Asch-schaybi

Asch-schaybi

Abdullah al-Harari (arabischعبد الله الهرري‎, DMG Abdullah aus Harar) oder Abdullah al-Habashi (‏عبد الله الحبشي‎, DMG ʿAbdullāh al-Ḥabašī, „Abdullah der Abessinier“), mit vollem Namen Abdullah ibn Muhammad ibn Yusuf al-Harari asch-Schibi al-Abdari / ‏عبد الله بن محمد بن يوسف الهرري الشيبي العبدري‎ / ʿAbdullāh bin Muḥammad bin Yūsuf al-Hararī š-Šībī l-ʿAbdarī (* 1910 in Harar, Äthiopien; † 2. September 2008 in Beirut, Libanon), war ein islamischer Rechtsgelehrter und Begründer der nach seiner Herkunft benannten religiösen Bewegung der al-Ahbasch.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Studien

Abdullah wurde in Harar geboren, einer im sunnitischen Islam als heilig geltenden Stadt im Kaiserreich Abessinien (arabisch: ‏الحبشة‎ al-Habascha, DMG al-Ḥabaša), dem heutigen Äthiopien. Aufgewachsen ist er in den bescheidenen Verhältnissen einer religiösen Familie.

Er konnte bereits mit sieben Jahren den Koran auswendig und wurde durch seinen Vater mit Werken der islamischen Rechtswissenschaft (Fiqh) vertraut gemacht. Später befasste er sich mit den Überlieferungen des Propheten Mohammed, den Hadithen und lernte deren sechs Bücher mit ihren Überlieferungsketten auswendig. Er bereiste das damals italienisch besetzte Kaiserreich Abessinien sowie Britisch- und Französisch-Somaliland, um bei verschiedenen Gelehrten zu studieren. Dabei eignete er sich auch Wissen der schafiitischen Rechtsschule sowie der malikitischen, hanafitischen und hanbalitischen Rechtslehren an. Seine Kenntnisse der gelehrten Handschriften erlaubten ihm, die Lesarten handschriftlich überlieferter Quellen wie auch gedruckte Werke islamischer Gelehrter kritisch zu beurteilen.

Er erhielt früh eine Lehrerlaubnis und durfte als Mufti islamische Rechtsgutachten (Fatwa) erteilen. Mit seinen religiösen Vorstellungen geriet er jedoch bald mit den Anhängern von Haddsch Yusuf Abdulrahman in Konflikt, der die wahhabitische Auffassung Saudi-Arabiens vertrat. Mit Hilfe der äthiopischen Regierung konnte sich Abdullah al-Habaschi zunächst durchsetzen. Die Schule seines Gegners wurde geschlossen, einige von dessen Anhängern inhaftiert. Bei einer erneuten Konfrontation hatte jedoch Haddsch Yusuf Abdulrahman die besseren Verbindungen zur Führung; 1947 ließ Kaiser Haile Selassie Abdullah al-Habaschi des Landes verweisen.

In der Folge setzte Abdullah seine Studien fort, reiste über Somalia, Saudi-Arabien und Jerusalem nach Damaskus und siedelte 1950 in den Libanon nach Beirut über. Erst 1983 trat er wieder öffentlich in Erscheinung, als seine Gefolgsleute die 1930 von Schaich Ahmad al-Adschuz gegründete Society of Islamic Philanthropic Projects (Dschamiya al-Maschari al-Chairiya al-Islamia / ‏جمعية المشاريع الخيرية الإسلامية‎ / Ǧamʿīya al-Mašārīʿ al-Ḫairīya al-Islām) übernahmen.

1996 und 2003 reiste er – nach 40 Jahren – zurück nach Harar, um seine Glaubensauffassung zu lehren und gegen wahhabitische Standpunkte zu predigen. Zuletzt lebte er wieder im Libanon, wo er 98-jährig zu Beginn des Ramadan am 2. September 2008 verstarb.[1]

Wirkung

Abdullah al-Harari war als Gelehrter der Schriften des Islam anerkannt. Seine Lehren, Predigten und sein Wirken in Harar haben Einfluss auf den Islam in Äthiopien und darüber hinaus.

Die mit Übernahme der Society of Islamic Philanthropic Projects in Beirut begründete Bewegung hat im Libanon Einfluss gewonnen und breitete sich über die straff organisierte AICP (Association of Islamic Charitable Projekts) und durch libanesische Auswanderer weltweit aus. Die offizielle Führung dieser Organisation übernahm Sheikh Abdullah aber nicht mehr selbst.

