Niassaland

Niassaland
Dziko la Malaŵi (Chichewa)

Republic of Malawi (englisch)
Republik Malawi

Flagge Malawis
Flagge Wappen
Wahlspruch: „Unity and Freedom“

englisch für „Einigkeit und Freiheit“

Amtssprache Chichewa, Englisch
Hauptstadt Lilongwe
Staatsform Präsidialrepublik
Staatsoberhaupt und Regierungschef Präsident Bingu wa Mutharika
Fläche 118.480 km²
Einwohnerzahl 12.900.000 (Schätzung, Stand 2008)
Bevölkerungsdichte 109 Einwohner pro km²
BIP/Einwohner 180 US-$ (2006)
HDI 0,437
Währung Malawi-Kwacha
Unabhängigkeit von Großbritannien am 6. Juli 1964
Nationalhymne Mlungu salitsani malawi
Zeitzone UTC+2
Kfz-Kennzeichen MW
Internet-TLD .mw
Telefonvorwahl +265

Malawi [maˈlaːvi] (Chichewa: Dziko la Malaŵi; englisch: Republic of Malawi [məˈlɑːwɪ]) ist ein Binnenstaat in Südostafrika, der am 6. Juli 1964 seine Unabhängigkeit von Großbritannien erlangte. Es grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Malawi hat etwa 13 Millionen Einwohner, die Hauptstadt ist Lilongwe.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage

Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 850 km, die West-Ost-Ausdehnung 350 km. Die Außengrenze hat eine Länge von 2.881 km, 1.569 km zu Mosambik im Osten und Süden, 475 km zu Tansania im Norden und 837 km zu Sambia im Westen.

Landschaftsbild

Die Landesfläche umfasst etwa 118.484 km² (Weltrang 99), davon 31 % Wald und Buschland, 25 % Wasserfläche, 20 % Ackerland, 15 % Wiesen und Weiden.

Malawi liegt nahezu vollständig im Bereich des ostafrikanischen Grabenbruchsystems. Die Landschaftsgestalt wird von Hochflächen, die von einzelnen Inselbergen überragt werden, weiten Ebenen und dem Malawisee (früher Njassasee, njassa = „See“ auf Chichewa) bestimmt. Die nördliche Region ist bergig, die höchsten Gipfel steigen hier bis zu 3000 m an. Mit einer Fläche von etwa 29.600 km², 570 Kilometer Länge und einer Breite bis zu 80 Kilometern ist der Malawisee der größte See Malawis und zugleich das drittgrößte Binnengewässer Afrikas; er gehört überwiegend zum malawischen Staatsgebiet. Südlich des Sees setzt sich der Grabenbruch fort.

Das aus einer Ebene mit grünen Teeplantagen herausragende imposante Mulanje-Massiv bildet die höchste Erhebung des Landes, der höchste Berg ist der Sapitwa mit 3.002 m Höhe. Der längste Fluss ist der Shire mit 402 km Länge. Als südlicher Abfluss des Malawisees durchströmt der Shire zunächst den Malombesee, bevor er in Mosambik in den Sambesi mündet (hier befindet sich mit 37 m Höhe auch der niedrigste Punkt in Malawi).

Klima

In Malawi herrscht subtropisches Klima mit vier Jahreszeiten: - kühle Saison zwischen Mai und Mitte August; - heiße Zeit zwischen Mitte August und November; - Regenzeit zwischen November und April, in dieser Zeit kann die Luftfeuchtigkeit morgens fast 100 % betragen; - Nachregenzeit zwischen April und Mai. Im Allgemeinen ist es im Hochland kühler und feuchter, während es in den tiefer gelegenen Gebieten heißer und schwüler ist. Am Malawi-See ist es am wärmsten, jedoch weht meistens ein kühlender Wind. Die durchschnittlichen Temperaturen schwanken zwischen 19 und 32 °C von November bis April und zwischen 14 und 24 °C von Mai bis Oktober. Der Juli ist der kühlste Monat. Die Nächte können kalt sein, besonders im Bergland. Es besteht ein Niederschlagsgefälle von rund 2000 mm pro Jahr im äquatornäheren Norden zu knapp 1000 mm im Süden, die im Regenschatten liegende Grabensohle erhält örtlich kaum 600 mm.

Pflanzenwelt

Die Flora der Region ist sehr unterschiedlich. Vorherrschende Vegetationsformationen in den trockenen Ebenen sind Savannen und offene Grasfluren, sowie lichter Trockenwald. Geschlossene Wälder kommen nur in Gebirgslagen und auf den waldreichen Hochplateaus vor. Der Waldbestand des Landes wurde früher in den Siedlungsgebieten abgeholzt, aber inzwischen wieder großflächig aufgeforstet.

