O.F.M.Cap.

O.F.M.Cap.
Dieser Artikel beschreibt den Kapuzinerorden. Als Kapuziner (vgl. ital. Cappuccino) bezeichnet man in Österreich auch eine Zubereitungsart des Kaffees, siehe Artikel Wiener Kaffeehaus. Für die Pflanzengattung mit dieser Namenskurzform, siehe Kapuzinerkressen.

Die Kapuziner (OFMCap), eigentlich Orden der Minderen Brüder Kapuziner, lat. Ordo Fratrum Minorum Capucinorum, sind ein franziskanischer Bettelorden der römisch-katholischen Kirche; ihr Name leitet sich von der Kapuze des Franziskanerhabits ab. Sie bilden heute – neben den Franziskanern (OFM) und den Minoriten (OFMConv) – einen der drei Zweige des ersten Ordens des Hl. Franziskus. In der Vergangenheit unterschieden sich die Kapuziner von den beiden anderen Zweigen der Ordensfamilie, einerseits durch strengste Askese und andererseits durch die Nähe zum einfachen Volk und zu den Armen. Dies drückt sich in der heutigen Kapuzinergemeinschaft durch ein aktives Engagement in der Sonder- und Randgruppenseelsorge und in sozial-pastoralen Projekten (Obdachlosenarbeit) aus. Die Kapuziner gelten auch heute noch als spirituellste Ausprägung des Franziskusordens.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts gab es verschiedene Reformbestrebungen innerhalb des Franziskanerordens. Es gab Brüder, die in großen Stadtkonventen fest in pastorale Aufgaben eingebunden waren (Konventualen), Brüder, die sich zurückbesinnen wollten auf die ursprünglichen Ideale des hl. Franziskus (Observanten), und viele Bewegungen zwischen diesen Polen.

Der Franziskaner Matteo da Bascio verließ im Frühjahr 1525 sein Kloster in Mittelitalien ohne die Erlaubnis seiner Vorgesetzten, um nach dem Vorbild des Franz von Assisi arm durch die Welt zu ziehen. Sein Vorgesetzter (Oberer) ließ ihn daraufhin festnehmen und einsperren. Der Klosterflüchtling fand jedoch in Katharina von Cibo, einer Nichte von Papst Clemens VII., eine Fürsprecherin und wurde daraufhin freigelassen.

Im Herbst des gleichen Jahres schlossen sich ihm zwei andere Franziskaner an. Daraufhin griff der Provinzobere, Giovanni da Fano, hart durch und versuchte, die drei Brüder mit Waffengewalt zurückzuholen. Diese jedoch versteckten sich bei den Kamaldulenser-Eremiten in den Bergen und entkamen verkleidet in den weißen Kutten ihrer Gastgeber. Daraufhin wurden sie im Frühjahr offiziell aus der Kirche ausgeschlossen. Auf die Fürsprache von Katharina von Cibo nahm der zuständige Bischof die Verfolgten in seine Obhut und gestattete ihnen, ihre Wanderpredigt fortzuführen.

Im Jahre 1527 wütete im Herzogtum Camerino erneut die Pest. Der furchtlose Einsatz der drei Brüder für die Sterbenden veranlasste Katharina von Cibo zugunsten der Gruppe von ihrem Onkel, dem Papst, 1528 ein Schutzschreiben zu erwirken. Dieses gilt als Gründungsurkunde einer neuen Reformbewegung, wonach den Abtrünnigen das Tragen einer kastanienbraunen Kutte mit einer spitzen Kapuze als Zeichen ihres radikalen Lebens nach dem Beispiel des Franz von Assisi gewährt wurde. Die Ordensgemeinschaft war hiermit anerkannt. Sie durften die Wanderpredigt ausüben, eigene Obere wählen und weitere Brüder in ihre Niederlassung aufnehmen. Wegen der spitzen Kapuze (Italienisch il cappuccio) des Franziskanerhabits wurden die Reformer vom Volk Kapuziner genannt: Als sie in ihrer Anfangszeit als Bettelmönche durch die Dörfer zogen, rannten die Kinder herbei und riefen „cappucini, cappucini“ (etwa: „Die Kapuzen kommen!“).

Der neuen Bewegung folgten bald mehr und mehr reformwillige Brüder. Im Jahr 1534 schloss sich auch jener Obere, der die ersten Brüder mit Waffengewalt verfolgt hatte, selbst den Kapuzinern an.

Die "Minderbrüder vom eremitischen Leben", wie die Kapuziner offiziell hießen, legten besonderen Wert auf die Predigt und das eremitische Leben in kleinen Einsiedeleien, etwas abseits der Städte und Dörfer, um so besser in Kontemplation leben zu können. Dennoch waren sie volksverbunden und setzten sich für die Menschen ein, anfänglich besonders in der Pflege der Pestkranken, wodurch sie schnell einen großen Rückhalt beim Volk gewannen.

Heute gibt es weltweit etwa 11.000 Kapuziner, die nach der Regel des hl. Franz von Assisi leben. Ihr besonderes Charisma sehen die Kapuziner in der Betonung des kontemplativen Gebetslebens gepaart mit der Nähe zu den Menschen, insbesondere Armen, Schwachen und Kranken.