Zwar vertraten er und seine Anhänger die politische Gewaltlosigkeit, was ihm und seiner Bewegung vor allem in der westlichen Welt viel Sympathie eingebracht hat; seine Gegner bezeichneten ihn aber auch als „Sheikh of strife“ (Scheich des Unfriedens). Von Fundamentalisten und Wahhabiten wurde er strikt abgelehnt oder sogar als Ungläubiger bezeichnet, und auch er begegnete seinen Gegnern mit kompromissloser Ablehnung und unter Zuhilfenahme ordnungspolitischer Instanzen.

Werke

Die folgenden Werke sind bei „Dar Al-Mashari'“ in Beirut zu finden:

  • „Die Erläuterung der tausend Zeilen des Gelehrten as-Suyûtiyyin der Hadit-Terminologie“ (Scharhu alfiyati s-Suyûtî fî Mustalahi l-Hadîth)
  • „Ein Gedicht über die Glaubenslehre in rund 60 Versen“ (Qasîdatun fî l-I^tiqâdi taqa^u fî Sittîna Baytan)
  • „Der richtige Weg betreffend die Glaubenslehre“ (As-Sirâtu l-Mustaqîm fi t-Tawhîd, Hg.)
  • „Die Erläuterung des Werkes ‚Der richtige Weg betreffend die Glaubenslehre‘ mit authentischen Beweisen“ (Ad-Dalîlu l-Qawîm ^alâ s-Sirâti l-Mustaqîm fit-Tawhîd)
  • „Zusammenfassung der Lehren von Schaykh ^Abdu l-Lâh al-Harariyy, welche das individuelle Pflichtwissen der Religion nach der schâfi^îtischen Rechtsschule umfasst“ (Mukhtasaru ^Abdi l-Lâhi l-Harariyy al-Kâfilu Bi ^ilmi d-Dîni d-Darûriyy ^alâ Madhhabi l-Imâmi sch-Schâfi^iyy, Hg.)
  • „Zusammenfassung der Lehren von Schaykh ^Abdu l-Lâh al-Harariyy, welche das individuelle Pflichtwissen der Religion nach der mâlikîtischen Rechtsschule umfasst“ (Mukhtasaru ^Abdi l-Lâhi l-Harariyy al-Kâfilu Bi ^ilmi d-Dîni d-Darûriyy ^alâ Madhhabil-Imâmi Mâlik)
  • „Zusammenfassung von Schaykh ^Abdu l-Lâh al-Harariyy, welche das individuelle Pflichtwissen der Religion nach der hanafîtischen Rechtsschule umfasst“ (Mukhtasaru ^Abdi l-Lâhi l-Harariyy al-Kâfilu Bi ^ilmi d-Dîni d-Darûriyy ^alâ Madhhabi l-Imâmi Abî Hanîfah)
  • „Das Begehren des Schülers. Eine Abhandlung über das obligatorische Wissen in der islamischen Religion“ (Bughyatu t-Tâlib Lima^rifati l-^ilmi d-Dîni l-wâdjib, Hg.)
  • „Schlagfertige Antworten gegen die Verleumder der authentischen Hadîthe“ (At-Ta^aqqubu l-Hathîth ^alâ Man Ta^ana Fîmâ Sahha Mina l-Hadîth)
  • „Die Bestätigung des Werkes ‚Schlagfertige Antworten gegen die Verleumder der authentischen Hadîthe‘“ (Nusratu t-Ta^aqqubi l-Hathîth ^alâ Mana Ta^ana Fîmâ Sahha Mina l-Hadîth, Hg.)
  • „Die schönen, reinen Düfte am Geburtstag des besten aller Geschöpfe“ (Ar-Rawâ’ihu z-Zakiyyah fî Mawlidi Khayri l-Bariyyah)
  • „Die Erläuterung des Werkes des Gelehrten an-Nasafiyy in der Glaubenslehre“ (Al-Matâlibu l-Wafiyyah Scharhu l-^aqîdah t-Tahâwiyyah)
  • „Die Darlegung der sunnitischen Glaubenslehre anhand der Erläuterung des Werkes des Gelehrten at-Tahâwiyy ‚Die Glaubenslehre‘“ (Idhhâru l-^aqîdati s-Sunniyyah Bischarhi l-^aqîdati t-Tahâwiyyah)
  • „Die Erläuterung der tausend Verse des az-Zubad in der schâfi^îtischen Rechtswissenschaft“ (Scharhu Alfiyati z-Zubad fi l-Fiqhi sch-Schâfi^iyy, Hg.)
  • „Die Erläuterung des Werkes des Abî Schudjâ^s in der schâfi^îtischen Rechtswissenschaft“ (Scharhu Matni Abî Schudjâ^ fi l-Fiqhi sch-Schâfi^iyy)
