Noseart

Noseart
Baracca und seine SPAD S.VII mit dem Cavallino, das Ferrari inspirierte
AZRAEL Angel of Death auf einer AC-130
Virgin Girl
Pinup auf einer B-17
Karikatur auf einer P-51D Mustang
Haifischmaul einer Curtiss P-40
Werner Mölders Bf 109

Nose art ist eine Bemalung oder Zeichnung auf dem Rumpf eines Militärflugzeugs in der Nähe der Flugzeugnase. Sie dient in der Regel dekorativen Zwecken. Nose art ist eine Form von Flugzeug-Graffiti.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Brauch individuell gestaltete Verzierungen an Kampfflugzeugen anzubringen ist auf italienische und deutsche Piloten zurückzuführen. Die erste bekannte nose art war ein 1913 auf ein italienisches Flugboot aufgemaltes Seeungeheuer. Die im ersten Weltkrieg beliebte Tradition Mäuler unterhalb der Propellerhaube aufzumalen führten deutsche Piloten ein. Ein Beispiel dafür ist auch Francesco Baracca und das Cavallino. Später jedoch erdachte und realisierte die Bodenmannschaft, und nicht mehr die Piloten, die nose arts.

Einige Beispiele aus dem ersten Weltkrieg wurden berühmt, darunter der "Hat in the Ring" der 94th Aero Squadron der USAAF (zurückzuführen auf Lt. Johnny Wentworth)[1] oder das "Kicking Mule" der 95th Aero Squadron. Dies folgte der offiziellen Politik vom 6. Mai 1918 von Brigadegeneral Benjamin Foulois dem Befehlshaber der Luftstreitkräfte der American Expeditionary Forces, die verlangte, dass jede Einheit eine eigenes, eindeutiges und leicht erkennbares Abzeichen hat.[1]

Aufgrund wirtschaftlicher Einschränkungen waren nose arts während der Weltwirtschaftskrise beim Army Air Corps nicht üblich, doch während des zweiten Weltkriegs sollte der Brauch Flugzeugen einen Namen zu geben, einige davon lediglich getauft, andere kunstvoll mit Cartoons und Pinups verziert, wieder aufblühen. Gebräuchliche Themen waren Wortspielereien und die Bezugnahme auf populäre Kultur.[2]

Während die nose art im ersten Weltkrieg weitgehend aus verschönerten oder extravaganten Staffelabzeichen bestand, begann im zweiten Weltkrieg, nach Meinung vieler Beobachter, das goldene Zeitalter der nose art, an dem die Piloten der Achsenmächte sowie der Alliierten gleichermaßen beteiligt waren. Auf dem Höhepunkt des Krieges waren die Dienste von nose-art-Künstlern in der Army Air Force sehr gefragt und gut bezahlt. Im Gegensatz zur AAF, in der von offizieller Seite die nose art zur Hebung der Moral bei den Besatzungen geduldet war, verbot sie die U.S. Navy. Auch in der RAF und der RCAF scheint die nose art nicht alltäglich gewesen zu sein.

Sowohl professionelle Künstler als auch talentierte Militärangehörige führten die Arbeiten durch. So entwarf und malte zum Beispiel 1941 ein Künstler der Bell Aircraft Corporation für die 39th Pursuit Squadron ein attraktives "Cobra in the Clouds"-Logo. [3] Anfang 1943 wurde die 39te die erste Staffel mit 100 Abschüssen auf ihrem Kriegsschauplatz. Aus Stolz und Korpsgeist übernahmen sie ein Haifischmaul als Motiv für ihre P-38 Lightnings.[3]

Mangelnde Disziplin verbunden mit der Last des Kriegs und dem hohen Risiko sein Leben zu verlieren führten zu einem Umfang und einer Qualität von nose art, die bislang nicht wieder erreicht wurden.

