Notlichtanlage

Notlichtanlage

Die Notbeleuchtung ist eine Beleuchtung, die bei Störung der Stromversorgung der allgemeinen künstlichen Beleuchtung wirksam wird.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Moderne Gebäude können groß und unübersichtlich sein. Bei Stromausfall ist die Orientierung häufig stark erschwert, wenn nicht gar unmöglich. Daher ist es in Deutschland, wie in den meisten anderen Ländern, Pflicht, ein komplett vom normalen Stromnetz unabhängiges, zweites Beleuchtungssystem mit eigener Stromversorgung in diesen Gebäuden zu installieren. Indem sie das sichere und rasche Verlassen des Gebäudes ermöglicht, verringert man Gefahren für Menschen im Gebäude. Außerdem wird der Einsatz von Rettungskräften erleichtert.

Bei der Notbeleuchtung wird unterschieden zwischen Sicherheitsbeleuchtung und Ersatzbeleuchtung. Bei der Sicherheitsbeleuchtung kann unterschieden werden zwischen "Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege", "Antipanikbeleuchtung" und "Sicherheitsbeleuchtung für Arbeitsplätze mit besonderer Gefährdung".

Sicherheitsbeleuchtung

Piktogramm auf Sicherheitsbeleuchtungen
Sicherheitsbeleuchtung im Euerwangtunnel (Längsabstand der Lampen: 18 m)

Die Sicherheitsbeleuchtung ermöglicht es Personen, einen Raum oder ein Gebäude im Gefahrenfall sicher zu verlassen, zum Beispiel einen Notausgang zu finden, oder einen gefährlichen Arbeitsablauf zu beenden. Teil der Sicherheitsbeleuchtung sind die Leuchten mit den "kleinen, laufenden Männchen auf grünem Grund" wie sie aus Kaufhäusern oder Kinos bekannt sind. Dies sind auch Sicherheitsleitsysteme. Zudem ermöglicht die Sicherheitsbeleuchtung Rettungskräften, wie der Feuerwehr, die Orientierung während der Rettung von Personen im Gebäude. Eine Besonderheit gibt es in Eisenbahn-, Straßenbahn-, und U-Bahntunneln: Dort werden die Notausgänge statt mit grünen mit blauen, beleuchteten Rettungszeichen gekennzeichnet, um eine Verwechslung mit Eisenbahnsignalen auszuschließen.

Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege

Die "Sicherheitsbeleuchtung für Rettungswege" ermöglicht es, einen Ort gefahrlos zu verlassen (Evakuierung). Sie ermöglicht es, Brandbekämpfungs- und Sicherheitseinrichtungen zu finden.

Antipanikbeleuchtung

Die "Antipanikbeleuchtung" soll der Vermeidung von Panik dienen. Eine Antipanikbeleuchtung muss gleichmäßig verteilt werden, höchstens darf das Verhältnis der größten zur kleinsten Beleuchtungsstärke 40:1 betragen. Nach fünf Sekunden muss 50 % der geforderten Beleuchtungsstärke vorhanden sein, nach einer Minute 100 %. (EN 1838)

Sicherheitsbeleuchtung für Arbeitsplätze mit besonderer Gefährdung

Potentiell gefährliche Arbeitsabläufe wie zum Beispiel schnell drehende Teile oder heiße Schlacken bergen ein erhöhtes Gefahrenpotential. Hier ist es erforderlich, mit erhöhtem Aufwand durch zum Beispiel höhere Beleuchtungsstärken die Sicherheit der anwesenden Personen zu gewährleisten. Üblicherweise wird für eine bestimmte kurze Dauer ein hohes Beleuchtungsstärkeniveau zum sicheren Beenden des laufenden Prozesses zur Verfügung gestellt.

Ersatzbeleuchtung

Während die Sicherheitsbeleuchtung ausschließlich dem sicheren Verlassen eines Raumes dient, stellt die Ersatzbeleuchtung sicher, dass die Arbeiten bei Netzausfall noch während einer gewissen Zeit in gewohntem Rahmen weitergeführt werden können. Ersatzbeleuchtungen kommen zum Beispiel bei Überwachungsanlagen, Kommandoräumen der Sicherheitsorgane oder von Industrieanlagen oder in Operationsräumen von Krankenhäusern zum Einsatz.

Stromversorgung

Die Stromversorgung erfolgt aus einer Ersatzstromquelle. Dies kann ein Notstromgenerator oder ein Batterie-gestütztes Sicherheitslichtgerät sein. Die Notbeleuchtung kann in Dauerschaltung (ständiger Leuchtbetrieb) oder in Bereitschaftsschaltung (Einschaltung der Leuchten bei Stromausfall) betrieben werden. Es gibt auch die Möglichkeit des Ein- und Ausschaltens von Notleuchten. Hierbei sind die Leuchten dann mit elektronischen Modulen ausgestattet, die entweder über eine Ansteuerung mittels örtlichen Tastern oder über einen Datenbus angesteuert werden. Bei Stromausfall der Normalnetzversorgung sorgen die elektronischen Module für eine zwangsweise Einschaltung der Notleuchten (versorgt über die Ersatzstromquelle).

Berufsgenossenschaftliche Regeln

Hinweise zur Gestaltung von Sicherheitsleitsystemen und Sicherheitsbeleuchtungen in Arbeitsstätten sind enthalten in der Berufsgenossenschaftlichen Regel für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit:

  • BGR 216 Optische Sicherheitsleitsysteme (einschließlich Sicherheitsbeleuchtung)

Normen

Die "Notbeleuchtung" ist stark durch Normen geregelt. Beispiele für relevante Normen sind:

  • DIN EN 1838: Notbeleuchtung
  • DIN VDE 0108 Starkstromanlagen und Sicherheitsstromversorgung in baulichen Anlagen für Menschenansammlungen
    • DIN VDE 0108-2 für Versammlungsstätten
    • DIN VDE 0108-3 für Geschäftshäuser und Ausstellungsstätten
    • DIN VDE 0108-4 für Hochhäuser
    • DIN VDE 0108-5 für Gaststätten und Hotels
    • DIN VDE 0108-6 für Geschlossenen Großgaragen
    • DIN VDE 0108-7 für Arbeitsstätten
    • DIN VDE 0108-8 für Fliegende Bauten als Versammlungsstätten, ...

Die Normenreihe DIN VDE 0108 Teil 1-8 wurde am 1. Oktober 2005 ersetzt durch DIN VDE 0100-718 in Verbindung mit DIN VDE 0100-560 und DIN EN 50172 (VDE 0108-100), durfte aber noch bis zum 1. März 2007 angewendet werden.

  • DIN EN 50172 (VDE 0108-100): Sicherheitsbeleuchtungsanlagen
  • DIN EN 50171 (VDE 0558-508): Zentrale Stromversorgungssysteme
  • DIN EN 60598-2-22 (VDE 0711-2-22): Leuchten - Besondere Anforderungen - Leuchten für Notbeleuchtung
  • DIN 4844-1: Graphische Symbole - Sicherheitsfarben und Sicherheitszeichen - Teil 1: Gestaltungsgrundlagen für Sicherheitszeichen zur Anwendung in Arbeitsstätten und in öffentlichen Bereichen

Literatur

  • Hans R. Ris: Beleuchtungstechnik für Praktiker. 2. Auflage, VDE-Verlag GmbH, Berlin-Offenbach, 1997, ISBN 3-8007-2163-5
  • Reinald Skiba: Taschenbuch Betriebliche Sicherheitstechnik. 3. Auflage, Erich Schmidt Verlag, Regensburg und Münster, 1991, ISBN 3-503-02943-5

Weblinks


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