Oberflächenbegehung

Oberflächenbegehung

Der englische Terminus Survey ist seit einigen Jahrzehnten auch in der deutschen Fachsprache mehrerer Disziplinen gebräuchlich - in erster Linie in der Astronomie, einigen Geowissenschaften, der Archäologie und der empirischen Sozialforschung (beispielsweise ALLBUS, SOEP, ESS, General Social Survey, ISSP, Survey on Health, Ageing and Retirement SHARE).

Im anglo-amerikanischen Raum bedeutet "Survey" primär eine Vermessung (Surveyor ist der Geodät), doch auch sich einen Überblick durch Erhebungen, eine Begehung oder Prospektion zu verschaffen, sowie davon abgeleitet eine statistische Umfrage oder die Begutachtung eines Handels-Sachverständigen. Eine umfassende Formulierung des Begriffs könnte lauten: a Survey is a more or less systematic search for relevant data of a specific field.

Inhaltsverzeichnis

Vier Bedeutungsebenen

In englischen Fachsprachen (und daher auch in deutscher Translation) hängt der Wortsinn stark vom Arbeitsgebiet ab und eine Definition muss zumindest 3 Ebenen unterscheiden:

  1. sich einen ersten Überblick verschaffen - etwa im Sinne eines first glance oder ein Problem nur streifen);
  2. für eine Aussage eine begrenzte Untermenge heranziehen - d.h. beispielsweise 100 statt 100.000 Wähler zu befragen. Die Auswahl sollte allerdings statistisch repräsentativ sein (keine Schiefe der Verteilung oder andere systematische Einflüsse).
  3. Bei manchen Fachgebieten empfiehlt sich, die Auswahl nach einem bestimmten Parameter zu treffen: z.B. bei speziellen Befragungen nach Alter oder Beruf, bei Erstellung eines Sternkatalogs nach einer Mindest-Helligkeit der zu messenden Sterne, oder beim Satelliten-RS der Geografie nur Fotomosaike mit bestimmtem Kontrast. Beim berühmten Palomar Sky Survey (NGS-POSS, 1948-1958) waren beide letztgenannten Aspekte zu beachten.
  4. die detailreichste Ebene - etwa eine Vermessung für den Kataster - erfordert hingegen nicht nur hohe Genauigkeit, sondern auch Aktualität und Vollständigkeit. Denn sonst wäre der Plan oder die Datenbank nicht verlässlich und böte keine Rechtssicherheit.

"Survey" in den Geowissenschaften

Die 4.Bedeutung kommt u.a. im Terminus Surveying zum Ausdruck, der etwa unserer "Landvermessung" oder einigen Aufgaben der Ingenieurgeodäsie entspricht.
Siehe dazu den Hauptartikel Geodäsie

Der "Surveyor" erfasst aber nicht nur Grundstücke und ihre Grenzen, sondern benötigt vorher ein Vermessungsnetz von gut vermarkten "Festpunkten" (fixed points). Sind solche nur schwer zugänglich, schafft er sich lokale Messpunkte (Survey points).

Dass man die sieben US-Mondsonden der 1960er Jahre ebenfalls "Surveyor" nannte, hat neben der Erprobung neuer Bahn- und Landetechniken auch mit der genauen Erkundung des Mondbodens zu tun. Die diente der Vorbereitung für die bemannte Apollo 11-Landung, sodass Surveyor 1 bis 7 auch Aufgaben im Sinne der obigen Punktation 1 und 3 zu erfüllen hatten(befürchteter tiefer Mondstaub).

Astronomische "Surveys"

In der Astronomie wird unter "Survey" eine Durchmusterung des Himmels (oder eines bestimmten Ausschnitts) verstanden. Sie erfolgt im Sinne der obigen 3.Bedeutung bis zu einer bestimmten Grenzhelligkeit der Sterne bzw. sonstiger Objekte. Die Sternörter wurden früher vorwiegend an Meridiankreisen gemessen, von denen es heute elektro-optische gibt. Ab 1900 kamen spezielle Fotoplatten in Verwendung, und seit etwa 1985 die CCD-Technik. Die Helligkeit wird anhand der Schwärzung oder mittels Fotometrie ermittelt. Wichtige Qualitätsmerkmale sind: die Gleichmäßigkeit der aufgenommenen Fotoplatten oder Scans, ihr Maßstab (Brennweite), die Lichtstärke (Grenzhelligkeit) und eine möglichst geringe Verzeichnung der Optik.

Die drei bekanntesten Surveys sind:

Archäologischer Survey

In der Archäologie ist Survey die Erkundung zum Gewinnen eines Überblicks und geht im allgemeinen einer Grabung voraus. Es handelt sich um eine Bodenbegehung des zur Ausgrabung vorgesehenen Gebietes und dessen Kartierung.

Der Survey muss jedoch nicht zwangsläufig zu einer Ausgrabung führen, sondern kann auch (vorerst) der einzige Schritt bei der Erforschung eines Gebietes sein. Heute wird er meist mit den geophysikalischen Methoden der Prospektion kombiniert.

Das zu untersuchende Gelände wird zunächst in Planquadrate geteilt und vermessen. Danach gehen einzelne oder mehrere Personen jede Fläche systematisch ab, wobei die Bodenoberfläche nach auffallenden Gelände- und Bodenmerkmalen untersucht wird, sowie Kleinfunde (Keramikscherben, Schmuckteile, Metallfunde usw.) aufgelesen werden. Alle Funde und Befunde werden sorgfältig dokumentiert und kartografiert. Ein gehäuftes Auftreten von Kleinfunden kann auf Fundstellen bzw. Bodendenkmäler hinweisen, die durch Bodenerosion oder Pflügen zu Tage treten. Mit den gesammelten Daten kann der erfahrene Archäologe schließlich abschätzen, ob und welche Art Denkmäler sich im Boden befinden.


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