Nippon Toji-jidai no Chōsen

Nippon Toji-jidai no Chōsen

Am Anfang des 20. Jahrhunderts geriet Korea unter japanische Herrschaft. 1905 wurde Korea japanisches Protektorat und 1910 vollständig als Kolonie mit dem Namen Chōsen in das Japanische Kaiserreich unter Annexion eingegliedert. Die Kolonialherrschaft endete heutzutage in den beiden Nachfolgestaaten Nord- und Südkorea offiziell mit der Kapitulation Japans am 15. August 1945, de facto aber erst vollständig mit der Absetzung des japanischen Generalgouverneurs am 12. September 1945 bzw. de jure mit Inkrafttreten des Friedensvertrags von San Francisco am 28. April 1952.

Damit erlangte Korea jedoch nicht die erhoffte Freiheit, sondern geriet im aufkommenden Kalten Krieg zwischen die Interessen der Vereinigten Staaten und der Sowjetunion sowie später der Volksrepublik China. Dies führte zur Gründung zweier verfeindeter Staaten (Nord- und Südkorea) und zum Koreakrieg.

In Japan wird diese Kolonialzeit heute „Korea unter japanischer Herrschaft“ (jap. 日本統治時代の朝鮮, Nippon Toji-jidai no Chōsen). In Nord- und Südkorea wird diese Phase heute als „Erzwungene Besatzungszeit durch den japanischen Imperialismus“ (kor. 일제, 강점기, Ilje Gangjeomgi) oder „Periode des japanischen Imperialismus“ (일제, 시대, Ilje Sidae) bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Bereits nach der zwangsweisen Öffnung der japanischen Häfen durch US-Schiffe und Einsetzen erster Schritte der Meiji-Reformen gab es in Japan Bestrebungen, sich Korea einverleiben zu wollen: Man wollte ein „Reich gründen wie die europäischen Länder“ und Kolonien haben, um gleichrangig zu werden und nicht selbst abhängig zu werden (Inoue Kaoru). Zu dieser Zeit war Korea ein autonomer, tributpflichtiger Vasallen-Staat und Protektorat des Chinas der Qing-Dynastie. Allerdings war es für Japan von Vorteil, dass Korea zu diesem Zeitpunkt relativ schwach und dazu abgeschottet war. Außerdem bot Korea einen strategisch idealen Ausgangspunkt für eine weitere Expansion nach China und nach Russland.

Öffnung Koreas bis zum Ersten Chinesisch-japanischen Krieg

1876 erzwang Japan durch Entsendung von Kriegsschiffen den Vertrag von Gangwha[1]: das „Einsiedelkönigreich“ Korea wurde für die japanische Wirtschaft geöffnet und diplomatische Beziehungen zwischen beiden Staaten wurden aufgenommen. Die nach Handelsverträgen auch mit dem Kaiserreich China und westlichen Mächten rasch wachsenden Importe von Waren und Technologien eröffneten insbesondere Russland und auch Deutschland neuen Einfluss in Korea.

Durch die von Korruption und Unterdrückung geprägten sozialen Zustände im Korea der Joseon-Dynastie kam es 1894 zum Donghak-Aufstand, gegen die chinesische Hilfe gerufen wurde. Die chinesische Intervention gab nach dem Vertrag von Tianjin Japan das Recht, seinerseits zu intervenieren, von welchem es durch die Entsendung eigener Interventionstruppen gebrauch machte. Da beide Seiten nach Hegemonie über Korea strebten und keine der beiden Seiten nach vorläufiger Beendigung des Aufstandes bereit war, als erstes seine Truppen wieder abzuziehen, mündeten die Spannungen in den Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg. Nach der Niederlage 1895 für das Kaiserreich China folgte der Friedensvertrag von Shimonoseki, in dem es die „volle und umfassende Souveränität und Autonomie Koreas“ anerkannte, und somit sein Protektoratsstatus und einen Großteil seines Einflusses über Korea verlor.

Unter japanischem Einfluss führte man westliche Reformen durch. Dies waren als Beispiel die Abschaffung der konfuzianischen Staatsprüfungen für Beamte sowie die in Japan schon vollzogene Einführung des deutschen Zivilrechts. 1894 besetzten japanische Kräfte im Rahmen des Donghak-Aufstandes den Königspalast in Hanseong. Da sich die damalige Königin Myeongseong gegenüber der japanischen Politik ablehnend zeigte, wurde sie von japanischen und koreanischen Assassinen ein Jahr später am 8. Oktober 1895 ermordet.[2] 11. Februar 1896 suchten der König Gojong, seine neue Ehefrau, die Prinzessin Eom Sunheon, und der Kronprinz Sunjong in der russische Botschaft schutz auf. Diese verließen sie 1897 wieder unter Proklamation eines Kaisertums Groß-Korea, wodurch die Joseon-Dynastie offiziell beendet wurde.

Russisch-japanischer Krieg und japanisches Protektorat

Nach dem Ersten Chinesisch-Japanischen Krieg musste Japan die für sich strategisch wertvolle Liaodong-Halbinsel vor Korea wieder zurück an China geben. Dies geschah aufgrund internationalen Drucks in der Intervention von Shimonoseki. China verpachtete die Halbinsel an Russland, welches in Port Arthur einen eisfreien Marine-Hafen errichten wollte. Dies empfand Japan als Bedrohung seiner Interessenssphäre. Die Spannungen verstärkten sich, als Russland sich verstärkt um Hegemonie über die Koreanische Halbinsel bemühte und Truppen in der Mandschurei stationierte. Als Folge wurde 1904/05 der Russisch-Japanische Krieg geführt. Am 5. September 1905 akzeptierte das unterlegene Russland im Friedensvertrag von Portsmouth unter anderem Korea als japanisches Interessengebiet.

