Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn

Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn
Oberweißbacher Bergbahn
Der Personenwagen der Standseilbahn
Der Personenwagen der Standseilbahn
Kursbuchstrecke (DB): 563
Streckenlänge: 3,986 km
Spurweite: 1.800 / 1.435 mm
Maximale Neigung: 250 
Legende
Schwarzatalbahn von Katzhütte
Drehscheibe
0,000 Obstfelderschmiede 339 m
Schwarzatalbahn nach Rottenbach
0,676 Ausweiche der Standseilbahn
1,351 Lichtenhain a. d. Bergbahn 662 m
Drehscheibe
Bergbahnstraße
Oberweißbacher Straße (Kreisstraße 26)
Wirtschaftsweg
3,006 Oberweißbach-Deesbach (ex Bhf.) 664 m
Wirtschaftsweg
3,986 Cursdorf (ex Bhf.) 678 m
Betriebsstrecken – Abschnitte werden bei der
Überstellung normalspuriger Fahrzeuge benützt
Die Güterbühne der Standseilbahn ist das Gegenstück zum Personenwagen, auf ihr der sogenannte Aufsetzwagen (ein früherer Beiwagen der ehemaligen Kleinbahn Schleiz–Saalburg)
Lichtenhain/Bergbahn: links die Bergstation der Standseilbahn (hinter dem Schneepflug ist der Aufsetzwagen sichtbar), rechts die Abfahrtsstelle der Adhäsionsbahn nach Cursdorf mit einem Triebwagen der Baureihe 479
Zwei Triebwagen der Baureihe 479 auf der Adhäsionsstrecke bei Cursdorf

Die Oberweißbacher Bergbahn ist eine Bahnstrecke im Thüringer Schiefergebirge. Sie verbindet seit 1922 den an der Schwarzatalbahn gelegenen Haltepunkt Obstfelderschmiede (Gemeinde Mellenbach-Glasbach) mit der Gemeinde Cursdorf.

Die Bahn besteht aus einer 1,351 km langen breitspurigen Standseilbahn und einer daran anschließenden 2,635 km langen normalspurigen und elektrifizierten Adhäsionsstrecke – zur Abgrenzung von der Seilbahn oft auch Flachstrecke genannt.

Beide Streckenteile sind betrieblich eng miteinander verbunden und stehen seit Januar 1982 als Denkmal der Produktions- und Verkehrsgeschichte unter Denkmalschutz[1]. Die Oberweißbacher Bergbahn wird heute von der Deutschen Bahn AG betrieben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vor dem Bau der Oberweißbacher Bergbahn waren die auf einer Hochfläche liegenden Ortschaften Lichtenhain, Oberweißbach, Deesbach und Cursdorf nur schlecht erreichbar, ein Personen- und Gütertransport war besonders im Winter zeitweise nicht möglich. Nach Abwägung der Kosten wurde 1919 zur Verbesserung der Verkehrssituation eine Anbindung mit einer Standseilbahn an die schon seit 1899/1900 bestehende Schwarzatalbahn beschlossen. Geplant war eine Kombination aus einer 1,351 km langen Standseilbahn (mit Güterbühne zum Transport normalspuriger Eisenbahnwagen) und einer daran angeschlossenen 2,635 km langen Adhäsionsbahn.

Hierfür gründeten der Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt und die Gemeinden Lichtenhain, Oberweißbach, Deesbach und Cursdorf im Juni 1919 die Oberweißbacher Bergbahn-Aktiengesellschaft. Der Bau wurde nach Plänen von Wolfgang Bäseler als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im September 1919 begonnen. Dazu errichtete die Eisenbahndirektion Erfurt im Schwarzatal neben der künftigen Talstation der Bergbahn für die Schwarzatalbahn den neuen Haltepunkt Obstfelderschmiede. Am 15. Februar 1922 wurde der Güterverkehr auf der Bergbahn aufgenommen und die Haltestelle Obstfelderschmiede eröffnet. Im Herbst 1922 konnte erst der Einbau von automatisch wirkenden Fangvorrichtungen erfolgen, so dass nach der eisenbahntechnischen Endabnahme am 15. Januar 1923 der Personenverkehr am 1. März 1923 aufgenommen wurde. Zwei Wochen später, am 15. März, eröffnete die Oberweißbacher Bergbahn AG ihre Strecke schließlich offiziell.[2]

