- Nufedschi
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Uruk auf der Karte des Irak
Uruk (sumerisch UN.UG, arabisch Warka, griechisch-römisch Orchoë oder Orchoi, biblisch Erech), lag ca. 300 km südlich von Bagdad und war eine der ältesten sumerischen Stadtgründungen in Mesopotamien und ist heute eine bedeutende archäologische Ausgrabungsstätte der Region. Der moderne Name Irak leitet sich möglicherweise von Uruk her. Uruk ist auch der eponyme Fundort für die Uruk-Zeit der mesopotamischen Frühgeschichte. Die Stadt lag zwischen Babylon und Ur östlich des heutigen Flusslaufes am Euphrat in einer fruchtbaren Schwemmlandschaft.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Uruk galt schon im 4. Jahrtausend v. Chr. als eine der ältesten städtischen Siedlungen überhaupt und war 4500 Jahre nahezu ununterbrochen besiedelt. Es spielte von Anbeginn eine bedeutende Rolle in der politischen Geschichte des Landes. Den sumerischen Königslisten zufolge wurde Uruk von Enmerkar gegründet, der den offiziellen Königstitel aus der Stadt Eanna mitbrachte. Sein Vater Mesch-ki-ag-gascher "verschwand auf See". Andere historische Könige von Uruk sind Lugalzagesi (welcher Uruk eroberte) und Utuchengal.
Sumerische Zeit
Schon ab ca. 3500 v. Chr. war Uruk ein großes urbanes Zentrum. Um 3400 v. Chr. war der Siedlungshügel bereits 19 m hoch. Es kann wohl als ein oder sogar als das Zentrum der Entstehung der sumerischen Kultur bezeichnet werden. Diese Periode wird in der Archäologie "Späte Uruk-Zeit" genannt und reicht etwa bis 3000 v. Chr.
Adolf Leo Oppenheim: "In Uruk, in Süd-Mesopotamien, erreichte die sumerische Zivilisation ihren kreativen Höhepunkt. Das erkennt man an den Verweisen auf diese Stadt in religiösen und speziell in literarischen Texten, auch mit mythologischem Hintergrund; die historische Tradition, wie sie in den sumerischen Königslisten überliefert wurde, bestätigt dies. Von Uruk ging der politische Schwerpunkt offensichtlich auf Ur über." (Lit.: Oppenheim)
Zentrum der Stadt war das Heiligtum der Inanna, Eanna genannt. Schon im vierten vorchristlichen Jahrtausend erreichte dieses monumentale Ausmaße. Der bedeutendste Teil war der sog. 'Kalksteintempel', bei dem es sich um einen ca. 70 x 30 m großen Bau handelte, der aus Kalksteinblöcken errichtet worden war. Dabei ist allerdings nicht gesichert, ob diese Kalksteine nur die Fundamente eines Lehmziegelbaus bildeten oder ob der Bau in ganzer Höhe in Kalkstein errichtet worden ist.
Die Fassade des Tempels ist mit einer Nischengliederung gestaltet worden. Im Inneren befindet sich ein T-förmiger Hof oder Saal. Neben diesem Haupttempel fanden sich andere Anlagen, worunter sich auch der sog. Steinstifttempel befindet, ein Bau, dessen Wände mit geometrischen Mosaiken dekoriert sind. Auch Holzbalken von 12 m Länge, Reste von Großskulpturen und Reliefs, Tierfiguren, aufwendig gestaltete Steingefäße und Rollsiegel wurden gefunden. Die Tempelanlage wurde mehrmals umgebaut und erweitert und erhielt in der Zeit der dritten Dynastie von Ur eine Zikkurat, die von Urnammu errichtet worden ist.
Auch die Zikkurat des Gottes An wurde hier errichtet ('Weißer Tempel' genannt) und ist der andere bedeutende Tempelkomplex in Uruk.
Um 3000 v. Chr. wurde der gesamte Siedlungshügel eingeebnet, und neue Bauten wurden errichtet. Die Stadt erreichte mit einer Fläche von 5,5 km² eine Größe wie ähnlich dimensionierte Stadtanlagen, die in Regionen der Induskultur archäologisch erschlossen wurden, beispielsweise Harappa und Mohenjo-Daro. Diese Zentren waren zu jener Zeit wahrscheinlich die größten Städte der Alten Welt. Uruk wurde erst um 600 v. Chr. von Babylon in der Größe übertroffen. Diese Zeit bezeichnet man in Sumer als Frühdynastische Periode. Ohne Parallele ist auch die um 2500 v. Chr. erbaute, ca. 9.5 km lange Stadtmauer. Vor den Eroberungen des Sargon von Akkad war Uruk die Hegemonialmacht in Sumer.