Flagge des Generalresidenten
Sitz des Generalresidenten

Als Folge wurde am 17. November 1905 in Hanseong der Eulsa-Vertrag geschlossen, wodurch Korea zu einem japanischen Protektorat wurde. Des Weiteren wurde das koreanische Herrscherhaus in die japanische Kaiserfamilie mit „gegenseitigem Nachfolgerecht“ samt Heirat des späteren Kronprinzen Yi Eun mit der japanischen Prinzessin Masako Nashimotonomiya integriert und hinter der koreanischen Regierung stand die japanische Verwaltung des Generalresidenten Terauchi Masatake. Dieser übernahm die Außenvertretung Koreas, die innere Verwaltung und das Militär. Allerdings weigerte sich König Gojong zunächst, den Vertrag anzuerkennen. Er behauptete den Vertrag nicht unterschrieben zu haben, sondern ihm der Siegelring von japanischer Seite gestohlen worden sei und es dadurch zu einer illegalen Unterzeichnung gekommen sei.[3][4] Die Klage des Königs Gojong vor der internationalen Friedenskonferenz in Den Haag wurde im Juni 1907 mit der Begründung abgewiesen, er besitze keinerlei Rechte als Souverän eines Staates, woraufhin sich der König nach Aufforderung durch den Generalresidenten Ito Hirobumi zur Abdankung gezwungen sah.

Unter der Protektoratsverwaltung übernahmen japanische Beamte Verwaltung und Gerichte und führen japanische Verwaltungsregeln ein, Polizei und Strafvollzug wurden gleichfalls japanisiert, das koreanische Heer wurde entwaffnet und aufgelöst. Im Juni 1910 erhielt die japanische Militärpolizei einen Oberbefehlshaber, der auch die Aufsicht über die zivile Polizei erhielt. Dennoch formierte sich auch gewaltsamer Widerstand gegen die japanische Herrschaft, ausgehend insbesondere von den konfuzianischen Schulen und Jugendgruppen. Es bildete sich eine, wenn auch schlecht bewaffnete, Partisanenarmee, die neben Anschlägen auf Eisenbahnen und Telegrafenstationen auch die japanische Kolonialarmee in Kampfhandlungen verwickelte. Letztlich mussten die Partisanen aber nach Gando nördlich des Yalu (1908 lebten in diesem zwischen China und Korea umstrittenen Gebiet neben 21.000 Chinesen 83.000 Koreaner) ausweichen, wo sie bis 1915 dort Widerstand leisteten.

Kolonialzeit

Auf der Karte (1910) ist das Staatsgebiet des Japanischen Kaiserreichs eingezeichnet (grau untermalt). Es umfasste unter anderem die Koreanische Halbinsel als neue Provinz Chōsen.

Annexion Koreas als japanische Provinz

Sitz des Generalgouverneurs

Am 22. August 1910 erzwang die japanische Regierung den Rücktritt des Kaisers Sunjong, nachdem der für Japan wichtige Fürst Itō Hirobumi am 26. Oktober 1909 auf einer Reise in der Mandschurei in Harbin von dem koreanischen Nationalisten An Jung-geun ermordet worden war. Der neue Generalgouverneur wurde auch in formeller Hinsicht als oberster Befehlshaber installiert, ganz Korea auf diese Weise als japanische Provinz unter dem Namen Chōsen (jap. 朝鮮; kor. 조선, Joseon) annektiert. Neben einem großen Aufgebot an Militärpolizei wurde nun auch eine Division der japanischen Armee in Chōsen stationiert, 1915 wurde die Militärpräsenz um eine weitere Division verstärkt.

Beginn der Kolonialzeit

Japan baute Chōsen als Brückenkopf auf dem asiatischen Festland zielgerichtet aus: Der Süden der Halbinsel war zur Energiegewinnung wenig geeignet, sodass sich der Aufbau von Industrie eher auf den Norden konzentrierte und im klimatisch begünstigten Süden die Landwirtschaft gefördert wurde. Zur Erschließung des ganzen Landes wurden Eisenbahnlinien errichtet. Die in dieser Zeit aufgebaute Infrastruktur spielte für die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere Nordkoreas nach 1945 eine wichtige Rolle, soweit sie nicht während des Koreakriegs 1950 bis 1953 zerstört wurde.

Das regionale Ungleichgewicht der Wirtschaftsstruktur führte zu einer Süd-Nord-Wanderung innerhalb Chōsens einerseits sowie andererseits zur Emigration vieler Menschen aus dieser Provinz nach China, Hawaii und Japan.

Nach dem Tod des vorletzten Königs Gojong im Januar 1919 kommt es landesweit zu antijapanischen Unruhen, die in der Erklärung der Unabhängigkeit durch die Bewegung des 1. März 1919 gipfeln. Unmittelbar nach der Verlesung der Unabhängigkeit wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen, es wurden dabei offiziell 553 Menschen getötet und 185 verletzt. Dennoch wird von der Provinzregierung eine Abmilderung der Kolonialpolitik erreicht: So wird im August mit Admiral Saito Makoto ein neuer Generalgouverneur ernannt, sein zweiter Kollege ist Zivilist. Saito spricht sich für den Schutz koreanischer Kultur und Sitten aus und der Wohlfahrt und will dem Glück der Einwohner Chōsens dienen. Vorübergehend wird wieder die koreanische Sprache als Unterrichtssprache zugelassen und einige koreastämmige Einwohner Chōsens werden an der Verwaltung des neuen Generalgouverneurs beteiligt. Zwar wurde danach die Polizei um 10.000 Mann aufgestockt, dafür wurde aber die bis dato für Ordnung sorgende japanische Militärpolizei durch eine zivile Polizei ersetzt.

