- Asabiyya
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Der arabische Ausdruck asabiyya (arabisch عصبية, DMG ʿaṣabiyya, im Deutschen bisweilen auch Asabiya) bedeutet wörtlich „Bindung“, in der weiteren Bedeutung die Bereitschaft der Mitglieder einer Gemeinschaft, in jedem Fall gegenüber Nicht-Stammesmitgliedern zusammenzustehen.
Bei den arabischen Eroberungen mittels Dschihad (nach dem Tode des Propheten), euphemistisch futūḥ („Öffnungen“) genannt, spielte die asabiyya eine wesentliche Rolle als einigendes Element unter den islamischen Glaubenskriegern.
Inhaltsverzeichnis
Theorien
Ibn Chaldun
Im 14. Jahrhundert erweiterte der Historiker Ibn Chaldun die Bedeutung auf die (neben der wirtschaftlichen Verfassung bestehende) gemeinsame Werte-Orientierung einer Gesellschaft und machte den Begriff dadurch nicht nur zu einem Instrument für die Analyse des Zustandes von Gesellschaften, sondern auch zu einem Schlüsselbegriff für die Vorstellung von einer durch gemeinsame Werte geeinigten (nicht notwendig islamischen) Zivilisation.
In seinen „Muqaddima“ beschreibt Ibn Chaldun mit „asabiyya“ eine Form sozialen Zusammenhaltes, die politische Macht begründet. Dabei geht er davon aus, dass der Aufstieg und Untergang einer Dynastie vier Generationen umfasst, die jeweils unterschiedliche Aspekte der asabiyya betonen. Eine asabiyya ist am Anfang nicht mehr als ein Schutzbund von Blutsverwandten, die mit vergleichbaren asabiyyen in Konkurrenz stehen. Man führt Krieg miteinander: „Ihren Ursprung haben die Kriege im Begehren einiger Menschen, an anderen Rache zu nehmen. Dabei wird für jede der beiden Parteien von den Angehörigen ihrer `asabiya Partei ergriffen“, schreibt Ibn Chaldun. Bei einer solchen Auseinandersetzung geht es also nicht um Recht oder Unrecht, sondern darum, über die jeweils stärkste asabiyya zu verfügen, um sich mit ihrer Hilfe Recht zu verschaffen. Solidarität ergibt sich aus der Zusammengehörigkeit.
Ibn Chaldun geht davon aus, dass die radikalste Form des Zusammenhalts in der asabiyya bei den Nomaden vorherrscht, die nicht zögern, ihre asabiyya stets bis zum Äußersten zu verteidigen. Gelingt es nun einer asabiyya, sich überregionalen Einfluss zu verschaffen, schließen sich ihr andere Gruppen an. Es entsteht eine Groß-asabiyya. Ihr Einfluss kann so weit gehen, dass sie mit Hilfe ihrer neuen „Mitglieder“ sich ganze Königreiche und Imperien zusammenerobert. Da nichts erfolgreicher macht als Erfolg, schließen sich in der Folge immer mehr Gruppen und Einzelpersonen der wachsenden asabiyya an und bereichern sie dadurch personell, kulturell und machtpolitisch. Ihre personelle Überdehnung führt allerdings auch dazu, dass die asabiyya zunehmend an Energie verliert. Ihre führenden Köpfe wohnen nun auch nicht mehr in der Wüste, die den Menschen abhärtet, sondern in verweichlichenden Städten. Die asabiyya verliert an Gefährlichkeit, ihre Anhänger sehen sich nach würdevolleren und stärkeren asabiyyen um, denen sie sich lieber anschließen wollen. So dauert es vom Aufstieg einer Assabiya zum Imperium bis hin zu ihrem Untergang stets nur vier Generationen.
Literatur
- Jonas Grutzpalk, „Umma und Asabiya“, in: Tönnies-Forum, Jg. 16, H. 1, 2007, S. 29–44; (PDF)
Weblinks
- Marietta Stepaniants, Ethnicity and Religion, CRN Russia, 9. April 2001
- Akbar S. Ahmed, Toward a Global Paradigm: The Challenge for Islam, Religion Compass, Winter 2004
- Bassam Tibi, Die Macht der Moral: Zivilisatorischer Niedergang, Zeitschrift für KulturAustausch 2/2005
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