Der halbmythische Gilgamesch war laut den sumerischen Königslisten von ungefähr 2652 v. Chr. bis 2602 v. Chr. hier König. Er vervollständigte die Unabhängigkeit Uruks und versah die Stadt mit Mauern. Von Gilgamesch behauptete man auch, er habe den Eanna-Tempel in Auftrag gegeben. Später spielte Uruk eine bedeutende Rolle in den Kämpfen der Babylonier gegen das Reich Elam um 2000 v. Chr., bei denen es ernsthafte Verluste hinnehmen musste. Erinnerungen an diesen Konflikt flossen in das Gilgamesch-Epos ein.
Im regenarmen Mesopotamien wurde Wasser für den Ackerbau durch Kanäle und Dämme zu den Feldern geleitet. Es bestand immer die Gefahr, dass die Anlagen von Feinden zerstört wurden. Historiker sind der Ansicht, dass in Uruk etwa um 3000 v. Chr. eine Katastrophe durch einen Dammbruch stattgefunden hat. Die Schriftaufzeichnungen enden zu dieser Zeit plötzlich. Wahrscheinlich wurde der Damm absichtlich zerstört oder der Dammbruch war eine Folge der Kämpfe zwischen Sumerern und Semiten. Man hat vermutet, dass sich dieses Ereignis in den mesopotamischen Sintflutberichten widerspiegelt.
Neubabylonische -, seleukidische- und parthische Zeit
Uruks umfangreiche und erhaltene Tempelarchive der neubabylonischen Zeit dokumentieren ihre soziale Bedeutung als Verteilungszentrum. In Zeiten des Hungers konnten Familien ihre Kinder dem Tempel als Laienbrüder/-schwestern weihen.
Auch in hellenistischer Zeit war Uruk eine bedeutende Stadt. Die wichtigsten Tempel der Stadt sind instandgehalten und renoviert worden. Daneben gab es aber auch Tempelneubauten, wie der Anu- und Antum-Tempel, Teil der Kultstätte Bit Resch und ein Irigal genanntes Tempelgebäude. Erstere sind ausgesprochen große und monumentale Anlagen. Auch die Zikkurat im Eanna-Tempelbezirk wurde in dieser Zeit renoviert.
Auch aus parthischer Zeit stammen einige Tempelneubauten, wie der sog. Gareus-Tempel während die Anlagen sumerischer Gottheiten langsam verfielen, oder nach Bränden nicht wieder aufgebaut wurden. Es sind Teile von parthischen Wohnvierteln ausgegraben worden, die teilweise Häuser mit reichen Ausstattungen (Stuckdekorationen) zu Tage förderten. Unter den Wohnbauten, oftmals in deren Höfe gegraben, fanden sich zahlreiche Bestattungen, teilweise in glasierten Tonsärgen. Die Stadt bestand auch noch in sassanidischer Zeit.
In der Nähe befindet sich auch noch die Anlage Nufedschi, über deren Bedeutung die Forschung noch immer rätselt.
Forschungsgeschichte
In der Neuzeit wiederentdeckt wurde Uruk 1849 von William Kennett Loftus, der dort auch in den Jahren 1850 und 1854 die ersten Ausgrabungen vornahm. Von einem deutschen Team wurde Uruk erstmals unter Julius Jordan vor dem Ersten Weltkrieg ausgegraben. Die Expedition kehrte 1928 nach Uruk zurück und führte weitere Ausgrabungen bis 1939 durch. 1954 und in den folgenden Jahren wurden mehrere systematische Grabungen unter der Leitung von Heinrich Lenzen durchgeführt. Diese Grabungen brachten verschiedene alt-sumerische Dokumente und eine größere Anzahl von Rechts- und Lehrtafeln der Seleukiden-Zeit ans Tageslicht. Sie wurden von Adam Falkenstein und anderen Deutschen Epigraphikern veröffentlicht.
Die letzte deutsche Grabungskampagne vor dem Irak-Krieg wurde im Sommer 2002 unter der Leitung von Margarete van Ess vom DAI durchgeführt.
Siehe auch
Literatur
- Julius Jordan: Uruk-Warka. Nach den Ausgrabungen der deutschen Orient-Gesellschaft. WVDO 51. Biblio, Bissendorf Kr Osnabrück 2006. ISBN 3-7648-2645-2
- Gunvor Lindström: Uruk. Siegelabdrücke auf hellenistischen Tonbullen und Tontafeln von Zabern, Mainz 2003. ISBN 3-8053-1902-9
- Burchard Brentjes: Völker an Euphrat und Tigris. Koehler und Amelang, Leipzig-Wien 1981. ISBN 3-7031-0526-7
- Adolf Leo Oppenheim: Ancient Mesopotamia - portrait of a dead civilization. Rev. ed by Erica Reiner. University of Chicago Press, Chicago 1977. ISBN 0-226-63186-9
- G. Rouvé: Überblick über Schadensfälle an Talsperren. in: Mitteilungen des Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Aachen 9.1977,18. ISSN 0343-1045
Weblinks
31.32222222222245.636111111111Koordinaten: 31° 19′ 20″ N, 45° 38′ 10″ O
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