Infolge von Änderungen in der Militärpolitik und der sich geänderten Einstellung gegenüber Frauendarstellungen ist der Umfang der nose arts seit dem Koreakrieg stetig zurückgegangen. Seit dem Zweiten Golfkrieg erfährt die nose art jedoch eine Wiederbelebung, umsomehr seit der Operation Enduring Freedom und der Operation Iraqi Freedom. Die USAF billigte inoffiziell die Rückkehr von Pinups, wenn auch nur im bekleideten Zustand. Genauso erlaubte das Strategic Air Command die nose art auf seinen Bombern wieder. Dazu ist die Fortführung von historischen Namen wie Memphis Belle Tradition. Sondereinsatzstaffeln bezeichneten üblicherweise ihre AC-130 Gunships mit Namen von Rachegottheiten ("Thor", "Azrael - Angel of Death"). Das Logo eines fliegenden Skeletts mit einer Minigun war das inoffizielle Gunship-Abzeichen, bis nach dem Krieg in Südostasien. Das bei vielen Flugzeugen verwendete Logo wurde nachträglich genehmigt.

Nose art ist eine weitgehend militärische Tradition, doch die Passagierflugzeuge der Fluggesellschaften der Virgin Group haben als Teil ihrer Bemalung ein "Virgin Girl" in der Nähe der Flugzeugnase aufgebracht. Im weiteren Sinne ist auch die Bemalung von Seitenleitwerken, wie zum Beispiel bei Alaska Airlines oder Kampfflugzeugen der US Navy, als nose art anzusehen.

Aufgrund ihrer individuellen, inoffiziellen Natur wird sie als repräsentative Volkskunst, die untrennbar mit der Tätigkeit einer bestimmten Gruppe verbunden ist, betrachtet.[4]. Sie kann auch mit anspruchsvollen Graffiti verglichen werden. In beiden Fällen ist der Künstler im Großen und Ganzen unbekannt und die Kunst selbst ist vergänglich. Dazu ist sie auf Materialien angewiesen, die umgehend verfügbar sind. [2]

In wenigen Fällen konnte der Künstler ermittelt werden. Tony Starcer war der Künstler am Ort der 91st Bomb Group, einer der anfänglich sechs Bombergruppen der Eighth Air Force. Starcer malte über 100 wohlbekannte nose arts für die B-17, darunter auch die für die Memphis Belle. Ein kommerzieller Künstler namens Brinkmann war für das Tierkreiszeichen-Thema der mit Liberator ausgerüsteten 834th Bomb Squadron verantwortlich.

Zweck

Begonnen aus praktischen Gründen um Freund von Feind zu unterscheiden, entwickelte sich die nose art weiter. Sie hatte ihren Nutzen für die Moral und den Ausdruck von Stolz. Dazu half sie die gleichförmige Anonymität des Militärs zu erleichtern und bot Trost, indem sie an das Leben zuhause beziehungsweise in Friedenszeiten erinnerte. Überdies diente sie als Fetisch im Kampf gegen den Feind. Zum Teil lag der Reiz in ihrem inoffiziellem Charakter, wenngleich die Dienstvorschriften nicht streng oder auch gar nicht durchgesetzt wurden. [2][5]

