Arthropoda

Arthropoda
Gliederfüßer
Beispiele fossiler und rezenter Arthropodengruppen: Trilobiten, Kieferklauenträger wie Seeskorpione und Spinnentiere, Krebstiere, Tausendfüßer und Sechsfüßer

Beispiele fossiler und rezenter Arthropodengruppen: Trilobiten, Kieferklauenträger wie Seeskorpione und Spinnentiere, Krebstiere, Tausendfüßer und Sechsfüßer

Systematik
Unterreich: Vielzellige Tiere (Metazoa)
Abteilung: Gewebetiere (Eumetazoa)
Unterabteilung: Bilateria
ohne Rang: Urmünder (Protostomia)
Überstamm: Häutungstiere (Ecdysozoa)
Stamm: Gliederfüßer
Wissenschaftlicher Name
Arthropoda
Latreille, 1829
Unterstämme

Die Gliederfüßer (Arthropoden, Arthropoda, Euarthropoda) sind ein Stamm des Tierreichs. Zu ihnen gehören so unterschiedliche Tiere wie Insekten, Tausendfüßer, Krebse, Entenmuscheln, Spinnen, Skorpione, Milben und die ausgestorbenen Trilobiten.

Gliederfüßer sind ein sehr erfolgreicher Stamm. Rund 80 Prozent aller bekannten rezenten Tierarten sind Gliederfüßer, die meisten davon Insekten. Sie entstanden vermutlich während der kambrischen Explosion, als zu Beginn des Kambriums vor etwa 540 Millionen Jahren die mehrzelligen Tierstämme plötzlich in der Fossilüberlieferung auftraten. Im 505 Millionen Jahre alten[1] Burgess-Schiefer sind alle drei bis heute existierenden Unterstämme der Gliederfüßer, die Trilobiten und andere heute nicht mehr existente Gruppen bereits vertreten.

Die nächsten Verwandten der Gliederfüßer sind die Bärtierchen (Tardigrada) und Stummelfüßer (Onychophora), mit denen sie manchmal zu den Panarthropoda zusammengefasst werden, obwohl jene keine gegliederten Beine aufweisen. In der traditionellen Systematik wird diese Gruppe aus morphologischen Gründen mit den Ringelwürmern zu den Articulaten oder Gliedertieren zusammengefasst. Neuere molekularbiologische Daten sprechen aber gegen eine engere Verwandtschaft mit ihnen und für eine engere Verwandtschaft mit den Fadenwürmern (Nematoda) und anderen Häutungstieren (Ecdysozoa).

Inhaltsverzeichnis

Körperbau

Gemeinsam ist ihnen ein gegliederter Körperbau mit maximal einem Paar Gliedmaßen je Segment (Beine, Mundwerkzeuge, Antennen), ein durch Sklerotisierung versteiftes Außenskelett, das beim Wachstum wiederholt durch Häutung ersetzt werden muss, ein rückenseitiges (dorsales) Herz mit offenem Blutkreislauf und ein bauchseitiges (ventrales) Strickleiternervensystem mit einem Ganglion je Segment. Das Blut kann - überwiegend bei den aquatischen Arten, aber auch bei der Wanderheuschrecke - den Blutfarbstoff Hämocyanin enthalten, der ähnlich wie das Hämoglobin im menschlichen Blut dem Sauerstofftransport dient.

Der ursprüngliche Aufbau eines Segments besteht aus dem Rumpfteil mit einem Ganglion und einem Paar zweiästiger (biramer) Gliedmaßen. Der untere Innenast wird Beinast oder Schreitbein genannt, der Außenast Kiemenast, womit auch die Funktionen angedeutet sind.

Verschmelzung mehrerer Segmente (Tagmatisierung)

Hundertfüßer
Doppelfüßer

Bei der Diversifizierung der Gliederfüßer im Laufe der Evolution kam es zu Gruppenbildungen oder auch Verschmelzungen von Segmenten. Welche Segmente miteinander zu einem Tagma verschmolzen sind, ist bei unterschiedlichen Gruppen verschieden.

