No till

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Direktsämaschine von John Deere

Unter Direktsaat wird eine Saatmethode ohne vorherige Bodenbearbeitung verstanden. Direktsaat ist definiert als „Bestellung ohne jegliche Bodenbearbeitung seit der vorangegangenen Ernte. Scheibenmaschinen öffnen Säschlitze, in die das Saatgut abgelegt wird. Anschließend wird dieses mit Boden bedeckt. Die Unkrautkontrolle geschieht hauptsächlich chemisch."

Inhaltsverzeichnis

Verfahren

Im Verfahren der Direktsaat wird auf jede Form der Bodenbearbeitung verzichtet. Der Prozess der Aussaat ist der einzige Prozess dieser Kulturart, der direkt in den Boden eingreift. Ausgesät werden nicht nur die Hauptfrüchte, sondern auch diverse Zwischenfrüchte, die positive Effekte auf die Hauptfrucht haben. Die Zwischenfrüchte bzw. die Reste der Hauptfrüchte nach der Ernte werden entweder auf chemischen oder mechanischen Wege abgetötet um die, für dieses Verfahren typische, Mulchschicht zu erhalten. Es ist ebenfalls möglich die Hauptfrucht direkt in die Zwischenfrucht zu säen, was aber sehr von Art der Früchte abhängt.

Kritik

Pro

Da bei der Direktsaat auf jede Form der Bodenbearbeitung verzichtet wird sinken die Maschinenkosten und es kann zum Teil auf sonst nötige Geräte, wie Pflug,Grubber oder Eggen, verzichtet werden. Ebenfalls erzielt der Verzicht auf Bodenbearbeitung eine Verbesserung der Gefügestabilität und fördert besonders die Population epigäischer Regenwürmer. Charakteristisch für dieses System ist die Mulchschicht, die den Boden, im Optimalfall, das ganze Jahr bedeckt. Diese Mulchschicht senkt die Aufprallgeschwindigkeit von Regentropfen und mindert so die Erosivität und unterdrückt zusammen mit den Zwischenfrüchten das Wachstum von Ackerunkräutern. Durch die dauerhafte Bedeckung werden außerdem die Wasserverluste durch Evaporation minimiert. Dadurch, dass nur die Hauptfrucht durch die Ernte abgetragen wird, und die Ernterückstände und die Zwischenfrüchte auf dem Acker verbleiben, akkumuliert sich mit der Zeit eine große Menge an organischem Kohlenstoff in Form von Humus, der die Aggregatstabilität und die Bodenfruchtbarkeit positiv beeinflusst.

Sonnenblumen als effektive Zwischenfrucht in Direktsaatsystemen

Kontra

Ein großer Nachteil der Direktsaat ist der Umstand, dass dieses System erst nach einer gewissen Zeit rentabel ist. So nimmt zum Beispiel der Anteil von organischem Kohlenstoff kurz nach der Umstellung ab, um dann später wieder zur steigen. In dieser Zeit sind signifikante Ertragseinbrüche im Vergleich zu konventioneller Bodenbearbeitung zu verzeichnen. Ebenfalls nachteilig ist die hohe Anfälligkeit für Schädlinge. Vor allem Schnecken haben einen großen negativen Einfluss auf dieses System und zwingen den Landwirt zu einem kompletten Umbruch der Fläche, wodurch der bis dahin akkumulierte Kohlenstoff mineralisiert wird und dem System entweicht. Das Management der vielen Zwischenfrüchte verlangt außerdem ein hohes Maß an fachlichem Wissen von dem Landwirt. Da die bewirtschafteten Flächen auch weiterhin mit Maschinen befahren werden, zur Aussaat oder zum mechanischen Mulchen, und da keine Bodenbearbeitung durchgeführt wird, wird sich mit der Zeit eine erhöhte Bodenverdichtung einstellen. Dadurch, dass Direktsaat auf chemische Eingriffe angewiesen ist, lässt sich dieses System nicht mit den Standards des ökologischen Landbaus in Einklang bringen.

Kontroverse

Es wird kontrovers diskutiert, wie sich dieses kulturtechnsiche System auf die Umweltbelastung durch Herbizideinsatz auswirkt. Für eine höhere Belastung würde sprechen, dass durch die Abtötung der Zwischenfrüchte die Aufwandsmenge steigt. Ebenso entstehen durch die fehlende Bodenbearbeitung bevorzugte Fließwege in denen Herbizide schneller ins Grundwasser gelangen würden, als bei konventioneller Bodenbearbeitung. Herbizide sind außerdem dazu in der Lage den Mineralisationsprozess, der der entscheidende Vorteil dieses Systems ist, zu verlangsamen. Für eine geringere Umweltbelastung würde sprechen, dass durch die Mulchbedeckung ein geringerer Oberflächenabfluss stattfindet und so Herbizide in geringerer Menge ausgespült werden. Außerdem wird durch die große Vielzahl von Mikroporen eine größere Menge im Boden zurückgehalten. Auch das Klima beeinflusst den Grad der Umweltbelastung. So bewirkt ein hoher Anteil von Starkregen ein schnelles Lösen und Auswaschen der Herbizide.Ein leichter Regen vor einem Starkregenereignis löst die Herbizide erst, wodurch sie dann auf physikalischem Wege in den wesentlich stabileren Aggregaten gebunden werden können.

Besonderheit in den Tropen

Durch die Mulchbedeckung entsteht ein höherer Albedo, die die Bodentemperatur im Vergleich zur konventionellen Bodenbearbeitung um 8 - 16°C senkt.So entsteht eine wesentlich bessere Feuchtekonservierung, die sich positiv auf die Erträge auswirkt. Sollte jedoch aus irgendeinem Grund die Mulchschicht geringmächtiger sein als sonst, oder gar nicht mehr vorhanden sein, so steigt der Feuchtigkeitsverlust in dem heißen tropischem Klima durch Verdunstung um ein sehr hohes Maß.

Weblinks

Literatur

  • Beste, A.(2005): Landwirtschaftlicher Bodenschutz in der Praxis. Grundlagen, Analyse, Management. Erhaltung der Bodenfunktionen für Produktion, Gewässerschutz und Hochwasservermeidung.
  • BMVEL (2001): Standpunktpapier zur Definition „gute fachliche Praxis“ im Bundesbodenschutzgesetz.
  • Kreiye, H. (2001): Auswirkungen nichtwendender Bodenbearbeitung auf das Schadorganismenauftreten in einer Zuckerrüben-Weizen-Weizen-Fruchtfolge. Cuvillier Verlag, Göttingen
  • Landesanstalt für Pflanzenbau Forchheim , Hg.(2003): Pflanzenbauliche und wirtschaftliche Auswirkungen verschiedener Verfahren der Bodenbearbeitung. = Sonderheft 1, Forchheim.
  • Lütke-Entrup/Schneider (2004): Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit landwirtschaftlicher Systeme der Bodennutzung durch Fruchtfolgegestaltung und konservierende Bodenbearbeitung/Direktsaat. In: Bodenschutz und landwirtschaftliche Bodennutzung – Umweltwirkungen am Beispiel der konservierenden Bodenbearbeitung.. Texte 35/04 Umweltbundesamt, Berlin.
  • R.E, Phillips und S.H. Phillips: No-tillage agriculture, principles and practices. New York 1984,

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