- Nördlicher Wendekreis
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Ein Wendekreis ist einer der beiden in 23° 26' nördlicher und südlicher Breite gelegenen Breitenkreise, die für die Sonnenbahn Grenzmarken darstellen. Die Wendekreise verlaufen 2.600 km nördlich bzw. südlich des Äquators.
Jeweils zur Sonnenwende (20./21. Juni bzw. 21./22. Dezember) erreicht der Sonnenstand auf der Nord- bzw. Südhalbkugel auf den Wendekreisen den Zenit; die Sonne steht damit am höchstmöglichen Punkt und ein senkrecht auf dem Boden stehender Stab würde keinen Schatten werfen. Die Abweichung (Deklination) der Sonne vom Himmelsäquator ist zu diesen Zeitpunkten maximal und nimmt danach wieder ab. Außerhalb der Wendekreise steht die Sonne nie im Zenit, zwischen den Wendekreisen jeweils zweimal im Jahr, am Äquator jeweils zu Frühlings- und Herbstbeginn zur Mittagszeit. Genaugenommen steht die Sonne auch an den Wendekreisen nur dort im Zenit, wo zur Zeit des Äquinoktiums gerade Mittag wahrer Ortszeit ist.
Die Wendekreise ändern ihre exakte Lage mit der Schiefe der Ekliptik. Momentan bewegen sie sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 1 Bogenminute in 128 Jahren bzw. 14,4 m pro Jahr auf den Äquator zu. Ursache ist die Nutation der Erdachse.
Inhaltsverzeichnis
Nördlicher Wendekreis
Der nördliche Wendekreis ist der nördlichste Breitenkreis, an dem die Mittagssonne gerade noch den Zenit erreicht, nämlich nur am 21. Juni, dem Tag der Sommersonnenwende der Nordhalbkugel. Er ist der Breitenkreis bei 23,5° nördlicher Breite und verläuft ungefähr durch die Südspitze Niederkaliforniens bei La Paz (Mexiko), nördlich von Kuba über den Atlantik zur mittleren Sahara durch Westsahara, Mauretanien, Mali, Algerien, Libyen und Ägypten. Weiter verläuft der Wendekreis durch die Arabische Halbinsel bei Medina und durch die Vereinigten Arabischen Emirate sowie durch Oman nach Indien (Karatschi, Kalkutta), durch Bangladesch, Myanmar, Südchina (Guangzhou), Taiwan und nördlich der Pazifik-Inseln in Richtung Hawaii.
Der nördliche Wendekreis wird auch „Wendekreis des Krebses“ (lat.: tropicus cancri, engl.: Tropic of Cancer) genannt – im Sinne der tropischen Tierkreiszeichen. Das Sternbild, das die Sonne zur Sonnenwende durchquerte, war bis 15 v. Chr. das Sternbild Krebs und danach das Sternbild Zwillinge. Seit 1990 n. Chr. findet die Sommersonnenwende im Sternbild Stier statt, weil sich die Äquinoktialpunkte im siderischen Bezugssystem durch die Präzession langsam verschieben.
Völkerrechtliche Relevanz
Der nördliche Wendekreis begrenzt den Wirkungsbereich der NATO auf zur Gebietshoheit von NATO-Bündnispartnern gehörenden Inseln im Nordatlantik nach Süden hin.
- Nordatlantikvertrag Artikel 6
- „Im Sinne des Artikels 5 gilt als bewaffneter Angriff auf eine oder mehrere Parteien jeder bewaffnete Angriff auf … die Gebietshoheit einer der Parteien unterliegenden Inseln im nordatlantischen Gebiet nördlich des Wendekreises des Krebses.“
Südlicher Wendekreis
Der südliche Wendekreis ist der südlichste Breitenkreis, an dem die Mittagssonne gerade noch den Zenit erreicht, nämlich nur am 21. Dezember, dem Tag der Sommersonnenwende der Südhalbkugel (in Europa Wintersonnenwende). Er ist der Breitenkreis bei 23,5° südlicher Breite und durchläuft (vom Nullmeridian ostwärts) den Süden Afrikas (Namibia, Botswana, Südafrika, Mosambik, Madagaskar), den Indischen Ozean, Australien, den Pazifik, Südamerika (Chile, den nördlichsten Zipfel Argentiniens, Paraguay, Brasilien) und schließlich den Südatlantik.
Im Sinne der tropischen Tierkreiszeichen bzw. auch nach dem Sternbild der Ekliptik, in dem die Sonne bei Einführung der Sternbilder in der Antike zur Sonnenwende stand, wird der südliche Wendekreis auch „Wendekreis des Steinbocks“ (lat.: tropicus capricorni, engl.: Tropic of Capricorn) genannt. Zurzeit steht die Sonne zur Sonnenwende bedingt durch die Präzession im Sternbild Schütze.
Sonstiges
Wendekreis des Krebses und Wendekreis des Steinbocks sind auch die Titel zweier Romane von Henry Miller.
Siehe auch
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