Omnipotent

Omnipotent

Mit Allmacht, Allmächtigkeit oder Omnipotenz (lat. omnis „ganz“, „alles“ und potentia, potestas „Macht“) wird die Fähigkeit eines Wesens bezeichnet, jedes Ereignis auch jenseits naturwissenschaftlicher Erklärbarkeit in Gang zu setzen oder zu beeinflussen.

Inhaltsverzeichnis

Allmachtsphantasien als Reaktionsbildung

Allmächtig ist somit jenes Wesen, das alle erdenklichen Situationen meistert, den Gesetzen von Werden und Vergehen nicht unterworfen ist und phantastische Fähigkeiten besitzt - so z.B. allein mit den Mitteln des Willens zu bewirken, was dem Rest der Welt verwehrt bleibt. Erwähnenswert sind auch Allmachtsphantasien, in denen der Mensch als Reaktionsbildung der tiefen Kränkung begegnet, zumindest seine eigene Herkunft nicht beeinflussen zu können.

Die „Allmacht“ des Staates

Gelegentlich wird der Begriff auch im Zusammenhang mit staatlichem Handeln benutzt, insbesondere in Herrschaftsformen in denen dieses Handeln einer unzureichenden Kontrolle unterliegt.

Religiöse Dimension

Antike religiöse Vorstellungen ohne einen allmächtigen Gott

Die Götter der griechischen Mythologie waren nicht allmächtig. Uranos wurde von Kronos entmannt, weil er als erstes Unrecht ersann, so erklärte es letzterem die Mutter Gaia. Zeus - der mächtigste unter den Göttern - entmachtete wieder diesen und brauchte selbst wieder die Hilfe der Hekatoncheiren, um im Kampf gegen die Titanen bestehen zu können.

Verschiedene Auffassungen vom Begriff der Allmacht

Allmacht als Attribut eines Gottes kennzeichnet die monotheistischen Religionen.

Der Begriff der Allmacht ist in unterschiedlichen Bedeutungen gebraucht worden. Es lassen sich drei prinzipielle Bedeutungen unterscheiden:

  1. Gott kann absolut alles, es gibt für ihn nicht nur keine denkbare, sondern gar keine Handlungsbeschränkung, d.h. er kann auch die Naturgesetze und die Gesetze der Logik (z.B. durch widersprüchliches Handeln) überschreiten.
  2. Gott kann alles, d.h. auch in den Lauf der Welt eingreifen und dabei gegen die Naturgesetze verstoßen (d. h. Gott kann Wunder tun), nicht jedoch widersprüchlich handeln.
  3. Gott vermag außer widersprüchlichem Handeln alles zu tun, ist jedoch durch verschiedene weitere Eigenschaften oder Umstände in seinem Handeln beschränkt (beispielsweise Allgüte, Liebe, Ermöglichung der Willensfreiheit, Verständlichkeit, Unveränderlichkeit der Vergangenheit[1], Respektierung der Naturgesetze[2], Einhaltung dessen, was er selbst versprochen oder angekündigt hat (Gottes Wort)).

Kritik am Begriff der Allmacht

Der Allmachtsbegriff gerät vor allem im Zusammenhang mit dem Theodizee-Problem in die Kritik. Die Kombination von Allmacht, Allgüte, Allwissenheit und Verständlichkeit in einer Gottheit ist in Anbetracht der Leiden auf der Welt problematisch, es scheint, als müsse ein Punkt fallen. Nach einer von Hans Jonas geäußerten Theorie wäre das die Allmacht, denn diese sei logisch hinfällig. Macht sei ja nur dann Macht, wenn sie auf Widerstand treffe, unendliche Macht hat aber keinen Widerstand mehr, hier wäre also die Allmacht eine leere Macht.

Das Allmachtsparadoxon: Ein allmächtiger Gott müsste einen Stein schaffen können, den er selbst nicht heben kann. Entweder er kann es, dann ist er nicht allmächtig, sonst könnte er ihn heben. Oder er kann es nicht, auch dann ist er nicht allmächtig.