Bei urtümlichen Gliederfüßern wie den Tausendfüßern besteht die Gliederung zum großen Teil noch aus nahezu identischen Segmenten. Es ist aber schon durch Verschmelzung einiger der vorderen Segmente zum Kopf gekommen, der ein aus mehreren Ganglien verwachsenes Gehirn und zu Mundwerkzeugen geformte einästige Gliedmaßen besitzt. Die Trilobiten hatten einen ähnlich repetitiven Körperbau, verfügten aber noch über zweiästige Gliedmaßen.

Bei den Doppelfüßern (Diplopoda) sind jeweils zwei aufeinanderfolgende Segmente miteinander zu einem Doppelsegment verschmolzen, so dass jedes Rumpfsegment zwei Beine hat.

Ameise
Eintagsfliege

Bei den den Tausendfüßern nahestehenden Insekten ist die Tagmatisierung weiter fortgeschritten: Jeweils mehrere Glieder sind zu Kopf, Mittel- und Hinterleib verschmolzen. Die drei so entstehenden Segmente haben eine sehr unterschiedliche Funktion. Der Kopf stellt eine Verschmelzung (Tagma) mehrerer Segmente dar. Die Gliedmaßen der ursprünglichen Segmente sind zu Antennen und Mundwerkzeugen umgebildet. Im Mittelleib (Thorax) sind drei Segmente oft zu einem Tagma verwachsen, dessen drei Paar Gliedmaßen den Außenast verloren haben und als Schreitbeine dienen. Solche Gliedmaßen heißen einästig (uniram). Beim Hinterleib können die Gliedmaßen vollständig zurückgebildet sein oder nur aus den Kiemenästen bestehen. Bei Gliederfüßern, die über keine sichtbaren Kiemen verfügen, erfolgt die Atmung entweder über in die Körperoberfläche eingestülpte Kiemen (Lungen) oder über an der Oberfläche durchblutete Einstülpungen, den Tracheen am Hinterleib. Der Hinterleib kann aus unterschiedlich vielen Segmenten ohne Gliedmaßen bestehen. Die Insektenflügel sind keine Gliedmaßen, sondern umgebildete Seitenplatten der Brustsegmente. Der grundlegende Körperbau der Insekten ist exemplarisch bei Ameisen und Wespen zu erkennen. Eintagsfliegen sind sehr urtümliche Insekten.

Vierfleckkreuzspinne (Araneus quadratus)

Bei den anderen Unterstämmen ist die Verschmelzung der Segmente in anderen Varianten erfolgt. Spinnen bestehen aus zwei Abschnitten. Der Vorderleib (Prosoma) besteht aus mindestens sechs verschmolzenen Segmenten. Einige der Beinpaare wurden zu Mundwerkzeugen, den Cheliceren umgebildet, eines zu Tastern und vier zu Beinen. Die Gliedmaßen des Hinterleibs (Opisthosoma) haben den Beinast verloren, der Kiemenast liegt als Fächerlunge in Einstülpungen des Hinterleibs, bei manchen Arten wurden diese Fächerlungen in Tracheen umgewandelt. Aus den letzten Beinpaaren sind die Spinnwarzen entstanden. Bei den altertümlichen Gliederspinnen (Liphistiidae) ist der Hinterkörper noch deutlich in Segmente gegliedert, während Vorder- und Hinterleib bei den Weberknechten und Scheinskorpionen zu einem kompakten Körper verschmolzen sind.

Pfeilschwanzkrebs

Bei den Pfeilschwanzkrebsen (Xiphosura) sind am Hinterleib noch Beine erhalten (Blattbeine), deren Kiemenäste Fächerkiemen bilden, die den Fächerlungen der Spinnen sehr ähnlich sind.

Bei den wasserlebenden Krustentieren sind die Gliedmaßen des Rumpfes oft noch zweiästig und die hintersten Segmente sind häufig zu einem gliedmaßenlosen Telson vereint, wie etwa dem Schwanzruder der Krebse.

Fortpflanzung

Geschlechtsdimorphismus

Männlicher Hirschkäfer
Weiblicher Hirschkäfer

Während bei vielen Arten der Arthropoden Männchen und Weibchen nur an Geschlechtsorganen unterscheidbar sind, unterschieden sich die Geschlechter bei diversen Arten auch äußerlich erheblich.

Beispiele für deutliche Farbunterschiede sind die Große Goldschrecke (Insekten), bei den Hirschkäfern haben die Männchen ein Geweih mit dem sie gegeneinander kämpfen.

