Oliver & Company

Oliver & Company
Filmdaten
Deutscher Titel: Oliver & Co.
Originaltitel: Oliver & Company
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1988
Länge: 72 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK 6
Stab
Regie: George Scribner
Drehbuch: diverse
Produktion: Kathleen Gavin
Musik: J.A.C. Redford
Schnitt: Mark A. Hester,
Jim Melton
Besetzung

Sprecher englisch, deutsch:

Oliver & Co. (Originaltitel: Oliver & Company) ist der 27. abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt-Disney-Studios aus dem Jahr 1988. Die Handlung basiert frei auf dem Roman Oliver Twist von Charles Dickens.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Im New York der 1980er Jahre werden einige junge Kätzchen verkauft. Alle finden einen neuen Besitzer, nur Oliver bleibt allein und verlassen im mittlerweile verrotteten Karton übrig. Oliver bleibt nichts anderes übrig, als sich mit seinem Schicksal abzugeben, und er wagt sich allein in die Stadt, wo er erfolglos auf Futtersuche geht. Dabei trifft Oliver den Hund Dodger, der gerade eine Portion Hot Dogs erbeutet hat. Dodger singt Oliver vor, wie er sein Leben lebt und geht in das Versteck seiner Hundebande, wo er stolz erzählt, wie er die Hot Dogs vor einer wilden Katze in Sicherheit brachte. Oliver wird von der Bande freudig aufgenommen. Der menschliche Anführer der Bande trifft ebenfalls ein: Fagin, ein liebenswerter Kleinganove, der dem schurkischen Sykes Geld schuldet. Mit dem Diebesgut von Dodger, dem großen Däne Einstein, Afgahnendame Rita, Bulldogge Francis und Chihuahua Tito möchte er seine Schulden bezahlen, doch sie konnten erneut nur wertlosen Plunder stehlen. Fagin erklärt seiner Bande, dass sie das Geld in drei Tagen beschaffen müssen. Bedrückte Stimmung macht sich breit, doch nachdem Fagin Oliver entdeckt und allen eine Gutenachtgeschichte vorliest, sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.

Am nächsten Tag fährt die Bande in die Stadt, um dort sowohl zu stehlen als auch um den Plunder gewinnbringend zu verkaufen. Fagin übernimmt den Verkauf, die Hunde und Oliver dagegen wollen eine Limousine überfallen. Diese wird von Butler Winston gefahren, der von der Foxworth Familie engagiert wurde um auf ihre Tochter Jenny aufzupassen. Beim Überfall begegnen sich Oliver und Jenny. Diese findet Oliver so süß, dass sie ihn mit nach Hause nehmen möchte. Winston erlaubt dies, auch wenn er sich sicher ist, dass es ihrem Pudel Georgette sehr missfallen wird.

Diese wacht zur gleichen Zeit auf und besingt im pompösen Stil, wie perfekt sie doch sei. Als sie dann Oliver trifft, wird sie eifersüchtig und schmiedet verschiedene Pläne wie man ihn loswerden könnte.

Zwischen Oliver und Jenny dagegen entsteht eine innige Freundschaft. Diese findet ein jähes Ende, als die Hundebande Oliver von seinen „Entführern“ befreit. Fagin aber bemerkt, dass Oliver ein Heim gefunden hat. Und obwohl sein Gewissen dagegen spricht, fordert er vom vermutlich reichen Besitzer Olivers ein Lösegeld. Doch bei der Lösegeldübernahme findet Fagin heraus, dass Oliver nun einem jungen Mädchen gehört. Er kann seinen Plan aufgrund seines weichen Herzens nicht ausführen, was aber Sykes auf den Plan ruft. Dieser entführt nun Jenny, um selbst Lösegeld zu fordern. Fagin, Oliver, Georgette und die Hundebande beginnen eine Rettungsaktion, bei der sie unter anderem gegen Sykes Dobermannrüden Roscoe und Desoto kämpfen müssen und auf verschiedensten Transportmitteln den unmenschlichen Sykes verfolgen.

Roscoe und Desoto sterben während der Verfolgungsjagd an den Elektroschocks, die sie von der U-Bahn Linie erhalten und Sykes Schicksal wird besiegelt, als seine Limousine vom Zug zerstört wird. Bei Jennys nächster Geburtstagsfeier wiederum treffen sich alle der Guten wieder und Jennys Eltern kündigen endlich ihre Rückkehr an.

