Niedersachsenstein

Niedersachsenstein
Wappen Deutschlandkarte
Die Gemeinde Worpswede führt kein Wappen
Worpswede
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Worpswede hervorgehoben
53.2222222222228.927777777777854Koordinaten: 53° 13′ N, 8° 56′ O
Basisdaten
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Osterholz
Höhe: 54 m ü. NN
Fläche: 76,13 km²
Einwohner: 9464 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 124 Einwohner je km²
Postleitzahl: 27726
Vorwahlen: 04792, 04794
Kfz-Kennzeichen: OHZ
Gemeindeschlüssel: 03 3 56 011
Gemeindegliederung: 8 Gemeindeteile
Adresse der Gemeindeverwaltung: Bauernreihe 1
27726 Worpswede
Webpräsenz:
Bürgermeister: Stefan Schwenke (parteilos)

Worpswede ist eine Gemeinde im Landkreis Osterholz in Niedersachsen, an der Hamme nordöstlich von Bremen mitten im Teufelsmoor gelegen und ein staatlich anerkannter Erholungsort. Der Ort profitiert landschaftlich von einer 54 m hohen Erhebung, dem Weyerberg, der die ansonsten flache Umgebung überragt. Erste Spuren der Besiedlung reichen bis in die Bronzezeit zurück.

Worpswede ist bekannt für die 1889 gegründete Künstlerkolonie Worpswede, eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern. Die Stipendiatenstätte Künstlerhäuser Worpswede gehört zu den größten der Bundesrepublik Deutschland. Worpswede ist durch die zahlreichen Kultureinrichtungen und Galerien sowie als Erholungsort gleichermaßen attraktiv für Künstler wie Touristen.

Die heutige Einheitsgemeinde Worpswede setzt sich aus den vorher eigenständigen Gemeinden Worpswede, Waakhausen, Überhamm, Schlußdorf, Mevenstedt, Neu Sankt Jürgen, Hüttenbusch und Ostersode zusammen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sehenswürdigkeiten

Niedersachsenstein

Der am Weyerberg gelegene Niedersachsenstein, ein 18 m hohes Monument aus Ziegelsteinen, sieht von weitem aus wie ein Adler und erinnert an die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus der Region. Er wurde 1922 nach einem Entwurf des Architekten Bernhard Hoetger, der auch die Böttcherstraße in Bremen gestaltete, fertiggestellt und ist als einzige expressionistische Großplastik Deutschlands von besonderer kunsthistorischer Bedeutung. Da die Errichtung des Niedersachsensteins in einer Zeit großer Armut und Lebensmittelknappheit erfolgte, war sie seinerzeit umstritten, ebenso wie heute wegen der ursprünglich zugedachten Funktion als Kriegsdenkmal.

Barkenhoff

Barkenhoff
Blick in den Garten, 2007

Der Barkenhoff (nds. für „Birkenhof“) – ursprünglich ein Worpsweder Bauernhof – wurde im Jahre 1895 vom Künstler Heinrich Vogeler gekauft und innerhalb weniger Jahre zu einem beeindruckenden Gebäude des Jugendstils umgebaut.

Bald wurde er zum Mittelpunkt der Worpsweder Künstlerbewegung und somit der gesamten „Künstlerkolonie Worpswede“. Nach dem Ersten Weltkrieg diente der Barkenhoff als Kommune und Arbeitsschule, danach als ein Kinderheim der Roten Hilfe.

Unter den zahlreichen Besuchern war Sonja Marchlewska, seit 1926 zweite Ehefrau von Heinrich Vogeler, Tochter des polnischen Marxisten Julian Marchlewski, der Freund und Mitarbeiter Rosa Luxemburgs und ein Vertrauter Lenins war. Marchlewski war auch Rektor der Kommunistischen Universität der Nationalen Minderheiten in Moskau und Gründer der Internationalen Roten Hilfe. Er überredete Vogeler, den Barkenhoff der Roten Hilfe zu übereignen. Die Rote Hilfe wurde ab 1923 nur passives, aber förderndes Mitglied der Arbeitsschule Barkenhoff e. V.; sie wurde am 10. November 1921 vom Amtsgericht Lilienthal anerkannt. Im Juli 1925 wurde der Verein Arbeitsschule endgültig aufgelöst. Der Barkenhoff blieb bis 1932 ein Kinderheim.

In den Folgejahren verfiel der Hof und wurde an die öffentliche Hand übergeben. Restauriert dient er heute als Museum sowie als Werkstatt und Atelier der zumeist internationalen Stipendiaten der Barkenhoff Stiftung. In den Jahren 2003/2004 erfuhr der Hof eine grundlegende Renovierung.

