No frills Airline

No frills Airline

Billigfluggesellschaft (auch kurz Billigairline, Billigflieger, englisch Low-Cost-Carrier, no frills Airline, budget airline) ist die etablierte Bezeichnung für Fluggesellschaften mit der Marktstrategie, sich auf die Kerndienstleistung Personentransport zu konzentrieren. Sie bieten Dienste, wie z. B. Versorgung mit Speisen und Getränken, wenn überhaupt, so meist nur gegen Bezahlung an. Die gewonnenen Kostenvorteile geben die Billigfluggesellschaften überwiegend an die Kunden weiter – sie sind deutlich günstiger als andere Marktteilnehmer.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung und Entwicklung

Ein Flugzeug der Southwest Airlines

Das Modell der Billigfluggesellschaften stammt aus den USA und wurde dort von Southwest Airlines 1971 ins Leben gerufen. Die erste europäische Fluggesellschaft dieser Kategorie war Laker Airways, die auch interkontinentale Billigflüge anbot, damit jedoch scheiterte.

Ryanair übernahm das Modell 1991 und expandiert seit 1995 europaweit. Flogen 1994 nur rund drei Millionen Passagiere mit Billigfluggesellschaften, die meisten mit Ryanair, so waren es 1999 bereits etwa 17,5 Millionen. 1995 beschloss British Airways die Gründung einer eigenen Low-Cost-Sparte mit dem Namen Go, die 1998 den Betrieb ab dem Flughafen London-Stansted aufnahm. Im gleichen Jahr nahm easyJet ab London Luton den Flugbetrieb auf. KLM folgte dem Beispiel der British Airways im Jahr 2000, indem sie die Billigfluggesellschaft Buzz gründete. In Europa gehören easyJet und Ryanair zu den erfolgreichsten Billigfluglinien, denn aufgrund der Deregulierung im Flugverkehr konnten sie ihre Passagierzahlen enorm steigern. Seit Ryanair im Februar 2002 100 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt mit Frankfurt-Hahn eine Basis eröffnet hat und im Herbst 2002 mit Germanwings und Hapag-Lloyd Express (heute TUIfly) zwei deutsche Billigfluggesellschaften vom Flughafen Köln/Bonn gestartet sind, boomen die Billigflieger auch in Deutschland. Durchschnittlich wird jeder fünfte Flug in Deutschland von einer Billigfluggesellschaft durchgeführt. Damit hat sich der Anteil der Billigfluggesellschaften an der Anzahl der Flüge in Deutschland in den letzten sechs Jahren vervierfacht.

Auswirkungen auf andere Verkehrsträger

Nach der Entstehung der Billigfluggesellschaften verlor die Bahn viele Kunden, da die Billigfluggesellschaften keine festen Preise haben, wie damals z.B. die Deutsche Bahn, sondern einen nicht unbedingt billigen Grundpreis, aber viele kontingentierte Billigangebote, die billiger waren als der Festpreis der Deutschen Bahn, so dass diese gezwungen war, ihr Fernverkehrspreissystem zu ändern. Zunächst wurde bei den Nachtzügen das Angebot SparNight eingeführt. Dieses ist kontingentiert, kostet ab 29 €, unabhängig von der zurückgelegten Strecke, im günstigsten Falle durch halb Europa, und beinhaltet Fahrkarte inkl. Reservierung. Ähnliches geschah mit den Tagzügen durch Einführung der Sparpreise 50 und 25, des Mitfahrerrabattes, sowie des Dauer-Spezials.

Analog zu den Billigfluggesellschaften, kommen nach und nach, aufgrund der politischen Rahmenbedingungen zur Zeit noch recht langsam, private Eisenbahngesellschaften auf den Markt, deren Preise i.d.R. unter denen der Deutschen Bahn liegen, z.B. der InterConnex auf der Strecke Leipzig–Berlin–Rostock, der Vogtland-Express (Hof–Plauen–Chemnitz–Berlin), der Harz-Berlin-Express (Berlin–Magdeburg–Halberstadt–Quedlinburg–Thale), der Lausitz-Express (Leipzig–Dresden–Bautzen–Görlitz).