Die Präsenz von nicht-koreastämmigen Bewohnern nach 1919 nahm insgesamt von 346.000 (1920) auf 424.700 (1925) stärker als zuvor zu. 1906 waren nur 39.000 Japaner in Chōsen, auch 1910 war die Zahl mit 171.543 recht gering, stieg danach konstant an auf auf 527.016 (1930) und 619.000 (1935).

Am 10. April 1919 wurde in Shanghai unter Mitwirkung von Rhee Syng-man und Kim Gu eine koreanische Exilregierung gegründet. Nur die II. Internationale ergriff mit einer Resolution der Konferenz in Luzern vom 2. - 9. August 1919 Partei für das nun in das Japanische Kaiserreich eingegliederte Chōsen und forderte den Völkerbund auf, „Korea“ als Mitglied aufzunehmen. Am 11. Dezember 1941 erklärte diese Exilregierung Japan den Krieg und kämpfte mit ihrer Koreanischen Restaurationsarmee von China aus mit den Alliierten gegen die japanische Armee.

Gesellschaft und Kultur

Seit Beginn der Kolonialzeit 1910 wurden den Koreanern grundlegende Rechte verwehrt. Dies beinhaltete unter anderem das Recht auf Versammlung und Organisation, Redefreiheit und eine unabhängige Presse: Alle koreanischen Zeitungen und Magazine mussten 1910 ihr Erscheinen einstellen, es verblieben neben einer koreanischsprachigen eine englische und ein paar japanische Zeitungen, die von der Provinzregierung herausgegeben wurden.

Die japanische Herrschaft ermöglichte ein Aufweichen zuvor vergleichsweise starrer Gesellschaftsstrukturen, insbesondere eine Veränderung von Geschlechterrollen. Ab 1886, also noch unter der Yi-Dynastie, entstanden – teilweise auf Betreiben ausländischer christlicher Missionare – Mädchenschulen, in denen Schülerinnen westliche Bildung genossen. Hierzu formierte sich 1898 die Gesellschaft Chanyanghoe (讚揚會). Ab 1910 bot die aus einer Mädchenschule hervorgegangene heutige Ewha Womans University Collegekurse an. Frauen erwirtschafteten eigenes Einkommen und konnten über Bildung und Beruf leichter sozial aufsteigen als unter der Yi-Dynastie. Die Zeitung Maeilsinbo veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 21. Juli 1931 eine Statistik, wonach in der Hauptstadtpräfektur 9779 männlichen 3337 weibliche Industriearbeiterinnen gegenüberstanden, die besonders unter den jüngeren Jahrgängen zahlreich waren. In den 1920ern wurden erste Organisationen erwerbstätiger Frauen gegründet, die teilweise regen Zulauf fanden.

Die Japanisierung wurde unterdessen mit aller Macht vorangetrieben: im kulturellen Bereich wird zu Beginn der Eingliederung in das Japanische Kaiserreich die traditionelle konfuzianische Schulausbildung verboten, hunderte privater Schulen werden geschlossen, koreanische Schulbücher verboten und das japanische Schulsystem eingeführt. Die japanische Sprache wird schon 1910 Nationalsprache, also alleinige Unterrichts- und Amtssprache auch in Zeitungen, 1938 wird selbst der häusliche und private Gebrauch der koreanischen Sprache verboten und durch ein Spitzelwesen bis in den familiären Bereich gesichert, die koreanische Tracht, der Hanbok, wird verboten.

Ab Februar 1940 werden koreanische Namen in japanische umgewandelt; das auf nur sechs Monate angesetzte Vorhaben bringt bis Ende April 1940 nur den sparsamen Erfolg von 7,6 % mit japanischen Namen registrierten Koreanern. Als Lebensmittelkarten, Postzustellungen, Vergabe von Arbeit und Annahme von behördlichen Anträgen nur noch an Personen mit japanischen Namen erfolgen, geben viele dem Druck nach; im August 1940 sind 79,3 % der Bevölkerung mit japanischen Namen registriert. Schon zuvor war der Staats-Shintoismus als StaatsReligion eingeführt worden, die tägliche Teilnahme an Opfern in den hierfür errichteten Tempeln und die Verbeugung nach Osten, dem Sitz des himmlischen Kaisers, wird Pflicht; der den Koreanern heilige Ahnenkult soll damit verdrängt werden, die Kampagne hatte zudem eindeutig anti-christliche Intentionen (zumal viele koreanische Christen sich - anders als ihre japanischen Glaubensgenossen - gegen jeden Ahnenkult wandten). Zudem wurde der chinesische Kalender durch den in Japan seit Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen gregorianischen Kalender ersetzt.

Nach dem Volksaufstand der Bewegung des 1. März erleichterte man die Situation im Pressebereich, sodass im Laufe der zwanziger Jahre die Zahl der koreanischen Zeitungen auf fünf anstieg, darunter die 1920 in Keijō begründeten Tageszeitungen Dong-A Ilbo (Dongailbo, The Eastern Daily) und Chosun Ilbo (Joseon Ilbo, The Korean Daily), die aber selbstverständlich unter japanischer Zensur standen. In der ersten Hälfte der 1920er kommt die erste Frauenzeitschrift namens Yeojagye auf den Markt, in den 1930ern folgen moderne Frauenzeitschriften nach japanischen Vorbildern, z. B. Yeoseong des Herausgebers der Chosun Ilbo.