Haus im Schluh

Das Haus im Schluh, hinten das Wohnhaus, rechts die Handweberei

Das Haus im Schluh, ursprünglich eine Moorkate aus dem Moordorf Lüningsee, wurde im Jahr 1920 von Martha Vogeler in den Schluh versetzt und mit Heinrich Vogelers finanzieller Hilfe umgebaut. Sie verließ zu dieser Zeit den Barkenhoff und zog mit ihren drei Töchtern Marieluise, Bettina, Martha und ihrem Freund Ludwig Bäumer in das Haus im Schluh (niederdeutsch für „Sumpf“). Es besteht heute aus drei reetgedeckten Häusern: dem Wohnhaus Martha Vogelers, der Handweberei (das Haus wurde 1937 aus Grasdorf in den Schluh versetzt und war der Arbeitsbereich der Tochter Bettina), und das kleinste Haus ist heute eine Gästepension. Im Wohnhaus und der Weberei bilden Möbel, Gemälde, Radierungen, Porzellan und Hausrat aus dem Barkenhoff den Hauptbestandteil der Heinrich-Vogeler-Sammlung. Wechselnde Ausstellungen zum Werk Heinrich Vogelers und kunsthandwerkliche Gegenstände aus der Region ergänzen die Sammlung.

Bonze des Humors

Der Bonze des Humors ist eine lachende Buddha-Statue, die auf dem Gelände des Parkplatzes beim „Kaffee Worpswede“ (Kaffee Verrückt) steht. Das steinerne Monument wurde – wie das Café und der Niedersachsenstein – von Bernhard Hoetger entworfen.

Kaffee Worpswede

Das Kaffee Worpswede

Das Kaffee Worpswede ist ein expressionistischer Bau am Fuße des Weyerbergs gelegen. Es ist Teil eines Backstein-Ensembles, zu dem auch die Große Kunstschau gehört und dient seit 1925 als Café und Restaurant. Bis in die 1970er Jahre war dem Cafe auch noch ein Hotel angeschlossen. Es wird im Volksmund auch Kaffee Verrückt genannt, weil der Architekt, Baumeister und Künstler Bernhard Hoetger anfing, ein Haus ohne vernünftige Bauzeichnungen und ohne rechte Winkel zu bauen - als die Worpsweder dieses sahen, meinten sie „dei is verrückt, de Kerl“ - und seitdem besteht der Spitzname für dieses schöne Objekt. Ursprünglich bot Hoetger, der für dieses Projekt geschätzte 100.000 Reichsmark aufbrachte, hier seine eigenen kreativen Schöpfungen an.

2002 konnte das Kaffee von der Deutschen Stiftung Denkmalsschutz saniert werden; dabei wurden wichtige Details rekonstruiert (MONUMENTE, Magazin für Denkmalkultur in Deutschland, 09/125; S. 8 - 15).

Kaufhaus Stolte

Das Kaufhaus Stolte auf der Findorffstraße ist mit einer fast 200-jährigen Tradition wohl das älteste Geschäft im Dorf. Der Familie Stolte, insbesondere Mimi Stolte, ist es zu verdanken, dass Worpswede vom unbedeutenden Moordorf zur weltbekannten Künstlerkolonie aufstieg. Mimi Stolte lud 1884 den Kunststudenten Fritz Mackensen in ihr Elternhaus ein. Dort lebte er einige Zeit und kam später mit seinen Freunden in das Moordorf zurück, um sich dauerhaft als Künstler dort niederzulassen. Vor dem Gebäude befand sich von 1986-1988 ein skulpturales Kunstobjekt des Künstlers Waldemar Otto aus Asphalt und Rollsplitt.

Käseglocke

Der kuppelförmige Bau auf dem Weyerberg wurde 1926 vom Schriftsteller Edwin Koenemann erbaut. In der Zeitschrift Frühlicht veröffentlichte der Architekt Bruno Taut 1921 Entwürfe für die Mitteldeutsche Ausstellung für Siedlung und Arbeit in Magdeburg. Darin wurde auch ein Atelierhaus vorgestellt, das hier von Koenemann adaptiert wurde. Siehe auch Hauptartikel Worpsweder Käseglocke.

Bahnhof Worpswede

Das Bahnhofsgebäude an der Eisenbahnstrecke Bremervörde–Osterholz-Scharmbeck (Moorexpress) wurde 1910 von Heinrich Vogeler im Jugendstil entworfen und gebaut. Vogeler entwarf nicht nur den Bau, sondern auch die komplette Inneneinrichtung (Möbel, Kunstwerke und Malereien). Im Jahre 1978 wurde der Bahnhof Worpswede grundlegend renoviert und in seinen Ursprungszustand zurückversetzt. Er beherbergt heute ein Restaurant.

Ansichten

Siehe auch

Literatur

  • Agenda-Gruppe „Kunst und Kultur“ der Gemeinde Worpswede: kunst und kunsthandwerk worpswede aktuell. Bremen 2005; ISBN 3-89757-301-6
  • Bettina Vaupel: Weites Land für große Kunst; Bernhard Hoetger in Worpswede und Bremen; MONUMENTE 09/125; S. 8 - 15 (ISSN 0941-7125)

Weblinks


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