Notre Dame (Oper)

Notre Dame (Oper)
Werkdaten
Titel: Notre Dame
Originaltitel: Notre Dame
Originalsprache: deutsch
Musik: Franz Schmidt
Libretto: Franz Schmidt und Leopold Wilk
Uraufführung: 1. April 1914
Ort der Uraufführung: Wien
Ort und Zeit der Handlung: Paris, 15. Jahrhundert
Personen
  • Claude Frollo, Archidiaconus von Notre Dame (Bariton)
  • Quasimodo, der Glöckner (Bass)
  • Phoebus, Gardeoffizier (Tenor)
  • Gringoire, früher Philosoph und Dichter, jetzt Zigeuner (Tenor)
  • Ein Offizier (Bariton)
  • Esmeralda, ein Zigeunermädchen (Sopran)
  • Die alte Falourdel, Wirtin (Alt)
  • Zigeuner, Soldaten, Volk, Bettler

Notre Dame ist eine spätromantische Oper in zwei Akten von Franz Schmidt. Das Libretto verfasste er selbst zusammen mit Leopold Wilk. Als Vorlage diente der Roman „Der Glöckner von Notre-Dame“ von Victor Hugo. Uraufführung war am 1. April 1914 in Wien.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Die Oper spielt in Paris zum Ende des 15. Jahrhunderts.

Erster Akt

Es ist Karneval. Auf dem Grèveplatz versammeln sich Zigeuner. Sie legen einen Teppich aus, auf dem Esmeralda tanzen soll. Eine Gruppe aus dem Volk schickt sich an, einen Narrenpapst zu wählen. Als Kandidat wird jemand gesucht, der gut Grimassen schneiden kann. Die Wahl fällt auf Quasimodo, den Glöckner, dessen Äußeres durch mehrere Behinderungen stark entstellt ist. Als der Archidiakonus Claude Frollo, ein hoher Geistlicher der Kathedrale Notre Dame, seinen Schützling sucht, entdeckt er ihn im Narrenkleid, wie er von einer schreienden Menschenmenge übel traktiert wird. Esmeralda erbarmt sich seiner und rettet ihn. Daraufhin verbietet der Archidiakonus für die Zukunft jegliches Karnevalstreiben.

Gringoire, Dichter und Philosoph, hatte sich einst in den „Wunderhof“ verirrt, in den normalerweise nur Bettler, Zigeuner und Diebe Zutritt haben. Zur Strafe sollte er getötet werden, es sei denn, es fände sich eine Frau, die ihn zum Ehemann nähme. Auch hier war es Esmeralda, die ihm das Leben rettete, indem sie ihn zum Schein heiratete. Gringoire belauscht seine Frau Esmeralda, wie sie mit dem Gardeoffizier Phöbus ein Stelldichein auf die kommende Nacht verabredet. Er kocht vor Wut. Da taucht plötzlich sein ehemaliger Lehrer, der Archidiakonus, auf, der ebenfalls Esmeralda begehrt, obwohl ihn sein kirchliches Gelübde eigentlich daran hindern müsste. Auch er hat das Gespräch gehört und empfiehlt nun Gringoire, Esmeralda nicht aus den Augen zu lassen. Vielleicht lässt sich so das Stelldichein verhindern.

Es gelingt Gringoire, sich in das Haus einzuschleichen, in dem das Schäferstündchen stattfinden soll. Als sich Phöbus und Esmeralda gegenseitig ihr Liebe gestehen, verlässt Gringoire, unerkannt von Esmeralda, sein Versteck. Er stürzt mit einem Messer auf Phöbus zu und sticht auf ihn ein. Um seiner Gefangennahme zu entgehen, springt er durchs Fenster in den Fluss.

Zweiter Akt

Esmeralda wurde als vermeintliche Mörderin Phöbus‘ verhaftet. Claude Frollo besucht sie im Kerker und erklärt ihr, dass der Gardeoffizier das Attentat überlebt habe. Diese Kunde weckt bei Esmeralda wieder die Lebensgeister. Plötzlich überkommt den Priester ein so heißes Verlangen nach Esmeralda, dass er sich vor sich selbst zu fürchten beginnt. Er glaubt jetzt, Esmeralda sei eine Hexe und habe ihn verzaubert. Er hält es nicht mehr bei ihr aus und verlässt in Rage das Gefängnis.

Auf dem Platz vor der Kathedrale gibt Claude Frollo Esmeralda in die Hände der Inquisition. Die Zigeunerin soll hingerichtet werden. Bevor jedoch der Henker seine Aufgabe erfüllen kann, wird Esmeralda in einem Handstreich von Quasimodo in die Kirche „entführt“. Vom Turm aus gibt er der Menschenmenge zu erkennen, er habe dem Mädchen Asyl gewährt. Zwar glaubt Quasimodo, dass Esmeralda nun für immer gerettet sei, doch hat er dabei seinen einstigen Wohltäter Frollo gewaltig unterschätzt. Dieser erreicht in seinem Fanatismus, dass der König das Kirchenasylrecht für beendet erklärt.

Als Esmeralda zum Richtplatz geführt wird, wird dem Archidiakonus gewiss, dass er Unrecht getan hat. Zu einer Umkehr ist es nun aber zu spät. Um seinen inneren Frieden zu finden, opfert er die Unschuldige.

Quasimodos Ehrfurcht vor seinem früheren Wohltäter Frollo ist in bitteren Hass umgeschlagen. Er packt ihn und schleudert ihn von der Plattform aus in die Tiefe. Weil er in seinem Leben jeglichen Sinn verwirkt sieht, will er nun auch den Tod suchen. Zuvor jedoch lässt er nochmals seine geliebten Glocken erschallen.

Bedeutung

Notre Dame war Schmidts größter Erfolg. Nach seinem Tod geriet das Werk bald in Vergessenheit. Bekannt geblieben ist aber das noch heute oft in Wunschkonzerten verlangte Zwischenspiel vom ersten zum zweiten Akt.

Quelle

Dr. Hertha Bauer: Taschenlexikon für Oper, Operette, Ballett, Humboldt-Taschenbuch Nr. 27 (1954)


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