Natursehenswürdigkeiten

Sehenswert sind die Kapichira-Wasserfälle, der Malawisee, der Malombesee und der Berg Mulanje. Nationalparks in Malawi sind Kasungu, Lake Malawi National Park, Lengwe, Majete, Mwabvi, Liwonde, Nyika, Vwaza und Nkhotakota.

Bevölkerung

Die etwa 13 Millionen Einwohner gehören verschiedenen Bantuvölkern an. Volksgruppen in Malawi: 53,2 % Maravi (einschließlich Tonga, Nyanja, Chewa und Tumbuka), Lomwe 16,3 %, Yao 13,4 %, Ngoni 8,7 %, andere 8,4 %.

Die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt liegt in Malawi bei 46 Jahren (Stand 2008). 11,9 % der Erwachsenen (15-49 Jahre) sind HIV-positiv (Stand 2008). Da vor allem junge Menschen betroffen sind, hat dies enorme ökonomische Konsequenzen (siehe auch: AIDS in Afrika). Verstärkt werden diese noch durch ein starkes Bevölkerungswachstum, das extremen Druck auf das Land und seine Ressourcen, die Ernährungslage, den Arbeitsmarkt und die Sozialleistungen ausübt. Die Analphabetenrate liegt liegt bei durchschnittlich 30 % (Männer 22,3 %, Frauen 36,7 % (Stand 2006)[1].

Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von weniger als einem US-Dollar pro Tag (Stand 2005).

Demographie

Eine Frau bringt in ihrem Leben durchschnittlich 6,3 Kinder zur Welt. Diese hohe Fruchtbarkeitsrate ist unter anderem dadurch bedingt, dass nur 39 % der Frauen moderne Verhütungsmittel zur Verfügung stehen.[2]

Sprachen

Verbreitet sind Bantusprachen. Amtssprachen sind die Bantusprache Chichewa und Englisch. Außerdem werden regional noch die Bantusprachen Lomwe, Chiyao, Tumbuka und andere gesprochen.

Religionen

Etwa 80 Prozent der Bevölkerung bekennen sich zum Christentum, mit 12 Prozent hat Malawi einen höheren Anteil Moslems als die anderen Länder im südlichen Afrika.[3] Die verbleibenden Prozente entfallen auf Atheisten und Anhänger von traditionellen Religionen, wobei deren mythologische Vorstellungen teilweise in die Hochreligionen mitgenommen wurden und bestimmte Rituale unter anderen Namen dort weiterhin praktiziert werden. Christen haben im gesamten Norden bis zur Hälfte des Landes einen Bevölkerungsanteil von über 90 Prozent, das Siedlungszentrum der Moslems liegt im Osten südlich des Malawi-Sees. Traditionelle Religionen werden in einzelnen kleinen Gebieten im äußersten Süden, besonders im Distrikt von Nsanje praktiziert.[4]

Christentum

Die größte christliche Gemeinde bilden mit etwa 23 Prozent die Katholiken, es folgen gemäß einer Umfrage von 2004 mit knapp 19 Prozent die Church of Central Africa (CCAP), die zu den Presbyterianern gehört. Die Gruppe der African Independent Churches (AIP) machen etwa 17 Prozent aus und sind ebenso wie Evangelikale und Pentecosta – zusammen etwa ein Drittel der Christen – stark zunehmend; die letzten beiden gewinnen besonders in den Städten Anhänger. Es gibt außerdem etwa 2,5 Prozent Anglikaner und gut 6 Prozent Siebenten-Tags-Adventisten und Baptisten für beide, nicht zu vergessen die Minderheiten der Zeugen Jehovas und der Gerechten Christen.[5]

Der erste Missionar am Malawi-See war 1859 David Livingstone. Durch seine Berichte über den Sklavenhandel und die Notwendigkeit zur Mission war das Interesse an dieser Gegend geweckt. Bischof Charles Frederick Mackenzie gründete als Vertreter der Universities Mission to Central Africa (UMCA) zwei Jahre später bei Zomba eine Missionsstation, verstarb aber wie die meisten seiner Mitstreiter bereits 1862 an Malaria. Sein Nachfolger William Tozer zog sich 1863 nach Sansibar zurück. 1875 kamen Presbyterianer und gründeten die Station Livingstonia, wo als erste die Tumbuka missioniert wurden, während eine Abordnung der Church of Scotland sich 1876 beim späteren Blantyre niederliess. Die ersten Katholiken kamen 1889 in Gestalt der Weißen Väter über das von Portugal kolonisierte Mosambik. In den Jahrzehnten darauf folgten unter anderem Missionare der Niederländisch-reformierten Kirche aus Südafrika und einige charismatische Sekten mit Ursprung in den USA. Vor allem Missionare der anglikanischen Kirche profitierten von ihren Nähe zur Kolonialmacht, vermittelten dafür in Konfliktfällen der Regierung religiöse Legitimation.[6]

