Nordwestdeutsche Zeitung

Nordwestdeutsche Zeitung
täglich frisch: Fisch und Zeitung

Die Nordsee-Zeitung (NZ) ist eine Tageszeitung in Bremerhaven. Sie hat eine verkaufte Auflage von täglich etwa 51.000 Exemplaren in Bremerhaven und dem niedersächsischen Umland (die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) weist zwar als Auflage rund 68.000 im vierten Quartal 2005 aus, doch sind darin auch die Zevener Zeitung und die Kreiszeitung Wesermarsch enthalten).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bereits von 1866 bis 1901 gab es an der Unterweser in Geestemünde die Nordsee-Zeitung. Diese von Johann Bohls und A.E. Lachmann gegründete, bürgerliche/freisinnige Zeitung wurde 1901 an die Provinzial-Zeitung von Geestemünde verkauft.

1895 gründete Josef Ditzen mit anderen Partnern für den Unterweserraum die Nordwestdeutsche Zeitung in Bremerhaven. Ditzen war ab 1895 auch Chefredakteur der Zeitung. Die Zeitung war politisch eine überparteiliche und liberale Zeitung. Den Namen Nordwestdeutsche Zeitung trägt die Zeitung heute noch im Untertitel. Bekannt wurde die Zeitung in Deutschland, als sie die so genannte Hunnenrede, die Kaiser Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven bei der Verabschiedung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstandes im Kaiserreich China hielt, wortwörtlich veröffentlichte. Diese Rede löste eine erhebliche Kritik International und im Deutschen Reich aus. 1913 wurde vom Verlag die Unterweser-Zeitung gekauft und der Verlag trug den Namen Nordwestdeutsche Zeitung, Zeitungsverlag und Druckerei GmbH. Die Zeitung hatte eine Auflage von ca. 17.500 Exemplaren.

1931 übernahm sein Sohn Kurt Ditzen den Verlag. Die Zeitung war nunmehr bürgerlich/konservativ ausgerichtet mit einer Auflage von um die 21.500 Exemplaren. Seit 1935 war Ditzen persönlich haftender Gesellschafter des Norwestdeutschen Verlages Ditzen & Co KG. In der Nazizeit hatte die Zeitung mit den Nationalsozialisten (NS) Konflikte. Eine Übernahme der Zeitung durch den NS-Konzern Vera-Verlaggesellschaft konnte verhindert werden und Herausgeber Ditzen trat der NSDAP 1937 bei. Den Gestaltungswünschen der NS musste sich der Verlag beugen. Im Zweiten Weltkrieg wurden Teile der Firma nach Wremen und in die Hafenstraße 140 in Bremerhaven-Lehe verlegt. Am 7. Mai 1945 erschien die letzte Ausgabe der Zeitung.

Nach dem Krieg erhielt Verleger Kurt Ditzen auf Grund seiner Mitgliedschaft in der NSDAP durch die Militärregierung in der Amerikanischen Besatzungszone keine Lizenz zur Herausgabe einer Zeitung. Ditzen verpachtete den Betrieb auf fünf Jahre an die 1947 von Bruno Stöwsand und Walter Gong neu herausgegebene Nordsee-Zeitung. Nachdem Ditzen 1948 im Entnazifizierungsverfahren dann als „entlastet“ eingestuft wurde, übernahm er 1949 wieder den Verlag.
Von September 1949 arbeitet die Nordsee-Zeitung bis Anfang der 70er Jahre mit den bürgerlich konservativen Bremer Nachrichten zusammen.

Dr. Joachim Ditzen-Blanke – Sohn von Kurt Ditzen – wurde 1965 Mitverleger und 1982 Alleinverleger. Seit 2000 ist seine Ehefrau, Roswitha Ditzen-Blanke, Alleinverlegerin.[1] Von 1967 bis 1982 prägte Rudolf Dahmen als Chefredakteur der Nordsee-Zeitung den Stil der Tageszeitung zeitgemäß als überparteiliches Blatt. 1971 schlossen Verleger Ditzen-Blanke und Chefredakteur Dahmen langfristige technische und redaktionelle Kooperationsverträge mit den Zeitungsverlagen in Nordenham, Bremervörde, Zeven, Otterndorf und Cuxhaven sowie mit dem Stader Zeitungsverlag (Stader Tageblatt, Buxtehuder Tageblatt und Altländer Zeitung).

