- Nobel-Preis
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Der Nobelpreis [noˈbɛl-] wurde von dem schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel gestiftet. In seinem Testament legte er fest, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet werden sollte, deren Zinsen „als Preise denen zugeteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben“. Das Geld sollte zu fünf gleichen Teilen auf die Gebiete Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin, Literatur und für Friedensbemühungen verteilt werden. Die Nobelstiftung wurde am 29. Juni 1900, vier Jahre nach dem Tod Alfred Nobels, gegründet, die ersten Preise dann 1901 verliehen. Der Nobelpreis gilt heute als die höchste Auszeichnung in den berücksichtigten Disziplinen und wird jedes Jahr an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, verliehen. Der Friedensnobelpreis wird in Oslo verliehen, alle anderen Preise vom schwedischen König in Stockholm.
Seit 1969 gibt es mit dem Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel eine Auszeichnung, die häufig als Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften bezeichnet wird. Der Preis wird zusammen mit den Nobelpreisen verliehen, unterliegt denselben Vergabekriterien und ist mit der gleichen Summe dotiert, die allerdings nicht aus den Zinsen von Nobels Vermögen, sondern durch die schwedische Reichsbank finanziert wird.
Inhaltsverzeichnis
Preiskategorien
Kategorie Vergabekriterium und vergebende Institution Nobelpreis für Physik Vergeben von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften an „denjenigen, der auf dem Gebiet der Physik die bedeutendste Entdeckung oder Erfindung gemacht hat“. Nobelpreis für Chemie Vergeben von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften an „denjenigen, der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat“. Nobelpreis für Physiologie oder Medizin Vergeben von der Nobelversammlung des Karolinska Institut an „denjenigen, der die wichtigste Entdeckung in der Domäne der Physiologie oder Medizin gemacht hat“. Nobelpreis für Literatur Vergeben von der Schwedischen Akademie an „denjenigen, der in der Literatur das Herausragendste in idealistischer Richtung produziert hat“. Friedensnobelpreis Vergeben vom fünfköpfigen norwegischen Nobelkomitee, das vom norwegischen Parlament gewählt wird, „an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat“. Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel Der Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel wird oft als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet, geht aber nicht auf das Testament Nobels zurück. Er wurde 1968 von der Schwedischen Reichsbank anlässlich deren 300-jährigen Bestehens gestiftet. Er wird von der Königlich-Schwedischen Akademie der Wissenschaften nach denselben Prinzipien wie die Nobelpreise vergeben und auch in derselben Zeremonie übergeben. Strittig ist allerdings, ob die Auszeichnung zu Recht im Einklang mit den übrigen Nobelpreisen genannt wird. Alfred Nobels Testament
Alfred Nobel schrieb mehrere Testamente, das letzte am 27. November 1895, das er im Schwedisch-Norwegischen Club in Paris unterzeichnete.
Darin lässt er zahlreichen Verwandten und anderen Menschen seines Umfelds Zuwendungen zukommen, beispielsweise als lebenslange Rente. Für den verbleibenden Rest seines Vermögens, ungefähr 94 % des gesamten Wertes, verfügte er die Einrichtung eines Preises für die Kategorien Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin und Literatur. Außerdem sollte alljährlich jemand ausgezeichnet werden, der sich besonders für die Verbrüderung der Völker, die Abschaffung oder Reduzierung von Armeen sowie den Frieden eingesetzt hat.
Details des Preises
Alfred Nobel hat sich nie über seine Motivation, den Preis zu stiften, geäußert und legte nur wenige Details des Preises in seinem Testament fest.
Er schrieb seinen Nachlassverwaltern vor, das für den Preis vorgesehene Vermögen in sichere Wertpapiere anzulegen.
Er legte auch die Institutionen fest, die den Preis vergeben sollen. Besonderen Ausdruck verlieh er dem Wunsch, dass der Preis unabhängig von der Nationalität an den Würdigsten übergeben werden soll, ob er nun Skandinavier sei oder nicht.
Alles weitere ist nicht festgelegt und blieb letztendlich den Nachlassverwaltern, heute in Form der Nobelstiftung, überlassen.
Reaktionen
Zu Beginn war der Entschluss Alfred Nobels keineswegs unumstritten. Seine Verwandtschaft stellte das Testament in Frage, und auch die Öffentlichkeit kritisierte die Idee des Preises. Auch von Seiten des damaligen Königs Oskar II. kam Kritik. Zum Einen war er der Ansicht, dass man eine solche große Geldmenge nicht an Ausländer abgeben sollte, so dass ihm die ausdrückliche Vorschrift, Skandinavier nicht zu bevorzugen, nicht gefiel. Zum Anderen war die Vergabe des Friedenspreises durch eine norwegische Institution allgemein ein sensibles Thema, da sich die spätere Auflösung der schwedisch-norwegischen Union schon abzeichnete.
Das Testament wurde am 5. Juni 1898 von den Erben Nobels anerkannt, wodurch die Gründung der Nobelstiftung im Jahr 1900 möglich wurde.
Interpretation der Kriterien
Der Wortlaut des Testaments legt nahe, dass der prämiert werden soll, der eine Leistung im Jahr vor der Preisvergabe erbracht hat. Dies stellt gerade in den wissenschaftlichen Kategorien ein Problem dar. Viele wichtige Erkenntnisse werden erst Jahre oder gar Jahrzehnte später allgemein anerkannt. Eine schnelle Prämierung der Leistungen würde auch bedingen, dass letztlich unbedeutende oder sogar falsche Resultate den Preis erhalten würden.
Daher wird der Preis oft erst Jahrzehnte nach der eigentlichen Leistung vergeben. Die Vorschrift Alfred Nobels wird also so interpretiert, dass die Leistung des Preisträgers diejenige war, deren Auswirkungen im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben.