Präsident Banda war Presbyterianer. Erst seit seinem Nachfolger, dem Moslem Bakili Muluzi, gilt die in Artikel 20 der Verfassung garantierte Religionsfreiheit in der Praxis gleichermaßen auch für Moslems, wobei Banda immerhin nach 1961 eine Kampagne für westliche Erziehung von benachteiligten Moslems startete. Seit 2004 ist der Katholik Bingu wa Mutharika Präsident und dessen Vizepräsident ist Moslem. Politische Spannungen sind nicht religiös begründet, die meisten religiösen Auseinandersetzungen gab es zwischen sich abspaltenden christlichen Splittergruppen. In den 1970er Jahren kam es im Süden zu Auseinandersetzungen zwischen Christen und Anhängern traditioneller Religionen. Auf der einen Seite polarisierte eine neu ins Land gekommene fundamentalistische Pfingstbewegung, auf der anderen formierte sich eine neotraditionelle Kirche der Ahnen.

1909 begann der charismatische Elliot Kenan Kamwana für die Zeugen Jehovas in Malawi zu missionieren. Er sagte für 1914 den Weltuntergang voraus, wurde aber schon Ende 1909 wegen seinen antikolonialen Kampagnen von den den Briten deportiert und kehrte erst 1937 aus Mauritius wieder zurück, wo er bis zu seinem Tod 1956 heimlich weiter Anhänger gewann. Unter Präsident Banda wurden ab 1967 die damals etwa 18.000 Zeugen Jehohas wegen ihrer Weigerung, Militärdienst zu leisten und an Zeremonien teilzunehmen, unterdrückt, gewaltsam verfolgt und zu Tausenden in Flüchtlingslager nach Sambia und Mosambik vertrieben. 1976 waren über 5000 Zeugen Jehovas eingesperrt. Mit der Demokratisierung 1993 wurde das Verbot dieser Glaubensgemeinschaft aufgehoben, seither hat ihre Zahl deutlich zugenommen.[7]

Islam

Moslems in Malawi sind wie im übrigen Afrika fast ausschließlich Sunniten, worunter auch Anhänger verschiedener Sufi-Bruderschaften (Tariqa) zu verstehen sind. Die meisten Moslems finden sich unter der Yao im Süden des Malawi-Sees. Der Islam kam erstmals ab den 1890er Jahren durch arabische Händler über Mosambik hierher und trug dazu bei, dass Yao den meisten Widerstand gegen die Kolonialherrschaft leisteten. Hauptverantwortlich für die Ausbreitung des Islam in Malawi war der am Malawi-See geborene Scheich Abdallah b. Haji Mkwanda (um 1860–1930), der Sohn eines bekannten Elfenbein- und vermutlich auch Sklavenhändlers. Er studierte den Koran in Kilwa, kehrte 1884 zum See zurück, predigte und verteilte Amulette. Dessen einflussreichster Schüler war Scheich Thabit b. Muhammad Ngaunje (um 1880–1959), der den Islam besonders bei den Yao verbreitete. Beide lehrten den Koran auf arabisch und swahili, aber nicht in Lokalsprachen. Das Zentrum des islamischen Glaubens repräsentierte für alle Moslems am Malawi-See Sultan Barghash ibn Sa’îd von Sansibar.

Nach 1900 begann die Ausbreitung der beiden Tariqas Qadiriyya und Schadhiliyya landeinwärts von der Mosambik-Insel. Die meisten Prediger dieser Sufi-Orden waren Moslems in zweiter Generation und betätigten sich zugleich als reisende Händler. Die wichtigste Frau in der islamischen Geschichte von Malawi war Mtumwa bt. Ali b. Yusufu, die auf Sansibar ausgebildet worden war und 1929 den Qadiriyya-Orden nach Nkhotakota brachte, was vielen Frauen zu einer aktiveren Rolle innerhalb der Glaubensgemeinde verhalf. Wie einige traditionelle Zeremonien überlebten bei den moslemischen Yao Matrilinearität und Gewohnheitsrecht während der Kolonialzeit. Die zur Ahnenverehrung gehörenden Feiern am Ende der Totenklage wurden unter dem neuen islamischen Namen Sadaka begangen und von Moslemautoritäten überwacht.