Bei manchen Arten gibt es Zwergmännchen, die erheblich kleiner sind als ihre Weibchen, so beispielsweise beim Schwan (ein Schmetterling), der Wespenspinne.

Es gibt bei den Insekten viele Fälle, in denen Männchen geflügelt sind, Weibchen aber nicht wie die Gemeine Küchenschabe oder der Schlehen-Bürstenspinner. Ein Extremfall hiervon sind die Fälle wo das Weibchen larvenähnlich und ziemlich groß ist, während das Männchen flugfähig ist, wie ein ausgewachsenes Tier aussieht und erheblich besser ausgebildete Sinnesorgane hat. Ein Beispiel hierfür ist der Kleine Mottenspinner.

Lockstoffe, Lockstrategien, Werbegeschenke

Leuchtkäfer

Bei den Arthropoden wurden verschiedenste Methoden erfunden, den jeweiligen Geschlechtspartner anzulocken.

Bei vielen Schmetterlingen haben die Weibchen einfache fadenförmige Fühler, während die männlichen Tiere gekämmte Fühler haben, da sie die größere Oberfläche nutzen um den Sexuallockstoff des Weibchens auf möglichst große Entfernung riechen zu können.

Winkerkrabbe

Andere Arten nutzen Optische Signale: So winken die männlichen Winkerkrabben mit ihrer vergrößerten Schere, Leuchtkäfer locken ihre Männchen durch einen arttypischen Blinkrhythmus an.

Auch Geräusche werden genutzt: Wolfspinnen balzen mit Klopfzeichen. Riesenkrabbenspinnen locken die Weibchen an, indem sie die Oberfläche auf der sie sitzen in Vibration versetzen. Langfühlerschrecken zirpen (Stridulation).

Begattung und Befruchtung

Bei den meisten Arthropoden findet eine innere Befruchtung statt. Ausnahmen wie bei Limulus sind selten. Die Spermien sind dabei oft in einer Spermatophore zusammengefasst die vom Weibchen aufgenommen wird oder vom Männchen im oder am Weibchen befestigt wird. Bei einigen Arten wurden deshalb Beine zu Gonopoden umgebildet, die der Befruchtung dienen. Die Spermatophoren öffnen sich oft erst lange nach der Begattung um die Eier zu befruchten.

Bei manchen Insekten passen die Geschlechtsorgane der Männchen nur zu denen der Weibchen derselben Art (Schlüssel-Schloss-Prinzip) so dass eine Befruchtung zwischen verschiedenen äußerlich nicht zu unterscheidenden Arten oft allein deshalb nicht möglich ist. Manchmal fressen die weiblichen Tiere nach der Begattung die Männchen, wie beispielsweise bei der Großen Winkelspinne.

Sonderformen in der Ausbildung der Geschlechter

Parthogenese ist recht häufig bei Arthropoden. Sie tritt bei einigen Milben (Acari), Krebsen (Crustacea) und bei Insekten auf. Beispiele hierfür sind die Große Sägeschrecke und die Sommergenerationen der Blattläuse, im Herbst treten geflügelte Geschlechtstiere auf.

Scherenassel

Zwittertum ist bei den Arthropoda eine seltene Ausnahme. Die Termitenfliegen sind im Laufe ihres Lebens zuerst Männchen und werden später Weibchen (protandrisches Zwittertum). Dagegen sind Cyatura carinate (Isopoda) und viele Scherenasseln (Tanaidacea) zuerst Weibchen und dann Männchen (protogynes Zwittertum).

Staatenbildende Arthropoden wie Ameisen, die nicht solitär lebenden unter den Bienen, Hummeln und Wespen, sowie einige Asseln und Termiten haben meist neben den fruchtbaren Männchen und Weibchen unfruchtbare Kasten wie Arbeiterinnen und Soldaten.

Brutfürsorge

Parasteatoda tepidariorum mit Eikokon

Im Bereich der Brutpflege gibt es bei den Gliederfüßern alle Varianten von der Eiablage in freies Wasser ohne jegliche Fürsorge bis hin zu lebendgebärenden Tieren, wie Euscorpius mesotrichus.

