Nossack

Nossack

Hans Erich Nossack (* 30. Januar 1901 in Hamburg; † 2. November 1977 ebd.) war ein deutscher Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1919 absolvierte er das Abitur am humanistischen Gymnasium Johanneum in Hamburg. Im Wintersemester 1919/20 immatrikulierte er sich an der jungen, 1919 gegründeten Hamburger Universität für die Fächer Kunstgeschichte und Literaturwissenschaft. Danach wechselte er 1920 an die Universität Jena, wo er ein Studium der Rechtswissenschaft sowie der Staats- und Volkswirtschaftskunde begann, das er 1922 abbrach. Im selben Jahr erklärte Nossack seinen Austritt aus der schlagenden Studentenverbindung Corps Thuringia Jena, der er vom Sommer 1920 bis zum Winter 1922 angehört hatte; er verzichtete zugleich auf Unterstützung durch seine zum Hamburger Großbürgertum zählenden Familie und versuchte sich als Hilfsarbeiter durchzuschlagen. Nossack wurde vorübergehend ein Mitglied der KPD.

1923 kehrte er nach Hamburg zurück und heiratete 1925 Gabriele Knierer (geb. 1896), mit der er sein Leben lang trotz großer Schwierigkeiten verheiratet blieb. Er wurde Bankangestellter und absolvierte in den folgenden Jahren eine Ausbildung als Bankkaufmann. Neben dem Brotberuf verfasste er Gedichte und schrieb Dramen.

1930 wurde er erneut KPD-Mitglied, um den Machtantritt der Nationalsozialisten zu verhindern. 1933 zog er sich in die väterliche Firma zurück. Es kam zu Haussuchungen durch die SA und die Polizei, aber er wurde nicht verhaftet. Er übernahm bald darauf die Leitung der Importfirma (Kaffee und Rohkakao).

1943 wurden seine Tagebücher und Manuskripte durch den heftigsten Bombenangriff auf Hamburg vernichtet. Abgesehen von einigen publizierten Gedichten in der Neuen Rundschau 1942 und 1944,[1] erschienen seine ersten Veröffentlichungen ab 1947, zunächst beim Wolfgang-Krüger-Verlag, Hamburg. Im Jahr darauf erschienen erste Bücher in Übersetzung in Frankreich.

In seinem Prosatext Der Untergang (1948) thematisierte er als einer der ersten Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur die Schrecken des Bombenkriegs anhand der Zerstörung seiner Heimatstadt Hamburg.

Nossack wurde 1949 in die Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz, gewählt und 1950 neben Hans Henny Jahnn u.a. Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste in Hamburg. Darüber hinaus war er seit 1961 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt.

Nach Differenzen mit dem Wolfgang-Krüger-Verlag wechselte Nossack zum Suhrkamp-Verlag, bei dem 1955 sein erster und bis heute erfolgreichster Roman, Spätestens im November, erschien. Suhrkamp wurde daraufhin zu seinem Hausverlag und blieb es bis zu Nossacks letztem Roman Ein glücklicher Mensch.

1956 löste er mit Hilfe des Schweizer Industriellen Kurt Bösch die väterliche Firma auf und zog nach Aystetten bei Augsburg. Seitdem war er als freier Schriftsteller tätig.

Zusammen mit Rudolf Hagelstange war Nossack 1961 als Repräsentant der bundesdeutschen Schriftsteller auf der Feier zum 100. Geburtstag von Rabindranath Tagore in Neu-Delhi.

1962 zog er nach Darmstadt. Von 1964 bis 1968 war Nossack Vizepräsident der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. 1965 zog er nach Frankfurt am Main, kehrte aber im Dezember 1969 seiner Frau zuliebe nach Hamburg zurück, wo er bis zu seinem Tode 1977 lebte und schrieb.

Sein Nachlass befindet sich im Deutschen Literaturarchiv Marbach.

Werke

  • Gedichte (1947)
  • Nekyia. Bericht eines Überlebenden (1947)
  • Interview mit dem Tode (1948), zweite Auflage 1950 unter dem Titel Dorothea – enthält Der Untergang
  • Spätestens im November (1955), Roman
  • Die Hauptprobe. Eine tragödienhafte Burleske mit zwei Pausen (1956)
  • Spirale. Roman einer schlaflosen Nacht (1956) – enthält u.a. Unmögliche Beweisaufnahme
  • Begegnung im Vorraum (1958), zwei Erzählungen
  • Der jüngere Bruder (1958), Roman
  • Nach dem letzten Aufstand. Ein Bericht (1961)
  • Ein Sonderfall (1963), Schauspiel
  • Das Testament des Lucius Eurinus (1963)
  • Das kennt man (1964), Erzählung
  • Sechs Etüden (1964), Erzählungen
  • Die schwache Position der Literatur (1966), Reden und Aufsätze
  • Der Fall d'Arthez (1968), Roman
  • Dem unbekannten Sieger (1969), Roman
  • Pseudoautobiographische Glossen (1971)
  • Die gestohlene Melodie (1972), Roman
  • Bereitschaftsdienst. Bericht über die Epidemie (1973)
  • Um es kurz zu machen. Miniaturen (1975)
  • Ein glücklicher Mensch (1975), Roman
  • Die Tagebücher 1943-1977 (Hrsg. Gabriele Söhling) (1997)
  • Geben Sie bald wieder ein Lebenszeichen. Briefwechsel 1943-1956 (Hrsg. Gabriele Söhling) (2001)

Auszeichnungen

Literatur

  • Christof Schmid (Hrsg.): Über Hans Erich Nossack. Suhrkamp Verlag, edititon suhrkamp 406, Frankfurt am Main 1970
  • Joseph Kraus: Hans E. Nossack. Verlag Edition Text und Kritik: Autorenbücher 27, C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München 1981, ISBN 3-406-08419-2 (Einführung in das Werk)
  • Michael Bielefeld: Hans Erich Nossack. in: Heinz Ludwig Arnold (Hrg.): Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur - KLG. Edition Text und Kritik, München (Einführung in das Werk)
  • Gabriele Söhling: Das Schweigen zum Klingen bringen. Denkstruktur, Literaturbegriff und Schreibweisen bei Hans Erich Nossack. Die Mainzer Reihe, Bd. 81, v. Hase & Koehler Verlag Mainz, Mainz 1995, ISBN 3-7758-1332-2
  • Günter Dammann (Hrsg.): Hans Erich Nossack. Leben – Werk – Kontext. Königshausen und Neumann Verlag, Würzburg 2000. ISBN 3826018079 (Aufsatzsammlung)
  • Gabriele Söhling: Hans Erich Nossack. Ellert und Richter, Hamburg 2003 ISBN 3-8319-0127-9 (Biografie)
  • Gabriela Ociepa: Nach dem Untergang. Narrative Stadtentwürfe: Kasack - Nossack - Jünger. ATUT / Neisse, Wroclaw / Dresden 2006 ISBN 3-934038-55-7 (vergleichende Studie)
  • Susanne Bienwald: Hans Erich Nossack. Nachts auf der Lombardsbrücke. Hoffmann und Campe, Hamburg 2007, 316 S., ISBN 978-3455500257

Film

  • Innenleben eines Außenseiters. Dokumentation, 2001, 60 Min., ein Film von Susanne Bienwald und Frank Hertweck, Produktion: SWR, Inhaltsangabe

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 438.

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