Nica's Tempo

Nica's Tempo
Gigi Gryce – Nica's Tempo
Veröffentlichung

1956

Label

Savoy

Format(e)

LP, CD

Genre(s)

Jazz

Anzahl der Titel

10

Laufzeit

42:36

Besetzung
Produktion

Ozzie Cadena

Chronik
Do It Yourself Jazz
(1955)
Nica's Tempo Gigi Gryce and the Jazz Lab Quintet
(1957)

Nica's Tempo ist ein Jazz-Album von Gigi Gryce, aufgenommen im Oktober 1955 und veröffentlicht auf Savoy Records.

Inhaltsverzeichnis

Das Album

Die Original-LP (Savoy MG 12137) war zweigeteilt; die A-Seite beinhaltete sechs Titel des Gigi Gryce Orchestra in zwei überlappenden Besetzungen, davon zwei mit der Sängerin Ernestine Anderson, "Social Call" und "You'll Always Be the One I Love". Bei der Besetzungsliste mit Baritonsaxophon (Danny Bank/Cecil Payne),Trompete (Art Farmer), Posaune (Eddie Bert/Jimmy Cleveland), Waldhörnern (Gunther Schuller/Julius Watkins und Tuba (Bill Barber) fühlte sich der Jazzkritiker Ira Gitler an die Instrumentierung des kurzlebigen Miles Davis-Nonetts erinnert, dessen Musik 1949/50 aufgenommen wurde, um 1955 als Birth of the Cool als LP erschienen ist und die einen tiefen Eindruck in der damaligen Jazzszene hinterließ. Gigi Gryce nutzte diese Instrumentierung, um gezielt bestimmte Stimmungen und dynamische Effekte zu erzielen. Er wollte von dem üblichen blechernen Sound bei solchen Besetzungen dieser Zeit wegkommen. Der erste Titel, die Horace Silver-Komposition „Speculation“, mit einem funkigen Solo des Pianisten; weitere Soli sind von Oscar Pettiford, Art Farmer und Gigi Gryce. Dieser beschreibt die Stimmung des folgenden Titels, „In a Meditating Mood“: „Man sitzt in einem dunklen Zimmer, dabei wandern die Gedanken von Einfall zu Einfall“.[1] Die Gyce-Komposition „Social Call“ stammt in ihrer ursprünglichen Form aus dem Art Farmer/Gigi Gryce Quintett. Jon Hendricks hörte es und schrieb den Songtext dazu, hier gesungen von Ernestine Anderson. „Smoke Signal“ ist eine Up-Tempo-Nummer mit rhythmischen Variationen; es wechselt von 4/4 zu 374, von 4/4 zu 2/4. Solisten sind hier Gryce, Art Farmer, Horace Silver und Kenny Clarke. „You'll Always Be the One I Love“, mit Musik und Text von Gryce, ist ein weiteres Vokalstück mit Ernestine Anderson. Letzter Titel der A-Seite ist der traditioneller irische Folksong „Kerry Dance“; Gryce veränderte ihn zu einem Stück mit Blues-Feeling. Der Gesamtsound dieser Stücke ist sehr weich, posaunenbetont, und sehr gut durchstrukturiert. Wer genau für die hervorragenden Arrangements verantwortlich zeichnet, ist unklar.

Auf der B-Seite spielte eine Woche vorher Gigi Gryce im Quartett mit Thelonious Monk, Percy Heath und Art Blakey die drei Monk-Kompositionen „Shuffle Boil“, „Brake's Sake“ und „Gallop's Gallop“ sowie das Titelstück, „Nica's Tempo“ ein; diese Gryce-Komposition ist eine Referenz an Pannonica de Koenigswarter alias „The Bebop Baroness“. Gryce und Monk kannten sich seit 1949, als sie beide im Bostoner Club Hi Hat spielten. Die Begegnung mit seinem Vorbild Thelonious Monk forderte den Saxophonisten zu den kreativsten und freiesten Soli heraus, die er bislang gespielt hatte, so Ira Gitler. Monk und Gryce wurden von dem Bassisten Percy Heath und dem Schlagzeuger Art Blakey begleitet, der bei „Nica's Tempo“ auch solistisch hervortrat. Gigi Gryce selbst beschreibt nach Ira Gitler die Sitzung als die entspannteste, die er je gespielt hat. Monks Soli sind spontan und angenehm zurückhaltend, was seinen charakteristischen eher dissonanten Sound sehr schön in die Quartettarbeit einbindet.

Bewertung des Albums

Ira Gitler hebt das Zusammentreffen der wichtigsten Musiker dieser Ära, Art Blakey, Kenny Clarke, Horace Silver, Percy Heath und Monk auf diesem Album hervor. Nach Einschätzung von Richard Cook und Brian Morton in der zweiten Auflage des Penguin Guide to Jazz die zweithöchste Bewertung; sie halten Nica's Tempo für Gryces bestes Album unter eigenem Namen und loben die sorgfältige Produktion mit dem größeren Ensemble.

Scott Yanow hebt im All Music Guide (der dem Album die Höchstnote verlieh), vor allem das Titelstück hervor, dass zu einem Jazz-Standard geworden sei[2]. Auch sei das Album eine der besseren Produktionen von Savoy Records. Für Peter Stedter (Audio 7/1992) lobt die Quartettaufnahmen als „irres Feuerwerk“ und stellt fest, dass in der größeren Besetzung mehr Raum für Soli sei als bei Davis und diese stärker am Bebop orientiert sei.

Obwohl die beiden Aufnahmesitzungen der beiden Seiten sehr unterschiedlich sind, verbindet sie die wohlklingende Soloarbeit von Gryce, die rhythmische Präzision, und die angenehm wohlklingenden Arrangements, eine Form in die der Bebop selten gebracht wurde.

Editorischer Hinweis

Die vier Gryce/Monk-Titel erschienen auch auf dem Savoy-Album WL 70825 (Thelonious Monk/Herbie Nichols), dessen andere Hälfte Aufnahmen des Herbie Nichols Quartett von 1952 enthielt.

Die Titel

  1. "Speculation" (Silver) 4:21
  2. "In a Meditating Mood" (Gigi Gryce/Jon Hendricks) 4:29
  3. "Social Call" (Gryce) 2:43
  4. "Smoke Signal" (Gryce/Hendricks) 3:42
  5. "You'll Always Be the One I Love" (Gryce) 3:28
  6. "Kerry Dance" (traditional) 3:02
  7. "Shuffle Boil" (Thelonious Monk) 5:02
  8. "Brake's Sake" (Monk) 04:45
  9. "Gallop's Gallop" (Monk) 5:31
  10. "Nica's Tempo" (Gryce) 6:06

Die Titel 1-6 wurden am 22. Oktober, die Titel 7-10 am 15. Oktober 1955 aufgenommen.

Literatur

Weblinks

Anmerkungen/Quellennachweise

  1. zitiert nach den liner notes.
  2. Der Titel „Nica's Tempo“ wurde u.a von Jan Lundgren, Art Blakey, Johnny Griffin/Steve Grossman, Art Farmer interpretiert.

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