Fehlende Kategorien
Einen Nobelpreis für Mathematik gibt es nicht (siehe dazu auch den Abschnitt Vergleichbare Preise). Dies liegt wahrscheinlich daran, dass der Praktiker Nobel diese „Hilfswissenschaft“ nie besonders leiden konnte; sie gehörte für ihn anscheinend nicht zu den Kategorien, die die Menschheit voranbringen. Eine Anekdote besagt, dass Alfred Nobel einst von seiner Verehrten zugunsten eines Mathematikprofessors zurückgewiesen wurde und Nobel in Verbitterung einen geplanten Preis für Mathematik nachträglich aus dem Testament strich. Historisch belegt ist das allerdings nicht. Ähnlich ist es mit der Behauptung, dass Alfred Nobel angeblich von seiner Frau und einem Mathematiker betrogen wurde. Dies kann jedoch schon alleine deswegen nicht sein, da er nie verheiratet war. Ein späteres Angebot des Nobelkomitees auf Einrichtung eines Nobelpreises für Mathematik ist von führenden Mathematikern abgelehnt worden, wohl um die Konkurrenz unter den Wissenschaftlern nicht zusätzlich zu steigern.
Auch den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften gibt es eigentlich nicht, auch wenn der Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel meist als solcher bezeichnet wird. Nobel war als Naturwissenschaftler kein Freund der „weichen Geisteswissenschaften“. Stattdessen konzentrierte er sich mit den Preisen für Medizin, Chemie und Physik auf Fachgebiete, deren Leistungen objektivierbar sind. Seine Abneigung gegen die Wirtschaftswissenschaften zeigt sich in einem Brief, den vier Urenkel seines Bruders Ludvig 2001 veröffentlichten. Darin schreibt er: „Ich habe keine Wirtschafts-Ausbildung und hasse sie von Herzen.“ Entsprechend drängten Nobels Nachfahren die Schwedische Akademie der Wissenschaften, den erst 1968 nachträglich von der schwedischen Nationalbank gestifteten „Preis der schwedischen Zentralbank für Wirtschaftswissenschaften zum Andenken an Alfred Nobel“ wieder aus der offiziellen Familie der Nobelpreise auszugliedern, bis heute ohne Erfolg. Sein Engagement für Literatur und Frieden, beides Gebiete abseits der exakten Wissenschaften, geht vermutlich auf eine Anregung seiner langjährigen Brieffreundin, Friedensaktivistin und Pazifistin Bertha von Suttner zurück. [1]
Zweiter Vergabeort Oslo
Es ist nicht bekannt, welche Gründe den Schweden Alfred Nobel dazu bewogen haben, einem Komitee des norwegischen Parlaments (Storting) die Aufgabe der Auswahl des Friedensnobelpreisträgers zuzuweisen. Norwegen und Schweden waren zur Zeit der Stiftung des Preises noch in einer Personalunion unter schwedischer Führung verbunden, und die Außenpolitik lag beim schwedischen Reichstag. Es wird vermutet, dass Nobel dem Storting eher die für die Auswahl notwendige Neutralität zugetraut hat. 1905 löste sich die Union auf, und Norwegen wurde ein selbstständiges Königreich.
Nobelstiftung
Als zentrale Institution für den Nobelpreis wurde von den Vollstreckern des Testaments, darunter Nobels letztem Assistent Ragnar Sohlman, die Nobelstiftung eingerichtet. Sie übernimmt insbesondere die Verwaltung des Nobelpreises und die Ausrichtung der Festivitäten. Weiterhin veranstaltet sie Symposien zu wissenschaftlichen Themen.
Die Statuten wurden bei der Errichtung der Stiftung am 29. Juni 1900 durch ein Dekret des Königs festgelegt. Sie dürfen zwar verändert werden, aber nur auf Vorschlag eines der Preisvergabekomitees oder eines Stiftungsvorstandsmitglieds. Bei der Abstimmung haben die Königliche Wissenschaftsakademie zwei Stimmen, die anderen Institutionen je eine Stimme.
Da das Testament Nobels nur wenige Details der Vergabeprozedur festlegt, sind die Statuten der Stiftung in vieler Hinsicht maßgeblich. Hier sind unter anderem die Geheimhaltungspflicht für 50 Jahre, die Beschränkung auf drei Preisträger je Kategorie sowie das Verbot der Vergabe an Verstorbene enthalten.
Preisumfang
Alle Preisträger erhalten eine Urkunde, eine Goldmedaille und einen Geldbetrag.
Preisgeld
Alfred Nobel legte fest, dass sein Vermögen von Treuhändern in „sichere Wertpapiere“ angelegt werden sowie der Zinsertrag zu fünf gleichen Teilen auf die Nobelpreise verteilt werden soll.
Seit 2001 beträgt das Preisgeld 10 Millionen Kronen je Kategorie, was ca. 1,1 Mio. Euro entspricht. Der Wirtschaftspreis ist immer genauso hoch dotiert.
Wenn ein Preis in einer Kategorie an mehrere Menschen verliehen wird, wird er unter den maximal drei Preisträgern aufgeteilt, aber nicht notwendigerweise zu gleichen Teilen. So wurde der Preis in Physik im Jahr 2005 in zwei Teile geteilt. Einen Teil, und damit die Hälfte des Preisgeldes, erhielt Roy J. Glauber. Der andere Teil wurde an John Lewis Hall und Theodor Hänsch vergeben, die dann je ein Viertel des Preisgeldes erhielten. Der Grund hierfür ist, dass Hänsch und Hall für die gleiche Leistung gemeinsam ausgezeichnet wurden. Glauber hingegen wurde für eine andere Leistung geehrt.
Da der Zinsertrag des Stiftungsvermögens schwankt, gab es in der Vergangenheit oft auch Rückgänge des Preisgeldes. Zu Beginn wurde das Geld weitgehend in staatliche Obligationen investiert, die mit der Zeit immer weniger Geld abwarfen. Über viele Jahre blieb der absolute Wert des Preises annähernd gleich, so dass durch Inflation der reale Wert des Geldes absank. Mit der Zeit wurden aber auch die vom schwedischen Staat getroffenen Regelungen gelockert. 1946 wurde die Nobelstiftung von der Steuer befreit. 1953 liberalisierte die Nobelstiftung ihre Investitionsregeln, wodurch das Vermögen der Stiftung vergrößert werden konnte. Seither investiert die Stiftung das Geld im Wesentlichen so, wie es am ertragreichsten erscheint. 1969 kam die Stiftung des Wirtschaftspreises hinzu.
