Nymphomanin

Nymphomanin
Klassifikation nach ICD-10
F52.7 Gesteigertes sexuelles Verlangen
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Die Nymphomanie – abgeleitet von den griechischen Nymphen und von gr. mania: Manie, Wahnsinn – ist die Bezeichnung für ein übermäßig gesteigertes Verlangen von Frauen nach möglichst viel Geschlechtsverkehr. Von Nymphomanie spricht man in der Regel jedoch nur, wenn der Wunsch nach Sexualität mit Promiskuität, also häufigem Partnerwechsel einhergeht. Bei Männern wird dieses Phänomen als Satyriasis oder „Donjuanismus“ bezeichnet. In der Wissenschaft gilt der Begriff als veraltet. Synonym wird auch der Begriff „Klitoromanie“ verwendet, ein extrem übersteigertes nymphomanes Verhalten auch als „Metromanie“ bezeichnet, während als geschlechtsneutraler Begriff auch „Erotomanie“ Verwendung findet.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsproblem

Der Begriff Nymphomanie bzw. Nymphomane oder Nymphomanin wird in der Regel als abwertende Fremdzuschreibung gebraucht und ist in hohem Maße von kulturellen Wertvorstellungen und Sitten, insbesondere von historisch sehr wandelbarer Sexualmoral abhängig. Besonders fraglich ist, welches Sexualverhalten als „normal“ und welches als „gesteigert“ angesehen werden soll. Der Begriff der Nymphomanie wird in der Fachliteratur kaum verwendet, wobei auch neutralere Begriffe wie Hypersexualität aufgrund der inhaltlichen Problematik umstritten sind.

Psychologische Dimension

Trotz der kulturellen Relativität des Begriffs verweist das, was man mit Nymphomanie zu bezeichnen versucht, zumindest in einigen Fällen tatsächlich auf psychische Probleme der betroffenen Menschen, unter denen diese auch tatsächlich subjektiv leiden. So ist eine Fixierung zwischengeschlechtlichen (oder auch gleichgeschlechtlichen) Verhaltens auf die Ebene des Sexuellen oft Ausdruck einer psychisch tief sitzenden Bindungsangst, die in einer kalten, gefühllosen und mechanischen Sexualität jenes Bedürfnis nach Nähe auszuleben versucht, das als tiefere partnerschaftliche Bindung ängstlich vermieden wird. Sexualität wird dann zur Sucht und Ersatzbefriedigung für wirkliche Liebe, vergleichbar mit anderen Süchten wie Alkoholismus oder Drogenkonsum. Psychotherapie kann dazu beitragen, die Ursachen derartigen Suchtverhaltens zu verstehen und therapeutisch zu verändern.[1]

In der Psychiatrie gilt ein übermäßig gesteigerter Geschlechtstrieb als Symptom oder, in der axialen Bewertung im ICD und im DSM-IV als Indikator für die Diagnose verschiedener Persönlichkeitsstörungen. Das „Krankheitsbild Nymphomanie“ ist dagegen inzwischen aus dem DSM-IV entfernt, im ICD-10 ist es hingegen aufgeführt.[2]

Kommerzialisierung

Im Bereich der Prostitution und Pornografie wird der Begriff als eine Art Aushängeschild benutzt. Prostituierte bezeichnen sich in ihren Inseraten oft ausdrücklich als nymphoman, auch Anzeigen für Telefonsex beziehen sich oft wörtlich oder sinngemäß auf diesen Begriff. In Illustrierten und im Internet werden zahlreiche angeblich sexhungrige Frauen vorgestellt. Auch der Spielfilm Black Snake Moan hat unter anderem Nymphomanie zum Thema (dargestellt von Christina Ricci).

Literatur

  • Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen VerlangensGeorg Thieme Verlag, 2006, ISBN 3131179724
  • Peter Fiedler: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung, Beltz PVU, 2004, ISBN 3621275177
  • Brigitte Vetter: Sexualität: Störungen, Abweichungen, Transsexualität, Schattauer Verlag, 2007, Kapitel 11.1.1 Gesteigertes sexuelles Verlangen, Seiten 128/129, ISBN 3794524632

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen VerlangensGeorg Thieme Verlag, 2006, Kapitel 6 und 7 (Untersuchung II Bestimmung der Ätiologie und Behandlung I Patienten mit Appetenzstörungen - Theoretische Gesichtspunkte), Seite 83 ff. ISBN 3131179724
  2. Helen Singer Kaplan: Sexualtherapie bei Störungen des sexuellen VerlangensGeorg Thieme Verlag, 2006, Kapitel 4 Diagnostische Kriterien und klinische Merkmale, Seite 37 ff. ISBN 3131179724
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