Im Königspalast Gyeongbokgung wurde auf der Mittelachse 1926 ein Palast für den Generalgouverneur fertig gestellt, der sich auf Blickachse zwischen Palast und Stadt erhob. Den nach der Befreiung als Parlament und Nationalmuseum genutzten Bau riss Südkorea am 15. August 1995 mit einem Volksfest ab, genau fünfzig Jahre nach der Kapitulation der Japaner im Zweiten Weltkrieg. Auf dem Gelände des Königspalastes Changgyeongung wurde von der japanischen Provinzregierung ein Zoo eingerichtet.

Dennoch gibt es immer wieder Widerstände, insbesondere gegen Übergriffe von Japanern: als am 30. Oktober 1929 junge Japaner sich in Gwangju an koreanische Schülerinnen heranmachen, kommt es zu einem Handgemenge mit Koreanern; als die Koreaner verurteilt werden, die Japaner aber straffrei ausgehen, kommt es zu Unruhen an den Schulen; von den 54.000 beteiligten Schülern werden 1.642 inhaftiert, 2.330 werden vorläufig der Schule verwiesen, 582 müssen endgültig die Schulen verlassen. Zwanzig Jahre nach Beginn der Eingliederung in das japanische Kaiserreich zeigt dies den Fehlschlag der japanischen Bemühungen, Korea „gewaltlos“ für sich zu gewinnen.

Verstärkt seit Beginn des Zweiten Sino-Japanischen Krieges 1937 und während des anschließenden Zweiten Weltkriegs versuchte die japanische Kolonialmacht unter dem Generalgouverneur Minami die japanische Kultur und Denkweise auch in Korea einzuführen. Die unter der Parole „Nae-son-il-chae“ („Nae“ = innen, Japan; „son“ = Korea von Choson; „Il“ = eins; „Chae“ = Leib) durchgeführte Politik der totalen Assimilation soll die für den seit dem Angriff auf Pearl Harbor an mehreren Fronten geführten Kriege erforderlichen Ressourcen vor allem an Menschen für Militär und Industrie sicherstellen.

Zwar erläutert Generalgouverneur Minami in einer Rede aus dem Jahr 1939 die Parole „Nae-son-il-chae“ wie folgt: „Korea und Japan müssen eins werden in Gestalt, im Geist, im Blut und im Fleisch“; Ziel sei letztlich eine völlige Gleichheit der Koreaner mit den Japanern, jede Diskriminierung auch beim Militär werde abgeschafft. Andererseits weiß Minami wie aus einer Rede 1942 in Tokio ersichtlich, dass Korea ein Jahrtausend lang selbstständiges und kulturell eigenständiges Land war: „Die Koreaner sind in Bezug auf Weltanschauung, Mitmenschlichkeit, Bräuche und Sprache ein völlig anders Volk. Daher muss die japanische Regierung im vollen Bewußtsein dieser Tatsache die Kolonialpolitik entwerfen.“ Dahinter stand die Überzeugung, „dass die Japaner, zu denen die Koreaner stets aufzuschauen haben, immer einige Schritte voraus sein müssen. Denn die Japaner sind berufen, die Koreaner immer zu lehren und zu führen, und diese sollen mit Dankbarkeit und Gehorsam den vorausschreitenden Japanern folgen.“ Wie wenig an Gleichheit zwischen Koreanern und Japanern gedacht war, zeigt das stets bestehende Verbot von japanisch-koreanischen Ehen.

Wirtschaft

Seit der Öffnung Koreas für den japanischen Handel durch die Verträge von 1876 war der Außenhandel Koreas in fremder, seit 1905 in ausschließlich japanischer Hand. Nach 1910 wurde der für Konfuzianer grundsätzlich suspekte Handel auch innerhalb Koreas für Koreaner verboten und nur Japaner waren zugelassen. Aller Handel bis 1945 ist also in japanischer Hand. Dies zeigt sich daran, dass nach 1911 110 Unternehmen in Handel und Industrie tätig waren, davon 101 in japanischem Besitz, hinzu kamen 19 japanische Unternehmen mit Niederlassungen in Korea. Das erdrückende japanische Übergewicht wurde verstärkt durch Schließung von zwei größeren und erfolgreichen koreanischen Unternehmen, der „Korean Land and Maritime Transportation Company“ und der „Korea Hide Company“ sowie durch die Verstaatlichung und somit der Japanisierung der Ginseng-Produktion und der Bergwerke.

Japan nutzte Korea wie gesehen zunächst als militärisches Aufmarschgebiet für den Chinesisch-Japanischen Krieg und den Russisch-Japanischen Krieg um die Jahrhundertwende. Nach Konsolidierung der Kräfteverhältnisse trat die wirtschaftliche Ausbeutung des Landes in den Vordergrund; Bodenschätze hat zwar nur der nördliche Landesteil in nennenswertem Umfang zu bieten. Ziel der Modernisierung Japans war eine Industrialisierung, auch um die landwirtschaftliche Struktur des Landes mit 80% bäuerlicher Bevölkerung zu überwinden. Um diese geplanten Einbußen zu kompensieren, benötigte man Korea als „Kornkammer“.

