- Non Directional Beacon
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Ein Ungerichtetes Funkfeuer (engl. Non-Directional Beacon, (NDB)) ist eine Sendeanlage am Boden, welche ununterbrochen in alle Richtungen (ungerichtet) Funkwellen ausstrahlt. Ungerichtete Funkfeuer dienen als Strecken- oder Anflugfeuer sowie zur Positionsbestimmung in der Flug- und Seenavigation.
Inhaltsverzeichnis
Antennenanlage
Ungerichtete Funkfeuer verwenden im Unterschied zu Rundfunksendern, die ebenfalls im Lang- und Mittelwellenbereich zwischen 150 und 1.610 kHz senden, oft nur sehr unscheinbare Sendeantennen mit Höhen von etwa 10 bis 15 m oder aufgespannte T-Antennen. Vereinzelt kann man aber auch abgespannte Masten mit einer Höhe bis zu 50 m antreffen, die mit einer sogenannten Dachkapazität zur Anpassung an die gegenüber der Masthöhe viel größeren Wellenlänge versehen sind.
Die vom Ungerichteten Funkfeuer ausgestrahlten Funkwellen können von Flugzeugen und Schiffen empfangen und im ADF-Gerät (Automated Direction Finder, Radiokompass) dargestellt werden. Der Sender eines Ungerichteten Funkfeuers ist als Doppelanlage mit einem Monitor ausgelegt. Der Monitor gibt eine Störanzeige an die nächste Kontrollstation, wenn die Sendeleistung um mehr als 50 % abfällt oder die Kennung ausfällt. Bei Ausfall eines Senders wird automatisch der Reservesender geschaltet.
Typen
- Strecken-NDBs haben Reichweiten bis zu 200 km. Deren Kennung besteht aus 3 Buchstaben, beispielsweise 403 HAB. Sie kennzeichnen oft die geografischen Positionen von Warteschleifen oder Meldepunkten beim Anflug von Flughäfen.
- Anflug-NDBs in der Nähe von Flughäfen haben dagegen nur eine Reichweite von 15 bis 25 NM (Nautische Meilen). Sie besitzen zur Unterscheidung oft eine Kennung aus nur zwei Buchstaben, beispielsweise 358 HW. Die Anflug-NDBs stehen in der Anfluggrundlinie (gedachte Verlängerung) von Landebahnen und werden als Locator (L) bezeichnet. Bei einem IFR-Anflug werden nacheinander der LO (Locator am Outer Marker [OM]) sowie der LM (Locator am Middle Marker [MM]) überflogen. Befindet sich das Flugzeug vor dem NDB, zeigt der Zeiger des ADF nach vorn; beim Überfliegen dreht er sich um 180° und zeigt dann nach hinten. Dadurch kennt der Pilot seine exakte Entfernung zur Landebahn auch bei Sichtbehinderung.
- Kurz vor dem optimalen Aufsetzpunkt piept im Cockpit in kurzer Folge die Ton-Kennung des passierten LI (Locator am Inner Marker [IM]). Der Inner Marker ist jedoch nur in den USA üblich.
Technische Anlage
Die technische Ausrüstung zur Navigation mittels eines Ungerichteten Funkfeuers besteht aus zwei Vorrichtungen, einerseits dem Automatic Direction Finder (ADF) im Flugzeug oder an Bord eines Schiffes und andererseits der NDB-Sendeanlage am Boden.
Ungerichtete Funkfeuer arbeiten in Deutschland im Frequenzbereich von 200 bis 526,5 kHz, weltweit von 190 kHz bis 1750 kHz. Die Funkwellen geben keinen Hinweis auf recht- oder missweisend Nord. Der Abstand zwischen den einzelnen Frequenzen beträgt 1 kHz (laut ICAO Annex 10). Ungerichtete Funkfeuer senden in der Sendeart A0/A1 (eine Trägerwelle, die für die Kennung im Morsecode unterbrochen wird) oder A0/A2 (eine Trägerwelle, auf die die Kennung im Morsecode aus 2 oder 3 Buchstaben aufmoduliert wird). Die Kennung dient der eindeutigen Identifizierung und wird etwa alle 30 Sekunden wiederholt.
Reichweite
Ungerichtete Funkfeuer haben, abhängig vom Verwendungszweck, eine Reichweite von 15 bis 200 NM (Nautische Meilen) und eine festgelegte Betriebsentfernung von 15 NM bis 100 NM. Gegenüber dem VOR bieten Ungerichtete Funkfeuer den Vorteil einer wesentlich größeren Reichweite bei niedrigen Flughöhen. Allerdings kann es neben anderen Störungen besonders in den Abendstunden aufgrund von Reflexionen an der Ionosphäre zu Überreichweiten und Überlagerung der Signale kommen.