Erfolg und Rezeption

Oliver und Co. spielte bei seinem ersten Einsatz in den USA etwa 53 Millionen US-Dollar ein, mehr als seine Vorgänger Basil, der große Mäusedetektiv und Taran und der Zauberkessel zusammen. Bei seiner Wiederaufführung im Jahr 1996 spielte er weitere 20,9 Millionen US-Dollar ein und Oliver & Co. wurde in den Staaten der 17.-erfolgreichste Film des Jahres 1988. Aufgrund dessen löste er zusammen mit dem Mischfilm Falsches Spiel mit Roger Rabbit disneyintern als auch in der Öffentlichkeit erste Stürme von Euphorie über die Trickfilmzukunft aus. Besonders erwähnenswert ist, dass Roy E. Disney, Peter Schneider und Jeffrey Katzenberg aufgrund dieses Erfolges entschieden, jährlich einen Zeichentrickfilm in die Kinos zu bringen.

Oliver & Co. war zudem erfolgreicher als In einem Land vor unserer Zeit, der am selben Tag in den US-Kinos startete. Weltweit nahm man Oliver & Co. mit gemischteren Gefühlen auf. In Deutschland zum Beispiel spielte er zwar mehr ein als Taran und der Zauberkessel, aber weniger als Basil, der große Mäusedetektiv oder auch Cap und Capper, die in Deutschland wesentlich besser abschnitten als in den USA.

Trotz seines großen Erfolges, gerade für die damaligen Verhältnisse der Disney-Trickabteilung, bezeichnen viele Oliver & Co. vorschnell als Flop oder den letzten der erfolglosen Filme der 1980er Jahre. Dies liegt wahrscheinlich an den überragenden Erfolgen der Filme, die nach Oliver & Co. folgten. Die 80 bis 300 Millionen US-Dollar schweren Arielle, die Meerjungfrau, Der König der Löwen und den Filmen dazwischen ließen Oliver & Co. schnell vergessen. Hinzu kommt, dass er zu sehr in seiner eigenen Zeit verwurzelt ist, sowohl von dem Stil als auch vom Setting her, als dass Oliver & Co. von der breiten Masse als zeitloser Klassiker angesehen werden könnte.

Kritiken

„[…] Bis ins Detail liebevoll und aufwendig gestalteter Zeichentrickfilm aus der Disney-Werkstatt, der schwungvolle Unterhaltung mit einer kleinen optimistischen Botschaft verbindet.“

Lexikon des internationalen Films

„Alles ist Rhythmus. Sagt Dodger, der Straßenköter, zu Oliver, dem kleinen Kätzchen. Wenn man in New York überleben wolle, müsse man sich nur dem Rhythmus dieser Stadt anpassen. […] Alles ist Rhythmus in Oliver & Co. Das konnte man bei Disney schon immer: die Welt im Einklang mit sich selbst zu zeigen, um sie dann aus dem Takt zu bringen. Und umgekehrt. Einer tanzt aus der Reihe, gerät aus dem Tritt, fällt aus der Welt – und wird schließlich nachsichtig wieder eingereiht. Disneyfilme erzählen von Außenseitern und von Anpassung.“

Michael Althen: Süddeutsche Zeitung, München, vom 5. Dezember 1989[1]

„Die Story ist geläufig, ihr Ausgang bekannt. Freilich – wo ein Lahmarsch wie Dickens noch 544 Buchseiten benötigte, um die Geschichte zu erzählen, da brauchen die Walt-Disney-Produktion und Regisseur George Scribner heute knappe 75 Minuten, um die Katze aus dem Sack zu lassen.“

Frankfurter Rundschau: Frankfurt am Main, vom 6. Dezember 1989[1]

Produktionsgeschichte

Ursprünglich war dieser Film als Ableger von Bernard und Bianca gedacht, in der das Leben eines Mädchens namens Penny in New York gezeigt wird, doch die Produzenten fanden die Handlung nicht überzeugend genug. Von dieser frühen Idee blieben nur einige Ähnlichkeiten im Charakter von Penny/Jenny sowie Grundpfeiler im Hintergrunddesign. Auch wenn das Setting der Metropole New York ein völlig anderes ist als die Sumpflandschaft aus Bernard und Bianca, so erkennt man im Zeichenstil, dem Realismus sowie den Verbindungen zur damaligen Zeit gewisse Parallelen zwischen den Filmen.

