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Nyos-See Nyos-See nach dem Ausbruch von 1986 Geographische Lage: Kamerun Daten Koordinaten 6° 26′ 16″ N, 10° 17′ 56″ O6.437777777777810.298888888889Koordinaten: 6° 26′ 16″ N, 10° 17′ 56″ O Maximale Tiefe 208 m Der Nyos-See ist ein Kratersee in Kamerun (Zentralafrika). Er befindet sich in einem alten Vulkankrater im Oku-Vulkangebiet. Der See ist bekannt geworden durch die Nyos-Tragödie, bei der im August 1986 plötzlich große Mengen von Kohlenstoffdioxid (CO2) aus dem See austraten und etwa 1700 Bewohner der umliegenden Dörfer töteten.
Inhaltsverzeichnis
Geologische Gegebenheiten
Der Nyos-See füllt ein beinahe kreisrundes Maar – einen Explosionskrater, der entsteht, wenn flüssige Lava mit Grundwasser zusammentrifft. Man nimmt an, dass sich das Maar vor etwa 400 Jahren während eines Vulkanausbruchs gebildet hat. Es hat einen Durchmesser von circa 1800 m und ist etwa 200 m tief. Das Gebiet ist seit Millionen Jahren vulkanisch aktiv. Nachdem Südamerika und Afrika vor etwa 110 Millionen Jahren durch die Plattentektonik voneinander getrennt wurden, bildete sich in Westafrika ein Grabenbruch, der Mbérégraben. Auf einer Linie, die sich durch ganz Kamerun zieht, erreicht das Magma die Erdoberfläche. Der Kamerunberg liegt ebenfalls auf dieser Linie. Der Nyos-See ist von alten Lavaströmen und pyroklastischen Ablagerungen umgeben.
Die Sättigung mit Gas
Der Nyos-See ist einer von drei Seen auf der Welt, von denen man weiß, dass sie mit Kohlenstoffdioxid gesättigt sind. Die anderen beiden sind der Manoun-See (auch in Kamerun, etwa 200 km entfernt) und der Kiwusee zwischen Ruanda und der DR Kongo. Eine Magmakammer unter dem Gebiet ist die Quelle von Kohlenstoffdioxid, welches durch den Seeboden nach oben steigt. So lösen sich jährlich schätzungsweise 90.000 Tonnen CO2 im Wasser des Sees.
Das Wasser im Nyos-See ist thermisch geschichtet: Schichten von warmem Wasser an der Oberfläche liegen über kalten, dichteren Schichten am Seeboden. Bei einem Druck von circa 20 bar in 200 m Tiefe kann das kalte Wasser mehr als zehnmal so viel CO2 speichern wie das Oberflächenwasser (siehe Diagramm). Die ständige Gaszufuhr aus dem Untergrund führt mit der Zeit zu einem hohen Gehalt an CO2 im Tiefenwasser. Wenn dann ein Ereignis wie z.B. ein Erdrutsch, ein kleines Erdbeben, vulkanische Aktivitäten oder ein spontanes Ausgasen aufgrund beginnender Übersättigung die Wasserschichten durchmischt, werden große Wassermengen durch Druckentlastung und Temperaturänderung schlagartig übersättigt und gasen CO2 aus. Das Gas-Wasser-Gemisch ist spezifisch leichter als das umgebende Wasser und schießt nach oben. Dieser sich selbst verstärkende Prozess führt zu weiterer Druckentlastung, und so strömen in kurzer Zeit große Mengen von CO2 aus dem Wasser aus. Da CO2 schwerer als Luft ist, sammelt sich das Gas am Boden und fließt als unsichtbarer Gas-Strom durch die umliegenden Niederungen. Eine Anreicherung in der Luft von 5 % führt zur Bewusstlosigkeit, ein Anteil von 8 % führt innerhalb kurzer Zeit zum Tode.
Die Katastrophe von Nyos
Bereits im Jahr 1984 hatte es am Manoun-See in Kamerun eine plötzliche Ausgasung von Kohlenstoffdioxid gegeben, bei der 37 Menschen ums Leben kamen und die Wissenschaft lange vor einem Rätsel stand.
Am 21. August 1986 gegen 21:30 Uhr setzte der Nyos-See schlagartig rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 frei. Das Gas strömte in nördliche Richtung in zwei naheliegende Täler und tötete Menschen und Tiere in bis zu 27 km Entfernung vom See. Etwa 1700 Menschen und Tausende von Tieren verloren ihr Leben.
Der Auslöser für diese plötzliche Ausgasung ist nicht bekannt. Die meisten Geologen vermuten einen Erdrutsch, einige glauben, dass ein kleiner Vulkanausbruch die Ursache war.
Nach der Katastrophe wurden die betroffenen Dörfer evakuiert und die Region zum Sperrgebiet erklärt.
Entgasungsprojekt
Das Ausmaß der Katastrophe löste zahlreiche Untersuchungen aus, wie man eine Wiederholung vermeiden könnte. Schätzungen über die in den See eintretenden CO2-Mengen kamen zu dem Ergebnis, dass solche Ausgasungen alle 10 bis 30 Jahre auftreten könnten.
Als Lösung schlagen Wissenschaftler vor, Rohre bis in die tiefen Schichten des Sees zu führen und so eine kontrollierte und kontinuierliche Entgasung zu ermöglichen. Seit 2001 ist ein 14 cm dickes PE-Rohr in Betrieb. Es ist an der Oberfläche an einem Floß befestigt, Gewichte am unteren Ende halten es in einer senkrechten Lage. Nachdem der Wasserfluss einmal mit einer Pumpe in Gang gesetzt wurde, läuft er nun selbständig: das mit CO2 gesättigte Wasser steigt in dem Rohr aus 200 Meter Tiefe nach oben. Mit abnehmendem Druck perlt Kohlenstoffdioxid aus (siehe Diagramm der CO2-Löslichkeit). An der Oberfläche schießt das Gemisch in einer 40 Meter hohen Fontäne aus dem Rohr und saugt dadurch am Seeboden neues Wasser an. Die CO2-Konzentration in der Luft ist ungefährlich. Man hofft, durch dieses Verfahren die CO2-Konzentration im Seewasser soweit absenken zu können, dass ähnliche Katastrophen in Zukunft nicht mehr auftreten. Um das innerhalb von fünf bis zehn Jahren zu erreichen, wäre die Installation von vier bis fünf weiteren Rohren erforderlich, wofür aber bisher kein Geld vorhanden ist.
Da das anfangs umstrittene Projekt erste Erfolge zeigte, ist nun auch an eine Entgasung des Kiwusees in Ruanda gedacht.
Dammbruchgefahr
Eine weitere Gefahr wurde entdeckt, als niederländische Deichexperten den See im Auftrag der Vereinten Nationen begutachteten. Demnach besteht die Gefahr, dass ein natürlicher Damm in den nächsten 5 Jahren brechen könnte. Hierbei könnten die Wassermassen das 100 km entfernte Nigeria erreichen und 10.000 Menschen töten. Dabei könnte gleichzeitig auch wieder eine Gas-Explosion ausgelöst werden. Ein nicht allseits anerkanntes 15-Millionen-Dollar-Projekt sieht hierbei vor, durch Ablassen von Tiefenwasser den Wasserspiegel in kurzer Zeit um 20 m zu senken, um den Damm zu entlasten.[1]
Mythen
Die Anthropologin Shanklin berichtet von bei den Einheimischen überlieferten Mythen, die der Beschreibung nach auf früheren Ausbrüchen des Sees beruhen könnten.[1]
Siehe auch
Einzelnachweise
Weblinks
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