Da die Signale der NDBs durch die Bodenwellenausbreitung der Langwellen der Erdkrümmmung folgen, ist ein Empfang (insbesondere nachts) auch aus wesentlich größerer Entfernung als der nominellen Reichweite möglich. Dies ermöglicht auch den bei Funkamamteuren (DXern) beliebten NDB-DX, wobei es schon gelang, NDBs aus Übersee zu empfangen.
Einsatzmöglichkeiten
NDBs bieten im Vergleich zu moderneren Möglichkeiten (VOR/DME, GPS) eine geradezu rudimentäre Form der Navigation –– im wesentlichen bieten sie die Möglichkeit, eine gerade Linie zu fliegen. Nach Einführung der VOR-Navigation hat die NDB-Navigation eine Nische in verschiedenen Anwendungen gefunden.
- Funkstandlinien (LOP) und Airways
Zunächst können NDBs genutzt werden, um Funkstandlinien zu einzelnen Stationen zu finden. Eine Funkstandlinie (engl. radio line of position (LOP)) ist eine gedachte Linie zu einer Station (NDB), die durch Angabe eines Winkels die Position des NDB beschreibt. Auf diese Art und Weise können mit Hilfe von NDBs und VORs Luftstraßen (engl. airways) gebildet werden. Flugzeuge folgen in Erfüllung ihres aufgegebenen Flugplans diesen international vereinbarten Flugrouten. Airways werden standardisiert auf Karten dargestellt.
- Funkstandort (FIX)
Die Möglichkeit, Funkstandorte mittels NDBs zu bestimmen, wird seit langem genutzt. Ein Funkstandort kennzeichnet die Position eines Flugzeuges oder Schiffes. Ein Fix entsteht dadurch, dass Standlinien zu den einzelnen Navigationspunkten (NDBs) auf der Karte gezeichnet werden. Wenn die Standlinien sich schneiden, entsteht ein Winkel mit dem Fix als Schnittpunkt. Diese Art der Darstellung eines Funkstandortes erlaubt dem Piloten, seine Position zu bestimmen. In Situationen, bei denen andere Navigationssysteme wie VOR und DME oder GPS versagen, kann so weiter navigiert werden.
- Instrumentenlandesystem (ILS)
NDBs werden am häufigsten als Marker für Instrumentenlandesysteme (ILS) und für Standard-Approaches genutzt.
Gefahrenquellen
- Verwirrungskegel (engl. cone of confusion)
- Oberhalb der Sendestation ist in einem kegelförmigen Bereich kein zuverlässiger Empfang möglich. Die Breite beträgt 30–40°. Dieser Kegel wird als Verwirrungskegel oder Schweigekegel (englisch: cone of silence) bezeichnet.
- elektrischer Einfluss (engl. electrical error)
- Gewitter und gelegentlich auch elektrische Interferenzen mit Quellen außerhalb und innerhalb eines Flugzeugs können die ADF-Nadel irritieren.
- Küstenlinieneffekt (engl. shoreline error)
- An Küstenlinien kann es bei nahezu parallelem Verlauf des Signals und der Küstenlinie zu einer Fehlanzeige kommen.
- Bergeffekt (engl. terrain error)
- Einen ähnlichen Einfluss können auch hohe Berge und Klippen auf Funkwellen haben.
- Dämmerungseffekt (engl. twilight error)
- Funkwellen werden durch die Ionosphäre zurückgeworfen und verursachen besonders während des Sonnenaufgangs und während der abendlichen Dämmerung Überlagerungserscheinungen (engl. fading).
Siehe auch
Literatur
- Brian Kendal: Manual of Avionics. BSP Professional Books, London, England 1987.
- Rod Machado: Instrument Pilot's Survival Manual. 1998, ISBN 0-9631229-0-8.
- Skip Carden: ADF Directory and Manual. Durham, NC. 1988.
- Jeppesen Sanderson: Private Pilot Study Guide. Englewood 2000, ISBN 0-88487-265-3.
- Jeppesen Sanderson: Privat Pilot Manual. Englewood 2001, ISBN 0-88487-238-6.
- Jürgen Mies: Funknavigation. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01648-6.
- Peter Dogan: The Instrument Flight Training Manual. 1999, ISBN 0-916413-26-8.
- Walter Air: CVFR Lehrbuch. Mariensiel 2001.
- Wolfgang Kühr: Der Privatflugzeugführer Flugnavigation. Friedrich Schiffmann Verlag, Bergisch Gladbach 1981, ISBN 3-921270-05-7.
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