Im Jahr 1901 war jede der einzelnenen Preiskategorien mit 150.800 Schwedischen Kronen dotiert, was dem heutigem Wert von 7 Millionen Kronen entsprechen würde. Bis 1955 blieb die Preissumme stets unter 200.000 Kronen und erreichte ihren Tiefpunkt im Jahr 1923. Der reale Kaufwert des Preises sank teilweise auf ungefähr 2 Millionen Kronen ab. Seit 1953 steigt die Preisdotierung kontinuierlich, wird aber nur noch stufenweise erhöht. 1991 hatte das Preisgeld erstmals wieder einen höheren realen Wert als bei der ersten Preisvergabe im Jahr 1901.
Anfang des Jahres 2008 betrug das Vermögen der Stiftung rund 3,4 Milliarden schwedische Kronen (etwa 315 Millionen Euro).[2] Nach Angaben des Direktors der Nobelstiftung, Michael Sohlman, in einem Radio-Interview, sei dies durch die Spekulationen bzw. durch die Finanzkrise 2008 erheblich geschrumpft. Anfang 2008 waren 64 Prozent des Vermögens hauptsächlich in amerikanische und europäische Aktien investiert. 20 Prozent lagen in festverzinslichen Papieren, zwölf Prozent gingen in Immobilien und Hedge-Fonds.[3]
Medaillen
Die Statuten der Nobelstiftung schreiben vor, dass die Preisträger „eine Goldmedaille, die das Abbild des Testamentsverfassers und eine angemessene Inschrift tragen soll“ erhalten.
Die Nobelpreismedaillen für Physik, Chemie, Medizin und Literatur wurden von dem schwedischen Bildhauer und Graveur Erik Lindberg entworfen, die Medaille des Friedenspreises von dem norwegischen Bildhauer Gustav Vigeland. Bei letzterer übernahm aber auch Lindberg die Übertragung des Entwurfs auf die Medaillen.
Auf der Vorderseite der von Lindberg kreierten Medaillen ist ein Porträt von Alfred Nobel sowie dessen Name, Geburts- und Sterbedatum (in römischen Zahlen) eingraviert. Die Rückseite unterscheidet sich je nach Kategorie, wobei Physik und Chemie dasselbe Motiv haben. Dort ist auch der volle Name des Preisträgers eingraviert. Bei der ersten Preisvergabe 1901 war das Design der Medaillen noch nicht ganz fertig, so dass die Medaillen erst ab 1902 das heutige Design haben.
Die Vorderseite der Medaille für den Friedenspreis hat ein etwas verschiedenes Design, aber die Elemente Porträt, Name, Geburts- und Sterbedatum sind ebenso enthalten.
Die Medaille für den Wirtschaftspreis unterscheidet sich von allen anderen. Sie wurde von Gunvor Svensson-Lundqvist entworfen und enthält auf der Vorderseite das Symbol der Wissenschaftsakademie, ein Porträt Alfred Nobels sowie die Inschrift „Sveriges Riksbank till Alfred Nobels Minne 1968“ („Die Schwedische Reichsbank im Gedenken an Alfred Nobel 1968“). Der Name des Preisträgers wird auf dem Rand eingeprägt, was im Jahr 1975 bei Leonid Witaljewitsch Kantorowitsch und Tjalling Koopmans zu Problemen führte.
Die in Schweden vergebenen Medaillen werden im Myntverket in Eskilstuna geprägt, die in Norwegen vergebene Medaille von Den Kongelige Mynt in Kongsberg.
Die Medaillen der Physiknobelpreisträger Max von Laue (1914), James Franck (1925) und Niels Bohr (1922) haben eine besondere Geschichte. Bohr hatte die Medaillen von Franck und Laue, die der politischen Verfolgung durch die Nazis ausgesetzt waren, zur Aufbewahrung erhalten, damit diese nicht von den deutschen Behörden konfisziert würden. Bohr und der dänische Arzt August Krogh stellten ihre Medaillen im März 1940 für eine Auktion zugunsten eines Fonds zur Unterstützung Finnlands zur Verfügung, wo sie von einem anonymen Käufer erworben wurde. Als die Deutschen in Dänemark einmarschierten, wollte Bohr die Medaillen von Franck und von Laue nicht in die Hände der Nazis fallen lassen. Der ungarische Chemiker George de Hevesy, der zu dieser Zeit in Bohrs Labor arbeitete, schlug Bohr vor, die Medaillen zu vergraben, was Bohr aber nicht wollte, da sie ausgegraben werden könnten. Letztlich lösten sie die Medaillen in Königswasser auf, als die Deutschen in Kopenhagen einmarschierten. In der Tat durchsuchten die Nazis das Labor Bohrs, konnten aber nichts finden. Nach dem Krieg schickte Bohr das zersetzte Gold der Medaillen nach Stockholm, wo die Nobelstiftung neue Medaillen für Franck und von Laue herstellen ließ. Bohrs Medaille wurde von ihrem Käufer dem Historischen Museum in Frederiksborg übergeben und ist heute dort ausgestellt.[4]
Nominierung und Auswahl
Um für einen Nobelpreis in Frage zu kommen, muss man nominiert werden, wobei nur lebende Personen nominiert werden können. Bis 1974 war es möglich, eine Person mit dem Nobelpreis auszuzeichnen, die nach dem Stichdatum der Nominierung (Ende Januar) verstarb. So wurden Erik Axel Karlfeldt 1931 und UN-Generalsekretär Dag Hammarskjöld 1961 postum geehrt. Mahatma Gandhi hingegen wurde 1948 noch vor dem Stichdatum erschossen, weswegen er den Preis nicht bekam. 1948 wurde der Friedensnobelpreis daher nicht vergeben. 1974 wurden die Statuten dahingehend geändert, dass eine Person nur noch dann posthum geehrt werden kann, wenn sie zwischen Bekanntgabe (Oktober) und Verleihung (10. Dezember) stirbt, so geschehen 1996 in Bezug auf William Vickrey.
Das Recht, eine Nominierung auszusprechen, haben je nach Preiskategorie unterschiedliche Personen:
- Grundsätzlich frühere Preisträger der jeweiligen Kategorie
- Für Physik, Chemie, Physiologie oder Medizin und Wirtschaftswissenschaften sind die Mitglieder des jeweiligen Nobelkomitees, der Akademie der Wissenschaften, Professoren der jeweiligen Fachrichtung an bestimmten skandinavischen Universitäten und weitere ausgesuchte Individuen und Lehrkräfte an ausgewählten weiteren Universitäten nominierungsberechtigt.