Insekten legen ihre Eier oft an die Futterpflanzen. Endoparasiten wie Erzwespen und Gemeine Eichengallwespe legen sie gleich in den Wirt. Weibliche Höhlenspinnen und Zitterspinnen der Gattung Pholcus umhüllen ihre Eier mit einem Gespinst und tragen den Eikokon mit sich herum. Der weibliche Edelkrebs trägt die Eier am Körper festgeklebt mit sich herum, bis sie schlüpfen. Einige Arten, wie beispielsweise die Ohrwürmer bewachen ihre Eier in einer geschützten Höhle, bis sie schlüpfen.

Fleckige Brutwanze

Die Asseln haben ähnlich den Beuteltieren eine Brusttasche, in denen sie ihre Jungen herumtragen, wie bei Kellerassel und Wasserassel beschrieben. Die Fleckige Brutwanze bewacht und beschützt ihre Eier nicht nur, sie führt die Jungtiere später auch wie eine Ente ihre Jungen im Gänsemarsch zum Futter. Einige Arten wie der Gemeine Ohrwurm und die Haubennetzspinnen sowie die meisten Staatenbildenden Insekten gehen noch weiter mit der Brutpflege und füttern ihre Jungen.

Diverse Arten, wie Wespenbienen und viele Goldwespen betreiben auch Brutparasitismus bei anderen Insekten.

Larvenentwicklung

Bei den meisten Arthropoden beginnt die Embryonalentwicklung mit einer oberflächlichen Furchung an verschiedenen Stellen der Oberfläche der dotterreichen Eizelle. Schließlich entsteht dadurch eine kugelförmige einzellige Zellschicht um den Dotter herum. Als nächstes wandern die Zellen zu einer Seite des Dotters und bilden dort eine Keimscheibe, aus der der Embryo entsteht.

Naupliuslarve

Die erste Anlage des Embryos enthält nur fünf Segmente: Die Kopfscheibe (Telon), die Schwanzscheibe (Akron) und drei weitere Segmenten mit ihren Gliedmaßenpaaren: Antenna 1, Antenna 2 und Mandibula. Danach werden zwischen Akron und den anderen Segmenten nach und nach weitere Segmente eingefügt.

Die Larven schlüpfen bei den verschiedenen Arten zu sehr unterschiedlicher Zeit dieser Entwicklung aus dem Ei.

Krebse schlüpfen mit den ursprünglichen ersten drei Gliedmaßenpaaren als Naupliuslarve.

Mit nur wenigen Segmenten schlüpfen

aus und erlangen ihre endgültige Segmentzahl erst nach dem Schlüpfen.

Blaugrüne Mosaikjungfer (Aeshna cyanea), gerade schlüpfend, mit Larvenhaut

Mit der vollen Segmentzahl verlassen

das Ei. Man bezeichnet das als Epimerie oder Epimorphose.

Die meisten Larven entwickeln sich, nachdem sie aus dem Ei geschlüpft sind, mit mehreren Häutungen, die allmählich dem erwachsenen Tier immer ähnlicher werden. Die Holometabolen Insekten verpuppen sich nach den ersten Häutungen der Larve. Nach der Puppenruhe schlüpft dann ein völlig umgestaltetes erwachsenen Tier aus.

Lebensweisen

Gliederfüßer bewohnen nahezu alle bekannten Lebensräume und besetzen dort die unterschiedlichsten ökologischen Nischen. Arthropoden können deshalb als die erfolgreichste Tierordnung der Erde gelten.

In den meisten Lebensräumen sind jedoch die jeweils größten dort lebenden Tiere Wirbeltiere. Das ist darauf zurückzuführen, dass Wirbeltiere Schwannsche Zellen haben, die die Leitgeschwindigkeit der Axone der Nervenzellen erheblich steigern. Dadurch haben große Wirbeltiere eine erheblich größere Reaktionsgeschwindigkeit als ebenso große Gliederfüßer hätten. Bei kleineren Tieren verschwindet dieser Vorteil, da dort die chemische Übertragung der Informationen in den Synapsen die meiste Zeit in Anspruch nimmt. Warmblütige Säugetiere und Vögel haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie ihre Körpertemperatur stabil halten können, so dass ihre Reaktionsgeschwindigkeit am größten ist. Auch dieser Vorteil wird bei kleinen Tieren zum Nachteil, da bei ihnen die Energieverluste über die Körperoberfläche so groß sind, dass sie schnell verhungern oder erfrieren würden, wenn sie warmblütig wären.