Die britische Kolonialpolitik verhielt sich im Gegensatz zu Portugiesen in Mosambik tolerant gegenüber dem Islam, dennoch erhielten nur wenige Moslems westliche Bildung und gute Jobs. Seit Ende der 1970er Jahre erfolgt eine Wiederbelebung des Islam im Land durch Zusammenarbeit und finanzielle Unterstützung von Moslems aus Indien und Pakistan. In den 1980er Jahren wurden rund 30 Moscheeneubauten auch durch das African Muslims Committee aus Kuwait finanziert. Der Islam erhielt eine sichtbare Präsenz, auch in Gegenden, wo es kaum Moslems gibt. Die Zahl der Madrasas stieg ebenfalls. Seit 1986 verteilt die Islamic Development Bank Stipendien für Studiengänge in Medizin und Ingenieurwissenschaften in Pakistan. Was so entsteht, ist ein konservativer Reformislam, der den bisherigen Islam der Sufi-Orden herausfordert, aber bisher in der Minderheit bleibt.[8]

Bildungswesen

In Malawi stieg die Zahl der Grundschüler seit der Einführung des freien Grundschulunterrichts 1995 von 1,9 Millionen auf 3,4 Millionen. Damals gingen nur die Hälfte der Kinder im schulfähigen Alter in die Schule, heute sind es 80 %. Ein Hauptproblem in den Dorfschulen sind die Klassengrößen von mehr als 80 Kindern. Es besteht ein großer Mangel an Lehrern. In den letzten zehn Jahren wurden viele Lehrer ohne richtige Ausbildung eingestellt und viele pensionierte Lehrer wurden reaktiviert, um die Situation zu verbessern. Trotz dieser Anstrengungen war der Mangel an Lehrern 2006 größer als vor fünf Jahren, weil die älteren Lehrer jetzt in Pension gingen.

Während 30 Jahren hatte Malawi nur eine Universität, die University of Malawi, mit fünf Constituent Colleges: (1) Chancellor College, Zomba, (2) Polytechnic, Blantyre, (3) Bunda College of Agriculture, (4) College of Nursing, Lilongwe, und (5) College of Medicine Blantyre. Seitdem wurden drei weitere Universitäten eröffnet: Mzuzu University in Mzuzu, Livingstonia University in Livingstonia und Ekwendeni und die Catholic University of Malawi in Nguludi bei Blantyre.

Medizinische Versorgung

Die Säuglingssterblichkeit liegt bei 80 pro 1.000 Geburten, die Müttersterblichkeit bei 1.100 pro 100.000 Geburten, nur 54 % der Geburten können medizinisch betreut werden. Die hohe AIDS-Rate von 11,9 % stellt das Gesundheitssystem vor gravierende Probleme.[9]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Malawis

Die Geschichte Malawis muss erst noch erforscht werden. Das von Friedemann Schrenk bei Karonga entdeckt Fossil eines Homo rudolfensis belegt allerdings, dass das Gebiet des heutigen Malawi bereits von mehr als zwei Millionen Jahren von frühen Vertretern der Gattung Homo besiedelt war.

Die früheste nachweisbare Besiedelung durch den modernen Menschen (Homo sapiens) erfolgte durch Stämme der San. Nördlich von Lilongwe sind in den Höhlen zweier markant aus der Landschaft ragenden Berge aus Granitfels noch heute steinzeitliche Zeichnungen dieser Kultur von Jägern und Sammlern zu finden. Die frühste Eisenzeitliche Kultur in südlichen Malawi ist gekennzeichnet durch die Nkope-Keramik, die hier ab ca. 200 n. Chr. einsetzt und sich bis ins 11. Jahrhundert nachweisen lässt. Die nächste nachweisbare Besiedlung erfolgte durch den Chewa-Stamm aus dem Luba-Gebiet, wobei die Angaben zur Zeit der Einwanderung je nach politischer oder wissenschaftlicher Ansicht zwischen 1000 und 1480 n. Chr. schwanken.

Auf malawischen Boden befand sich vor dem Zeitalter des Kolonialismus angeblich das Königreich der Maravi. Sklavenhandel von Ostafrika und Sansibar her und Stammeskriege beutelten die nördlichste Region. 1859 erreichte David Livingstone als erster Europäer den Malawisee. 1891 wurde Malawi britisches Protektorat, 1907 wurde dieses in die Kolonie Njassaland umgewandelt. 1915, als die britische Regierung die Wehrpflicht für die Koloniebewohner anordnete, revoltierte die einheimische Bevölkerung unter dem Baptistengeistlichen John Chilembwe gegen die Fremdherrschaft.

