Nifo

Nifo

Agostino Nifo (auch: Augustinus Niphus; geb. 1473 in Sessa Aurunca bei Neapel; gest. nach 1538) war ein italienischer Philologe und Philosoph des Aristotelismus. Nach einem Studium der Medizin[1] und der Philosophie in Padua unter anderem bei Nicoletto Vernia,[2] einem bekannten Averroïsten,[3] lehrte er an den Universitäten von Padua, Neapel, Rom und Pisa. Sein Ansehen war so groß, dass er von Papst Leo X. beauftragt wurde, die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele gegenüber den Angriffen Pomponazzis zu verteidigen. Zur Belohnung erhielt er den Titel eines Grafen und das Recht, sich selbst Medici zu nennen.

Nifos Denken lässt sich in zwei Phasen gliedern. Seine frühen Schriften folgen vor allem Averroës, 1495 gibt er eine kommentierte Ausgabe der Werke Averroës' heraus. Später schwenkte er auf die katholische Orthodoxie ein, indem er sich einem eher thomististischen Aristotelesverständnis und dem Florentiner Neuplatonismus annäherte.[4] - hier ergeben sich auch Berührungspunkte mit Ficino und Pico. Es ist umstritten, inwiefern diese zweite Phase echter wissenschaftlicher Neupositionierung und nicht vielmehr politischem Opportunismus insbesondere gegenüber Leo X. entsprach.

Nifos Denken ist wenig originell, seine Stärke liegt vor allem in einer profunden philosophischen Bildung, die Kenntnisse vor allem der Werke Thomas von Aquins, Siger von Brabants, Themistios' und Aphrodisios' zeigt.[5]

Am bekanntesten ist Nifo durch seine Schrift De immortalitate animae libellus adversus P. Pomponacium von 1518. In dem oft polemischen und persönlich beleidigenden Werk widerspricht er der Lehre Pomponazzis, wonach die menschliche Seele untrennbar mit dem materiellen Körper des Individuums verbunden sei und folglich der Tod des Körpers zwingend den der Seele nach sich ziehe. Als Teil des absoluten Intellekts, so Nifo, sei die Seele vielmehr unzerstörbar, und der Tod führe lediglich zu einer Einheit mit dem absoluten Intellekt.

Die physikalischen Schriften Niphus versuchen, die Impetustheorie mit dem avveroistischen Weltbild zu vereinbaren. In der Ethik steht er dem Hedonismus nahe.[6] Wenig bekannt ist sein Buch De regnandi peritia (Neapel 1523), das eine Überarbeitung von Machiavellis Der Fürst darstellt.

Nifos Kommentare zu Aristoteles fanden eine weite Verbreitung und erfuhren zahlreiche Neuauflagen; die wichtigste Ausgabe erschien in vierzehn Bänden 1654 in Paris.

Inhaltsverzeichnis

Werke

Averroistische Phase

  • De intellectu et daemonibus (Padua 1492; tatsächlich 1503, wurde aber von Nifo vordatiert, um seinen Averroismus als jugendliche Verirrung darzustellen[7] )
  • In librum destructio destructionum commentarii. Venedig 1497
  • Expositiones in Aristotelis libros Metaphysices 1518

Thomistisch-neuplatonische Phase

  • De primi Motoris Infinitate Liber. Venedig 1505.
  • Tractatus de immortalitate animi contra Petrum Pomponatium. Venedig 1525.
  • De regnandi peritia. Neapel 1523.
  • De pulchro et amore. Rom 1531.
  • Opuscula moralia et politica. Paris 1645.

Aristoteleskommentare

  • Expositiones in omnes libros de Historia animalim, de partibus animalium et earum causis ac de Generatione animalium. Venedig 1546.
  • Physicorum auscultationum Aristotelis libir octo. 1549
  • In libros de sophisticis elenchis Aristotelis. Venedig 1551.
  • Commentarium in tres libros Aristotelis De anima. 1559
  • Dilucidarium metaphysicarum disputationum in Aristotelis Deum et quatuor libros metaphysicarum. 1559

Quellen

  1. Lexikon der Renaissance. Herausgegeben von Günter Gurst, Siegfried Hoyer, Ernst Ullmann und Christa Zimmermann. Leipzig: Bibliographisches Institut, 1989. s. v. 'Niphus', S. 510
  2. ebend.
  3. M. Schiavone: Artikel „Nifo, Agostino“. In: Enciclopedia filosofica. 2nda Edizione interamenta rielaborata. Bd. IV. Ed. Sansoni 1970, S. 1032f
  4. Enciclopedia filosifaca S. 1032
  5. Enciclopedia filosifaca S. 1032
  6. vgl. Lexikon der Renaissance S. 510
  7. Enciclopedia filosifaca S. 1032

Weblinks


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