Nikolai Rezanov

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Nikolai Resanow

Nikolai Petrowitsch Resanow (russisch Николай Петрович Резанов, wiss. Transliteration Nikolaj Petrovič Rezanov; * 28. März 1764, Sankt Petersburg; † 1. März 1807, Krasnojarsk), war ein russischer Staatsmann und einer der Gründungsinitiatoren der Russisch-Amerikanischen Kompagnie (RAK). Er stammte aus einer angesehenen Familie des niederen Adels, die jedoch Beziehungen zum russischen Hochadel hatte.[1] Sein Vater, Peter Gawrilowitsch Resanow, war zumindest für einige Jahre Richter in Irkutsk[2]. Nach seiner Schulausbildung, die er zu Hause genoss, trat Resanow 1778 zunächst der Artillerie bei und später durch Begünstigung dem berühmten Ismailow Garderegiment. Nach zwei Jahren stelle sich heraus, dass er zum Militärdienst ungeeignet erschien, sodass er diesen verließ und einen Posten als Assessor bei einem Zivilgericht in Pskow annahm. Fünf Jahre später kam er zum Schatzamt in St. Petersburg. Nach zwei Jahren auf diesem Posten wurde Resanow 1787 Bürovorsteher beim Vize-Präsidenten des Admiralskollegs, Graf I. G. Tschernischew. 1791 wechselte er in gleicher Position in das Büro des neu ernannten Senatssekretärs G. R. Derschawin (1743–1816), eines bekannten Dichters und Höflings und gleichzeitig ein langjähriger Freund der Familie. Resanow gewann so langsam Zugang zum Zarenhof. Eine zeitlang diente er sogar dem Favoriten Katharinas II., Fürst P. A. Zubow. Die Zarin selbst betraute ihn mit Sondermissionen. Als Dank für seine Dienste erhielt Resanow den St. Anna Orden 2. Klasse und eine jährliche Pension von 2.000 Rubel.

1794 oder 95 wurde er erneut mit einer Mission nach Irkutsk entsandt, wo sein Vater immer noch als Richter fungierte. Hier lernte er (oder vertiefte er seine Freundschaft aus früheren Besuchen mit) G. I. Schelichow kennen und heiratete dessen 15-jährige Tochter Anna[3]. Durch seine Verbindungen zu Zubow und damit zur Zarin war Resanow für die Schelichows äußerst nützlich. Bei Grigori Schelichows plötzlichem Tod am 20. Juli 1795 übernahm Resanow die Familieninteressen. Nach Katharinas Tod am 6. November 1796 wuchs Resanows Einfluss sogar noch unter dem Nachfolger Zar Paul I. 1797 wurde er Senatssekretär und einen Monat später sogar Hauptsekretär des Senats.

Am 11. August 1799 brachte er den Zaren dazu, die Interessen dreier sich gegenseitig bekämpfender Pelzhandelsfirmen in Russisch-Amerika und den Kurilen in einem Ukas unter dem Namen einer Monopolgesellschaft, der Russisch-Amerikanischen Kompagnie (RAK), zu vereinen. Am 18. Oktober 1800 stimmte der Zar ebenfalls zu, die Hauptverwaltung der RAK von Irkutsk nach St. Petersburg zu verlegen. Das Direktorium der RAK war damit sehr nahe an die eigentlichen Entscheidungsträgern gerückt. Als Alexander I. am 12. März 1801 den Thron bestieg, machte er Resanow zum Mitglied der Finnland-Kommission und beteiligte sich mit weiteren Mitgliedern seiner Familie am Kapital der RAK. Ende 1802 war die Zahl der Aktieninhaber der RAK von 17 auf 400 gestiegen.

Am 18. Juli 1801 gebar ihm seine Frau Anna einen Jungen, Peter[4]. Am 6. Oktober 1802 wurde die Tochter Olga geboren[5], aber nur 12 Tage später starb Anna. Der trauernde Resanow suchte Zerstreuung und nahm im folgenden Jahr an der ersten russischen Weltumseglung unter Krusenstern als Sonderbotschafter für Japan teil. Bei der dortigen Ankunft 1804 mussten er und die Schiffsbesatzung jedoch ein Jahr quasi in Gefangenschaft verbringen, ehe sie ohne Ergebnis weitereisten. Resanow trennte sich 1805 von der Krusenstern Expedition und begab sich mit wenigen Gefolgsleuten nach Nowo-Archangelsk (heute Sitka), dem Hauptort Russisch-Amerikas, um die Kolonie zu inspizieren. Im Jahre 1806 reiste er nach Kalifornien, wo es ihm gelang, dringend benötigte Nahrungsmittel für die RAK zu erwerben und erste freundschaftliche Kontakte mit den Spaniern zu knüpfen. Dies erreichte der 42-jährige u.a. dadurch, dass er der 15-jährigen Tochter des Kommandanten des spanischen Presidios von San Francisco, Concepcion Arguello (Conchita), den Kopf verdrehte. Auf dem Rückweg nach St. Petersburg veranlasste das völlige Desaster der Japanmission Resanow, den Marineoffizieren Davidow und Chwostow Befehle zu erteilen, um Vergeltungsschläge gegen Japan durchzuführen. Diese, einer eigenhändigen Kriegserklärung gleichkommende Maßnahme, belastete das japanisch-russische Verhältnis noch Jahrzehnte. Während der Rückreise über Land nach Sankt Petersburg starb Resanow im 1. März 1807 an einem Fieber in der Stadt Krasnojarsk in Sibirien. Am 13. März wurde er in der Nähe des Eingangs zur alten Voskresenskii Kathedrale beigesetzt.

