Nitratfilm

Nitratfilm
Ein 9,5 mm-Filmstreifen aus Zelluloid

Zelluloidfilm ist ein fotografischer Film mit Zelluloid als Schichtträger für die lichtempfindliche fotografische Emulsion.

Geschichte und Entwicklung

Die seit Ende des 19. Jh. bis weit in die 1950er Jahre verwendeten Filmträger auf Nitratbasis stellen eine akute Gefahr für Fotosammlungen und historische Archive dar.

Nitrozellulose wird in einem Nitriertopf unter Einwirkung von Schwefel- und Salpetersäure hergestellt und hierbei mit feinen Baumwollresten, so genannten Linters, versetzt. Dieses hochbrisante Gemenge entspricht dem der Schießbaumwolle und verfügt über eine höhere Sprengkraft als Schwarzpulver. Aufgrund ihrer hohen Brisanz fallen Filme auf Nitrozellulosebasis heute unter das Bundessprengstoffgesetz.

Als Erfinder des Zelluloidfilms wird häufig George Eastman genannt, was jedoch nicht korrekt ist; Eastman stellte erstmals 1891 (nach anderen Quellen: 1889) einen beschichteten Rollfilm auf Basis des von John Wesley Hyatt entwickelten Celluloids vor, den so genannten American Film; diesen hatte er gemeinsam mit George Walker und Henry N. Reichenbach ab 1888 entwickelt. Eastmans American Film ist eine Weiterentwicklung des Stripping Film von 1884, einem Papierfilm.

Rollfilm auf Zelluloid-Basis hatte jedoch bereits 1887 der Geistliche Hannibal Goodwin für Edison erfunden und patentiert. Es folgte ein Rechtsstreit, der sich bis 1898 hinzog; in der Zwischenzeit baute Eastman sein fotografisches Imperium auf.

Nach einem langjährigen Prioritätsstreit wurde Goodwin das US-Patent am 13. September 1898 als zu Recht bestehend zuerkannt; Eastman musste an Goodwin eine Entschädigung in Millionenhöhe zahlen, hatte in der Zwischenzeit jedoch die Fotoindustrie etabliert.

Filme mit Zellulosenitrat als Träger verbrennen genau wie Schießbaumwolle augenblicklich, fast explosionsartig, wenn sie mit Hitzequellen in Kontakt kommen. Die alten Filme aus Zelluloid sind daher sehr feuergefährlich. Wenn der Film z.B. vor der heißen Projektionslampe stehen bleibt, kann dies sehr unangenehme Folgen haben. Aus Sicherheitsgründen galt früher auch in vielen öffentlichen Verkehrsmitteln ein striktes Transportverbot für Kinofilm-Rollen aus Zelluloid. Man durfte also nicht "mal eben" eine Filmspule in die Straßenbahn oder den Bus mitnehmen. Auch die Deutsche Bundespost nahm Filme erst zur Beförderung an, seit sie nicht mehr aus Zelluloid bestanden. Trotzdem wurde Zellulosenitrat noch bis in die 1950er Jahre hinein eingesetzt. Erst nach einigen Bränden in Kinos und Vorführhäusern wurde anderes Filmmaterial verwendet. Ab 1952 löste in Europa rasch der so genannte Sicherheitsfilm, auch Azetatfilm genannt, den Zelluloidfilm ab. Seit den 1980er-Jahren wird auch Polyesterfilm verwendet.

In Deutschland sollte bereits ab dem 1. April 1940 nur noch Sicherheitsfilm anstelle des Zelluloidfilms bei der Filmherstellung verwendet werden. Der Zweite Weltkrieg verhinderte dies jedoch.

Weblinks

Siehe auch


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