- Für den Nobelpreis in Literatur können Vorschläge von Literatur- und Linguistikprofessoren, Mitgliedern der Schwedischen Akademie und ähnlicher Institutionen, und den Präsidenten repräsentativer Schriftstellervereinigungen eingereicht werden.
- Vorschläge für den Friedensnobelpreis kann jedes Mitglied einer Regierung oder eines internationalen Gerichts machen, außerdem Professoren der Fachrichtungen Sozialwissenschaft, Geschichte, Philosophie, Recht und Theologie sowie die Leiter von Friedensforschungsinstituten und ähnlichen Organisationen.
Gemäß den Statuten der Stiftung werden Informationen über Nominierte und Nominierende sowie diesbezügliche Meinungen und Untersuchungen seitens des Komitees für einen Zeitraum von 50 Jahren unter Verschluss gehalten.
Die Verfügung Nobels, die Preisträger aufgrund ihrer Leistungen in der jeweilig jüngsten Vergangenheit zu ehren, wird oft missachtet und der Nobelpreis eher als Würdigung eines Lebenswerkes verliehen.
Etwas problematisch ist inzwischen die Vorschrift in den Nobelstatuten, dass der Preis in einer Kategorie an nicht mehr als drei Personen verliehen werden darf. In vielen Bereichen der Wissenschaft gehen heute neue Erkenntnisse jedoch nicht mehr von einzelnen Wissenschaftlern aus, sondern werden oft international in großen Gruppen erarbeitet.
Bekanntgabe
Da es keine öffentliche Nominierung gibt und die Preisträger schon vor der Preisverleihung bekanntgegeben werden, ist in der öffentlichen Wahrnehmung nicht der Tag der Übergabe des Preises ausschlaggebend, sondern der Tag der Bekanntgabe. Auch hier gibt es festgelegte Traditionen. Die Bekanntgabe der Preise ist für die Öffentlichkeit zugänglich und findet traditionell Anfang bis Mitte Oktober statt. Die Preise werden üblicherweise in folgender Reihenfolge bekanntgegeben:
- Medizin: Die Bekanntgabe findet an einem Montag Anfang Oktober im Wallenberghörsaal des Karolinska Institut statt. Die Veranstaltung ist normalerweise so gut besucht, dass nicht alle Besucher einen Sitzplatz finden. Die Bekanntgabe wird in zahlreichen Sprachen verlesen, im Jahr 2006 in Schwedisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Italienisch. An die Bekanntgabe schließt sich eine Präsentation der Arbeit der Preisträger sowie eine Pressekonferenz an. Unterdessen werden die offiziellen Pressemitteilungen ausgegeben.
- Physik: Die Bekanntgabe findet im Gebäude der Akademie der Wissenschaften statt, wobei es sich um eine Pressekonferenz handelt, zu der normalerweise nur Pressevertreter zugelassen sind, so dass die Anzahl der Zuhörer kleiner ist. Die Bekanntgabe erfolgt auf Schwedisch und auf Englisch. Im Anschluss wird die Arbeit des bzw. der Preisträger präsentiert. Sofern möglich, wird eine Telefonverbindung zu einem der Preisträger hergestellt, damit er vor der anwesenden Presse einige Fragen beantworten kann. Sollte einer oder mehrere der Preisträger nicht aus einem englisch- oder schwedischsprachigen Land kommen, sind die Pressemitteilungen auch in deren Sprache verfügbar. Als Termin wird üblicherweise der Tag nach der Bekanntgabe des Medizinpreises gewählt.
- Chemie: Der Ablauf ist im Wesentlichen derselbe wie bei Physik. Der Termin ist üblicherweise der Tag nach der Bekanntgabe des Physikpreises.
- Frieden: Einige Tage später wird der Preisträger des Friedenspreises in Oslo bekanntgegeben. Üblicherweise wird hierfür ein Freitag gewählt.
- Literatur: Während die Termine der Pressekonferenzen für die anderen Preise schon Wochen vorher feststehen, wird der Termin der Bekanntgabe für den Literaturpreis erst kurz vor deren Stattfinden öffentlich gemacht. Der Literaturpreis ist häufig der letzte, der bekanntgegeben wird, gelegentlich aber wird er vor dem Friedenspreis verkündet. Ort der Bekanntgabe ist ein Saal im oberen Stockwerk der Schwedischen Akademie in der Altstadt Stockholms. Zur Zeit der Bekanntgabe tritt der Vorsitzende der Akademie aus einer Tür und verliest stehend den Preisträger sowie die Preisbegründung in mehreren Sprachen, derzeit Schwedisch, Englisch, Französisch, Deutsch und Russisch. Anschließend gibt er eine kurze Pressekonferenz. Eine weitere Vorstellung des Preisträgers findet nicht statt. Die Bekanntgabe ist für die Öffentlichkeit frei zugänglich und daher auch so gut besucht, dass sich die Zuhörer dicht um die Tür drängen. Unmittelbar nach der Bekanntgabe wird üblicherweise begeistert für den Preisträger applaudiert.
- Wirtschaft: Der Preis für Wirtschaftswissenschaften der schwedischen Reichsbank in Gedenken an Alfred Nobel hat wie der Literaturnobelpreis keinen festen Platz in diesem Ablauf. Teilweise findet die Bekanntgabe vor dem Friedenspreis statt, teilweise danach, aber in jedem Fall nach den drei naturwissenschaftlichen Preisen. Das Verfahren ist ähnlich wie bei Physik und Chemie, jedoch findet die Pressekonferenz üblicherweise am frühen Nachmittag statt, während die anderen beiden Pressekonferenzen am späten Morgen stattfinden.
Alle Termine sind mit dem Hinweis „at the earliest“ (frühestens) versehen, so dass es theoretisch auch deutliche Verzögerungen geben kann.
Die Preisträger werden üblicherweise noch vor der Öffentlichkeit telefonisch informiert, auch um sie auf den zu erwartenden Ansturm der Presse vorzubereiten.