An die Stelle des Gründungsgesellschafters Freistaat Schwarzburg-Rudolstadt trat 1920 das Land Thüringen, das seine Anteile 1926 in die landeseigene Aktiengesellschaft Thüringische Werke aus Weimar einbrachte. Zum 1. April 1949[1] wurde die Bahn auf Anordnung der Deutschen Wirtschaftskommission von der Deutsche Reichsbahn übernommen, seit dem 1. Januar 1994 gehört die Bergbahn zur Deutschen Bahn AG. Sie ist damit die einzige deutsche Seilbahn welche sich nicht in kommunalem oder privaten Besitz befindet. Zum 1. Januar 2002 wurde die Bahn zusammen mit der Schwarzatalbahn in die Tochtergesellschaft DB RegioNetz Oberweißbacher Berg- und Schwarzatalbahn (OBS) ausgelagert und von dieser für 20 Jahre gepachtet. Die OBS beschäftigt 29 Mitarbeiter. Sie ist als so genanntes Profitcenter organisiert, mit vor Ort tätigen Vertretern der DB RegioNetz Infrastruktur GmbH (RNI) als Eisenbahninfrastrukturunternehmen und DB RegioNetz Verkehrs GmbH (RNV) als Eisenbahnverkehrsunternehmen[3].

Standseilbahn

Der bemerkenswerteste Teil der Bahn ist die 1,351 km lange Standseilbahn, welche die Talstation am Haltepunkt Obstfelderschmiede mit der Bergstation Lichtenhain verbindet. Die Seilbahn ist mit einer Spurweite von 1.800 mm die einzige breitspurige Seilbahn Deutschlands und überwindet mit einer nahezu konstanten Steigung von 1:4 einen Höhenunterschied von 323 Metern.

Auf der Strecke pendeln abwechselnd ein Personenwagen (Wagen 1, 42 Sitzplätze, 58 Stehplätze, Leermasse 26 Tonnen) und eine sogenannte Güterbühne zum Transport normalspuriger Eisenbahnfahrzeuge (Leermasse 25 Tonnen). In Streckenmitte ist eine Abt'sche Ausweiche angeordnet, welche die selbsttätige Vorbeifahrt der Wagen ermöglicht. In der Talstation leitet eine weitere Abtsche Weiche den Personenwagen in eine Bahnsteighalle und die Güterbühne an eine Verladerampe.

Die Güterbühne ermöglicht über Drehscheiben an den Enden der Standseilbahn einen Fahrzeugaustausch zwischen der Schwarzatalbahn und der bei der Bergstation anschließenden normalspurigen Adhäsionsstrecke. Sie wurde eigentlich für den 1966 eingestellten Güterverkehr konzipiert und kann zweiachsige Güterwagen bis zu einer Masse von 27 Tonnen befördern – die Gesamtmasse beträgt dann zirka 52 Tonnen.

Um die Güterbühne nach der 1966 erfolgten Einstellung des Güterverkehrs ebenfalls zur Personenbeförderung nutzen zu können, wird auf sie seit 1972 der frühere Beiwagen EB 188 513 der ehemaligen Schleizer Kleinbahn aufgesetzt (der sogenannte Aufsetzwagen). Nachdem 1969 der elektrische Betrieb zwischen Schleiz und Saalburg aufgegeben wurde, kam er zur Bergbahn und wurde 1972 entsprechend angepasst. Er bietet jedoch nur 32 Sitzplätze. Seit dem 2. Mai 2008 kommt bei schönem Wetter von Sonntag bis Mittwoch alternativ ein offener Personenwagen ohne Dach zum Einsatz, sein Einsatz ist 2008 bis zum 3. Oktober vorgesehen. Die einfache Fahrtzeit beträgt 18 Minuten.

Adhäsionsstrecke

Die Adhäsionsstrecke ist 2,635 Kilometer lang und verbindet die Bergstation Lichtenhain a. d. Bergbahn mit Cursdorf, einzige Zwischenstation ist der Haltepunkt Oberweißbach-Deesbach. Die Kilometrierung der Flachstrecke erfolgt dabei bereits durchgehend ab Obstfelderschmiede, Bergbahn und Flachstrecke werden traditionell als betriebliche Einheit betrachtet.