Redaktionsgemeinschaft Nordsee

Das Pressehaus der Nordsee-Zeitung in der Leher Hafenstraße beherbergt außer der Redaktion der NZ auch die „Redaktionsgemeinschaft Nordsee“[2], die für acht weitere Lokalzeitungen des Elbe-Weser-Dreiecks die Mantelseiten produziert, nämlich: Altländer Tageblatt (Buxtehude), Bremervörder Zeitung (Bremervörde), Buxtehuder Tageblatt (Buxtehude), Cuxhavener Nachrichten (Cuxhaven), Kreiszeitung Wesermarsch (Nordenham), Niederelbe-Zeitung (Otterndorf), Stader Tageblatt (Stade) und Zevener Zeitung (Zeven).

Tochter- oder Schwesterblätter der Nordsee-Zeitung sind die Zevener Zeitung sowie die Kreiszeitung Wesermarsch (Nordenham). Die Blätter werden im NZ-Druckhaus (Bremerhavener Rotationsdruckerei) produziert, das im Lohndruck weitere Zeitungstitel herstellt, darunter die Cuxhavener Nachrichten. Im Druckzentrum Nordsee (Am Grollhamm, neben der Autobahnabfahrt Geestemünde der A 27) werden jede Nacht etwa 100.000 Zeitungen gedruckt. Die Cuxhavener Nachrichten werden als erste Ausgabe gedruckt. Als letztes Blatt verlässt die Nordsee-Zeitung die Rotation – so kann sie bei Bedarf noch bis Mitternacht aktualisiert werden.

Auch das unabhängige Sonntagsjournal der Nordsee-Zeitung („Anzeigenblatt für Bremerhaven und umgebenden Landkreis“) wird in der Bremerhavener Rotationsdruckerei hergestellt.

Pressewesen in Bremerhaven

Der NZ-Verlag und zahlreiche andere Unternehmen sind im Besitz der Familie Ditzen-Blanke, die den Medienmarkt der Seestadt Bremerhaven de facto monopolistisch beherrscht. Bremerhaven war eine der wenigen deutschen Großstädte, in denen der Tageszeitung bis zum Juli 2008 nicht wenigstens ein unabhängiges Wochenblatt gegenüber stand. Am 23. Juli 2008 wurde zum ersten Mal das HAVENBLATT von einem unabhängigen Verleger herausgebracht.[3]

Druckzentrum Nordsee

Die Rotationsdruckerei Am Grollhamm „mit der weltweit modernsten Druckmaschine“[4] ermöglicht seit der Inbetriebnahme am 23. September 2008 einen durchgehend vierfarbigen Zeitungsdruck in einer hervorragenden Bildqualität. „Ein technologischer Quantensprung“, meint der Geschäftsführer Matthias Ditzen-Blanke, sei hier gelungen[5].

Seitdem die neue Druckerei ihren Betrieb aufgenommen hat, gab es viele Wochen lang in weiten Teilen des Landkreises Cuxhaven keine geordnete Versorgung mit Zeitungen: Der Cuxhavener Kreisanzeiger lag dem Blatt oft nicht bei. Auch in der Stadt Bremerhaven wurden die Zeitungen manchmal erst gegen Mittag ausgeliefert. Die „Startschwierigkeiten im Druckzentrum Nordsee“ lägen daran, dass die Querfalzanlage die Papierbahnen zerfetzte, die Daten nicht in der Maschine ankamen, die die Druckplatten herstellt oder im Plattenbelichter „Blechschaden angerichtet“ würde, teilte die Zeitung mit.[6]. Die Belichter für die Druckplatten (von der Firma Krause-Biagosch GmbH) „sind die weltweit ersten Geräte dieser Art im täglichen Einsatz“[7].

Die von Koenig & Bauer hergestellte Druckmaschine Cortina 6/2[8] arbeitet als dreifachbreite Rotationsmaschine wasserlos. Sie ist für einen „fliegenden Plattenwechsel“ eingerichtet. Die Weiterverarbeitungstechnik ist ein Ferag-System. Dieser Hersteller[9] gilt als Spezialist für Druckweiterverarbeitung in Zeitungsdruckereien. Auch dieses System funktionierte im Druckzentrum Nordsee mehrere Wochen lang nicht richtig. Der Cuxhavener Kreisanzeiger lag der Zeitung manchmal gar nicht, aber manchmal auch doppelt und dreifach bei. Prospektbeilagen wurden sogar schon achtfach beigelegt. Druckereichef Matthias Ditzen-Blanke gab zu, nicht mit solchen Problemen gerechnet zu haben. Aber natürlich „wussten wir, dass so eine hoch innovative Technik nicht auf Knopfdruck perfekt laufen kann. Es greifen sehr viele Rädchen ineinander. Dafür müssen beispielsweise 45 Computerprogramme aufeinander abgestimmt werden.“[10]

Das 26 Millionen Euro teure Druckzentrum wurde am 9. Oktober 2008 mit 200 Gästen eingeweiht[11] obwohl die Auslieferung der Zeitung noch nicht völlig funktionierte. In den Neubau des Druckzentrums Nordsee, wo stündlich 80.000 Zeitungen gedruckt werden können, ist auch ein Sortierzentrum der Citipost Nordsee integriert.