Heute sieht die Gemeinschaft der Kapuziner die wahre Solidarität in dem Beispiel der Entäußerung Christi, wie sie vom Apostel Paulus im 2. Kapitel des Briefes an die Philipper gezeichnet wird.[1]

Organisation

Der Kapuzinerorden ist in Provinzen aufgeteilt.

Die höchste Instanz ist das Generalkapitel, das sich aus Vertretern aller Provinzen zusammensetzt.

Geleitet wird der Orden von der Generalkurie in Rom, an deren Spitze der vom Generalkapitel gewählte Generalminister steht. Der Generalminister wird unterstützt durch die ebenfalls vom Generalkapitel gewählten Generaldefinitoren, die jeweils für eines von acht Gebieten zuständig sind. Da es bei den Kapuzinern nur Brüder gibt, werden auch die obersten Verantwortlichen mit Bruder angeredet und haben keinen besonderen Titel.

Kapuzinerprovinzen im deutschsprachigen Raum

Deutschland

  • die rheinisch-westfälische Provinz mit dem Provinzialat in Frankfurt am Main mit etwa 100 Brüdern. Provinzial ist Bruder Christophorus Goedereis .

Bis 15. Juni 2007 befand sich der Sitz des Provinzialats in Koblenz.

  • die bayerische Provinz mit dem Provinzialat in München (Br. Josef Mittermaier, Provinzial) mit etwa 80 Brüdern

Im Jahre 2010 sollen die beiden Provinzen zu einer deutschen Provinz mit Sitz in München vereinigt werden.

Österreich

  • Österreichische Provinz mit Provinzialat in Innsbruck,
  • außerdem gibt es noch Kapuziner der Provinz Krakau, Polen, in Österreich.

Die österreichische Kapuzinerprovinz entstand wegen des Brüdermangels durch die Zusammenlegung der ehemaligen Wiener und Nordtiroler Provinz am 31. Mai 2007.

Die ehemaligen Provinzen bis 31. Mai 2007 waren:

  • die Nordtiroler Provinz mit dem Provinzialat in Innsbruck,
  • die Wiener Provinz mit dem Provinzialat in Wien, ungefähr 60 Brüder.

Italien

  • die Südtiroler Kapuzinerprovinz mit dem Provinzialat in Brixen

Schweiz

  • die Schweizer Kapuzinerprovinz

In Altdorf, Kanton Uri, entstand das erste Kapuzinerkloster nördlich der Alpen. Nach und nach verbreitete sich der Orden in allen katholischen Gebieten der Schweiz. Im 19. Jahrhundert übernahmen die Schweizer Kapuziner Missionsgebiete in Tansania, welche bis heute teilweise von Schweizern begleitet werden. Schweizer Kapuziner gründeten die Schwesterngemeinschaften von Menzingen und Ingenbohl. Seit Jahren kämpft der Orden allerdings mit Nachwuchsschwierigkeiten. So sank der Mitgliederbestand von über 700 auf ca. 300, und mehrere Niederlassungen mussten geschlossen werden. Als Mittel gegen die Nachwuchsschwierigkeiten setzt der Orden auf modernisierte Klostermodelle wie das "offene Kloster" in Rapperswil. Hauptaufgaben der Brüder sind die Seelsorge und die Mission. Seit 2004 ist der Schweizer Kapuziner Paul Hinder apostolischer Vikar in Arabien. Seit 2006 ist der Schweizer Mauro Jöhri Generalminister des Ordens.

Bedeutende Kapuziner

Tagesablauf (Beispiel)

  • 06:30 Uhr - Betchor: Laudes, stilles Gebet
  • 07:00 Uhr - Frühstück, dann Zeit für sich selbst
  • 08:00 Uhr - Meditation, Studium, Lesen
  • 09:00 Uhr - Eucharistiefeier mit der Gemeinde
  • 09:30 Uhr - Arbeit: Seelsorge, Haus, Küche, Garten (nach Vereinbarung)
  • 12:00 Uhr - Mittagessen; Mittagsruhe
  • 14:30 Uhr - Arbeit, auch Zeit für sich selbst (nach Vereinbarung)
  • 18:00 Uhr - Chor: Vesper, Meditation, Komplet
  • 19:00 Uhr - Abendessen, Zeit für sich selbst
  • 20:30 Uhr - Rekreation ("Wieder-Erschaffung" - gemeinsame Erholung)
  • 21:00 Uhr - Nachtgebet privat, Nachtruhe
  • Freitag = Tag der Stille ("Wüstentag")
  • ein freier Tag pro Woche für Erholung, Hobbys, etc.

Literatur

  • Niklaus Kuster (Hrsg.): Von Wanderbrüdern, Einsiedlern und Volkspredigern. Leben und Wirken der Kapuziner im Zeitalter der Reformation. Quellen zur Entstehung der franziskanischen Reform und zu ihrer frühen Entfaltung im deutschen Sprachraum. Butzon und Bercker, Kevelaer 2003, ISBN 3-7666-2084-3
  • Maximilian Pöckl: Die Kapuziner in Bayern von ihrem Entstehen an bis auf die gegenwärtige Zeit. Seidel, Sulzbach 1826 (Digitalisat)
  • Hillard von Thiessen: Die Kapuziner zwischen Konfessionalisierung und Alltagskultur. Vergleichende Fallstudie am Beispiel Freiburgs und Hildesheims, 1599 - 1750. Rombach, Freiburg im Breisgau 2002

Siehe auch:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kapuziner, gefunden am 6. November 2008

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