Die Adhäsionsstrecke ist seit Eröffnung der Strecke elektrifiziert. Die Fahrdrahtspannung betrug zunächst 500 Volt Gleichstrom, im Zuge des 1982 durchgeführten Austauschs der Triebwagen wurde sie auf 600 Volt erhöht. Sie wird heute mit elektrischen Triebwagen der Baureihe 479 betrieben, für den Betrieb stehen insgesamt drei Wagen zur Verfügung. Planmäßig wird nur ein Umlauf eingesetzt (die einfache Fahrtzeit beträgt acht Minuten), fallweise wird dieser eine Umlauf auch mit einer Doppeltraktion gefahren – in diesem Fall werden zwei von drei Fahrzeugen gleichzeitig benötigt.

Während Personen stets in Lichtenhain umsteigen müssen, wurden normalspurige Güterwagen bis 1966 durchgehend befördert. Sie wurden mit der Güterbühne der Standseilbahn transportiert und dann auf der Flachstrecke an einen der Triebwagen angehängt. Deshalb verfügen alle Fahrzeuge der Flachstrecke bis heute über normale Schraubenkupplungen und Seitenpuffer. Nach der Einstellung des Güterverkehrs wurden in Oberweißbach-Deesbach das Überholgleis sowie zwei Ladegleise und in Cursdorf das Ladegleis zurückgebaut. Seitdem besteht die Strecke außerhalb des Bahnhofs Lichtenhain nur noch aus einem Gleis.

Tarif

Eine Besonderheit ist, dass die Bergbahn, einschließlich der Adhäsionsstrecke, nicht in das reguläre DB-Preissystem integriert ist. Obwohl sowohl die Seilbahnfahrten als auch die Züge auf der Flachstrecke unter der Zuggattung Regionalbahn (RB) verkehren, gilt ein Sondertarif, der deutlich über den üblichen Preisen im Öffentlichen Personennahverkehr liegt. Reguläre, durchgehende DB-Fahrscheine zu den Stationen der Bergbahn können nicht gelöst werden. Den Besitzern einer BahnCard, gleich welcher Variante, werden 25 Prozent Ermäßigung gewährt. Fahrkarten der Bergbahn berechtigen jedoch auch zur An- und Abfahrt mit der Schwarzatalbahn, auf welcher der bundesweit übliche Normaltarif gilt.

Fahrradmitnahme

Im Zuge der Rekonstruktion wurde dem Personenwagen 2002 am bergseitigen Ende eine Fahrradbühne angebaut, sie ist nur am Fahrgestell befestigt und kann acht Fahrräder aufnehmen. Seither ist die Fahrradmitnahme bei jeder zweiten Fahrt möglich, im Aufsetzwagen ist der Transport von Fahrrädern weiterhin nicht möglich. In den Triebwagen der Flachstrecke können ebenfalls Fahrräder mitgenommen werden.

Trivia

2007 wählten die Bürgermeister der in der Bergbahnregion zusammengeschlossenen Gemeinden eine "Bergbahnkönigin". Das Amt bekleidet die in Cursdorf lebende Sängerin Sylvia Laurent.[4]

Einzelnachweise

  1. a b http://bergbahntechnik.obs-info.de/OBS_techn_hist_Folder.pdf
  2. Michael Kurth: Die Oberweißbacher Bergbahn. Regionale Verkehrsgeschichte, EK-Verlag, Freiburg (1998) ISBN 3-88255-433-9, Seite 30f
  3. BahnInfo-Sonderseite
  4. http://www.sylvia-laurent.de/html/s&l/bergbahnkoenigin/koenigin.html

Siehe auch

Literatur

  • Günter Fromm: Aus der Geschichte der Oberweissbacher Bergbahn. Rockstuhl 1997. ISBN 3929000954
  • Michael Kurth: Die Oberweißbacher Bergbahn. Regionale Verkehrsgeschichte, EK-Verlag, Freiburg (1998) ISBN 3-88255-433-9

Weblinks

50.59861111111111.1305555555567Koordinaten: 50° 36′ N, 11° 8′ O


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