Nürnberger Kartäuserkloster

Nürnberger Kartäuserkloster

Die Baulichkeiten des Kartäuserklosters in Nürnberg sind heute Bestandteil des Germanischen Nationalmuseums.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kloster wurde 1380 von dem Kaufmann Marquard Mendel dem Kartäuserorden gestiftet; die raumgreifende Anlage fand ihren Platz in der südlichen Vorstadt, außerhalb der ersten Stadtmauer zwischen dem Klarissenkloster und der ehem. Deutschordenskirche St. Jakob. Die Grundsteinlegung für die Kirche war am 16. Februar 1381; bei diesem Ereignis waren König Wenzel(?) und der päpstliche Legat Kardinal Pileus anwesend. Die ersten Mönche sind bereits für 1382 bezeugt und bereits 1383 (oder 1387) soll die Kirche geweiht worden sein. 1385 wurde der Stifter Marquard Mendel im Chor der Kirche bestattet.

An den Bauten des Klosters wurde bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts weitergearbeitet (Sakristei, Kreuzgang mit den Zellen der Mönche sowie Gemeinschafts- und Wirtschaftsbauten).

Das in der Reformation 1525 aufgehobene Kloster wurde in der Folge profan genutzt. Allerdings diente die Kirche zumindest zeitweise seit 1615 wieder dem Gottesdienst (zunächst evangelisch, dann ab 1784 vorübergehend katholisch)[1]. 1857 schließlich wurde die stark in Mitleidenschaft gezogene Anlage dem Germanischen (National-)Museum übergeben.

Baugeschichte

Germanisches Nationalmuseum im Jahr 1884

Nach der Grundsteinlegung (16. Februar 1381) wurde die Kirche in zwei Bauabschnitten errichtet: die Ostteile bis um 1383/87 und die westliche Erweiterung bis 1405 (nach dendrochronologischer Untersuchung wurde in diesem Jahr die Dachbalken gefällt). Zugleich mit der Kirche und Sakristei wurde der Kapitelsaal errichtet, so dass sich eine Kreuzform für den Grundriss ergab. Wohl kurz nach 1459 erhielt der Kapitelsaal einen eingezogenen Chor mit dreiseitig gebrochenem Abschluss und der gesamte Bauteil wurde mit einem Netzgewölbe nach oben abgeschlossen.

Der Kleine Klosterhof war bereits 1405 fertiggestellt.

Beträchtliche Zerstörungen im 2. Weltkrieg: damals ging u.a. der an der Südseite der Kirche anliegende Kapitelsaal verloren.

1998 konnte der ehemalige Kapitelsaal archäologisch untersucht werden.

Gebäude

Einschiffiger Bau der Gotik.

Von den um die Kirche gelegenen Baulichkeiten des Klosters sind einige Komplexe noch vorhanden bzw. stark überformt wiederaufgebaut: Kleiner und Großer Klosterhof mit Teilen der gewölbten Kreuzgänge sowie am nördlichen Kreuzgangflügel die Mönchshäuser.

Literatur

  • Dehio: Bayern I: Franken, 2. Aufl., München 1999, S.766 ff.
  • Günther P. Fehring und Anton Ress (†): Die Stadt Nürnberg. Kurzinventar, 2. Aufl. bearb. von Wilhelm Schwemmer, München: Dt. Kunstverl. 1977 [unver. Nachdruck 1982] (= Bayerische Kunstdenkmale; 10), S.198ff.
  • Hermann Maué: Die Bauten der Kartause von ihrer Gründung 1380 bis zur Übernahme durch das Museum im Jahre 1857, in: Bernward Deneke und Rainer Kahsnitz (Hg.): Das Germanische Nationalmuseum. Nürnberg 1852-1977. Beiträge zu seiner Geschichte, München/Berlin 1978, S.315-356.
  • G. Ulrich Großmann: Architektur und Museum - Bauwerk und Sammlung, Ostfildern-Ruit 1997 (= Kulturgeschichtliche Spaziergänge im Germanischen Nationalmuseum, Bd.1), passim und bes. S.12-26.
  • Claudia Frieser, Die archäologische Untersuchung des ehemalige Kapitelsaals im Kartäuserkloster zu Nürnberg, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2000, S.67-75.
  • Sabina Fulloni, Untersuchungen am Dachstuhl der Marienkirche des Kartäuserklosters zu Nürnberg, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 2001, S.177-183.

Quellen

  1. Großmann 1997, 14f.

Siehe auch

49.44805555555611.0763888888897Koordinaten: 49° 26′ 53″ N, 11° 4′ 35″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Burgfarrnbach — Stadt Fürth Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Germanisches Nationalmuseum Nürnberg — Haupteingang des Germanischen Nationalmuseums von Südwesten (Herbst 2003) Das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg (Kartäusergasse 1) ist das größte kulturhistorische Museum Deutschlands und beherbergt eine der bedeutendsten Sammlungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Germanisches Nationalmuseum — Haupteingang des Museums (2011) …   Deutsch Wikipedia

  • Kunst- und Baudenkmäler der Stadt Nürnberg — Die kultur und kunsthistorische Bedeutung Nürnbergs entdeckten Ludwig Tieck und Wilhelm Heinrich Wackenroder zu Ende des 18. Jahrhunderts wieder (siehe Frühromantik). Die im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörte Altstadt wurde in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Klöster — Dies ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft und Land. Inhaltsverzeichnis 1 Listen von Klöstern 2 Katholisch 2.1 Antoniter 2.2 Augustiner Chorherren …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Abteien — Dies ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft und Land. Inhaltsverzeichnis 1 Listen von Klöstern 2 Katholisch 2.1 Antoniter 2.2 Augustiner Chorherren …   Deutsch Wikipedia

  • Klöster und Klosterhöfe in Nürnberg — Lageplan Karte 1642 Matthäus Merian In der Reichsstadt Nürnberg und dem Nürnberger Umland waren bis zur Reformation alle namhaften Klostergemeinschaften vertreten. Einige Kommunitäten errichteten Klöster und Kirchen, andere unterhie …   Deutsch Wikipedia

  • Burgen, Schlösser und Herrensitze im Stadtgebiet Nürnberg — Diese Liste der Burgen und Herrenhäuser in Nürnberg umfasst neben Burgen, Schlössern und Herrenhäusern auch einige weitere Bauwerke wie erwähnenswerte Bürgerhäuser, befestigte Kirchen und Friedhofsbefestigungen. Einige sind auch heute im guten… …   Deutsch Wikipedia

  • August Essenwein — August Ottmar Essenwein August Ottmar (Ritter von) Essenwein (* 2. November 1831 in Karlsruhe; † 13. Oktober 1892 in Nürnberg) war Architekt, Bauhistoriker und Kunstschriftsteller; ab 1866 war er Vorstand (Erster Direktor) des Germanischen… …   Deutsch Wikipedia

  • August Ottmar Ritter von Essenwein — August Ottmar Essenwein August Ottmar (Ritter von) Essenwein (* 2. November 1831 in Karlsruhe; † 13. Oktober 1892 in Nürnberg) war Architekt, Bauhistoriker und Kunstschriftsteller; ab 1866 war er Vorstand (Erster Direktor) des Germanischen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”