Am 28. November desselben Jahres besuchte der deutsche Wissenschaftler von Langsdorff, der mit Resanow in Kalifornien war, dessen Grab. Es war lediglich ein altarähnlicher Stein ohne Inschriften am Grab aufgestellt. 1831 errichtete die RAK ein Monument, dass 1936 beschädigt wurde. Wegen beträchtlicher Umbauten wurde es kurze Zeit später notwendig, Resanows Zinksarg umzubetten. Seitdem gilt seine letzte Ruhestätte als unbekannt.

Die Gestalt Resanows ist historisch noch nicht ausreichend erfasst. Es existiert noch immer keine grundlegende Biographie. Insbesondere wegen der „Conchita-Liebesaffäre“[6] wird seine Person unrealistisch verklärt (genauso wie diese Affäre). Seine Bevorzugung junger Mädchen, die Japanmission und die Vergeltungsaktionen lassen eine andere Beurteilung dieses Mannes zu. In jüngster Zeit ist durch die Veröffentlichung des Tagesbuches des Mitglieds der Krusenstern-Weltumseglung, Hermann Ludwig von Löwenstern (1777–1836), ein weiteres, schlechtes Bild auf Resanow geworfen worden. Dieses Tagebuch war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und erhält dadurch besondere Glaubwürdigkeit.

Resanow hinterließ in Russisch-Amerika und Kalifornien keine bleibenden Eindrücke. Unbestritten sind jedoch seine Verdienste im Zusammenhang mit der Gründung der RAK, seine vorausschauenden Gedanken um die Zukunft Russisch-Amerikas und die Bekämpfung der einsetzenden Hungersnot in Nowo-Archangelsk durch seine Kalifornienreise im Jahre 1806.

Fußnoten

  1. Es gab noch mindestens einen Onkel, Iwan Gawrilowitsch Resanow (21. Januar 1726 – 23.Dezember 1787). Dieser war Generalleutnant, Präsident des Bergbaukollegiums und Oberprokuror der 1. Abteilung des Senats.
  2. Resanow hatte noch eine Schwester (Name unbekannt) und einen Bruder, Alexander Petrowitsch, der am 18. Februar 1853, fast hundertjährig verstarb.
  3. geboren am 15. Februar 1780. Manchmal wird in der Literatur als Heiratsjahr bereits 1793 angegeben, leider ohne Quellenangabe. Rechtlich wäre dies möglich gewesen, da zu dieser Zeit das offizielle Mindestalter für heiratswillige Mädchen in Russland 13 Jahre betrug.
  4. sein Todesdatum ist nicht bekannt
  5. Olga heiratete einen Oberst Kokoschkin und starb am 20. Juni 1828.
  6. Concepcion sah einer ungewissen Zukunft entgegen und erfuhr erst knapp zwei Jahre später vom Tod des Mannes, in den sie sich so verliebt hatte. Obwohl sie, auch wegen ihrer außergewöhnlichen Schönheit, noch mehrere Interessenten hatte, verstieß sie alle und blieb zeit ihres Lebens unverheiratet. Sie arbeitete für das Gemeinwohl in Monterey und Santa Barbara, später sogar sieben Jahre in Loreto, Baja California, bevor sie dem Dominikanerinnenorden in Bernicia beitrat, wo sie 1857 starb.

Literatur

  • Richard A. Pierce (Hrsg), Russian America: A Biographical Dictionary, Kingston, Ontario, 1990, S. 418-421.
  • Victoria Joan Moessner, Eine kommentierte Transkription der Tagebücher von Hermann Ludwig von Löwenstern ( 1777-1836): 1803-1806: Die Erste Russische Weltumsegelung, Teil 1 (Studies in German Language and Literature), Edwin Mellen Press, 2005.
  • Hubert Howe Bancroft, History of California, 7 Bde., San Francisco, 1885. [grundlegende, immer noch gültige Arbeit]
  • Georg Heinrich von Langsdorff, Remarks and Observations on a Voyage around the World from 1803 to 1807, translated by Victoria Joan Moessner, 2 Bde., Kingston, Ontario, 1993.
  • Eve Iversen und Father Maurice M. O'Moore,The Romance of Nikolai Rezanov and Concepcion Argüello und The Concha Argüello Story, edited by Richard A. Pierce, Kingston, Ontario, 1998. [gibt einen erfreulich nüchternen Überblick über die Affäre]
  • Lydia T. Black, Russians in Alaska, 1732-1867, Fairbanks, 2004, S. 169-177. [neuere Zusammenfassung der Resanow Tour]
  • Peter Littke, Vom Zarenadler zum Sternenbanner. Die Geschichte Russisch-Alaskas, Essen, 2003, S. 137-146. [Krusensterns Weltumseglung und Resanow Tour in Deutsch]
  • Iu. P. Awdiukow, Komandor, Kranoiarsk: Izdatel'skii otdel PIK "Ofset,", 1995. [enthält reichlich Material über Resanow]
  • Hector Chevigny, Russian America: The Great Alaskan Venture, 1741-1867, Portland, 1965. [schließt Wissenslücken der 1960er Jahre durch teilweise erstaunliche Kombinatorik, daher als Gesamtwerk nur als fiktiv zu bezeichnen. Heute durch die Forschung überholt, aber für Englischkenner als Einstieg ins Thema durch den wunderbaren Erzählstil dieses blinden und leider längst verstorbenen Schriftstellers immer noch sehr lesenswert]

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