Ohrschmuck

Ohrschmuck

Ein Ohrring ist ein am Ohr getragenes Schmuckstück. Es wird entweder durch ein Ohrloch im Ohr (als Piercing) oder als Ohrclip am Ohrläppchen befestigt.

Verschiedene Ohrringe am Schmuckboard

Inhaltsverzeichnis

Material

Ohrringe sind häufig aus Metall gefertigt, aber auch Knochen, Holz, Kunststoff und andere harte Materialien werden verwendet. Die Teile können aus nahezu beliebigem Material bestehen, einschließlich Glas, Schmucksteinen und Perlen. Die Formen der Ohrringe variieren von kleinen Ringen oder Steckern bis hin zu großen Gehängen. Die Belastbarkeit des Ohrlochs (und des Ohres), sowie der Durchmesser der Aufhängung beschränken Größe und Gewicht.

Geschichte

Der bisher älteste Fund eines Ohrrings datiert auf 7500 bis 8200 Jahre und wurde in der Stadt Chifeng in der Inneren Mongolei gemacht. Die Ohrringe, von denen mehrere Paare gefunden wurden, sind aus Jade und 2,5 bis 6 cm groß.

Kulturelle Bedeutung

Ohrringe wurden und werden in vielen Kulturen der Erde von beiden Geschlechtern getragen, allerdings häufiger von Frauen. In einigen Kulturen vergrößert man die Ohrlöcher mittels immer größeren und schwereren Ohrringen immer weiter. Die sogenannten Fleischtunnel, das Dehnen von Piercings, erfreuen sich inzwischen auch in Deutschland und Österreich größerer Beliebtheit. Hier wird allerdings mittels Dehnsichel das Ohrloch allmählich vergrößert oder ein großes Loch ausgestanzt (Dermal Punch), um entsprechenden Schmuck einzusetzen.

Vielfach trugen Seeleute goldene Ohrringe, und zwar im Gegenwert eines christlichen Begräbnisses. Sie sollten, falls der Seemann nach einer Havarie o. ä. an Land getrieben und von Christen gefunden würde, sein Begräbnis finanzieren.

In Europa waren Ohrringe bei Männern während des 19. und 20. Jahrhunderts unüblich. Für das 17. und 18. Jahrhundert belegen Erzählungen und zahlreiche Portraits, dass auch Männer sie trugen. Seit den 1970er Jahren wurde es für Jungen und Männer in Europa zunehmend üblicher, einen Ohrring im linken Ohr zu tragen. Später, etwa seit Ende der 1980er Jahre, kamen auch bei Männern Ohrringe in beiden Ohren auf. Die Popularisierung dieser Sitte ist wesentlich der Jugendkultur zuzuschreiben. Inzwischen ist das Tragen von Ohrringen bei Männern heute vor allem Ausdruck individuellen Selbstbewußtseins und mittlerweile weniger eines Gruppenbewußtseins.

Zunftzugehörigkeit

Im Mittelalter war es bei einigen Zünften üblich, die Zugehörigkeit durch einen Ohrring auszudrücken. Der war aus Gold und diente dem Bestatter als Entlohnung im Todesfall. Bei Verstößen gegen die Zunftordnung, also Unzünftigkeit, wurde er ausgerissen, was so den Begriff Schlitzohr für ein Schandmal prägte.

Volksheilkunde

Im 17. Jahrhundert wurden zur Behandlung von Augenleiden die Ohrläppchen durchstochen; insbesonder die Haarseilmethode genoss in der Schulmedizin große Wertschätzung. Handbücher über Volksheilkunde des 18. und 19. Jahrhunderts empfahlen auch mit Seide übersponnene Darmsaite oder goldene Ohrringe gegen Augenleiden zu tragen. Die medizinische Verwendung von Ohrringen bei Augenleiden wurde in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend aufgegeben, blieb aber als Hausmittel der Volksmedizin weiterhin in Anwendung. Auch bei der Popularisierung des Kinderohrrings (als einfacher Golddraht mit Korelle) zum Ende des 19. Jahrhundert mag latent die alte Vorstellung der Schutzfunktion immer noch vorhanden gewesen sein; so erhielten im bürgerlichen Milieu Mädchen vor ihrer Einschulung ein Paar Kinderohrringe.[1]

Ohrloch

Ohrring

Ohrringe und Ohrstecker – nicht Ohrclips – sind in Ohrlöchern befestigt, die entweder gestochen oder geschossen werden. In der Vergangenheit wurden die Ohrläppchen häufig mit Nadeln durchstochen und dann Blei- oder Golddraht durchgezogen; erst seit 1800 sind spezielle Geräte zum Stechen von Ohrlöchern nachgewiesen. Im 19. Jahrhundert waren Ohrlochzangen im Gebrauch; erste Ohrlochpistolen kamen ab 1958 auf den Markt: Die Nadel wurde per Federdruck durch das Ohrläppchen geschossen; nach dem Durchstich musste jedoch der Ohrring in das Loch eingeführt werden.[2]

Beim heutigen Ohrringstechen durchsticht man heute meist das Ohrläppchen mit einem dafür geeigneten Ohrring aus chirurgischem Stahl: Meist schießt eine so genannte Ohrlochpistole den Ohrstecker durch das Ohr. Der Stichkanal verheilt nach circa sieben bis acht Wochen. Danach bleibt ein kleines Loch zurück, in dem sich ein Ohrring befestigen lässt.

Gefahren

Zwischen fünfzig und achtzig Prozent der Menschen reagieren auf Metallschmuck allergisch. Nur reine Edelmetalle verhalten sich auf der Haut neutral, aber die häufig verwendeten Legierungen oxidieren an der Oberfläche, lösen sich allmählich auf und können zu Entzündungen führen. Wird der Schmuck nicht bald entfernt, bildet sich ein Geschwür, und die Zellen sterben ab.

Siehe auch

Literatur

  • Antike Welt. Zeitschrift für Archäologie und Kulturgeschichte. Philipp von Zabern, Mainz 2004,5, 4. ISSN 0003-570-X
  • Auf's Ohr geschaut - Ohrringe aus Stadt und Land vom Klassizismus bis zur neuen Jugendkultur. Museum für Deutsche Volkskunde SMPK, Berlin 1989/90. Schriften des Museums für Deutsche Volkskunde, Band 16
  • Ostermaier, Barbara, Der Ohrring; unter besonderer Berücksichtigung des Männerohrrings, Studienarbeit Univ. Passau WS 2003/04

Anmerkungen

  1. Kapitel: Das Ohrlochstechen. S. 26 f. Der Kinderohrring. S. 30 f.. InAuf's Ohr geschaut. Ausstellungskatalog, Berlin 1990
  2. Das Ohrlochstechen. S. 21. f. InAuf's Ohr geschaut. Ausstellungskatalog, Berlin 1990

Weblinks


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