Landwirtschaft

Ab 1912 fand durch der japanische Provinzregierung eine verstärkte Enteignung insbesondere der Kleinbauern statt. Durch Neuvermessungen und Bodeninspektionen des landwirtschaftlich nutzbaren Bodens fand diese zunächst zugunsten der „Eastern Real Estate Corporation“. An diese in den ersten Jahren nach der Annexion gegründete Gesellschaft fiel alles Land mit unsicheren Eigentumsverhältnissen und wurde weitergereicht an japanische Einwanderer und pro-japanische koreastämmige Provinzbewohner. So sind 1916 36,8 %, 1920 39,8 % und 1932 52,7 % des Ackerbodens der Provinz Chōsen in japanischer Hand. Die in Chōsen verfügbare Menge an Reis sinkt zwischen 1912 und 1918 von 78 sho auf 60 sho (etwa 1,8 l) je Person.

In der Folge wurde die koreanische Landwirtschaft in den dreißiger Jahren zunehmend auf den Anbau von Reis ausgerichtet, während die traditionelle bäuerliche Landwirtschaft mit Gemüse wie Kohl, Rettich, Knoblauch und Frühlingszwiebeln, ein wenig Viehhaltung (zur Selbstversorgung und als Pachtabgaben) und – soweit im wärmeren Süden möglich – Seidenraupenzucht verdrängt wurde. Schon 1919 (Korea hatte etwa 17 Mio Einwohner) wurde 1/6 der koreanischen Reisproduktion (64,7 Mio Reisbüschel) nach Japan exportiert, bevor japanische Planvorgaben die Änderung einleiteten. Die Reisanbauflächen wurden von 3,68 Mio. Acres (1919) auf 4,29 Mio. Acres ausgeweitet, während die gesamte landwirtschaftliche Anbaufläche nicht einmal um dieselbe Fläche von 10,8 auf etwas mehr als 11 Mio. Acres wuchs, die koreanische Bevölkerung aber von 17 auf knapp 23 Mio. Personen stieg. Nach diesen Plänen sollte Korea die japanischen Inseln mit dem Reis versorgen, der dort wegen zunehmender Industrialisierung nicht angebaut werden konnte.

Auch ohne dass die Plansolls zur Steigerung des Reisertrags um knapp 75 % auch nur ansatzweise erreicht worden wären, wurde der Export nach Japan planmäßig gesteigert. So wurde um 1933 mehr als die Hälfte der koreanischen Ernte nach Japan abgeführt.

Die Reis-Monokulturen führten zudem zu einseitiger wirtschaftlicher Abhängigkeit der Bauern, die bei Missernten oder nur Mindererträgen in Existenznot gerieten, zumal zu den Pachtabgaben Kosten für Dünger und Transport traten. Dies führte zu vielen Hofaufgaben, 1939 betrieben allein 340.000 Haushalte nach Aufgabe ihrer Höfe „Nomadenwirtschaft“ mit Brandrodung in abgelegenen Berggegenden. So (und durch Enteignungen) gelangte nochmals viel Bauernland in japanische Hände.

Auch die koreanische Fischerei wurde von japanischen (Klein-) Unternehmen übernommen, die zu 90.000 jährlich in koreanischen Gewässern fischten; 30.000 von ihnen wurden in Korea sesshaft. Ähnliches gilt für die koreanische Forstwirtschaft.

Industrie und Bergbau

War die japanische Kolonialisierung ursprünglich an Korea unter militärischen Aspekten als Aufmarschgebiet gegen China – dort insbesondere die Mandschurei – und Russland und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten als Absatzregion für Industrieprodukte interessiert, rückte die industrielle Ausbeutung erst in den zwanziger Jahren in den Vordergrund: niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten versprachen Investoren im Bereich der Energiewirtschaft (Wasserkraft) und der chemischen Industrie (für Düngemittel und vor allem Munition) hohe Renditen. Entsprechend dem militärischen Bedarf vervierfachte die chemische Industrie seit 1925 ihre Produktion, zudem wurden vor allem im Norden Koreas Stahl, Kohle, Wolfram und Blei gewonnen. Die industrielle Belegschaft stieg von 50.000 Arbeitern (1911) auf 1,5 Mio. Arbeiter (1945), die meisten davon zwangsverpflichtet.

Durch Transport-, Energieversorgungs- und Kommunikationsnetzwerke erschloss sich der japanische Handel Korea. Diese konnten, soweit nicht zerstört, nach 1945 für koreanische Zwecke genutzt werden. Dies ändert aber nichts am Beweggrund, aus dem sie geschaffen wurden: die Erschließung eines Kolonialreichs im klassisch europäischen Sinn.

Zwangsarbeit, Zwangsrekrutierung und Zwangsprostitution

Die Kolonialmacht rekrutierte seit dem 22. Februar 1938 koreanische Männer zum japanischen Militär, insbesondere für die Infanterie. Anfangs war man hier – ähnlich wie in Nazi-Deutschland aus rasseideologischen Gründen – sehr zurückhaltend und nahm nur sehr wenige der „Freiwilligen“ auf, so etwa 1938/39 nur 1.280 von 15.294 Kandidaten. Dies änderte sich aber nach dem Ausgreifen der militärischen Auseinandersetzungen, wesentlicher bleibt aber die Zwangsarbeit.