Wasser und Land

Gelbrandkäfer

Die ursprünglichen Arthropoden lebten wie die Trilobiten im Meer. Viele Arten leben auch heute noch im Wasser und atmen mit Kiemen wie die Wasserassel. Der Größte bekannte lebende Arthropode ist eine in der Tiefsee lebende Krabbe, die Japanische Riesenkrabbe.

Bei Libellen und Eintagsfliegen lebt die Larve im Wasser und atmet mit Kiemen, während das erwachsene Tier (Imago) an Land lebt. Die meisten Tracheata sind dagegen rein landlebend und atmen mit Tracheen.

Es gibt auch Luftatmende und gleichzeitig Wasserlebende Tiere wie die Larve der Mistbiene, die Wasserspinne und der Gelbrandkäfer.

Schwebfliege

Fortbewegung

Raupe eines Schneckenspinners

Bei Gliederfüßern sind Alle Arten der Fortbewegung vertreten. Im Wasser laufen konnten schon die ursprünglichsten Gliederfüßer wie Trilobiten während ihre Larven vermutlich geschwommen sind, wie wir das von den heutigen Krebsen kennen. Inzwischen zählen bei vielen Arten auch die erwachsenen Tiere zum Zooplankton. An Land laufen können alle Landlebenden Formen. Die meisten Insekten zählen zu den Fluginsekten, deren Imagos ursprünglich flugfähig sind, manche Arten haben jedoch nachträglich ihr Flugvermögen wieder verloren. Viele Arten wie Springspinnen, Flöhe und Springschwänze können sehr gut springen. Selten sind Formen die wie Schnecken kriechen, wie die Larven der Schneckenspinner.

Ernährungsformen

Räuber

Gartenkreuzspinne mit Wespe

Viele Krebse, die meisten Spinnen und diverse Insekten leben räuberisch.

Parasitismus bei Tieren

Varroamilbe an Bienenpuppe

Viele Arten saugen Blut wie die Hirschlausfliege bei Hirschen, die Rote Vogelmilbe bei Vögeln, Fischläuse bei Fischen, die Varroamilbe bei Honigbienen. Die Larve der Roten Samtmilbe saugt sich ähnlich wie der Holzbock beim Menschen an Insekten fest.

Milbenbefall des Ohrs führt zu Ohrräude. Haarbalgmilben leben im Haarbalg von Säugetieren und Federmilben auf den Federn der Vögel. Viele dieser Arten sind für den Wirt unschädlich, andere rufen die Räude hervor.

Dasselfliegen leben in Magen und Lunge von Säugetieren.

Schlupfwespen sind innere Parasiten, die zum Tod des Opfers führen, deshalb nennt man sie Parasitoide.

Ernährung durch Pflanzen

Diverse Arten wie Spinnmilben und Blattläuse saugen an Pflanzen.

Viele Schmetterlinge, die Honigbienen und diverse andere Tiere leben vom Nektar der Blütenpflanzen.

Larven von Schmetterlingen und Käfern fressen die Blätter von Pflanzen. Gallwespen legen ihre Eier in das Innere der Pflanzen.

Eindringlinge in Insektenstaaten

Totenkopfschwärmer

Staatenbildende Insekten haben eine komplexe geruchliche Kommunikation, was einige Arten ausnutzen, um ungefährdet in die Staaten anderer Insekten eindringen zu können.

Der Totenkopfschwärmer ernährt sich von Honig direkt aus den Bienenwaben - von den Bienen wird er vermutlich wegen einer geruchlichen Tarnkappe nicht angegriffen.

Die Schlupfwespenart Ichneumon eumerus ist ein Hyperparasit, das heißt sie parasitiert den Kreuzenzian-Ameisenbläuling (Maculinea rebeli), der selber bei Ameisen parasitiert.

Pilzzucht und Haustierhaltung bei Ameisen

Manche Ameisen züchten Pilze wie die Blattschneiderameisen oder halten Blattläuse als Haustiere wie die Rote Waldameise (Formica rufa) oder die Schwarze Wegameise (Lasius niger). Zu den Bläulingen haben Ameisen sehr unterschiedliche und interessante Beziehungen die von Symbiose bis zu Parasitismus reichen können.