Preisvergabe
Die Verleihung der Preise in Stockholm und Oslo findet jedes Jahr am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, statt. Um die Verleihung der Preise ist seit 1901 eine Reihe von Traditionen gewachsen.
Stockholm
Die Preisträger sind Mittelpunkt einer ganzen Nobelwoche, die einige Tage vor dem 10. Dezember beginnt und am 13. Dezember endet. Sie sind im Grand Hotel nahe der Altstadt in Stockholm untergebracht.
Nobelvorlesung
Ein Pflichtteil des Programms ist nach den Statuten der Nobelstiftung das Halten einer Vorlesung. Diese findet in der Regel zwei Tage vor der Preisverleihung statt. Die Vorlesungen sind öffentlich und werden u.a. in den Vorlesungssälen des Karolinska Institutet (Medizin) und der Universität Stockholm (Physik und Chemie) abgehalten. Kann der Preisträger aus gesundheitlichen oder persönlichen Gründen nicht anwesend sein, so kann er ersatzweise auch eine Vorlesung schreiben oder per Video schicken. Dies tat beispielsweise Harold Pinter, Literaturnobelpreisträger 2005, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen konnte.
Preisverleihung
Höhepunkt der Nobelwoche ist der 10. Dezember, an dem zunächst am frühen Abend die Preisverleihung durch den schwedischen König erfolgt. Dieser Tag ist in Schweden der sogenannte Nobeltag, welcher zu den Tagen gehört, an dem die schwedische Flagge gehisst werden soll.
Bei der ersten Preisverleihung im Jahre 1901 fanden alle Feierlichkeiten im Spiegelsaal des Stockholmer Grand Hotels statt. Es waren 113 Männer anwesend, die einmal auf den König, Oskar II., und einmal auf den Kronprinz, den späteren Gustav V., anstießen und dann ein vierfaches Hurra anstimmten. Das Bankett fand ebenfalls dort statt. Der König selbst war jedoch nicht anwesend und nahm erst ab 1902 die Preisübergabe vor.
Seit 1926 findet die Preisverleihung im Konserthuset am Hötorget statt. Beim Einzug der königlichen Familie wird die schwedische Königshymne gesungen. Es werden Ansprachen über die von den Preisträgern geleistete Arbeit gehalten. Diese sind größtenteils auf schwedisch, aber die letzten Sätze sowie die Aufforderung, den Preis entgegenzunehmen, werden auf Englisch oder in der Muttersprache des Preisträgers vorgetragen. Der König übergibt darauf die Preismedaille und eine Urkunde. Nach Abschluss der Preisübergabe wird die schwedische Nationalhymne gesungen. Darauf folgt der Auszug der königlichen Familie.
Weiterhin gibt es ein musikalisches Rahmenprogramm.
Das Konserthuset hat nur sehr begrenzten Platz, so dass die Auswahl der Gäste noch eingeschränkter ist als beim anschließenden Bankett. Die königliche Familie, die Preisträger, der Vorsitzende der Nobelstiftung sowie die einzelnen Vorsitzenden der Vergabegremien sitzen auf der Bühne. In den ersten Reihen sitzen ungefähr 90 Mitglieder der Vergabeorganisationen, ehemalige Preisträger und Redner. Der Grünewaldsaal hat 460 Plätze, der Aulinsaal 143 Plätze.
Nobelbankett
Anschließend fahren die Preisträger zum Nobelbankett, das seit 1930 mit wenigen Ausnahmen im Stadshuset abgehalten wird. Ursprünglich wurde hierzu der Goldene Saal genutzt. Da dieser zu klein wurde, findet es nun im Blauen Saal im unteren Stockwerk statt. Der Goldene Saal dient als Küche und wird später für den Tanz freigegeben.
Am Ehrentisch des Banketts sitzen die Preisträger, die königliche Familie, hohe Repräsentanten der Nobel-Gremien sowie ausländische Ehrengäste, z.B. die Botschafter der Länder, aus denen die Preisträger stammen. Diese besonderen Ehrengäste marschieren zu Beginn in einer Prozession ein. Weitere Gäste der Nobelbanketts sind am Preisvergabeprozess Beteiligte sowie Ehrengäste aus aller Welt. Weiterhin darf eine begrenzte Anzahl Studenten schwedischer Universitäten teilnehmen. Das Recht, diese Eintrittskarten zu erwerben, wird hierbei in einer jährlichen Lotterie verlost. Studenten haben darüber hinaus zeremonielle Aufgaben als Begleitpersonen bei der Prozession sowie als Ordner. Insgesamt nehmen über 1000 Menschen am Bankett teil. Die Zahl ist aber wegen des beschränkten Platzes im Stadshuset streng begrenzt. Sogar ehemaligen Preisträgern wird eine Eintrittskarte verwehrt, wenn die Plätze gefüllt sind.
Das mehrgängige Menü wird bis zuletzt geheim gehalten und ist, im Gegensatz zu allen anderen offiziellen Dokumenten des Nobelpreises, ausschließlich auf Französisch verfügbar. Die Bewirtung der Gäste führen mehrere Hundert Angestellte durch, die dies teilweise schon lange vorher geprobt haben.
Der König sowie der Vorsitzende der Nobelstiftung bringen zum Gedenken an Alfred Nobel einen Toast aus. Nach dem Essen halten die Preisträger kurze Dankesansprachen. Gibt es in einer Kategorie mehrere Preisträger, so hält einer stellvertretend für seine Mitpreisträger die Ansprache.
Hinzu kommt ein aufwändiges musikalisches Begleitprogramm zwischen den Gängen sowie Tanz nach dem Ende des Essens. Dort sind dann auch die Preismedaillen in Vitrinen ausgestellt zu sehen.
Nach dem Ende des Banketts richtet traditionell die Studentenvereinigung einer der Stockholmer Hochschulen ein aufwändiges Fest aus, das unter einem bestimmten Thema steht. Die meisten Preisträger nehmen auch hier noch teil, wobei sie dazu angehalten sind, ihre Gesangskünste zum Besten zu geben.
Abschluss der Nobelwoche
In den Tagen vor und nach der Preisverleihung nehmen die Preisträger an zahlreichen Veranstaltungen teil. Beispielsweise besuchen sie Schulen.