Merkmale von Billigfluggesellschaften

Ryanair setzt das Low-Cost-Konzept sehr konsequent um

Es gibt keine allgemeingültige Definition einer Billigfluggesellschaft.[1][2] Wenn eine Fluggesellschaft als Billigfluggesellschaft bezeichnet wird, weist sie gewisse Merkmale auf, wobei im Normalfall nicht alle Merkmale von jeder Fluggesellschaft erfüllt werden. Häufig genannte Merkmale sind[1][2]:

  • eine einheitliche Flugzeugflotte (nur ein Flugzeugtyp), die gut ausgelastet ist,
  • massenhafte Angebote von Flugscheinen zu Selbstkosten, um Flugzeuge zu füllen,
  • niedrige Ticketpreise,
  • Buchung fast ausschließlich über das Internet,
  • Nutzung kleinerer Flughäfen,
  • Mindestbesatzung, die gesetzlich noch zugelassen ist, keine oder nur geringe Organisation der Mitarbeiter in Gewerkschaften,
  • nur eine Bordklasse, enger Sitzabstand, keine Sitzplatzreservierung (um die Passagiere zum zügigen Einsteigen zu motivieren),
  • Zusatzleistungen nur gegen Bezahlung (No-frills-Konzept)
  • Angebot von ausschließlich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen, Verzicht auf die Verwendung des Drehkreuzkonzepts

Auch herkömmliche Fluggesellschaften können einige dieser Merkmale erfüllen, da sie beispielsweise Einsparmaßnahmen übernehmen, die von den Billiganbietern eingeführt wurden, etwa die Buchung von Tickets im Internet. Andererseits können Billiganbieter von Teilen des No-Frills-Konzeptes Abstand nehmen. Daher ist es oftmals unmöglich, eine Fluggesellschaft eindeutig als Billiganbieter zu klassifizieren.[1][2]

In der Regel gehen Billigfluggesellschaften keine Allianzen mit anderen (Billig-)Fluggesellschaften ein.

Geschäftsmodell

Die wirtschaftliche Grundidee der Billigfluggesellschaften war es, Flüge zu Preisen anzubieten, die deutlich unter denen der herkömmlichen Fluggesellschaften lagen. Dadurch konnten sich Menschen Flugreisen leisten, die zwar grundsätzlich Flugreisen nachfragten, denen die bis dato günstigsten Tarife aber noch zu teuer waren. Um trotzdem profitabel arbeiten zu können, mussten die Anbieter ihre Kosten gegenüber den herkömmlichen Anbietern deutlich senken. Dies spiegelt sich auch in der englischen Bezeichnung Low-Cost-Airlines, zu deutsch Fluggesellschaft mit niedrigen Kosten, wider.[1] Heutzutage gibt es neben dem klassischen Southwest-Modell auch verschiedene andere Geschäftsmodelle im Billigflugsegment. Beispielsweise gründen etablierte Fluggesellschaften Billigflugtöchter, um konzernweit Marktanteile zurück zu gewinnen, oder sie versuchen selbst, ihre Kosten drastisch zu senken. Unter Umständen können auch subventionierte, staatliche Fluggesellschaften am Markt für niedrigpreisige Flüge teilnehmen, ohne ihre Kosten senken zu müssen.[1]

Darüber hinaus können verschiedene Geschäftsmodelle in einem Konzern verschmelzen, wie es beispielsweise bei Air Berlin der Fall ist. Diese bietet neben Billigflügen auch klassische Charterflüge (teils durch die Tochter LTU) sowie hochpreisige Zubringerflüge (durchgeführt durch die LGW) an.[2]

Literatur

  • aerosecure: Wie sicher sind asiatische Billigflieger? (online Ausgabe Stand: August 2007)
  • S. Groß und A. Schröder: Low Cost Airlines in Europa – eine marktorientierte Betrachtung von Billigfliegern. FIT-Verlag, Dresden 2005
  • S. Groß und A. Schröder (Hrsg.): Handbook of Low Cost Airlines – Strategies, Business Processes and Market Environment. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007
  • Hannes Rösler: Billigfluglinien im EU-Wirtschaftsrecht. In: Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht (ZHR). Bd. 170, 2006, S. 336–353.
  • Isabel Schöntag: Die Theorie der contestable markets am Beispiel des europäischen Luftverkehrsmarktes und ihre Anwendung im Low-Cost-Bereich. München 2006 (Dissertation)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Europäisches Parlament: Die Auswirkungen des wachsenden Billigflugsektors in Europa. Studie, PDF, 1,2 MB
  2. a b c d Low Cost Monitor 1/2008, Studie des DLR und ADV, PDF, 0,5 MB

Weblinks


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