1953 wurde Njassaland Mitglied der Zentralafrikanischen Föderation.

Am 6. Juli 1964 erlangte das Land unter Premierminister Hastings Kamuzu Banda als Malawi die Unabhängigkeit, der exakt zwei Jahre danach, am 6. Juli 1966, die Republik ausrief und ihr erster Präsident wurde. Banda regierte das Land an der Spitze der Malawi Congress Party (MCP) diktatorisch. Diese Diktatur endete erst 1993 mit einem friedlich ablaufenden Referendum, welches 1994 in freie Wahlen mündete. Initiiert worden war diese Entwicklung durch einen Hirtenbrief von sechs römisch-katholischen Bischöfen unter Führung von James Chiona im Jahr 1992, in dem erstmals seit Jahren öffentlich politische Reformen gefordert wurden.

Bei den ersten freien Wahlen seit 1994 wurde Bakili Muluzi von der United Democratic Front (UDF) zum Präsidenten gewählt und 1999 wiedergewählt. Nach vergeblichen Versuchen, die Verfassung zu ändern, um seine Präsidentschaft zu verlängern, wurde er nach der umstrittenen Wahl vom 20. Mai 2004 von dem von ihm als Nachfolger gewünschten Bingu Mutharika (UDF) abgelöst, vor allem weil die Oppositionsparteien sich nicht auf einen gemeinsamen Gegenkandidaten einigen konnten. Die Vereidigung des neuen Präsidenten fand am 24. Mai 2004 in Blantyre im Beisein mehrerer afrikanischer Staatschefs statt.

Politik

Nach der Verfassung von 1966 ist Malawi eine präsidiale Republik im Commonwealth. Einzige zugelassene Partei war die Malawi Congress Party. Nach einem Referendum 1993 wurde die Einführung eines Mehrparteiensystems beschlossen. Danach hat das Parlament 177 Abgeordnete, die alle 5 Jahre neu gewählt werden. Ebenfalls alle 5 Jahre wird in direkter Wahl das Staatsoberhaupt, der Präsident, bestimmt. Das Rechtssystem orientiert sich am britischen Recht.

Malawi ist Mitglied der Vereinte Nationen, der Bewegung der blockfreien Staaten, dem Commonwealth of Nations, der Afrikanischen Union, der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) und des Gemeinsamen Markt für das Östliche und Südliche Afrika (COMESA).

Verwaltungsgliederung

Malawi gliedert sich in drei Regionen (Regions): Die Regionen sind wiederum in 27 Distrikte unterteilt, diese wiederum in 137 Häuptlingsgebiete und 68 Unterhäuptlingsgebiete.

mit den Distrikten: Dedza, Dowa, Kasungu, Lilongwe, Mchinji, Nkhotakota, Ntcheu, Ntchisi, Salima
mit den Distrikten: Chitipa, Karonga, Likoma, Mzimba, Mzuzu, Nkhata Bay, Rumphi
  • Südregion (Blantyre)
mit den Distrikten: Balaka, Blantyre, Chikwawa, Chiradzulu, Machinga, Mangochi, Mulanje, Mwanza, Nsanje, Phalombe, Thyolo, Zomba

Städte

Die größten Städte sind (Stand 1. Januar 2005): Lilongwe (646.750 Einwohner), Blantyre (584.877), Mzuzu (128.361), Zomba (80.932), Kasungu (42.555) und Mangochi (40.236). Lilongwe, Blantyre und Mzuzu sind die einzigen Städte, die über urbane Infrastruktur und Dienstleistungen in europäischem Sinne verfügen. Alle anderen ‚Städte‘ sind Agglomerationen um traditionelle Marktplätze mit Schulen und Krankenhäusern, in denen sich weitere urbane Einrichtungen erst noch herausbilden.

Wirtschaft

Malawi zählt zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf beträgt 142 Euro pro Jahr. Das BSP betrug 2005 US-$ 1,91 Mrd., das sind US-$ 600 pro Kopf der Bevölkerung. Die Wirtschaft hängt von den erheblichen finanziellen Zuschüssen von IWF, der Weltbank und einzelnen Spendernationen ab. 2003 belief sich der Anteil der Bevölkerung mit weniger als 1 US-Dollar pro Tag auf 42 %.

Probleme

In Malawi ist Korruption weit verbreitet. In diesem Fall ist das eine Art Verteilungskampf, die auf traditionellen Rechten, Vorrechten und Vormachtstellungen aufbaut. So gibt es neben dem öffentlichen Staatshaushalt einen informellen, der für die Stabilität des Landes nicht unerheblich, doch enorm konfliktträchtig ist.