Systematik

Trilobit

Die Systematik ist bis heute unklar und umstritten. Die klassische Systematik der Gliederfüßer unterscheidet zwischen den Unterstämmen

  • Tracheentiere (Tracheata oder Uniramia) zum Beispiel mit den Tausendfüßern und Insekten
  • Krustentiere (Crustacea), auch Krebstiere genannt
  • Kieferklauenträger (Chelicerata) zum Beispiel mit den Spinnen oder Skorpionen

Hinzu kommen die ausgestorbenen Trilobiten als weitere Großgruppe.

Molekulargenetische, morphologische und paläontologische Studien liefern teils weit auseinanderliegende Stammbäume.

Das folgende Kladogramm spiegelt die klassische Einteilung der Gliederfüßer wider, wie sie unter anderem von Ax (1999) und Paulus (1997) auf der Basis morphologischer Daten dargestellt wird.

Gliederfüßer (Arthropoda)
 ┌──N. N.
 │  ├──Kieferklauenträger (Chelicerata) (unter anderem Webspinnen und Skorpione)
 │  └──†Trilobiten (Trilobita)
 │
 └──Mandibeltiere (Mandibulata)
    ├──Krebstiere (Crustacea)
    └──Tracheentiere (Tracheata)
       ├──Sechsfüßer (Hexapoda) (unter anderem Insekten)
       └──Tausendfüßer (Myriapoda)

Die unten stehende Systematik folgt demgegenüber dem Mandibulata-Pancrustacea-Konzept, das durch moderne Studien der Systematiker Zrzavy und G. Giribet gestützt wird und sowohl molekulargenetische als auch morphologische Daten kombiniert. Demnach ergibt sich das folgende Bild:

Gliederfüßer (Arthropoda)
 ┌──N. N. (Arachnata)
 │  ├──Kieferklauenträger (Chelicerata) (unter anderem Webspinnen und Skorpione)
 │  └──†Trilobiten (Trilobita)
 │
 └──Mandibeltiere (Mandibulata)
    ├──Tausendfüßer (Myriapoda)
    └──Pancrustacea (Tetraconata)
       └──Krebstiere (Crustacea)
          └──Sechsfüßer Insekten

Bedeutung für den Menschen

Wirtschaftliche Bedeutung

Puppen des Seidenspinners als Nahrungsmittel in einem Imbiss in Korea

Die für Menschen vorrangige Rolle von Gliederfüßern liegt wohl in der Landwirtschaft, da sie eine herausragende Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen und damit einem Gutteil unserer Nahrungsmittel spielen. Einige Arten werden selbst gegessen, wie beispielsweise der Hummer und die Nordseegarnele, in vielen Kulturen aber auch Insekten (Entomophagie). Die Honigbiene versorgt uns mit Honig. Diverse Gliederfüßer dienen als Nahrung für Speisefische. Umgekehrt gibt es unter den Gliederfüßern Agrarschädlinge wie die Blattlaus und Vorratsschädlinge wie den Mehlwurm, die sich von unseren Nahrungsmitteln ernähren.

Die Raupen des Seidenspinners produzieren beim Verpuppen Seide, die zur Herstellung von Stoffen verwendet wird. Im Gegensatz dazu fressen die Raupen der Kleidermotte Stoffe aus Wolle.

In der Forstwirtschaft treten Gliederfüßer sowohl als wichtige Holzschädlinge, als auch als deren Feinde und deshalb Nützlinge in Erscheinung. Die Holzschädlinge betreffen auch Haus- und Möbelbau.

Gesundheit

Giftbisse

Während Gliederfüßer gewöhnlich nicht groß genug sind, um dem Menschen Verletzungen zuzufügen, die allein durch ihre Größe gefährlich sind, sind doch einige ihrer Stiche und Bisse sehr unangenehm, da die Tiere gleichzeitig Gift in der Wunde hinterlassen, wie das beispielsweise bei Wespen oder Wasserspinnen der Fall ist. Diese sind aber meist nicht ernsthaft gefährlich. Seltener sind Arten, bei denen schon ein einzelner Stich oder Biss tödlich sein kann, wie bei der Schwarzen Witwe (Latrodectrus tredecimguttatus, Sterblichkeit ohne Behandlung 5%) oder dem Skorpion Leiurus quinquestriatus. Einige Insekten und Spinnen haben Brennhaare zur Abwehr von Fressfeinden, die auch für Menschen unangenehm werden können.

