Nordatlantikdrift

Nordatlantikdrift
Oberflächentemperatur im westlichen Nordatlantik. Nordamerika erscheint schwarz und dunkelblau (kalt), der Golfstrom rot (warm). Quelle: NASA

Der Golfstrom ist eine warme, rasch fließende Meeresströmung im Atlantik. Er ist Teil eines globalen maritimen Strömungssystems, des globalen Förderbands. In Richtung Europa wird der Golfstrom zum Nordatlantikstrom.

Der Golfstrom befördert pro Sekunde bis zu 1,5 · 108 Kubikmeter Wasser (150 Sv), mehr als 100-mal so viel wie alle Flüsse auf der Welt zusammen. Er transportiert etwa 5 Petawatt Leistung. Dies entspricht einer Nutzleistung von ungefähr drei Millionen modernen großen Kernkraftwerken.

Der Name Golfstrom wurde von Benjamin Franklin geprägt und bezieht sich auf den Golf von Mexiko. Früher wurde er auch „Floridastrom“ genannt, auf den Karten des 16. und 17. Jahrhunderts heißt er Canal de Bahama.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Darstellung des Golfstroms, der westlich der Britischen Inseln als Nordatlantikstrom fortgesetzt wird.

Im Golf von Mexiko hat er viel Wärme aufgetankt und bewegt sich nun als Golfstrom an der Küste Nordamerikas weiter. Der Golfstrom entsteht aus der Vereinigung von Floridastrom und Antillenstrom nördlich der Bahamasinseln. Er ist Teil der westlichen Randströmung und beeinflusst das Klima in Nordeuropa. Er verläuft zunächst als etwa 100 bis 200 km breites Band entlang der Küste Nordamerikas. In der Nähe von Kap Hatteras, North Carolina, löst sich der Golfstrom nun von der Küste als Strahlstrom und fließt östlich in das nordamerikanische Becken in den offenen Atlantik (bedingt durch die geographischen Gegebenheiten unter der Wasseroberfläche). Der Strom wird durch die Ostwendung instabil, er mäandriert und Ringe lösen sich vom Golfstrom. Etwa 150 km später verliert sich die Strahlwirkung.

Der Golfstrom ist mit bis zu 150 Sv und einer Geschwindigkeit von bis zu 2,5 m/s (9 km/h) eine der stärksten Meeresströmungen der Welt. RAPID MOC (Meridional Overturning Circulation) ist ein Projekt zur Erforschung der Stärke des Golfstroms.

Entstehung

Bei der Entstehung des Golfstroms spielt die atmosphärische Zirkulation und die nach Norden zunehmende Wirkung der Corioliskraft auf die Wasserbewegung eine wichtige Rolle (Henry Stommel, 1948). Seinen Namen hat er irrtümlicherweise vom Golf von Mexiko. Als eigentlicher Golfstrom wird die Meeresströmung zwischen Kap Hatteras bis ca. 2500 km östlich davon im Atlantik bezeichnet. Seine Ursprünge sind im Floridastrom, der wiederum vom Südäquatorialstrom kommend den Golf von Mexiko durch die Meerenge zwischen Kuba und Yukatán betritt. Hier befindet sich nur ein schmaler Durchgang, so dass das Wasser wie durch eine Düse gepresst wird. Diese Strömung durchläuft danach den Golf im Uhrzeigersinn und wird dann durch eine noch engere Passage zwischen Kuba und Florida in den Atlantik zurückgepresst.

Auf seinem Weg über den Atlantik spalten sich Teile ab und fließen zurück in südliche oder westliche Richtungen. Die transportierte Wassermasse verringert sich durch diese Teilung der Strömung und verliert durch Verdunstung auch an thermischer Energie.

Passatwinde

Der im tropischen Atlantik herrschende Passatwind treibt große Mengen warmen Wassers aus dem offenen Atlantik nach Westen. Die Küste von Nordamerika wirkt wie eine Staumauer und lässt das Wasser entlang der Küste nach Norden abfließen.

Ablenkung durch Labradorstrom und Corioliskraft

Neben dem Zusammentreffen mit dem Labradorstrom sorgt die Corioliskraft dafür, dass die nach Norden fließenden Wassermassen in Richtung Europa abgelenkt werden.

Fauna

Die Temperatur des Golfstroms und seine Strömung haben großen Einfluss auf die Ökologie der Tierwelt des Atlantiks. Das mit der Strömung driftende Plankton ist Nahrungsgrundlage für zahlreiche Tiere. Diese locken wieder Fressfeinde innerhalb der Nahrungskette an. Die untermeerischen Bodenstrukturen, die vom Golfstrom berührt und teilweise geformt werden, bilden den Lebensraum dieser Fauna.

Auf seinem Weg transportiert der Golfstrom große Mengen Plastikmüll. Der Müll stammt von den Abfällen der Schiffsbesatzungen. Auch Flüsse spülen große Mengen von Plastik in die Ozeane. Da sich diese Abfälle nicht zersetzen, sondern nur in kleinere Teile zerfallen, bilden sie eine große Gefahr für die Fauna der Meere. Im Pazifik hat sich bereits ein Müllstrudel entwickelt, der in seinen Ausmaßen mit Texas vergleichbar ist.[1]

Trivia

  • 1969 unternahm das Tauchboot Ben Franklin (PX-15) unter Jacques Piccard als Projektleiter eine vierwöchige Driftfahrt im Golfstrom, während der die sechsköpfige Besatzung auf sich alleine gestellt war. Das Boot tauchte vor Florida unter und legte 2400 km bis vor Neuschottland zurück.

Literatur

  • Henry Stommel: The Gulf Stream. A physical and dynamical description. Cambridge University Press, London, 1958; 2nd ed. 1965.
  • Henry Stommel: The westward intensification of wind-driven ocean currents. In: Transactions of the American Geophysical Union, Jg. 29 (1948), S. 202-206
  • Érik Orsenna: Lob des Golfstroms. C.H. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54829-6.

Quellen

  1. http://oceans.greenpeace.org/de/die-expedition/news/plastikmuell-bedroht-schutzgebiet

Weblinks


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