Landwirtschaft

Die Wirtschaft ist überwiegend landwirtschaftlich ausgerichtet; der Agrarsektor beschäftigt 90 % der Bevölkerung und erbringt fast 40 % vom BIP und fast 90 % von den Exporteinnahmen. Exportiert wird hauptsächlich Tabak, gefolgt von Tee und Zuckerrohr, während für den Eigenbedarf vor allem Mais angebaut wird.

2002 war ein katastrophales Dürrejahr, in dem es zu verbreitetem Hunger kam. Seither hat Malawi – entgegen des Rates von Experten aus Industrieländern – ein Gutscheinsystem eingeführt und ausgebaut, in dessen Rahmen Bauern subventionierte Düngemittel vergünstigt erhalten. Dieses Programm soll eine deutliche Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion und eine Verringerung des Hungers im Land erreicht haben; 2007 verkaufte Malawi mehr Mais an das Welternährungsprogramm als jedes andere Land im südlichen Afrika und lieferte ferner Hunderttausende Tonnen Mais nach Simbabwe[10].

Bodenschätze

Bis auf Bauxit verfügt Malawi über keine nennenswerten Bodenschätze.

Bei Kayerekera im Bassin des Nördlichen Rukuru liegen 11.000 t Uranerze mit einem Gehalt von 0,17 %. Im April 2009 wurde dort durch die australische Gesellschaft Paladin eine Uranium-Mine eröffnet, in die bislang etwa 200 Millionen Dollar investiert wurden. Die jährlichen Einnahmen für Malawi sollen sich auf über 100 Mill. Dollar belaufen, wodurch die Mine die größte Devisenquellen des Landes wird und durch Arbeitsplätze und Zulieferindustrien fast 10 % zum malawischen Bruttosozialprodukt beitragen soll.[11]

In der Nähe von Livingstonia liegt die Mchenga-Steinkohlengrube, eine Lagerstätte mit 2 Mio. t (möglicherweise 20 Mio.) und hohem Brennwert (0,5 % S, 6800 kcal/kg), aber völlig veraltetem Gerät. Weiter gibt es Kohle am Lufira (0,6–50 Mio. t, 2,2 % S, 4708 kcal/kg), bei Ngana (15–50 Mio. t, 2,2 % S, 4708 kcal/kg), Mwabvi (5–10 Mio. t, 0,76 % S, 4173 kcal/kg), Lengwe (10 Mio. t, 0,51 % S, 2746 kcal/kg), Kayerekera 0,5–5 möglich 165 Mio. t (0,6 % S, 4781 kcal/kg).

Der Sand am Malawisee bei Senga enthält 670.000 t an Granat, Titaneisen, Monazit. An der Eisenbahnstrecke bei Tengani liegen 2,5 Mio. t Sand mit einem Titaneisengehalt von 3 % und 300.000 t mit 0,3 % Rutil, ein bedeutendes Titanmineral. Bei Ilomba Hill liegen 100.000 t mit 3 %, bei Chilwa Island 375.000 t mit 0,95 %, und Thundulu 900.000 t mit 0,37 % Niobgehalt. Bei Thundulu finden sich auch 2 Mio. t Phosphatvorkommen mit 17 % Gehalt. Bei Linthipe liegen 14 Mio. t kaolitische Tonerde 46,7 % SiO2, 33,8 % Al2O3, 2,0 % Fe2O3, 1,1 % CaO, 0,26 % MgO, and 0,28 % K2O+Na2O, die von Engineering and Foundry Co. für weiße Tonwaren genutzt wird. Bei Mchinji liegen 1,6 Mt einem Grad von 97,2 % SiO und weniger als 0,2 % Eisenoxid, die für die Herstellung von Glas taugen. Ebenso liegen in den Chilwa-Sandbänken 25 Mio. t Siliziumsand mit einem Grad von 92,7 % SiO2 und 0,62 % Eisen. Bei Katengeza und Chimutu in Zentralmalawi liegen Graphitvorkommen mit 2,7 Mio. t Erz mit einem Gehalt von 5,83 % Carbon.[12]

Energie wird hauptsächlich aus Wasserkraft gewonnen.

Handwerk

Es gibt verbreitet Holzschnitzerei, die sich von der inzwischen überall verbreiteten „Airport Art“ durch eine gebliebene Bodenständigkeit unterscheidet. Zudem ist portugiesischer Einfluss bei Holztruhen deutlich spürbar, die mosambikanische Bürgerkriegsflüchtlinge mit maurischen Mustern verzieren, was von malawischen Handwerkern übernommen wurde. Hier hat sich mittlerweile ein eigenständiger Sektor mit Arbeitsteilung etabliert. In Mua Mission bei Salima gibt es inzwischen eine anerkannte Holzschnitzerschule.

