Oecussi-Ambeno

Oecussi-Ambeno
Distrikt von Oecussi-Ambeno
Lage des Distrikts Oecussi-Ambeno
Statue am Ufer von Pante Macassar
Daten
Hauptstadt Pante Macassar
Fläche 814,66 km² (8.)
Einwohnerzahl (2004)[1] 57.469 (6.)
Bevölkerungsdichte 70,5 Einw./km² (4.)
Zahl der Haushalte (2004) 13.659 (6.)
ISO 3166-2: TL-OE
Subdistrikte Einwohner
Nitibe 11.052
Oesilo 10.220
Pante Macassar 29.058
Passabe 7.139
Karte
Übersichtskarte des Distrikts Oecussi-Ambeno

Der Distrikt Oecussi-Ambeno (andere Namen: Oecusse-Ambeno, Ocussi-Ambeno, Oecússi-Ambeno, Ocussi, Oecússi, Oekussi, Oekusi, Okusi, Oé-Cusse, Ambeno, in Tetum: Oe-Kusi Ambenu) ist eine Exklave Osttimors an der Nordküste des indonesischen Westtimors. Kulturell, wirtschaftlich und auch familiär bestehen enge Verbindungen zwischen Oecussi-Ambeno und dem restlichen Westtimor. Oecussi-Ambeno wird in der Verfassung von Osttimor ein administrativer und wirtschaftlicher Sonderstatus zugestanden.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Verwaltungsgliederung von Oecussi-Ambeno

Oecussi-Ambeno hat eine Fläche von 814,66 km². Der Distrikt ist außer im Norden, wo er an die Sawusee grenzt, vollständig von indonesischem Staatsgebiet umgeben. Die Küstenlinie ist etwa 50 km lang, die Landgrenze etwa 300 km. Die Hauptstadt ist Pante Macassar (Pante Makasar, Oecussi), das 281 km westlich von Dili liegt. Der Suco Costa ist als urban klassifiziert. Der Distrikt Oecussi-Ambeno ist in vier Subdistrikte mit insgesamt 18 Sucos und 60 Ortschaften und Weiler unterteilt. Die Subdistrikte sind Nitibe, Oesilo, Pante Macassar und Passabe.

Der wichtigste Fluss ist der Tono. Der Fluss entspringt im Subdistrikt Oesilo und mündet bei Pante Macassar (Oecussi), der Distriktshauptstadt. Jenseits des Tonos besteht der Distrikt aus einer Landschaft mit wasserarmen Hügeln mit 800 bis 900 m Höhe. Höchster Berg im Distrikt ist der Pico do Nipane (Nipane Peak) im Subdistrikt Pante Macassar mit 1.561 m Höhe. Im Westen finden sich letzte Reste von Regenwald. Harthölzer, wie Teak finden sich in Bobometo (Subdistrikt Oesilo).

Die Trockenzeit herrscht zwischen Mai und November, in der Regenzeit kommt es vor allem im Hochland zu schweren Regenfällen, die an den Flüssen zu Überschwemmungen führen, besonders in Citrana und Passabe. Passabe wird in dieser Zeit völlig von der Außenwelt abgeschnitten. In dieser Zeit nimmt auch die Gefahr durch die Malaria zu. Juni bis August werden die höchsten Temperaturen erreicht bei einer geringen Luftfeuchtigkeit und kühlen Abenden.

Um drei Grenzgebiete wird noch mit Indonesien über die Zugehörigkeit gestritten: Die Insel Fatu Sinai, 12 km vor der Küste des westlichsten Punkts des Distrikts, Nuaf Bijae Sunan (Subdistrikt Passabe) und ein Gebiet bei Naktuka (Subdistrikt Nitibe).

Von Oecussi-Ambeno aus, führen Grenzübergänge bei Bobometo (Subdistrikt Oesilo), Sakato und Passabe nach Westtimor. Allerdings sind nur Bobometo und Sakato legale Übergänge.

