OIRA

OIRA

Die Official Irish Republican Army (OIRA) ist eine der beiden Organisationen, die aus der Spaltung der IRA am Ende der 1960er Jahre hervorgingen.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen der Spaltung und Hintergründe

Die Geschichte der republikanischen Bewegung ist reich an Spaltungen; in der Tat gibt es eine Anzahl von Gruppen, die die Bezeichnung IRA (irisch: Óglaigh na hÉireann) im Titel führen. Dieser split jedoch ist insoweit bedeutsam, als dass hierbei auch die Provisional Irish Republican Army (PIRA) entstand, die mit Abstand wichtigste paramilitärische Organisation Irlands aus dem katholischen Spektrum.

Die ursprüngliche IRA versuchte sich nach der erfolglosen Border Campaign der 50er Jahre neu zu orientieren. Dabei gewannen linksorientierte Kräfte innerhalb der Organisation an Einfluss, die der IRA eine marxistische Prägung geben und vom bewaffneten Kampf wegführen wollten. Vielmehr sahen sie die Zukunft in der politischen Auseinandersetzung. Die auf dramatische Weise eskalierenden Unruhen der 60er Jahre überraschten die IRA; als bewaffnete Bewegung war sie kaum mehr existent. Sie stand vor dem Scheideweg: sollte man sich der Bürgerrechtsbewegung anschließen und auf politischen Wege für die Gleichberechtigung der Katholiken in Nordirland eintreten oder den bewaffneten Kampf gegen die britische Vorherrschaft aufnehmen. Viele drängten auf gewaltsame Aktionen im Stil eines Guerillakrieges; insbesondere Mitgliedern mit traditionell katholisch-nationalistischen Hintergrund war die marxistische Ideologie der Befürworter einer politischen Lösung zutiefst suspekt. Zum Bruch führte letztendlich die Frage, ob sich Sinn Féin als politische Organisation den Parteiensystemen in Nordirland und in der irischen Republik enthalten sollte (abstentionism), die von linientreuen Republikanern gleichermaßen als illegitim angesehen wurden. Der eher nationalistisch gesinnte und gewaltbereitere Flügel gründete die Provisional IRA (in Anspielung auf die Erklärung der provisorischen Regierung des Osteraufstandes 1916), der eher politisch orientierte linke Flügel etablierte die Official IRA. Die Marxisten innerhalb des linken Flügels argumentierten, dass die Spannungen zwischen Protestanten und Katholiken vor allem deshalb provoziert wurden, um Arbeiter beider Konfessionen gegeneinander auszuspielen. Gewalt wäre zur Lösung des Nordirlandkonfliktes deshalb nur kontraproduktiv. Die Provisionals sollten eine Generation später zu derselben Erkenntnis kommen, wenn auch aus gänzlich anderen Gründen.

Auswirkungen und Fehden

Mahnmal am Ort des Bombenattentates in Aldershot

Mit dieser Spaltung verlor die OIRA fast ihr gesamtes operatives Potential, denn lokale Einheiten der IRA schlossen sich mehrheitlich den Provisionals an. Beide Gruppen rangen um Einfluss bei den katholischen Einwohnern Nordirlands und lieferten sich blutige Auseinandersetzungen. Die OIRA trat als paramilitärische Gruppe aber kaum mehr in Erscheinung. Sie verübte am 22. Februar 1972 einen Bombenanschlag auf die Fallschirmjägerkaserne in Aldershot als Reaktion auf den Bloody Sunday [1]. Der Anschlag traf jedoch nicht einen Soldaten, sondern tötete sieben Zivilisten, darunter auch einen katholischen Militärgeistlichen. Dann erschoss die OIRA einen Soldaten der Royal Irish Rangers, der jedoch gar nicht in den Nordirlandkonflikt verwickelt war. Er war eigentlich in Deutschland stationiert und befand sich auf Heimaturlaub. Nach vernichtender Kritik an diesen Mordanschlägen erklärten die Officials am 29. Mai 1972 den Waffenstillstand.

Nach nur wenigen Jahren des Bestehens kam es wiederum zur Spaltung, als radikale Kräfte sich 1974 von der OIRA lossagten, um nicht länger an den Waffenstillstand gebunden zu sein, und die Irish National Liberation Army (INLA) gründeten. Die Officials waren fest entschlossen, die gerade entstandene Splittergruppe im Keime zu ersticken und erschossen einige derer Mitglieder.

Wie bei jeder Gruppierung im Stile einer IRA wurde auch ein politischer Flügel gegründet, der ursprünglich Official Sinn Féin genannt wurde. Nach vielerlei Umbenennungen entstand daraus die kommunistische Workers' Party, die bis heute existiert.

Gegenwart

In den 90er Jahren wurde es still um die OIRA. Obgleich keine diesbezügliche Erklärung erging, galt sie quasi als aufgelöst. In jüngerer Vergangenheit jedoch trat die Gruppierung noch einmal ins Licht der Öffentlichkeit in der Person Seán Garlands. Er ist der Vorsitzende der Workers' Party und soll auch hochrangiges Mitglied der nun inaktiven OIRA sein. Es wird ihm vorgeworfen, sich Kontakte zu Regierungen und Geheimdiensten aus der kommunistischen Ära zunutze gemacht zu haben, um sich so genannte Superdollars zu verschaffen und sie in Umlauf zu bringen.

Literatur

Ed Moloney, A Secret History of the IRA, Penguin, 2003. ISBN 014101041X

Weblinks

Quellen

  1. BBC

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