Am 13. Dezember ist in Schweden das Luciafest, zu dem Kinder frühmorgens eine Prozession mit Kerzen veranstalten. Die Nobelpreisträger werden dabei von einer solchen Prozession geweckt. Dies ist das traditionelle Ende der Nobelwoche.
Oslo
Ebenfalls am 10. Dezember wird der Friedensnobelpreis am frühen Nachmittag in Oslo verliehen. Zwar gibt es auch in Norwegen Tage, an denen die norwegische Flagge an öffentlichen Gebäuden zu hissen ist. Im Gegensatz zu Schweden gehört der 10. Dezember aber nicht dazu.[5]
Die Verleihung in Oslo findet seit 1990 im Rathaus statt. Von 1926 bis 1946 wurde sie im Nobelinstitut abgehalten, ab 1947 dann im Auditorium der Universität Oslo. Die Übergabe selbst findet in Anwesenheit des norwegischen Königs statt und wird vom Vorsitzenden des norwegischen Nobelkommitees durchgeführt. Anschließend hält der Preisträger seine Vorlesung in Form einer längeren Rede.
Im Anschluss findet auch in Oslo ein Bankett statt.
Verschiedenes
Mehrfache Preisträger
Bisher ist der Preis nur vier Menschen zweimal verliehen worden – Marie Curie (1903 für Physik und 1911 für Chemie), Linus Carl Pauling (1954 für Chemie und 1962 für Frieden), John Bardeen (1956 und 1972 jeweils für Physik) und Frederick Sanger (1958 und 1980 jeweils für Chemie). Pauling ist hierbei der einzige, der beide Preise nicht mit jemand anderem teilen musste. Das Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) erhielt 1954 und 1981 den Friedensnobelpreis. Seine Vorgängerorganisation, das Internationale Nansen-Büro für Flüchtlinge (Hochkommissariat des Völkerbundes), wurde 1938 mit diesem Preis ausgezeichnet, sein Leiter Fridtjof Nansen 1922. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz wurde für seine Friedensbemühungen sogar dreimal (1917, 1944, 1963) ausgezeichnet, 1963 zusammen mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Der Gründer des IKRK und der Rotkreuz-Bewegung, Henry Dunant, erhielt 1901 zusammen mit dem französischen Pazifisten Frédéric Passy den ersten Friedensnobelpreis.
Der Nobelpreis in der Zeit des Nationalsozialismus
Ab 1934 setzten sich verschiedene Interessengruppen für die Vergabe des Friedensnobelpreises an den Pazifisten Carl von Ossietzky ein. Der Vorschlag wurde vom Nobelpreiskomitee angenommen, und Ossietzky sollte 1935 der Preis verliehen werden. Dass es dazu nicht kam, lag am nationalsozialistischen Regime im Deutschen Reich, das über die Gestapo den Demokraten Ossietzky bedrängte, auf die Auszeichnung zu verzichten, politischen Druck auf die norwegische Regierung ausübte, um die Verleihung zu verhindern, und ihm gleichzeitig die Ausreise nach Norwegen zur Entgegennahme des Preises verweigerte.
Das schwedische Komitee entschied sich daher, den Nobelpreis für das Jahr 1935 auszusetzen, aber bereits ein Jahr später wurde Ossietzky der Preis rückwirkend zuerkannt. Um sicherzustellen, dass sich ein solches politisches Desaster für das Regime nicht noch einmal wiederholte, erließ der Diktator Adolf Hitler 1937 per Erlass eine Doktrin, wonach Reichsdeutschen die Annahme des Nobelpreises „für alle Zukunft“ untersagt war. Stattdessen wurde ein Deutscher Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft eingeführt und 1937 und 1938 verliehen.
Von diesem Verbot waren mehrere deutsche Wissenschaftler betroffen. Richard Johann Kuhn erhielt 1938 den Preis in Chemie, konnte ihn aber erst 1948 entgegennehmen. 1939 erhielten Adolf Butenandt in Chemie und Gerhard Domagk in Medizin Nobelpreise. Letzterer geriet sogar in Haft, weil er sich für den Preis bedankte. 1947 konnte er ihn dann doch entgegennehmen, erhielt aber das Preisgeld nicht, da er hierfür den Preis innerhalb eines Jahres hätte annehmen müssen.
Frauenanteil
Bis 2008 wurde der Nobelpreis an 20 Institutionen, 693 Männern und 36 Frauen verliehen. Hinzu kommen 62 allesamt männliche Preisträger im Bereich der Wirtschaftswissenschaften.
Kategorie Insgesamt Frauen Männer Organisationen Verhältnis Frauen:Männer Physik 183 2 181 0 1:90,5 Chemie 153 3 150 0 1:50 Medizin 192 8 184 0 1:23 Literatur 105 11 94 0 1:8,5 Frieden 116 12 84 20 1:7 Wirtschaft 62 0 62 0 0:62 Nach Nobels Testament sollen ausschließlich die Würdigsten den Preis bekommen. Das Geschlecht wird nicht erwähnt, aber diese Vorschrift beinhaltet indirekt, dass das Geschlecht keine Rolle spielen darf.
Dem gemäß wurden auch schon frühe Nobelpreise an Frauen vergeben. Jedoch ist die Verteilung über die Jahre sehr unregelmäßig. Der Literaturpreis wurde von 1909 bis 1966 insgesamt sechsmal an eine Frau vergeben und danach erst wieder 1991. Ähnlich ist es beim Friedenspreis, der 1905, 1931 und 1946 an Frauen vergeben wurde, dann erst wieder 1976. Bei Physik und Chemie wurden seit über 40 Jahren keine Frauen mehr mit dem Preis bedacht und beim Medizinpreis wurde bis 1976 lediglich Gerty Cori ausgezeichnet, zwischen 1977 und 1988 dann vier Frauen.
Die Preise in den naturwissenschaftlichen Kategorien können nur an Wissenschaftler gehen und werden üblicherweise lange nach der prämierten Leistung vergeben, so dass die bisherigen Preisträger meist aus Forschergenerationen kamen, in der der Frauenanteil sehr gering war. Bei den anderen Gebieten ist das Feld möglicher Preisträger weiter gefasst. Das Vergabekomitee für den Friedensnobelpreis kann auch Organisationen auszeichnen. Der Literaturpreis kann an Schriftsteller unabhängig von Qualifikation und Genre vergeben werden.