Auch Entwicklungshilfeprojekte tragen inzwischen Früchte. Handarbeiten aus Raffiabast, Schilf, Palm- und Maisblättern sind verbreitet und professionell geworden. Töpfereien sind vor allem in der Dedza-Region endemisch geworden. Auch die Weberei für Behinderte in Blantyre hat inzwischen das Projekt verlassen und ist zu einer eigenen Sparte geworden.

Längst hat sich ein Netz von KFZ-Werkstätten über das Land gelegt, die mittlerweile auch neuere Autos reparieren können. Auf der Grundlage verschrotteter Autos entstand ein metallverarbeitendes Gewerbe, das einfache Teile selbst herstellen kann. Töpfe, Öfen, Herde werden allerorts aus eigener Produktion angeboten. Gleiches gilt für Bauhandwerke.

Staatsausgaben

Zwischen 1991 und 1999 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Infrastruktur

  • Flughäfen:
Malawi hat 6 Flughäfen mit geteerten (Lilongwe Kamuzu International Airport 3047 m. Blantyre Chileka Airport 2437 m, vier weitere mit 914–1523 m) und 37 mit ungeteerten (900–1500 m) Start- und Landebahnen.
Es gibt eine nationale Fluglinie Air Malawi mit drei Flugzeugen. Die Vorläufergesellschaft war die Central African Airways.
Kamuzu International Airport wird regelmäßig (gegenwärtig 5x/Woche) von der südafrikanischen SAA von Johannesburg, sowie von der Kenyan Airways von Nairobi aus und von Ethiopian Airlines von Addis Abeba aus angeflogen. 2x/Woche fliegt SAA auch von Johannesburg nach Blantyre.
  • Straßennetz:
In Malawi herrscht Linksverkehr.
Malawi hat ein unterhaltenes Straßennetz von 14.597 km. Im Jahre 2001 sind davon 2.773 km geteert und 11.821 km ungeteert (mit Erdhobel gepflegte Schotterpiste). Daneben gibt es etliche mal besser, mal schlechter befahrbare Wege.
Die wichtigste Straße ist von Nord nach Süd gut ausgebaut, wenn auch nicht überall geteert. Von der sambischen Grenze über Chipita bis Karonga führt eine gepflegte Schotterpiste. Der Abschnitt von der tansanischen Grenze bei Kyela/Songwe nach Mzuzu ist mit deutscher Entwicklungshilfe ausgebaut und geteert worden, vor allem der Anstieg ins Gebirge. Von Mzuzu bis Lilongwe ist ebenso durchgehend geteert. Von Lilongwe führt eine gut ausgebaute Teerstraße über Dedza nach Liwonde und Zomba. Ebenso gut ist die Variante nach Salima am See und weiter bis Chipoka und dann nach Liwonde über Balaka. Die 2006 gebaute Teerstraße von Nkhotakota nach Kasungu ist durch mangelnde Instandhaltung insbesondere im gebirgigen Ostteil bereits wieder weitgegehend zur unbefestigten Piste geworden.
Von Zomba führt eine gute Teerstrasse nach Blantyre. Von dort führt eine sehr gute, mit deutscher Entwicklungshilfe gebaute Straße nach Chikwawa und überbrückt den Shire-Fluss. Bis Nchalo bleibt die Straße noch geteert, dann wechseln sich geteerte Abschnitte mit Schotterpisten ab. Ab der Grenze zum Nsanje-Distrikt bleibt die Straße eine Schotterpiste mit vielen Schlaglöchern bis zur Grenze zu Mosambik im Süden.
Wichtig sind als Verbindung nach Osten die geteerte Straße von Lilongwe nach Chipata in Sambia und die sehr gute Teerstrasse/Schotterpiste von Blantyre nach Mwanza und weiter geteert nach Tete in Mosambik. Nach Westen führt geteerte Straße von Liwonde über Mangochi nach Chiponde an der mosambikanischen Grenze und von dort weiter nach Nacala. Eine weitere Straße nach Westen führt geteert von Blantyre über Thyolo nach Luchenza nach Muloza an der mosambikanischen Grenze nach Milange.
Alle anderen Straßen bewegen sich zwischen Schotterpiste und Feldweg, mal in hervorragendem Zustand, mal nur mit großem Bodenabstand zu befahren.
  • Busverbindungen:
Zwischen Blantyre, Lilongwe und Mzuzu verkehren in der Express-Verbindung Reisebusse. Im übrigen Land gibt es gute Minibusverbindungen.
  • Eisenbahn:
Siehe: Malawi Rail
  • Schiffsverkehr:
Die MS Ilala verkehrt regelmäßig auf dem Malawisee. Die Flüsse sind nicht schiffbar.
  • Stromnetz
220 V (wie in Europa), englische Stecker, Glühbirnen haben englische Fassungen und sind von äußerst schlechter Qualität.
Nur größere Orte südlich des Nyika-Plateaus sind angeschlossen.
  • Kommunikation:
Telefon (2004): Malawi hat ein Festnetz mit 93.000 Anschlüssen und 222.100 Handys.
Radio: 9 MW, 5 UKW, 2 KW
Fernsehsender: 1
Internethosts: 305 (2005)
Internetnutzer: 46.100 (2005)
  • Bankensystem
Die National Bank of Malawi hat 13 Niederlassungen und eine Reihe von Agenturen im Land. Sie ist in fast jeder Distriktshauptstadt zu finden, nicht aber im Umland. Sie arbeitet profitabel und beschäftigt etwa 1.000 Mitarbeiter. Die Usancen des Bankgeschäftes in Malawi unterscheidet sich von denen in Europa vor allem darin, dass Konten nicht überzogen werden können und Überweisungen Wochen in Anspruch nehmen. Für den Kontoinhaber ist definitiv nur das Geld verfügbar, das konkret auf seinem Konto als Guthaben gebucht ist. Bei Projekten kann das die gesamte Planung zeitlich weit hinauszögern und fällige Gehaltszahlungen unmöglich machen. Des Weiteren gibt es mehrere private Banken, die Geschaeftsstellen in den größeren Ortschaften haben, zum Teil auch incl. Geldautomaten.
Beim Eintauschen von Traveller Cheques wurde (jedenfalls bis 2006) das Verkaufavis verlangt. Gelegentlich muss dieses auch unterschrieben und gestempelt sein (was in Europa nur auf ausdrückliches Verlangen passiert und unüblich ist.) Beim Zahlen mit VISA (was nur selten möglich ist) wird eine fünfprozentige Gebühr verlangt.
  • Gesundheitssystem
Jeder Distrikt hat ein Distriktkrankenhaus, das über mindestens 100 Betten verfügt (da kein Patient abgewiesen wird, sind auch die Fußböden belegt). Es gibt überall Operationsräume, Mikroskope, Röntgen- und Sonographiegeräte zur Diagnostik. Die Fachbereiche Augenheilkunde, Allgemeine Medizin, Dermatologie, Dentalmedizin sind normalerweise besetzt. Medikamente werden normalerweise kostenfrei abgegeben. In den großen Städten Blantyre, Lilongwe, Mzuzu ist die Ausstattung vielfältiger und besser. Ergänzt wird dieses Gesundheitssystem durch Medical Centres im Umland, die oft nur mit Krankenschwestern besetzt sind, die zudem mehrere davon betreuen können.

