- Novy Bor
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Nový Bor Basisdaten Staat: Tschechien Region: Liberecký kraj Bezirk: Česká Lípa Fläche: 1945 ha Geographische Lage: 50° 46′ N, 14° 33′ O50.75972222222214.554166666667365Koordinaten: 50° 45′ 35″ N, 14° 33′ 15″ O Höhe: 365 m n.m. Einwohner: 12.343 (3. Juli 2006) Postleitzahl: 471 18 - 473 01 Verkehr Bahnanschluss: Bakov–Jedlová Struktur Status: Stadt Ortsteile: 5 Verwaltung (Stand: 2007) Bürgermeister: Radek Nastič Adresse: nám. Míru 1
473 01 Nový BorWebsite: www.novy-bor.cz Nový Bor (deutsch Haida) ist die zweitjüngste Stadt des Okres Česká Lípa in der Region Liberec im Norden der Tschechischen Republik. Sie liegt am südlichen Abhang des Lausitzer Gebirges rund acht Kilometer nördlich von Česká Lípa (Böhmisch Leipa) zu Füßen des markanten Spitzkegels des Berges Klíč (Kleis).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nový Bor wurde im Jahre 1702 gegründet, als der zu Arnultovice (Arnsdorf) gehörende Meierhof "Haydaer Hof" parzelliert wurde und dort ein Dorf mit 21 Häusern entstand. Nach Übernahme der Herrschaft durch die Grafen Kinský 1710 begann es sich schnell zu entwickeln und hatte im Jahr 1713 bereits 90 Einwohner. 1749 wurde die erste Kapelle errichtet. Entscheidende Bedeutung für den Aufschwung hatte der Aufbau der Kaiserstraße an der Strecke Prag-Rumburg-Zittau, an dem Graf Kinsky einen beträchtlichen Anteil hatte. Dieser entschied sich, die vorteilhafte Lage der Gemeinde auszunützen und das wirtschaftliche Zentrum hierher zu verlagern. Graf Kinsky gründete hier 1757 die erste Weberei und Kaiserin Maria Theresia erhob das Dorf am 26. Februar 1757 zu einem freien unbefestigten Markt bzw. zur Stadt.
Rasch konzentrierte sich hier die Glasverarbeitung und der Verkauf des Glases aus den Glashütten der Umgebung, denn bereits 1754 war hier die erste Glasverkaufsgesellschaft entstanden. Nový Bor wurde zum Zentrum der Glasverarbeitung in Nordböhmen. Hier war der Wirkungsort von Friedrich Egermann (1777-1864), gebürtig aus Šluknov (Schluckenau), der durch seine Erfindungen wie das Achatglas, das Perlmutter- und Biskuit-Emaile, das Lithyalinglas, die gelbe und vor allem die rote Lasur 1832 Weltgeltung erlangte. 1869 wurde die Glasfachschule Haida gegründet, die 1926 mit der Glasfachschile in Steinschönau zusammengelegt wurde und ganz entscheidend an der Entwicklung der böhmischen Glaskunst beteiligt war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und 1967 wurde auch das große Glaskombinat "Crystalex" eröffnet.
Rumburger Aufstand
Am 21. Mai 1918 marschierten einige Hundert revoltierender tschechischer Soldaten von Rumburg über das Lausitzer Gebirge und besetzten Nový Bor, von wo sie über Česká Lípa nach Prag vorrücken wollten. Sie wurden jedoch von einer Übermacht des Grenzschutzes umzingelt und nach kurzem Kampfe gefangen genommen. Am 29. Mai 1918 verurteilte das Militärtribunal in Nový Bor 21 der Anführer zum Tode; an sieben von ihnen wurden am Abend desselben Tages das Urteil vollstreckt. An der Stelle der Hinrichtung wurde im Jahre 1923 ein Denkmal errichtet, das im Zweiten Weltkrieg vernichtet und entfernt wurde. Heute steht hier ein Granitdenkmal und auf dem Friedhof, in der Nähe sind sieben Gräber mit den Namen der Hingerichteten.
Massaker am 2. Juni 1945
Vermutlich als nachträgliche Vergeltung für die sieben hingerichteten Anführer des Rumburger Aufstandes haben Soldaten der tschechischen Revolutionsgarde am 2. Juni 1945 acht deutsche Männer und Frauen aus Haida gefoltert und vor dem Rathaus erschossen, ein weiterer Deutscher wurde am folgenden Tag ebenfalls willkürlich aus einem Transport über die Grenze herausgeholt und getötet. Zur Abschreckung wurden die Hingerichteten vierundzwanzig Stunden an Ort und Stelle belassen und dann in einem Massengrab beerdigt. Dieses Vorgehen beruhte auf dem Befehl des Oberstleutnants der Revolutionsgarde und wurde vom damaligen Nationalausschuss, der während der Hinrichtung unter die Aufsicht eines Militärwachpostens gestellt und im Rathaus festgehalten wurde, scharf kritisiert.