Marie Curie ist die einzige zweifache Preisträgerin. Sie erhielt ihren ersten Preis für Physik 1903, zusammen mit ihrem Ehemann Pierre und Antoine Henri Becquerel. Den zweiten Preis für Chemie erhielt sie 1911. Außer ihr hat nur Linus Carl Pauling zwei Nobelpreise in verschiedenen Kategorien erhalten.
Insgesamt 18 Frauen waren alleinige Preisträgerinnen; 12 teilten ihn sich mit einem oder mehreren Männern. Die Friedensnobelpreisträgerinnen von 1976, Betty Williams und Mairead Corrigan, teilten sich als bislang einzige Frauen einen Preis. Die Sprecherin der Internationale Kampagne für das Verbot von Landminen, Jody Williams, erhielt eine Hälfte des Friedensnobelpreises 1997, die Organisation als solche die andere Hälfte.
Im Jahr 2005 nominierte die Kampagne 1000 Women for the Nobel Peace Prize 2005 1000 Frauen aus 151 Ländern für den Friedensnobelpreis.
Jüngste und älteste Nobelpreisträger
Der Physiker Raymond Davis junior ist bislang der älteste Preisträger, der im Jahr 2002 seinen Nobelpreis im Alter von 88 Jahren erhielt. Lediglich acht Tage jünger zur Zeit der Preisvergabe war die älteste Trägerin, die Schriftstellerin Doris Lessing, die ebenfalls 88-jährig im Jahr 2007 den Literaturnobelpreis erhielt.
Noch älter war allerdings der älteste Träger des Preises in Wirtschaftswissenschaften, den Leonid Hurwicz 2007 im Alter von 90 Jahren erhielt.
Der jüngste Empfänger des Nobelpreises war der Physiker William Lawrence Bragg, der 1915 25-jährig den Preis erhielt, die jüngste Frau war Rigoberta Menchú Tum, die ihren Friedensnobelpreis 1992 mit 33 Jahren empfing.
Seit dem Tode Joseph Rotblats 2005 ist Rita Levi Montalcini die älteste lebende Person, die einen Nobelpreis trägt. Seit dem 4. Mai 2008 ist sie zudem der älteste lebende Nobelpreisträger überhaupt, bislang hatte Tadeusz Reichstein diese Position inne.
Kritik
Die Entscheidungen der Vergabekomitees werden häufig kontrovers diskutiert. Vor allem in den Preiskategorien Frieden und Literatur kommt es nahezu jedes Jahr zu vereinzelter bis heftiger Kritik. Bei den naturwissenschaftlichen Kategorien ist Kritik jedoch selten und beschränkt sich meist darauf, dass die anderen an der prämierten Leistung beteiligten Wissenschaftler nicht berücksichtigt wurden. (Siehe unten.)
Bedeutung der Leistung
Beim Friedensnobelpreis rührt die Kritik meist daher, dass er häufig in relativ kurzem Abstand zum entsprechenden Ereignis vergeben wird, so dass eine historische Abwägung und die Einbeziehung der Langzeitfolgen nicht möglich sind. Ein Beispiel sind Henry Kissinger und Lê Đức Thọ, die den Nobelpreis dafür zugesprochen bekamen, dass sie einen Krieg mit Millionen von Opfern beendeten, den sie in eigener Mitverantwortung begonnen hatten. Nur Henry Kissinger akzeptierte den Preis, Lê Đức Thọ verweigerte die Annahme, da damals aus seiner Sicht immer noch kein Frieden in Vietnam herrschte. Auch die Vergabe an Jassir Arafat für seine Rolle im Friedensprozess in Nahost wurde im Nachhinein in Frage gestellt. Ein besonderes Beispiel ist der Preis 1985 an die International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW). Laut dem Gründer der deutschen Sektion des IPPNW, Horst-Eberhard Richter, protestierte der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl beim Vergabekomitee gegen die Preisvergabe, da der Organisation Kontakte zum damaligen Ostblock nachgesagt wurden. Man habe ihm darauf geantwortet, dass er der zweite deutsche Kanzler sei, der gegen eine Entscheidung des Komitees protestiere. Mit dem ersten deutschen Kanzler sei in diesem Zusammenhang Adolf Hitler gemeint gewesen, der im Jahr 1935 gegen die Vergabe an Carl von Ossietzky protestiert hatte.[6]
Der Literaturnobelpreis steht ebenfalls häufig in der Kritik. So wurde die Entscheidung für Harold Pinter im Jahr 2005 von manchen Literaturkritikern heftig kritisiert. Bei der Auswahl Orhan Pamuks im Jahr 2006 war die Reaktion in dessen Heimatland Türkei unterkühlt, da er dort ein politisch sehr umstrittener Schriftsteller ist. Allerdings gab es in beiden Beispielen auch eine Vielzahl positiver Stimmen.
1938 wurde die US-Amerikanerin Pearl S. Buck mit dem Literaturpreis ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wurde damals mit Unverständnis aufgenommen und wird auch heute noch oft als Fehlentscheidung angesehen, da Bucks Werke wenig literarischen Wert hätten. Aus dieser Kritik heraus entstand die sogenannte „Lex Buck“. Es handelt sich dabei um die ungeschriebene Regel, nur Autoren auszuzeichnen, die mindestens einmal zuvor nominiert worden waren. Ob diese Regel eingehalten wird, ist allerdings wegen der Verschlussfristen der Nobelstiftung erst 50 Jahre später festzustellen.
Anzahl der Preisträger
Ein weiteres Problem, vor allem im Bereich der Naturwissenschaften, ist die Beschränkung auf drei Preisträger. So können wissenschaftliche Leistungen heute oft nicht mehr einzelnen Wissenschaftlern zugeordnet werden. Im Bereich der Elementarteilchenphysik etwa werden neue Erkenntnisse an Großbeschleunigern gewonnen, an denen hunderte von Wissenschaftlern arbeiten. Die Verleihung erfolgt in solchen Fällen jedoch nicht an die entsprechenden Institutionen oder die einzelnen Wissenschaftler. Vielmehr werden stellvertretend einzelne ausgezeichnet, bei denen man dann u. U. streiten kann, inwieweit sie tatsächlich zum Projekt beigetragen haben.