  • „Die präzise Begriffsanalyse des Werkes ‚Der richtige Weg betreffend der Glaubenslehre‘“ (Asch-Scharhu l-Qawîm fî halli Alfâthi s-Sirâti l-Mustaqîm)
  • Die Erläuterung des Werkes „al-^Aschmâwiyyah“ in der mâlikîtischen Rechtswissenschaft (Scharhu Matni l-^Aschmâwiyyah fi l-Fiqhi l-Mâlikiyy)
  • „Die Erläuterung des Werkes ‚Scharhu Mutammimati Al-Âdjrûmiyyah‘“ (eine Abhandlung über die arabische Grammatik, Scharhu Mutammimati l-Âdjrûmiyyah fî n-Nahwi)
  • „Die Erläuterung des Werkes „al-Bayqûniyyah“ in der Hadît-Terminologie“ (Scharhu l-Bayqûniyyah fî l-Mustalah)
  • „Der eindeutige Beweis gegen diejenigen, die dem Koran widersprechen“ (Sarîhu l-Bayân fî r-Raddi ^alâ Man Khâlafa l-Qur’ân, Hg.)
  • „Aufdeckung der irreführenden Aussagen des Ahmad bin Taymiyyah durch sunnitische Abhandlungen“ (al-Maqâlâtus-Sunniyyah fî Kaschfi Dalâlâti Ahmad ibn Taymiyyata)
  • „Die aufgereihten Perlen in den Koran-Rezitationsregeln“ (ad-Durru n-Nadîd fî ’Ahkâmi t-Tadjwîd)
  • „Erläuterung der 13 Eigenschaften Gottes(Scharhu s-Sifâti th-Thalâtha ^aschrata l-Wâdjibati lil-Lâh)
  • „Die rettende Glaubenslehre. Eine vorgetragene Abhandlung“ (al-^aqîdatu l-Mundjiyatu)
  • „Erläuterung des Werkes ‚at-Tanbîh‘ des Gelehrten asch-Schirâziyy in der schâfi^îtischen Rechtswissenschaft“ (Scharhut-Tanbîh lil-Imâm Schîrâziyy fi l-Fiqhi sch-Schâfi^iyy)
  • „Erläuterung des Werkes ‚Die Lehrmethode für Schüler‘ des Gelehrten Zakariyyâ al-Ansâriyy in der schâfi^îtischen Rechtswissenschaft“ (Scharhu Manhadji t-Tullâb lisch-Schaykhi Zakariyyâ l-Ansâriyy fi l-Fiqhi sch-Schâfi^iyy)
  • „Erläuterung des Werkes ‚Der sichere Weg, um die Liebe Gottes zu erlangen‘ des Gelehrten ^Abdu l-Lâh Bâ^lawiyy(Scharhu Kitâbi Sullami t-Tawfîq Ilâ Mahabbati l-Lâhi ^alâ t-Tahqîq)
  • „Erläuterung des Werkes ‚Eine Abhandlung in Gedichtform‘ des Gelehrten As-Sabbân(Scharhu Mandhûmati s-Sabbân fi l-^arûd)
  • „Die sunnîtische Widerlegung der irreführenden Aussagen der Sekte Hizbu t-Tahrîr(al-Ghâratu l-Îmâniyyah fi Raddi Mafâsidi t-Tahrîriyyah)
  • „Die prachtvolle Perle in der Begriffsanalyse des Werkes des Gelehrten at-Tahâwiyy ‚Die Glaubenslehre‘“ (ad-Durratu l-Bahiyyah fî Halli alFâdhi l-^aqîdati t-Tahâwiyyah)
  • „Widerlegung der Behauptung einiger, dass der Prophet alles wüsste, was Allâh weiß“ (Risâlatun fi r-Raddi ^alâ Qawli l-Ba^di Inna r-Rasûla Ya^lamu kulla schay’in Ya^lamuhu l-Lâh – eine grundlegende Schrift, die vor allem der Textkritik des Koran neue Möglichkeiten eröffnete)
  • „Verwerfung der Behauptung, dass das erste Geschöpf das Licht des Propheten Muhammad sei“ (Risâlatun fî Butlâni da^wâ Awwaliyyati n-Nûri l-Muhammadiyy)
  • „Islamisch notwendige Warnung“ (at-Tahdhîru sch-Schar^iyyu l-Wâdjibu)
  • „Die gegenseitige Unterstützung bei der Verwerfung des Bösen“ (at-Ta^âwunu ^ala n-Nahyi ^ani l- Munkar)

Einzelnachweise

  1. The Jerusalem Post: Founder of Lebanon fundamentalist Sunni group dies at 98 vom 2. September 2008.

Weblinks


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