Ab 1938 wurden hunderttausende junger Leute beiderlei Geschlecht zwangsweise im Nationalen Arbeitsdienst organisiert, der etwa 750.000 Einheiten umfasste, und mussten – ähnlich den Zwangsarbeitern aus ganz Europa in Deutschland – in Bergwerken und Fabriken Japans die für den Militärdienst benötigten japanischen Männer ersetzen. Dort waren sie in ihrer geringen Freizeit gezwungen, Shinto-Schreine zu besuchen und dort für den Erfolg der geheiligten Mission Japans in Asien und für den Sieg über China zu beten. Am Tag der Kapitulation lebten ca. 2,3 Mio Koreaner in Japan, weit mehr als 30 % der Opfer der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki sind koreanische Zwangsarbeiter: 40.000 von 140.000 Toten und 30.000 verstrahlte Opfer.

Die in Chōsen verbliebene Bevölkerung wurde gleichzeitig in Nachbarschaftstrupps organisiert, die jeweils 10 Haushalte umfassten und für die Provinzregierung das Eintreiben der Steuern und anderen Abgaben übernahm. Während so der in Korea angebaute Reis als Naturalabgabe eingetrieben wurde – wie im vormodernen Japan üblich – verteilten diese Nachbarschaftstrupps Gerste und andere, mindere Nahrung zur Ernährung an die Bevölkerung. Gleichfalls der Ausbeutung dienen auch regelmäßige Veranstaltungen wie der um 1937 ins Leben gerufene „patriotische Tag“ und der „Tag im Dienste des Aufstiegs Asiens“, die 1939 vereint werden: der erste Tag jeden Monats war der gemeinsamen Fronarbeit der Bevölkerung Chōsens für den Zweiten Weltkrieg gewidmet.

Besonders ab 1940 und nochmals verstärkt ab Oktober 1943 verschärft sich die Kolonialpolitik: Tausende werden als „Gedankenverbrecher“, „nicht erwünschte Personen“ und „Rebellen“ verurteilt und inhaftiert.

Im Zuge dieser Arbeitsmobilisierung wurden hunderttausende von erfahrenen Arbeitern zur Zwangsarbeit in koreanischen und japanischen Industriezentren verschleppt und später auch zur Musterung gezwungen; etwa 50.000 Koreaner waren – trotz erheblicher Bedenken gegen ihre Zuverlässigkeit und erst nach ausgiebiger Überprüfung von knapp 350.000 Personen – hiervon betroffen. Besonders stark ist der japanische Druck auf die (1943) 6500 koreanischen Studenten (Ausnahme nur: Medizin und technische Fächer) in Japan, von denen 5000 in die japanische Armee eingezogen werden; viele flohen und versteckten sich in Korea oder der Mandschurei, die meisten endeten vor dem Militärgericht. Manche der „Freiwilligen“ unterzogen sich dem Training und Dienst in der japanischen Armee in der Hoffnung, als trainierte und erfahrene Soldaten“ einem künftigen freien Korea dienen zu können.

Aus Chōsen - wie aus anderen japanisch kontrollierten Gebieten – wurden viele tausend junger Mädchen und Frauen an die Fronten verschleppt und dort in Soldatenbordellen jahrelang reihenweise vergewaltigt; diese Kriegsopfer werden euphemistisch Trostfrauen genannt. Sie lebten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs häufig in Japan wie in ihrer koreanischen Heimat als Verfemte und Versteckte. Erst Demonstrationen in den 90er Jahren und die Gründung des privaten japanischen Asia Women’s Fund nach Geständnissen ehemaliger japanischer Offiziere machten ihr Schicksal für eine breitere Öffentlichkeit publik. Da die japanische Regierung bis heute keine staatliche Verantwortung anerkennt und die Regierungsarchive nicht öffnet, ist man bei der Beurteilung der Zahlen auf Schätzungen angewiesen, die (insgesamt für ganz Asien) von 50.000 bis 300.000 reichen, von denen ein großer Teil aus Korea stammen soll.

Japan gab sich den Anschein, Korea sei nach einer Staatenunion seit 1910 integraler und dementsprechend gleichberechtigter Bestandteil des japanischen Kaiserreichs. Dennoch gehörte nur ein einziger Koreaner dem japanischen Herrenhaus an (1944), im gleichen Jahr wurde ein einziger Koreaner Mitglied des Abgeordnetenhauses. Insgesamt 54 Koreaner gehörten der Verwaltung des Generalgouverneurs in Korea an.

Koreanischer politischer und militärischer Widerstand

Nach dem Zusammenbruch der Freiwilligenarmee 1915 in der Mandschurei bildete sich ab 1920 unter Mitwirkung der „koreanischen provisorischen Regierung“ (Daehan Min-guk Imsi Jeongbu) (KPR), die schon 1919 in Shanghai gegründet wurde, dort eine regelrechte Armee, die einerseits gegen die japanische Besetzung im Gebiet der fernöstlichen Region von Sowjetrussland kämpft und nach der Vertreibung der Japaner zwangsweise in die Rote Armee aufgenommen werden, andererseits erfolgreicher in der Mandschurei gegen die Guandong-Armee kämpfen, so in der viertägigen Schlacht bei Cheongsan-ri im Oktober 1920.