Einzelnachweise

  1. Epidemiological Factsheet on HIV and AIDS. Malawi. 2008 Update. UNAIDS/WHO, Genf
  2. Länderdatenbank Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: "Malawi"
  3. Auswärtiges Amt - Länderinformationen
  4. Cultural and Economic Activity. Malawi Atlas
  5. Malawi Demographic and Health Survey 2004. National Statistical Office, Zomba, Malawi, Dezember 2005, S. 26
  6. James Tengatenga: Church, State, and Society in Malawi. An Analysis of Anglican Ecclesiology. Kachere Series, Zomba (Malawi) 2006, S. 50-62
  7. Kamwana, Elliott Kenan, 1872 to 1956, Watch Tower, Malawi. Dictionary of African Christian Biography
  8. Edward A. Alpers: East Central Africa. In: Nehemia Levtzion und Randall L. Pouwels (Hrsg.): The History of Islam in Africa. Ohio University Press, Athens (Ohio) 2000, S. 308–317
  9. Länderdatenbank Deutsche Stiftung Weltbevölkerung: "Malawi"
  10. Ending Famine, Simply by Ignoring the Experts. New York Times, 2. Dezember 2007
  11. Paladin starts production at Malawi uranium mine. ninemasn, 17/04/2009 11:25:18 PM
  12. Thomas R. Yager: The Mineral Industry of Malawi. U.S. Geological Survey Minerals Yearbook 2005

Literatur

  • Harri Englund und Jack Mapanje (Hrsg.): A Democracy of Chameleons. Politics and Culture in the New Malawi. The Nordic Africa Institute, Uppsala (Schweden) 2003 Als PDF

Weblinks

-13.01666666666733.67Koordinaten: 13° S, 34° O


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