies der Herald im ganzen Dorf bekannt. Verwandte und Freunde des Toten sammelten sich zur Trauer um seine Leiche und wuschen und schmückten diese. In einen Mantel gehüllt wurde die Leiche begraben. Teilweise wurde das Lieblingspferd des Toten erschossen und mit ins Grab gelegt. Zuletzt hielt der Schamane eine Zeremonie ab, um die Seele des Verstorbenen davon abzuhalten, zurück zu kehren. Künftig wurden Erinnerungen an den Toten so gut als möglich vermieden, sein Name wurde beispielsweise nicht mehr erwähnt und manchmals sogar seine Hütte verbrannt. Nach Ablauf eines Jahres wurde der Witwer oder die Witwe aus der Trauer entlassen; nun durfte er oder sie wieder heiraten.

Geschichte

Als die Expedition von Lewis und Clark (1804-1806) durch das Territorium der Nez Percé zog, waren diese mit etwa 6000 Personen die größte Gruppierung auf dem Plateau. Prophezeiungen der Nez Percé hatten die Ankunft der Weißen längst angekündigt und auch betont, welch starken Auswirkungen dies auf die Nez-Percé-Kultur haben wird. Ab 1811 standen sie in Kontakt mit weißen Händlern, ab 1813 besuchten sie regelmäßig den Handelsposten der North West Company am Oberen Columbia River. Um 1850 waren die Biber auf dem Plateau beinahe ausgerottet. Pferde- und Pelzhandel ließen die Nez Percé in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwar relativ wohlhabend werden; Epidemien dezimierten sie aber auf etwa 1800 Personen.

1832 besuchte der erste Missionar, ein Presbyterianer, die Nez Percé. Von 1836 bis 1847 wohnten Presbyterianer-Missionare ständig unter den Nez Percé. Am Rande kam es auch zu Kontakten mit katholischen Missionaren. Der Einfluss der Presbyterianer fand mit dem Whitman-Massaker 1847 ein vorläufiges Ende; erst in den 1870er Jahren nahmen sie ihre Arbeit bei den Nez Percé wieder auf. Die Missionare verboten Polygynie, Spielen, Schamanismus, Krieg, Raubritte sowie die meisten Zeremonien. Stattdessen führten die Missionare die westliche Medizin ein, legten Gärten und Mühlen an, um die Nez Percé in der Nähe der Mission anzusiedeln. Sie brachten den Nez Percé Lesen und Schreiben bei. Die Presbyterianer blieben bis 1940 eine dominante Religion und politische Kraft bei Nez Percé.

Gelegentlich kam es zu Reibereien zwischen den Nez Percé und weißen Goldsuchern sowie Siedlern, die sich permanent dort niederließen. Die Nez Percé sahen sich gezwungen, in Verträgen von 1855, 1863 und 1868 beinahe ihr ganzes Land den Weißen zu übertragen. Im Vertrag von 1855 bei Walla Walla sicherte die US-Regierung den Nez Percé das Land in einem definierten Gebiet als Reservat zu. Gemäß dem Vertrag durften sich die Nez Percé aber auch außerhalb der Reservatsgrenzen aufhalten und dort nach belieben jagen und fischen. 1863 reduzierte die Weißen die Reservatsfläche. Spätestens ab diesem Zeitpunkt vertiefte sich der Graben zwischen christlichen Nez Percé im Reservat und den nicht-christlichen Nez Percé außerhalb.

Ende der 1860er Jahre besaßen die Nez Percé einzig das verkleinerte Reservat im Wallowa Valley und dieses Land wurde von weißen Siedlern begehrt. Chief Joseph, White Bird, Looking Glass und andere Häuptlinge waren bereit, dem Frieden zuliebe nachzugeben, doch junge Krieger waren nicht einverstanden und überfielen weiße Rancher. General Howard wurde beauftragt, die Nez Percé dafür zu bestrafen. Angeführt von Chief Joseph zogen sich die Nez Percé durch das Gebiet des heutigen Yellowstone-Nationalparkes in Richtung kanadischer Grenze zurück, hart bedrängt von der US-Armee. Kurz vor der Grenze mussten sich die letzten verbliebenen 450 Nez Percé ergeben und wurden nach Oklahoma verbannt (siehe auch Feldzug gegen die Nez Percé). 1885 erhielten sie ein Reservat im Bundesstaat Washington, das Colville-Reservat. Einige Nez Percé ließen sich zum Christentum konvertieren und kehrten nach Idaho zurück.

Die christianisierten Nez Percé in Idaho passten sich stärker der euro-amerikanischen Kultur an. Sie lancierten verschiedene Ökonomie- und Bildungs-Programme, die von der presbyerianischen Kirche unterstützt wurden.

Heutige Situation

1895 trat der Dawes Act in Kraft, der das Reservatsland parzellierte und auf die Bewohner verteilte. Die Größe der einzelnen Parzellen wurde so festgelegt, dass über die Hälfte des Reservatslandes frei an Weiße verteilt wurde. Von der ursprüngliches Stammesfläche um 1800 von über 50.000 km² (13 Millionen Acres) blieb den Nez Percé bis 1975 gut 320 km² (80.000 Acres). Seit 1980 versuchen die Nez Percé, Land zurück zu kaufen. Bis 1998 stieg ihre Landfläche deshalb auf knapp 450 km² (110.000 Acres). 2005 kauften sie für 278.865 US-Dollar weitere rund 3,9 km² (962 Acres) ihres einstigen Landes im Wallowa Valley (Oregon) zurück.

Basierend auf den Vertrag von 1855 dürfen die Nez Percé noch immer außerhalb ihres Reservats jagen und fischen und zwar zwischen dem Columbia River im Westen, den oberen Salmon River im Süden und der Grenze zu Montana im Osten. Ebenfalls haben sie ein Mitbestimmungsrecht an Bodenschätzen, Wasser und Waldwirtschaft in dem Gebiet, das sie zwischen 1855 und 1863 vertraglich abgetreten hatten.

Die Stammesregierung basiert auf der Verfassung von 1948. Die Verfassung richtete einen Rat sämtlicher erwachsener Stammesmitglieder ein. Die meiste Macht hat aber das Nez Percé Tribal Executive Committee (NPTEC) inne.

Noch immer ist der Konflikt zwischen christlichen und nicht-christlichen Nez Percé spürbar. Seit den 1930er Jahren nimmt der Einfluss der Presbyterianer ab, stattdessen steigt der Einfluss der nicht-christlichen Nez Percé in der Reservation. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alte Zeremonien wieder eingeführt, die 50 Jahre lang verboten waren.

Demografie

James Mooney schätzte 1780 die Zahl der Nez Percé auf 4.000. Lewis und Clark nannten 6.000 im Jahre 1805. 1885 war die offizielle Zahl 1.437. 1906 zählten die Nez Percé im Lapwai-Reservat 1.534 und jene im Colville-Reservat 83. Ihre traditionelle Stammessprache wurde 1997 noch von 100 bis 300 Personen gesprochen. Der US-Census von 2000 wies 6.535 aus, wovon bei 3.983 beide Elternteile Nez Percé waren.

Literatur

  • John R. Swanton: The Indian Tribes of North America. Smithsonian Institution, Bureau of American Ethnology, Bulletin 145, Smithsonian Press, Washington D.C., 1969
  • Deward E. Walker Jr.: Handbook of North American Indians. Volume 12: Plateau. Smithsonian Institution (Hg.). Washington: 1998.

Siehe auch

Liste nordamerikanischer Indianerstämme

Weblinks

Quelle


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