Einwohner

Die meisten der 57.469 Einwohner (2004) lebt an den Ufern des Tono. Die Bevölkerungsdichte beträgt 70,5 Einwohner/km². Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 18,1 Jahren in Oesilo und 19,5 Jahren in Passabe (2004). Zwischen 1990 und 2004 wuchs die Zahl der Einwohner jährlich um 1,16 %, zwischen 2001 und 2004 sogar um 8,21 %. Hat in Passabe jede Frau durchschnittlich 5,54 Kinder, steigt die Anzahl über 5,92 in Pante Macassar und 6,76 in Oesilo, bis auf 6,88 Kinder pro Frau in Nitibe an (Landesdurchschnitt 6,99). Die Kindersterblichkeit lag 2002 in Passabe bei 80 Todesfällen pro 1000 Lebendgeburten (1996: 78), in Oesilo bei 115 (133), in Nitibe bei 119 (137) und in Pante Macassar bei 122 (119). Der Landesdurchschnitt betrug 98. Pante Macassar und Passabe sind zwei von 14 Subdistrikten, in denen die Kindersterblichkeit entgegen dem Landestrend anstieg.[2]

Zumeist sind die Einwohner katholische Christen. Sie gehören größtenteils zu den Atoni, der größten ethnischen Gruppe in Westtimor. Dabei wird im Distrikt zwischen den Bewohnern des Hochlandes und des Tieflandes unterschieden. Das Verhältnis der Gruppen ist meist friedlich, ab und zu kommen aber Spannungen zum Vorschein.

Gesprochen wird zumeist Atoni, das auch im indonesischen Teil Westtimors gesprochen wird. 59,7 % nennen als ihre Muttersprache Baikeno, einen Dialekt des Atoni. Die Baikenosprecher bilden die größte Bevölkerungsgruppe in den Subdistrikten Pante Macassar und Passabe. Tetum, Indonesisch und Portugiesisch sind ebenfalls verbreitet, aber gerade mal 1000 Einwohner nennen Tetum als ihre Muttersprache. Muttersprachler von Bahasa Indonesia und Portugiesisch sind eine verschwindend geringe Minderheit. Berücksichtigt man aber auch die Zweitsprachen, so sprechen 27,5 % Tetum, 39,8 % Bahasa Indonesia und 9,9 % Portugiesisch. Die Analphabetenrate beträgt 61,9 % (Frauen: 64,1 %; Männer: 59,6 %), die höchste Rate im ganzen Land. Nur 7,0 % der über 18jährigen haben die Sekundarschule abgeschlossen (Frauen: 4,6 %; Männer: 9,5 %).[2]

Geschichte

Bereits vor den Europäern trieben chinesische Händler mit den Einwohnern Oecussi-Ambenos Handel. Vor allem Sandelholz war eine beliebte Handelsware. An diesem Ort setzten sich die Portugiesen erstmals auf Timor fest. 1556 gründeten Dominikaner den Ort Lifau, 6 km westlich des heutigen Pante Makasar, zur Sicherung des Sandelholzhandels. Nach der großangelegten Invasion der Portugiesen ins Innere Timors 1642, nahm die Einwanderung der Topasses (auch schwarze Portugiesen genannt) nach Timor zu. Die Topasse waren Nachfahren von portugiesischen Soldaten, Seeleuten und Händlern, die Frauen von Solor heirateten. Sie bestimmten maßgeblich die Entwicklungen auf Timor im 17. und 18. Jahrhundert. Unterstützt wurden sie dabei von den Dominikanern. Zentrum der Topasse wurde Lifau, die Hauptbasis der Portugiesen auf Timor. Von hier aus breiteten sie sich weiter ins Landesinnere bis nach Kefamenanu and Niki Niki aus und gründeten ihre eigenen Reiche, die sie als Liurais (timoresischer Kleinkönig) regierten. Zwei dieser Reiche kontrollierten das Gebiet des heutigen Distrikts und sind dessen Namensgeber: Oecussi und Ambeno.[3][4]