Parasiten und Krankheitsüberträger

Auch als Parasiten des Menschen und Krankheitsüberträger spielen Gliederfüßer eine große Rolle.

Es gibt diverse Gliederfüßer die beim Menschen Blut saugen, wie die Kopflaus, die Bettwanze und der gemeine Holzbock. Einige davon sind gefürchtete Krankheitsüberträger, so überträgt der Rattenfloh die Pest, die Tsetsefliege verbreitet die Schlafkrankheit und die Anophelesmücke die Malaria. Die Krätzmilbe frisst sich in die Haut ein und ruft dadurch die Krätze hervor.

Literatur

  • R. C. Brusca, G. J. Brusca: Invertebrates, 2nd Ed., Sinauer Associates, 2003, Kap. 19, S. 475, ISBN 0-87893-097-3
  • E. E. Ruppert, R. S. Fox, R. P. Barnes: Invertebrate Zoology – A functional evolutionary approach, Brooks/Cole 2004, Kap. 16, S. 517, ISBN 0-03-025982-7
  • D. T. Anderson: Invertebrate Zoology, 2nd Ed., Oxford Univ. Press, 2001, Kap. 10, S. 225, ISBN 0-19-551368-1
  • J. Moore: An Introduction to the Invertebrates, Cambridge Univ. Press, 2001, Kap. 12, S. 174, ISBN 0-521-77914-6
  • J.-W. Janzen: Arthropods in Baltic Amber, Ampyx-Verlag, 2002
  • H. Paulus: „Euarthropda, Gliederfüßer i. e. S.“; in Westheide, Rieger (Hrsg.): „Spezielle Zoologie Teil 1: Einzeller und Wirbellose Tiere“; Gustav-Fischer-Verlag, 1997

Wissenschaftliche Literatur

  • M. Akam, 2000, Arthropods: Developmental diversity within a (super) phylum, Proceedings of the National Academy of Sciences (USA), 97, S. 4438
  • P. Ax: „Das System der Metazoa II. Ein Lehrbuch der phylogenetischen Systematik“; Gustav Fischer Verlag, 1999
  • R. C. Brusca, 2000, Unraveling the history of arthropod diversification, Annals of the Missouri Botanical Garden, 87, S. 13
  • C. E. Cook, M. L. Smith, M. J. Telford, A. Bastianello, M. Akam, 2001, Hox genes and the phylogeny of the arthropods, Current Biology, 11, S. 759
  • G. D. Edgecombe, G. D. F. Wilson, D. J. Colgan, M. R. Gray, G. Cassis, 2000, Arthropod cladistics: Combined analysis of histone H3 and U2 snRNA sequences and morphology, Cladistics, 16, S. 155
  • G. Giribet, G. D. Edgecombe, W. C. Wheeler, 2001, Arthropod phylogeny based on eight molecular loci and morphology, Nature, 413, S. 157
  • U. W. M. Hwang, M. Friedrich, D. Tautz, C. J. Park, W. Kim, 2001, Mitochondrial protein phylogeny joins myriapods with chelicerates, Nature, 413, S. 154
  • J. Zrzavy, P. Stys, 1997, The basic body plan of arthropods: Insights from evolutionary morphology and developmental biology, Journal of Evolutionary Biology, 10, S. 353
  • Hans Ekkehard Gruner (Hrsg.), M. Moritz, W. Dunger; 1993; Lehrbuch der speziellen Zoologie, Band I: Wirbellose Tiere, 4. Teil: Arthropoda (Ohne Insekta)

Weblinks

Quellen

  • Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Insektenführer; Stuttgart 1999: Kosmos, ISBN 3-440-07682-2
  • Heiko Bellmann: Der neue Kosmos-Schmetterlingsführer; Stuttgart 2003: Kosmos, ISBN 3-440-09330-1
  • Heiko Bellmann: Spinnentiere Europas; Stuttgart 2001: Kosmos, ISBN 3-440-09071-X
  • Klaus Dumpert: Das Sozialleben der Ameisen; Berlin, Hamburg 1994: Parey, ISBN 3-489-63636-8

Einzelnachweise

  1. Burgess-Schiefer. Auf: palaeo.gly.bris.ac.uk.


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