Okakura

Okakura

Okakura Kakuzō (jap. 岡倉 覚三 alias 岡倉 天心 Okakura Tenshin; * 14. Februar 1863 in Yokohama; † 2. September 1913) war ein japanischer Kunstwissenschaftler und -förderer. Außerhalb Japans ist er durch sein Book of Tea bekannt geworden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Okakura, dessen Eltern aus dem Lehen Fukui stammten, wurde in Yokohama geboren. Durch die ausländischen Geschäftskontakte seines Vaters Kan'emon erlernte er die englische Sprache von Kindesbeinen an. Er besuchte die Kaiserliche Universität Tokyo, wo er Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studierte. Durch seine ungewöhnliche Sprachfertigkeit wurde er Assistent von Ernest Fenollosa, der damals Philosophie und Politische Ökonomie unterrichtete und unterstützte ihn beim Sammeln Japanischer Kunst.

1890 war er Gründungsmitglied der ersten japanischen Kunstakademie, Tōkyō bijutsu gakkō (Schule für bildende Künste Tokyo), deren Leiter er ein Jahr später wurde. Später gründete er zusammen mit Hashimoto Gahō und Yokoyama Taikan das Nihon Bijutsuin (Japanisches Kunstinstitut). 1904 wurde er zum ersten Direktor der Abteilung für Asiatische Kunst des Museum of Fine Arts in Boston.

Okakura war ein in der Öffentlichkeit stehender Stadtbewohner, der als erster Dekan Schule für Bildende Künste (jetzt Staatliche Universität für Musik und Bildende Künste Tokyo) bereits in der Meiji-Zeit ein internationales Selbstverständnis hatte. Seine Hauptwerke verfasste er in Englisch. Okakura erforschte die traditionellen Künste Japans, bereiste Europa, die Vereinigten Staaten, China und Indien. Im Angesicht eines massiven Ansturms westlicher Kultur präsentierte er der Welt ein Bild von Japan als ein Mitglied „des Ostens“.

Sein Buch The Ideals of the East (dt. Die Ideale des Ostens) aus dem Jahr 1904, welches er kurz vor Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges veröffentlichte, ist berühmt für seine Eingangsworte Asia is One. („Asien ist Eins / eine Einheit.“) Er argumentierte, dass Asien „Eins“ sei in seiner Schmach, beim Erreichen der Modernisierung und deswegen von den westlichen Mächten kolonisiert würde. Dies war ein früher Ausdruck von Pan-Asiatismus.

Später sah sich Okakura jedoch dazu gezwungen, gegen ein Japan zu protestieren, das im Versuch Anschluss an die westlichen Zivilisationen zu finden andere asiatische Länder im Russisch-Japanischen Krieg opferte. Japan expandierte in Asien auf militärischem Wege und war erst nach der Niederlage im Zweiten Weltkrieg zu einem Kurswechsel gezwungen.

In Japan wird Okakura – in Gemeinschaft mit Fennolosa – das Verdienst zugeschrieben, die Nihonga, die Malerei mit traditionellen japanischen Techniken, „gerettet“ zu haben, da sich diese Kunstrichtung durch Yōga, die Kunst westlichen Stils, bedroht sah, deren wichtigster Förderer Kuroda Seiki war. Darüber hinaus wirkte er, da er die Notwendigkeit der Erhaltung des japanischen Kulturerbes begriffen hatte, bei der Modernisierung der japanischen Ästhetik mit und wurde auf diese Weise zu einem der wichtigsten Reformer der Meiji-Zeit.

Außerhalb Japans hatte Okakura direkt oder indirekt erheblichen Einfluss auf wichtige Persönlichkeiten wie den Philosophen Martin Heidegger, den Dichter Ezra Pound und besonders den Dichter Rabindranath Tagore und die Mäzenin Isabella Stewart Gardner, mit denen ihn eine enge Freundschaft verband.

Werke

  • The Ideals of the East (London: J. Murray, 1903); dt. Die Ideale des Ostens (Kristkeitz Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-932337-10-9)
  • The Awakening of Japan (New York: Century, 1904)
  • The Book of Tea (New York: Putnam's, 1906); dt. Das Buch vom Tee (Insel Verlag)

Sekundärliteratur

  • Siemer, Michael: Japonistisches Denken bei Lafcadio Hearn und Okakura Tenshin: zwei stilisierende Ästhetiken im Kulturkontakt. Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens, Hamburg 1999. (MOAG 131)

Quellen

  • We Must Do a Better Job of Explaining Japan to the World. Asahi Shimbun, 12. August 2005
  • Benfey, Christopher: The Great Wave: Gilded Age Misfits, Japanese Eccentrics, and the Opening of Old Japan. 2003

Weblinks


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