Beim Friedensnobelpreis kann dieses Problem am ehesten umgangen werden, da hier die Verleihung an Organisationen durchaus üblich ist (z. B. Rotes Kreuz). Beim Literaturnobelpreis existiert das Problem zumindest im Prinzip, da natürlich auch Autorenkollektive evtl. nobelpreiswürdige Leistungen erbringen könnten.
Lobbyarbeit
Eine Erklärung für die auffallend große Anzahl der US-amerikanischen Preisträger wird unter anderem mit dem Argument geliefert, dass die Amerikaner die beste Lobbyarbeit betreiben. Schon lange vor der Nominierung einigen sich die größten Universitäten auf nur wenige Kandidaten, so dass die schwedischen Nobeljuroren immer wieder erstaunt sind, wenn sie mit dem Wunsch nach geeigneten Vorschlägen telefonisch die Ivy-League-Fakultäten befragen und regelmäßig dieselben Namen zu hören bekommen. Durch diese häufige Namensnennung kommt die Nobelversammlung kaum umhin, die genannten Kandidaten zu berücksichtigen.[7]
Vergleichbare Preise
Viele andere Preise werden aus verschiedenen Beweggründen als dem Nobelpreis vergleichbar angesehen.
Als besonders herausstechend kann der Right Livelihood Award gelten, der oft auch als Alternativer Nobelpreis bezeichnet. Dieser Preis wird jährlich für Leistungen im Bereich der Ökologie und Entwicklung vergeben. Der Stifter Jakob von Uexküll ist wie Nobel Schwede und trug der Nobelstiftung seine Idee nach einem Preis zu, was diese jedoch ablehnte. Daher wird der Preis heute unabhängig vergeben.
Preise in anderen Fachbereichen
Da der Nobelpreis nur wenige Fachgebiete abdeckt, gibt es zahlreiche andere Preise, die in ihren jeweiligen Disziplinen von herausragender Bedeutung sind und damit eine ähnliche Rolle spielen wie der Nobelpreis.
Die folgenden Preise genießen eine solche Reputation:
- Journalismus und Literatur: Pulitzer-Preis (nur USA)
- Architektur: Pritzker-Preis
- Mathematik: Fields-Medaille
- Informatik: Turing Award
Preise mit indirektem Bezug zum Nobelpreis
Weiterhin gibt es einige Preise, die wie der Nobelpreis einen Bezug zu den am Nobelpreis beteiligten Institutionen bzw. zu den skandinavischen Ländern haben und deswegen in seine Nähe gerückt werden:
- Der Abelpreis wurde vom norwegischen Parlament, aus dessen Mitte auch das Komitee für den Friedensnobelpreis bestimmt wird, für Leistungen in der Mathematik gestiftet. Die Benennung der Preisträger übernimmt aber ein Komitee von Fachleuten. Im Gegensatz zur Fields-Medaille, welche nur für Leistungen vor Vollendung des 40. Lebensjahrs vergeben werden darf, gibt es beim Abelpreis keine Altersbeschränkung.
- Der Polar Music Prize wird für Leistungen in der Musik vergeben und wird wie der Nobelpreis auch vom schwedischen König überreicht. Der Stifter Stig Anderson beauftragte die Königlich Schwedische Musikakademie mit der Vergabe, was auch eine Parallele zum Nobelpreis darstellt, da dieser mit Ausnahme der Kategorie Frieden auch von königlichen Akademien vergeben wird.
- Der Crafoord-Preis wird von der Königlichen Schwedischen Wissenschaftsakademie, die die Preisträger in Physik, Chemie und Wirtschaft bestimmt, jährlich rotierend in den Disziplinen Mathematik, Geowissenschaften, Biologie und Astronomie vergeben. Der Preis ist als eine Ergänzung des Nobelpreises gedacht, um Fachgebiete zu fördern, die nicht von ihm abgedeckt werden.
- The World's Children's Prize for the Rights of the Child wird manchmal als Kinder-Nobelpreis bezeichnet. Er wurde von der schwedischen Regierung gestiftet. Schirmherrin ist die schwedische Königin.
Asiatische Preise
Weiterhin gibt es einige in Asien verliehenen Preise, die dort ein dem Nobelpreis vergleichbares Ansehen genießen:
- Der Ramon Magsaysay Award wird oft als der asiatische Friedensnobelpreis bezeichnet.
- Der Japan-Preis ist ein Wissenschaftspreis mit sehr hohem Ansehen in Asien.
Siehe auch
- Liste der Nobelpreisträger
- Satirischer Ig-Nobelpreis
Einzelnachweise
- ↑ Der Wirtschafts-Nobelpreis ist eine umstrittene Auszeichnung, FAZ.NET, 11. Oktober 2004
- ↑ So geht Nobels Welt zugrunde, Tagesspiegel, 8. Dezember 2008
- ↑ Nobel-Stiftung. Noble Sorgen, Handelsblatt, 10. Dezember 2008
- ↑ The Nobel Prize Medals and the Medal for the Prize in Economics
- ↑ flagg
- ↑ Deutschlandfunk Kalenderblatt vom 8. Mai 2007 [1]
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Artikel "Big Science, große Lobby" ; SZ Nr.256 / 2008, S. 12
Literatur
- Der Brockhaus Nobelpreise – Chronik außergewöhnlicher Leistungen. 2. Auflage. Mannheim, Leipzig 2004, ISBN 3-7653-0492-1
- Bernhard Kupfer: Lexikon der Nobelpreisträger. Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-72451-1
- Harenberg-Lexikon der Nobelpreisträger – Alle Preisträger seit 1901, ihre Leistungen, ihr Leben, ihre Wirkung, 2. aktualisierte und erweiterte Auflage. Harenberg, Dortmund 2001, ISBN 3-611-00612-2
- Kenne Fant: Alfred Nobel – Idealist zwischen Wirtschaft und Wissenschaft. Birkhäuser, Basel 1995, ISBN 3-7643-5059-8
Weblinks
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