Obi (Kimonogürtel)

Obi (Kimonogürtel)

Obi (jap. ) ist der Gürtel der zum Kimono oder dem Keikogi (Sportkleidung für Budō) getragen wird. Das Wort leitet sich von Obebe ab, einem altertümlichen Wort im Kyoto-Dialekt für Kimono, ab.

Inhaltsverzeichnis

Kimono

In früheren Zeiten trugen in Japan sowohl Geishas als auch Oiran (Prostituierte) zu ihrem Kimono einen Obi, jedoch unterschieden sich diese in ihrer Trageweise. Geishas trugen (und tragen bis heute) den Obi in einem komplizierten Knoten auf dem Rücken, Prostituierte trugen den Obi-Knoten vorne vor dem Bauch, um ihn schnell ab- und wieder anlegen zu können. Das Material des Obis weist auf den finanziellen Status des Trägers hin. Weniger begüterte Geishas trugen Obis aus gefärbten Baumwollstoffen. Geishas aus wohlhabenden Häusern trugen dagegen meterlange Obis aus auffällig gefärbtem Seidenbrokat, welcher ein hohes Gewicht aufwies.

Der Obi-Knoten der Geishas erfordert von dem jeweilig zum Binden benötigten Ankleider sehr viel Geschick und wird mit unterschiedlich vielen Polstern gestützt, damit er seine Form behält. Ohne einen professionellen Ankleider ist es kaum möglich, faltenfrei die gewünschte Form zu erzielen.

Sowohl in seiner Machart, seinem Material und seinem Ausmaß übertrifft der Obi häufig die Auffälligkeit des Kimonos darunter; ein traditioneller Obi ist einige Meter lang und bis zu einem Meter breit, aus auffälligen, leuchtenden und edlen Materialien gefertigt, mit teuren, lackierten Fäden bestickt und bedeckt den gesamten Bauch der Geisha in mehreren Lagen bis hoch zum Brustbein. Er wird passend zum Kimono und passend zu den Jahreszeiten gewählt, steht jedoch häufig mit den Farben des Kimonos in einem starken Kontrast und bildet traditionell den wesentlich auffälligeren Teil der Kleidung einer Geisha.

Je nach Alter und Ausbildungsgrad der Geisha unterscheiden sich die Knoten und Länge des Obi. Eeine junge Lerngeisha, Maiko genannt, die unter zwanzig ist, trägt einen sogenannten darari obi, also "hängender Obi". Er ist sehr aufwändig, leuchtend bunt, schwer und raumeinnehmend, wird fast an den Schulterblättern geknotet und reicht bis zum Boden, kann dort sogar eine Schleppe bilden. Dieser auffallende Obi lässt bei dem Kimono der Lerngeisha nur einen Streifen des eigentlichen Kimonos an den Schultern und am unteren Teil des Kimonos frei. Bei der erwachsenen, älteren Geisha ist der Knoten ebenfalls aufwändig, der Obi jedoch weniger lang, sodass der Obi nicht bis zum Boden hinunterreicht und der Knoten wesentlich leichter ausfällt. Dieser Knoten hat häufig eine kleine Kastenform und wird übersetzt als "Trommelknoten" bezeichnet.

Budō

Obi in den Farben der Gokyū (fünf Schülergrade)

Im japanischen Kampfsport gehört er zu jedem Keiko-Gi und dient meist funktional zum Zusammenhalten des Uwagi (Anzugjacke). Im Iaidō und im Kenjutsu dient er auch zum Tragen des Schwerts in der Scheide. Außerdem zeigt er in vielen Budōkünsten und -Sportarten den Fortschrittsgrad eines Kämpfers an.

Material, Bindeart

Ein beim Jūdō und Aikidō üblicher Obi-Knoten
Eine gängige Art der Obi-Bindung beim Iaidō (normalerweise wird hier ein breiterer und längerer Obi verwendet)

Der Budō-Obi ist immer aus kräftigem Stoff, meistens Baumwolle, seltener Seide, und üblicherweise ca. 4 cm breit, kann aber (etwa im Iaidō) bis zu 8 cm breit sein. Der breitere Obi ist wichtig für den richtigen Sitz des Schwertes (s.o.). Der Gürtel wird mit einem Knoten gebunden.

Im Jūdō und im Aikidō wird der Obi oberhalb der Hüfte zweimal um den Körper gewickelt und vorn mit einem Kreuzknoten (Weberknoten) geschlossen (siehe obere Zeichnung).

Der Iaidō-Gürtel mit ca. 4 m Länge wird drei- bis viermal um den Körper gewickelt und dann mit einem besonders flachen Knoten geschlossen; anschließend wird der Gürtel so verschoben, dass der Knoten hinten auf den Lendenwirbeln sitzt (untere Abbildung).

Ursprung

Die Verwendung von farbigen Gürteln zur Anzeige des Fortschrittsgrades von Kämpfern geht zurück auf Jigorō Kanō. Dieser verwendete ursprünglich nur schwarze und weiße Gürtel. Diese beiden Farben werden noch heute in traditionellen Aikido-Richtungen und in Koryū-Schulen benutzt.

Später wurden auch andere Farben verwendet, wobei noch heute in Japan weniger Farben verwendet werden als in westlichen Ländern. Der Grundgedanke hinter den Farben war, das Können eines Kämpfers auf einen Blick einzuschätzen. Damit konnte ein Meister sofort seine Schüler verschiedenen Gruppen und Übungen zuordnen, die ihrem jeweiligen Entwicklungsstand gerecht wurden. Diese Notwendigkeit ergab sich, als die Bujutsu-Kampfkünste sich zu Budō-Sportarten entwickelten und damit der Unterricht nicht mehr ausschließlich persönlich und in Kleingruppen erfolgte.

In der westlichen Welt wurden später noch mehr Farben eingeführt, um als Motivation zu dienen und dem Schüler zu zeigen, dass auch kleine Fortschritte ihn weiterbringen.

Bedeutung der Farben

Die Gürtelfarben der Meistergrade im Budo

Meistergrade (Dan) werden meist durch einen schwarzen Gürtel gekennzeichnet. Manche Sportarten - wie zum Beispiel Jūdō - verwenden für hohe Meistergrade auch rot-weiße oder rote Gürtel.

Für die Schülergrade (Kyū) verwendet man in Japan meist Weiß und Braun, manchmal auch Gelb und Blau und seltener auch Grün. In den westlichen Ländern findet man noch andere Farben, beispielsweise Orange oder Violett, oder auch gemischt farbige Gürtel (z. B. beim Jūdō). Diese weisen neben einer Grundfarbe noch einen andersfarbigen oder weißen Streifen in der Mitte auf, welcher den Übergang zur nächsten Stufe symbolisieren soll.

Allerdings werden (auch im Westen) nicht in allen Sportarten solche Farbsysteme verwendet. Im Iaidō z. B. hat die Gürtelfarbe keine Aussage über den Fortschritt des Trägers.


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  • Obi — Obi, der oder das; [s], s <japanisch> (Kimonogürtel; Judo Gürtel der Kampfbekleidung) …   Die deutsche Rechtschreibung

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