Regionalseiten

In der Nordsee-Zeitung gibt es täglich einen Bremerhaven-Teil und einen Landkreis-Teil. Im Landkreis Cuxhaven wurde auch schon immer täglich der Cuxhavener Kreisanzeiger als Teil der Zeitung vertrieben. In der Vergangenheit gab es jeweils donnerstags für die Abonnenten im Wechsel alle vierzehn Tage im nördlichen Kreis Cuxhaven den Nord-Cux und im südlichen Kreis den Süd-Cux. Seit dem 17. März 2009 wird der Cuxhavener Kreisanzeiger täglich in vier Versionen herausgegeben: Ausgabe Nord, Ausgabe Mitte, Ausgabe Süd und Ausgabe Bremerhaven. Die erste Kreisanzeigerseite ist für die vier Ausgaben gleich - mit wichtigen Themen aus dem ganzen Kreis. Auf den folgenden drei Seiten berichten sechs halbe Seite an immer gleicher Stelle aus den Gemeinden/Samtgemeinden Langen, Land Wursten, Bederkesa, Land Hadeln, Nordholz, Cuxhaven (Stadt), Schiffdorf, Loxstedt, Beverstedt, Hagen, Kreis Osterholz und Kreis Bremervörde. Die Abonnenten erhalten jeweils die Nachrichten ihrer Region und der Nachbarregionen.

Diese Diversifizierung wird möglich durch die Technik des Druckzentrums Nordsee. In der neuen Druckmaschine können die Druckplatten für die nächste Ausgabe sehr schnell automatisch ausgetauscht werden. Damit ist es möglich, den Anzeigenkunden die Inserierung für eine einzelne Region anzubieten. Auf den übernommenen Seiten in den anderen Regionen sind anstelle der Inserate Bilder oder andere Artikel zu finden. Die Bremerhavener Abonnenten, die bisher keinen Kreisanzeiger erhielten, bekommen jetzt auch den Kreisanzeiger (Ausgabe Bremerhaven), der vor allem die Meldungen aus der Kreisanzeiger-Ausgabe Mitte enthält. Die Regionalseiten des "Süd-CUX" und des "Nord-CUX" werden seit dem 17. März nicht mehr produziert.

Einzelnachweise

  1. Arne Krone, Turbulente Geburt einer Zeitung, Folge 25 der Serie „Pioniere der Seestadt“, Nordsee-Zeitung vom 18. August 2008
  2. wissenschaftliche Seminararbeit über die Redaktionsgemeinschaft Nordsee
  3. Online-Angebot des HAFENBLATTs
  4. „NZ ab heute komplett vierfarbig“, Nordsee-Zeitung v. 23. September 2008, S. 11
  5. Die neue Dimension der Zeitungsproduktion, Sonderbeilage der Nordsee-Zeitung, 20. Oktober 2008
  6. Nordsee-Zeitung vom 7. Oktober 2008, S. 11
  7. Die neue Dimension der Zeitungsproduktion, Sonderbeilage der Nordsee-Zeitung, 20. Oktober 2008
  8. Darstellung des Drucksystems auf der Unternehmensseite
  9. Internetseite der Ferag GmbH für Druckweiterverarbeitungsanlagen
  10. Nordsee-Zeitung, 2. Dezember 2008, S. 13
  11. Bekenntnis zum Standort, Nordsee-Zeitung, 9.10.2008, S. 11

Literatur

  • Nordsee-Zeitung – politisches und wirtschaftliches Organ für Bremerhaven und den Kreis Lehe. Bremerhaven 1947, 20.Sept. ff.
  • Jost Lübben, Die Nordwestdeutsche Zeitung 1895 bis 1933/45. Dissertation Uni Oldenburg 1998 (Jost Lübben ist derzeit Chefredakteur der Nordsee-Zeitung.)

Siehe auch

Weblinks


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