Man kann dem entgegenhalten, dass bei einem absoluten Allmachtsverständnis (vgl. 1. weiter oben) ein Paradoxon gar nicht entsteht, weil nach dieser Interpretation Gott uneingeschränkt handeln könnte, d.h. auch einen unhebbaren Stein trotz weiterbestehender Allmacht schaffen könnte. Denn für einen so verstanden allmächtigen Gott würden die Regeln der Logik - die gerade das Paradoxon entstehen lassen - nicht gelten. Das führt allerdings dazu, dass ein solcher Gott nicht mehr (differenziert) erkannt und verstanden werden kann, sondern sich letztlich in einem reinen Begriff erschöpf, aus dem beliebige Möglichkeiten (eine Unmöglichkeit gäbe es hier nicht) folgen. Eine solche Auslegung des Begriffes der Allmacht ist indes nur sehr selten anzutreffen, da ein solcher Gott nicht mehr Bestandteil einer kohärenten Lehre sein kann und es für den Menschen darüber hinaus wenig Sinn macht, über etwas zu spekulieren, dass man per definitionem nicht mit gewissen nachvollziehbaren Mitteln (Logik) erkennen/deuten kann. Daher wird von der ganz überwiegenden Mehrzahl der Philosophen und Theologen ein gemäßigterer Allmachtsbegriff vertreten, der zum o.g. Paradoxon führt. Eine Auflösung des Paradoxons liegt nach Auffassung des Realismus darin, dass das in sich Widersprüchliche auch und gerade von Gott nicht gefordert werden darf. Gott ist demnach nicht nur logisch, sondern die Quelle aller Logik, ja der Logos selbst. Einen Mangel vom Vollkommenen zu fordern oder eine Beschränkung für eine Fähigkeit auszugeben ist in sich (und gerade wegen Gott) unschlüssig. Deshalb bleibt die Vollkommenheit Gottes, zu der auch seine Allwissenheit, Allmacht und Allgüte gehören, diesen Lehren zufolge unangetastet; vgl. auch die Natürliche Theologie.

Diese Auflösungsversuche gehen allerdings mit Einschränkungen des Allmachtsbegriffs einher oder können durch Umformulierungen des Paradoxons entkräftet werden.

Neuere religiöse Vorstellungen ohne allmächtigen Gott

Einige Monotheisten lehnen die Vorstellung, dass Gott allmächtig sei, völlig ab. Im Unitarischen Universalismus, in weiten Teilen des Konservativen Judentums und des Reformjudentums, und in einigen Strömungen des Protestantismus, der Prozesstheologie und des Offenen Theismus heißt es, Gott wirke in der Welt nicht durch Zwang, sondern durch Überzeugung. Gott manifestiere sich in der Welt durch Inspiration und durch die Schaffung von Möglichkeiten, nicht durch Wunder und durch Verletzungen der Naturgesetze.

Die evangelische Theologin Dorothee Sölle entwickelte eine kritische Haltung zur Lehre von der Allmacht Gottes. Sie vertrat die Auffassung: „Gott hat keine anderen Hände als unsere.“

Einzelnachweise

  1. So schreibt der Philosoph Joachim Kahl: „Die Unumkehrbarkeit der Zeit ist die unüberschreitbare Grenze jeder Allmachtsidee.“ (Die Antwort des Atheismus)
  2. So schreibt der Theologe Hans Küng „Gott wirkt [...] als der [...] Lenker der Welt – allgegenwärtig (omni-präsent) und allmächtig (omni-potent) – unter voller Respektierung der Naturgesetze, deren Ursprung er selber ist.“ (24 Thesen zur Gottesfrage, Serie Piper SP 171, Piper München Zürich, ISBN 3-492-10171-2

Literatur

  • Herbert Frohnhofen: Ist der christliche Gott allmächtig? Zur aktuellen Diskussion über ein altes Bekenntnis. In: Stimmen der Zeit 210 (1992) 519-528.

Weblinks


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