1641 schloss Amanubang, der Herrscher von Lifau ein Bündnis mit Portugal und trat zum Christentum über. 1642 wurde ein portugiesischer Verwalter (Generalkapitän) für die Kolonie ernannt, aber die wirkliche Herrschaft lag bei den Topasse-Liurais, wobei zwei Familienclans um die Macht konkurrierten: Die da Hornay (de Ornai) und die da Costa. 1663 wurde erstmals ein Topasse zum Generalkapitän ernannt. 1701 entsandte Portugal mit António Coelho Guerreiro (1702 bis 1705) erneut einen Gouverneur nach Timor, nachdem bereits zwei Gouverneure zuvor am Versuch gescheitert waren, die Kontrolle zurück zu gewinnen. Am 20. Februar 1702 begann Guerreiro mit seinem Dienst in Lifau. Damit waren die Dominikaner von der Administration der Besitzung offiziell entbunden. Bis 1705 hielt Guerreiro durch, bevor er von den Topasse vertrieben wurde. Die Portugiesen kehrten nach Lifau zurück, aber ihre Macht blieb eingeschränkt. Die Topasse kontrollierten weiterhin den Sandelholzhandel im Inselinneren.[3]

Die Topasse sahen sich aber von mehreren Seiten bedroht. Einmal durch portugiesische Händler, die durch die Krone eine Erlaubnis erhielten die Kontrolle über den Sandelholzhandel zu übernehmen, dann durch die Dominikaner, die versuchten eine eigene unabhängige Machtbasis auf Timor aufzubauen und auch die einheimischen Kleinkönige rebellierten regelmäßig, sowohl gegen Topasse, als auch Portugiesen. Jedoch einigte alle der Kampf gegen die Expansion der Niederländer. Dreimal versuchten die Topasse auch die Niederländer von Timor zu vertreiben. Als jedoch 1749 ein Angriff von Portugiesen und Topasse auf Kupang, trotz Übermacht, in einem Desaster endete, brach die Herrschaft beider in Westtimor zusammen. Bei der Schlacht von Penfui (heute liegt dort der Flughafen Kupangs) wurden viele Führer der Topasse getötet. Ein Großteil der regionalen Herrscher Westtimors schlossen 1756 Verträge mit der niederländischen Ostindien-Kompanie. Am 11. August 1769 wurde der portugiesische Gouverneur António José de Menezes durch die Topasse gezwungen Lifau zu verlassen. Neue Hauptstadt der Portugiesen auf Timor wurde Dili. Trotzdem wehte weiterhin die portugiesische Flagge über Ambeno. Die lokalen Topasse-Herrscher standen zu ihrer Allianz mit den weißen Portugiesen und ihrem Gouverneur in Dili.[3]

Erst im Vertrag von Lissabon wurde die Insel 1859 endgültig zwischen den beiden Kolonialmächten in einen niederländischen Westteil und einen portugiesischen Ostteil aufgeteilt und Oecussi-Ambeno kam auch offiziell unter portugiesische Kontrolle. Da der Konflikt mit den Niederländern nun weitgehend beigelegt war, konnte Portugal seine Kräfte dafür verwenden, die Kontrolle über die lokalen Herrscher auszubauen. Dies führte zwischen 1960 und 1912 zu zahlreichen Aufständen (siehe Anti-Steuer-Rebellionen). Während der Rebellion in Cová (1868-1871) unterstützten Oecussi und Ambeno die Portugiesen. Im Mai 1912 kam es aber während der großen Rebellion von Manufahi auch in Oecussi zum Aufstand gegen die Kolonialherren. Mit Unterstützung durch das Kanonenboot Pátria konnte der Aufstand niedergeschlagen werden. Die endgültige Grenze zwischen Niederländern und Portugiesen wurde erst 1916 vertraglich in Den Haag festgelegt. Dabei wurde auch die südlich von Oecussi-Ambeno gelegene portugiesische Exklave Noimuti gegen die niederländische Besitzung Maucatar eingetauscht.[3] Im Zweiten Weltkrieg besetzen die Japaner die gesamte Insel zwischen 1942 und 1945.