Die Eroberung Nordchinas im und nach dem zweiten japanisch-chinesischen Krieg schnitt den Nachschub für die Koreanische Freiwilligenarmee ab. Es bleibt nur noch die Möglichkeit zu Attentaten aus dem Untergrund, insbesondere durch die von dem Präsidenten der KPR (seit 1927) Kim Gu 1930 ins Leben gerufenen 시설당 (koreanische patriotische Legion):

  • erfolgloses Granaten-Attentat am 8. Januar 1932 auf den japanischen Kaiser Hirohito in Tokio durch Lee Bong-Chang
  • Bombenanschlag am 28. April 1932 in Shanghai durch Yoon Bong-Gil auf die militärische Führung der Invasionstruppen in China, dem u.a. die Oberbefehlshaber der Flotte und des Heeres zum Opfer fallen

Nach 1933 lässt Chiang Kai-shek koreanische Kadetten zur chinesischen Militärakademie zu, erstmals wird so seit 1905 wieder die reguläre Ausbildung koreanischer Offiziere möglich. Erst nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, auf die die KPR am 9. Dezember 1941 Japan und Deutschland den Krieg erklärt, gelingt ihr unter Kim Gu, sich aus dem chinesischen Exil international Gehör zu verschaffen mit dem Euro-American Liaison Committee in Washington, sie entsendet Beobachter zur Konferenz von Kairo 1943, auf Vorschlag von Chiang Kai-shek wird dort ein Aufruf für die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit Koreas beschlossen (Kairoer Erklärung). In der Folge werden auch in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen OSS-Spezialeinheiten in der pazifischen Region ausgebaut mit dem Ziel eines Einsatzes auch bei der Rückeroberung und Befreiung Koreas.

Nach 1943 gelingt die Bildung regulärer koreanischer Einheiten, die auf Seiten der Alliierten an der chinesischen Front und im pazifischen Krieg kämpfen; daneben gehören koreanische Emigranten und Deserteuere aus der japanischen Armee als Individuen und Gruppen einzelnen Armeen der Alliierten an, so auch die kommunistischen Gruppen um Kim Il-sung, der als Hauptmann Bataillonskommandeur bei der II. fernöstlichen Armee der Roten Armee war.

Ansätze zu einer koreanischen Selbstverwaltung

Am 8. August 1945 erklärte die Sowjetunion Japan den Krieg. Die Rote Armee überrannte mit mehr als einer Million Soldaten die Mandschurei, kam dann aber noch vor Korea zum Stehen, weil ihr Treibstoff nicht reichte. Auch die koreanische Befreiungsarmee erreicht von China aus nicht koreanisches Gebiet, als Japan am 15. August 1945 nach den Atombombenabwürfen auf Hiroschima und Nagasaki kapituliert.

Seit Anfang August 1945 bereitete daher die japanische Verwaltung unter dem Generalgouverneur Koreas Abe Nobuyuki die Übergabe der längerfristig nicht haltbaren Kolonie an die Koreaner vor, um ein Machtvakuum zu verhindern und seinen Leuten einen geordneten Rückzug zu ermöglichen. Am 8. August erklärt sich der Koreaner Yeo Un-hyeong bereit, den Wiederaufbau einer koreanischen Selbstverwaltung einzuleiten und eine Regierung zu bilden. Dies war die Koreanische Volksregierung (KVR) mit Yeo Un-Hyeong als Vizepremier.

Ende der Kolonialzeit

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gelang es den USA und der UdSSR nicht, Einigkeit über die Zukunft Koreas zu erzielen. Zwar war schon in der Kairoer Erklärung von 1943 festgelegt worden, dass Korea nach der Kapitulation Japans einen unabhängigen Staat bilden sollte. Allerdings sollte dies erst nach einer gewissen Übergangszeit ("in due course") erfolgen, da beide Seiten der Meinung waren, dass das Land nach Jahren der Fremdherrschaft politisch und wirtschaftlich komplett wiederaufgebaut werden müsse. Die Sowjets nahmen schließlich den Vorschlag der Amerikaner an, Korea vorläufig entlang des 38. Breitengrads in zwei Besatzungszonen zu teilen. Die nördliche Zone sollte dabei unter sowjetische Verwaltung gestellt werden, die südliche Hälfte unter amerikanische. Anfangs hatten die Amerikaner die Halbinsel vollständig den Sowjets überlassen wollen. Nach dem Atombomben-Abwürfen jedoch entschloss man sich, bis zum 38. Breitengrad vorzustoßen.

Mit dem Einholen der Japanischen Flagge am 9. September 1945 vor dem Sitz des Generalgouverneurs in Keijō wird die offizielle Verwaltungsübergabe des südlichen Teiles der Provinz Chōsen an die Amerikaner vollzogen.

Nach der Kapitulation Japans am 15. August 1945 besetzte danach die Rote Armee den Norden der Provinz Chōsens und richtete dort noch im selben Monat eine sowjetische Zivilverwaltung ein. Die Amerikaner hingegen, unter General John R. Hodge, landeten erst am 8. September in Incheon, um den südlichen Teil zu besetzten. Nach einem Vorschlag Dean Rusks mussten sich alle noch in der Kolonie verbliebenen japanischen Militärangehörigen nördlich des 38. Breitengrads der Roten Armee, südlich desselben der US-Armee ergeben. Beide Besatzungsmächte lehnten eine koreanische Selbstverwaltung ab - die Amerikaner in klarem Widerspruch zum Beschluss der Konferenz von Kairo.

Während das besetzte Japan und der Norden Koreas Zivilverwaltungen unterstellt wurden, errichten die USA in ihrer koreanischen Besatzungszone eine Militärverwaltung. Abe, der am 9. September versucht hatte, sich umzubringen, sich dann aber den Amerikanern ergeben hatte, wurde erst am 12. September 1945 aus seinem Posten als Generalgouverneur entlassen. Seit der Kapitulation bis zu diesem Zeitpunkt hatte die KVR unter japanischer Aufsicht die Verwaltung der Provinz übernommen. Auch danach wurden noch jahrelang japanischen Kolonialbeamten in ihren Ämtern belassen, da diese sich bestens in ihrer Kolonie auskannten.