Besonders erwähnenswert ist außerdem der hohe Gebrauch von Computeranimationen. Während in Basil, der große Mäusedetektiv nur eine Szene Unterstützung aus dem PC erhielt, sind sämtliche Fahrzeuge und auch andere bewegte Dinge (etwa das Piano auf dem Dodger sitzt, während es hochgezogen wird) sowie einige Hochhäuser und der Hintergrund in der finalen Jagdsequenz mithilfe des Computers entstanden, weshalb Oliver & Co. auch als erster Disney-Trickfilm eine spezielle Computeranimationsabteilung hatte.

Ebenfalls großen Einfluss auf den Stil des Films übte die Entscheidung aus, den Film zeitgenössisch zu gestalten. Der Vorschlag kam von Jeffrey Katzenberg, der bereits bei Paramount Pictures die Idee hatte, ein Spielfilmmusical mit Popsongs auf der Basis von Oliver Twist zu drehen. Damals lehnte Disneys Vorstandsvorsitzender Michael Eisner dies ab, doch nun sah er darin die perfekte Gelegenheit Disneys Trickfilme zu modernisieren und einem älteren Publikum erneut zugänglich zu machen, nachdem Filme wie Cap und Capper dieses abgeschreckt hatten.

So kam es neben der teils ungemütlichen Stadtkulisse, der lockeren Jugendsprache und einigen teils recht harten Szenen vor allem zur Besetzung der Stimmen und Sänger: Billy Joel als Dodger (und Interpret des Liedes Was soll ich mich ärgern?), Touchstone-Komödien-Star Bette Midler als Georgette und der damals populäre Huey Lewis als der Interpret des Titelsongs Once Upon a Time in New York City. Katzenbergs Plan ging auf. Oliver & Co. wurde ein Erfolg, nicht nur bei den jüngsten Kinogängern.

Wissenswertes

  • Oliver & Co. ist der letzte Disney-Film, der die Technik Line Overlay, auch Cel overlay genannt, nutzt.
  • Die Brooklyn Bridge hat in der Realität gar keine U-Bahnlinie, wie es im Film gezeigt wird.
  • Das Lied Was soll ich mich ärgern? wurde später für eine TV-Serie mit Joseph Lawrence als Titelsong verwendet. Diese Serie wurde ebenfalls von Disney produziert.
  • Die Animatoren machten in New York Fotos mit einer Kamera, die sich nur 50 cm über dem Boden befand. Diese nutzten sie als Referenz dafür, wie New York aus der Sicht eines Hundes aussieht.
  • Der Mann, dem Fagin eine kaputte Uhr andrehen möchte, ist eine Karikatur von Peter Schneider, dem damaligen Vizepräsident von Disneys Animationsabteilung.

DVD-Veröffentlichung

  • Oliver & Co. Special Collection. Buena Vista Home Entertainment 2003
  • Oliver & Co. Zum 20 Jubiläum. Special Collection. Buena Vista Home Entertainment 2009

Soundtrack

Literatur

  • Charles Dickens: Oliver Twist. Roman (OT: Oliver Twist). Deutsch von Carl Kolb und Anton Ritthaler. Mit Illustrationen von George Cruikshank und einem Nachwort von Uwe Böker. Artemis und Winkler, Düsseldorf und Zürich 2001, ISBN 3-538-06930-1
  • Elmar Biebl, Dirk Manthey, Jörg Altendorf et al.: Die Filme von Walt Disney. Die Zauberwelt des Zeichentricks. 2. Auflage, 177 S. Milchstraße, Hamburg 1993, ISBN 3-89324-117-5

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b zitiert nach Rolf Giesen: Lexikon des Trick- und Animationsfilms. Von Aladdin, Akira und Sindbad bis zu Shrek, Spider-Man und South Park. Filme und Figuren, Serien und Künstler, Studios und Technik – die große Welt der animierten Filme. Schwarzkopf und Schwarzkopf, Berlin 2003, ISBN 3-89602-523-6, S. 313



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