In den Wirren der letzten Monate der portugiesischen Herrschaft über Osttimor besetzte Indonesien bereits am 6. Juni 1975 Oecussi-Ambeno. Im Oktober folgte die Invasion in die Distrikte Bobonaro und Cova Lima.[5] Als schließlich die FRETILIN am 28. November 1975 Osttimor für unabhängig von Portugal erklärte, wurde bereits am Tag darauf die indonesische Flagge in Pante Macassar gesetzt. Die Invasion in das restliche Osttimor begann am 7. Dezember 1975. Oecussi-Ambeno blieb in der indonesischen Besatzungszeit Teil der Provinz Osttimor (indonesisch: Timor Timur). Erst im Herbst 1999 zogen die Besatzer ab und hinterließen in Oecussi 90 % der Häuser zerstört, ebenso die restliche Infrastruktur. Von Indonesien aufgestellte Milizen, hauptsächlich die lokale Sakunar, verübten noch im September mehrere Massaker unter der Bevölkerung. Im Oktober besetzte die INTERFET im Auftrag der Vereinten Nationen die Enklave und sorgte wieder für Ruhe und Ordnung. Am 20. Dezember fanden UN-Mitarbeiter Massengräber mit Opfern der Gewalt. 2002 wurde Osttimor mit Oecussi-Ambeno als Exklave ein unabhängiger Staat.

Der fiktive Staat Ocussi-Ambeno

In den 1970er und 1980er Jahren gründete eine Gruppe um den neuseeländischen Anarchisten Bruce Grenville einen fiktiven Staat, das Sultanat von Occusi-Ambeno. Sie erfanden eine Geschichte des Landes und begannen Briefmarken, Briefköpfe usw. herauszugeben. Die Briefmarken fanden weltweit unter Sammlern Absatz.[6]

Politik

Stand: 2005 (Neuwahl: 2009)

  • Distriktadministrator: Fransisco Marques
  • Vizedistriktadministrator Fransisco Bano.
  • Distriktentwicklungsbeamter: Domingos Maniquin
  • Chef des Bildungsamt: Venancio Lafu
  • Chef des Gesundheitsamt: Manuel da Cunha
  • Chef des Landwirtschaftsamt: Jose Oki
  • Kommandant der Distriktpolizei: Mateus Mendes
  • Chef des Subdistrikts Pante Makassar: Jose "Camada" Martins
  • Chef des Subdistrikts Oesilo: Lamberto Punef
  • Chef des Subdistrikts Passabe: Adelino Cau
  • Chef des Subdistrikts Nitibe: Miguel Busan


  • Liurai: Antonio da Costa.
  • Chefe Emnasi: Antonio Bobo.

Wirtschaft

82 % der Einwohner Oecussi-Ambenos leben von der Landwirtschaft und der Fischerei, wobei die Fischerei eine geringe Rolle spielt. An den Ufern des Tono wird in Lifau und Padiae Reis angebaut. 79 % der Haushalte im Distrikt ernten Kokosnüsse, 71 % Maniok, 32 % Reis (vor allem in Pante Macassar), 20 % Mais und 11 % Kaffee.[2] Außerdem werden Süßkartoffeln, Bohnen und verschiedene Kürbisse angepflanzt. Der Rinderhandel mit Indonesien ist eine Haupteinnahmequelle der Einwohner des Distrikts. 65 % der Haushalte halten Rinder. Mit über 21.000 Tieren hat Oecussi-Ambeno nach Bobonaro den größten Rinderbestand des Landes. Daneben werden Hühner (etwa 62.000), Schweine (23.000), Ziegen (15.000), Pferde (1.800) und Wasserbüffel (1.300) gehalten.[2] In Pasar Tono findet einmal die Woche der wichtigste Markt der Region statt.

Weblinks

Quellen

Einzelnachweise

  1. Statistisches Amt Timor-Leste Census 2004
  2. a b c d Census of Population and Housing Atlas 2004
  3. a b c d History of Timor – Technische Universität Lissabon
  4. Tony Wheeler, Xanana Gusmao, Kristy Sword-Gusmao: East Timor. Lonely Planet, London 2004, ISBN 1740596447
  5. Nations Encyclopedia
  6. Bruce Grenville and the Utopian State of Occussi-Ambeno

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