Der Vorfall wurde in der Öffentlichkeit lange verschwiegen. Durch Arbeiten[1] des Nový Borer Publizisten und Schriftstellers Jan Tichý in der „Novoborský měsíčník“ (Haidaer Monatsschrift) wurde er nach der Samtenen Revolution öffentlich gemacht. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Kriegsendes haben Vertreter der Stadt erstmals auch der neun deutschen Opfer gedacht und am Versöhnungskreuz auf dem Waldfriedhof einen Blumenstrauß niedergelegt. Auf die Bitten der Hinterbliebenen hat die Vertretung der Stadt Nový Bor am 25. Januar 2006 für die Errichtung eines Gedenksteines in deutscher und tschechischer Sprache auf dem Waldfriedhof von Nový Bor gestimmt, der sich in Sichtweite zu dem Denkmal für die Opfer von 1918 befindet.
Stadtgliederung
Zur Stadt Nový Bor gehören die Ortsteile
- Arnultovice (Arnsdorf) mit Dolní Arnultovice (Niederarnsdorf) und Horní Arnultovice (Oberarnsdorf)
- Bukovany (Bokwen) mit Chomouty (Komt)
- Janov (Johannesdorf)
- Nový Bor (Haida)
- Pihel (Pihl) mit Dolní Pihel (Niederpihl), Horní Pihel (Oberpihl) und Pihelsko (Pihlerbaustellen)
Partnergemeinden
- Frauenau im Bayerischen Wald.
Sehenswürdigkeiten
- Pfarrkirche Maria Himmelfahrt, 1747–1749 zunächst als Kapelle errichtet und 1786–1788 vom Baumeister J. V. Kosch in ihre gegenwärtige Form umgebaut; 1893 wurden noch kleinere Veränderungen durchgeführt. Sie ist ein spätbarocker Zentralbau mit einem Turm, dessen Zwiebeldach mit zwei Laternen ausgestattet ist. An das ovale, mit einer Lünettenwölbung abgeschlossene Kirchenschiff schließt sich der halbkreisförmige Altarraum mit zwei Balkonen an. Die klassizistische Ausstattung stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts, der Hauptaltar mit seiner plastischen Ausstattung von I. M. Platzer ist aus dem Jahre 1792. Die Innenausstattung wird ergänzt von sechs Glas-Kronleuchtern aus den hiesigen Glaswerken und farbigen Glasfenstern mit figuralen Motiven (Johannes der Täufer und die Madonna) von Karl Meltzer aus Skalice (Langenau).
- Ehemaliger herrschaftlicher Schüttboden, heute Sitz der Stadtverwaltung. Dieses barocke zweistöckige lange Gebäude hat ein Mansarddach. Im Portal über dem Eingang mit verzierten Türpfosten sind Rokoko-Kartuschen mit dem Stadtwappen, hinter dem Eingang im Durchgang das neu eingerichtete Wappen und auf Metalltafeln neuzeitliche Bilder aus der Vergangenheit und Gegenwart der Stadt.
- Glasmuseum (Sklářské muzeum): Eine erste Ausstellung von Glas-Kunstwerken wurde 1893 vom Fachverband der Glaswerker im Rathaus eingerichtet. Heute befindet es sich im gegenüberliegenden Empire-Gebäude, das im Jahre 1804 der Glashändler Johann Christoph Socher nach der Rückkehr von seinem erfolgreichen dreizehnjährigen Aufenthalt in Mexiko bauen ließ; aus dieser Zeit stammt auch das Portal mit einem Anker - dem Symbol seines Exportgeschäftes. In der Eingangshalle ist die Werkstatt eines Glasmalers aus dem 19. Jahrhundert installiert; über der Treppe ist eine Unterglasmalerei, die die Geschichte der Stadt symbolisiert. Die ständige Ausstellung der geschichtlichen Entwicklung der Glasindustrie in Böhmen wird regelmäßig durch aktuelle Einzelausstellungen ergänzt.
- Marktplatz mit dem zweistöckigen Postgebäude, einem bedeutenden Jugendstil-Bau mit Kuppel aus dem Jahre 1904 an der Südwestecke, dem weiträumigen Gebäude der Schule, das an der Stelle des ursprünglichen Piaristen-Kollegiums und Gymnasiums aus dem Jahre 1763 an der südöstlichen Seite des Platzes gebaut worden und den meist einstöckigen Empire-Bürgerhäusern, die um das Jahr 1800 und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut worden sind; sie sind aus Holz, gemauert oder mit einem hölzernen Obergeschoss, oft mit dekorierten steinernen Türpfosten versehen.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Josef Jaroslav Kalina (1816–1847), tschechischer Dichter der Zeit der nationalen Wiedergeburt und Übersetzter von Werken aus der französischen, englischen und polnischen Literatur
- Wilhelm Knechtel (1834–1924), rumänischer Botaniker, geboren in Pihlerbaustellen
- Walter Heinrich (1902–1984), österreichischer Ökonom
- Volker Oppitz (* 1931), deutscher Finanzmathematiker und Ökonom
weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Friedrich Egermann (1777-1864), bedeutender Organisator der Glasindustrie, Geschäftsmann, Technologe und Autor einer Reihe von Erfindungen auf dem Gebiet der Glasmacherkunst
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Jan Tichý: Divoký odsun 1945 v Boru u České Lípy
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