Heutzutage betrachtet man sowohl in Nord-, als auch in Südkorea den 15. August 1945 als Tag der Unabhängigkeit, obwohl Japan zumindest im Süden de facto bis zum 12. September 1945 und de jure bis zum Inkrafttreten des Friedensvertrags von San Francisco am 28. April 1952 die Verwaltungshoheit für ganz Korea besaß.

Die Entwicklung zu zwei getrennten Staaten

Koreanische Selbstverwaltung versus UN-Mandat

Zur Ablehnung eines selbstständigen Korea besteht unter den Siegermächten Einigkeit: Die Außenministerkonferenz vom 14. bis 23. Dezember 1945 in Moskau beschließt eine vier- bis fünfjährige Treuhänderschaft und eine vorläufige Regierung unter US-Betreuung.

Die US-Regierung will die der kommunistischen Infiltration verdächtigen Mitglieder der KVR wie auch nationalistische Kreise von jeder Macht fernhalten. Daher verbot nach der Verwaltungsübernahme durch Amerikaner die US-Regierung die KVR und ihre Strukturen. Andererseits erkannte sie aber auch die aus dem Exil zurückkehrende KPR (Daehan Min-guk Imsi Jeongbu) mit ihrem Präsidenten Kim Gu nicht als koreanische Vertretung, ihre Delegation wies der US-Oberbefehlshaber Hodge nach seinem Eintreffen zurück.

Dennoch spielen die bis zur Gründung der beiden Koreas fortbestehende KPR und Kim Gu eine erhebliche Rolle, Hodge spielt ihn und den aus dem US-Exil zurückkehrenden Rhee Syngman gegeneinander aus. Der Zusammenschluss der beiden Kontrahenten Rhe und Kim vom 14. Februar 1945 soll dementsprechend die „Kommunisten“ um Yeo Un-Hyeon von der Gründung einer umfassenden nationalen Allianz abhalten, was aber misslingt: die Einigkeit der überparteilichen KPR zerbricht, ihr linker Flügel schließt sich der neuen Linksallianz an. Zudem steht Kim für Ämter in einem nicht selbständigen oder geteilten Korea nicht zur Verfügung.

Hintergrund ist eine dramatische Änderung der Weltlage: die im übrigen spärlichen Erfolge der Moskauer Konferenz, die Streitigkeiten um das persische Aserbeidschan, die Streitigkeiten um China und Korea veranlassten den US-Präsidenten Harry Truman zu seiner berühmten Notiz, die mit dem Satz endete:

I’m tired of babying the Sovjets

und die den Beginn der „Containment“-Politik darstellt, also den Beginn des „Kalten Krieges“.

Koreanische Streitigkeiten

Daher ist der Einfluss der koreanischen Kontrahenten auf das künftige Schicksal Koreas begrenzt, wenn auch der die Streitigkeiten begleitende Mord und Totschlag an (insgesamt) 4 Parteivorsitzenden binnen vier Jahren keine Stabilität und parteiübergreifende Orientierung der Politik belegt. Dieser Zwist muss aber auch auf die Politik der US-Regierung zurückgeführt werden, die den leichter zu steuernden Rhee favorisierte und die Gründung zweier Staaten, davon wenigstens einer unter US-Einfluss, wollte. Parallelen zur folgenden Entwicklung in Deutschland sind überdeutlich.

Die Allianz zwischen Rhee und Kim zerbricht an der Frage der Treuhänderschaft und der von der US-Regierung betriebenen Gründung eines südkoreanischen Teilstaates. Der Versuch von Kim Gu, durch innerkoreanische Konferenzen am 25. Februar 1947 und 20. April 1948 mit Gruppen aus dem Norden unter Kim Il Sung die Entwicklung zur Teilung Koreas aufzuhalten, endet ergebnislos. Nach Wahlen unter UN-Aufsicht in der US-Besatzungszone, an denen sich die linken Gruppierungen nicht beteiligen, wird die Republik Korea (Südkorea) gegründet, die sich in der Nachfolge der Vorläufigen Regierung der Republik Korea (KPR) sieht, während die KDVR (Nordkorea) aus Strukturen der koreanischen Volksregierung (KVR) hervorging, die die sowjetische Verwaltung in ihrem Teil Koreas nicht verboten, sondern beeinflusst und gelenkt hatte.

Literatur

  • Kim Hiyoul, Koreanische Geschichte, Einführung in die koreanische Geschichte von der Vorgeschichte bis zur Moderne, Asgard 2004, ISBN 3-537-82040-2
  • Marion Eggert, Jörg Plassen, Kleine Geschichte Koreas, München 2005, ISBN 3-406-52841-4
  • Andrew C. Nahm, „A History of the Korean People – Tradition and Transformation“, Seoul/New Jersey 1988, ISBN 1-56591-070-2
  • Han Woo-Keun, „The History of Korea“, Seoul 1970, ISBN 0-8248-0334-5

Einzelnachweise

  1. Der Brockhaus in Text und Bild 2003 [SW], elektronische Ausgabe für Office-Bibliothek, Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus, 2003; Artikel: "Korea"
  2. Byong-Kuk Kim, Assassination of Empress Myongsong, Korea Times, Dec. 28, 2001
  3. http://english.chosun.com/w21data/html/news/200802/200802210015.html Emperor Gojong's Letter to German Kaiser Unearthed
  4. http://www.korea.net/News/News/NewsView.asp?serial_no=20080221026 Emperor Gojong's letter to German Kaiser discovered

Siehe auch

Weblinks


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