Inhalte

Die Vorlagen waren vielfältig: von Pinups (wie Rita Hayworth), Symbolen des Patriotismus (Yankee Doodle) und fiktionalen Helden (Sam Spade) über Glückssymbole wie Würfel und Spielkarten zu Karikaturen, den unumgänglichen Todessymbolen oder dem Gevatter Tod.[2] Wobei bei den amerikanischen Künstlern Karikaturen und Pinups am beliebtesten waren. Andere bekannte Themen umfassten Tiere, Spitznamen, Heimatstädte und gängige Song- und Filmtitel. Nose arts waren bei der Luftwaffe nicht sehr verbreitet, während des Spanischen Bürgerkriegs allerdings zierte eine Mickey Mouse eine Bf 109 der Legion Condor und ein großes Schwein innerhalb eines weißen Kreises eine Ju 87A. Eine in Breslau-Schongarten stationierte Ju 87B-1 (S2+AC) des Stab II/St.G 77, geflogen von Major Alfons Orthofer während des Überfalls auf Polen 1939, war mit einem Haifischmaul bemalt und einige Bf 110 mit grimmigen Wolfsköpfen oder Haifischmäulern auf den Motorhauben dekoriert. Ein anderes Beispiel war die mit einem Adlerkopf verzierte Bf 109G-14 "Lumpi" von Erich Hartmann. Die Luftstreitkräfte der Sowjetunion dekorierten ihre Flugzeuge mit historischen Gestalten, Untieren aus der Sagenwelt und patriotischen Motiven.

Je weiter Flugzeuge und Mannschaften von ihrem Hauptquartier entfernt oder aus dem Blickpunkt der Öffentlichkeit waren, desto gewagter war das Design der nose art. [2] Zum Beispiel waren nackte Pinups bei den in Ozeanien stationierten Flugzeugen deutlich weiter verbreitet als in England. [6]

Berühmte Beispiele

Das im Allgemeinen den Flying Tigers zugeschriebene Haifischmaul verwendete eigentlich schon 1942 die 112. (Kittyhawk) Squadron der RAF in Nordafrika.[7] Während seines Einsatzes bei der JG 51 im Juni 1941 flog Oberstleutnant Werner Mölders eine Bf 109F2 mit einer gelben Nase und einem Adlerkopf.

Quellen

  1. a b http://afhra.maxwell.af.mil/
  2. a b c d e Military Aircraft Nose Art: An American Tradition Artikel der "Through Our Parents' Eyes" Website
  3. a b http://www.humboldt1.com/~outcast26/Hist-Sumary.htm
  4. Griffith
  5. Ethell, p.14
  6. Nose art Artikel der University of Arizona Website
  7. McDowell, p.8-9
  • Velasco, Gary Velasco, FIGHTING COLORS The Creation of Military Aircraft Nose Art. Turner Publishing, 2004
  • Campbell, John M. & Donna, War Paint. Shrewsbury, 1990
  • Chinnery, Philip, Desert Boneyard: Davis Monthan A.F.B. Arizona. Osceola, Wisconsin: Motorbooks, International, 1987.
  • Cohan, Phil, "Risque Business." Air and Space 5 (Apr.-May 1990):62-71.
  • Davis, Larry, Planes, Names and Dames: 1940-1945. Vol. 1. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Davis, Larry, Planes, Names and Dames: 1946-1960. Vol. 2. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Davis, Larry, Planes, Names and Dames: 1955-1975. Vol. 3. Carrollton, Texas: Squadron/Signal Publications, 1990.
  • Dorr, Robert F., Fighting Colors: Glory Days of U.S. Aircraft Markings. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1990.
  • Ethell, Jeffrey L., The History of Aircraft Nose Art: World War I to Today. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1991.
  • Fugere, Jerry, Desert Storm B-52 Nose Art. Tucson, AZ: J. Fugere, 1999.
  • Logan, Ian, Classy Chassy. New York: W. W. Visual Library, 1977.
  • March, Peter R., Desert Warpaint. London: Osprey Aerospace, 1992.
  • McDowell, Ernest R., The P-40 Kittyhawk at War. New York: Arco Publishing, 1968.
  • O'Leary, Michael D., "Disney Goes to War!" Air Classics 32, no. 5 (1996): 40-42, 45-51.
  • Valant, Gary M., Vintage Aircraft Nose Art. Osceola, Wisconsin: Motorbooks International, 1987.
  • Walker, Randy, Painted Ladies. West Chester, Pennsylvania: Schiffer Publishing, 1992.
  • Walker, Randy, More Painted Ladies. Atglen, Pennsylvania: Schiffer Publishing, 1994.

Weblinks


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