Operation Desert Storm

Operation Desert Storm
Zweiter Golfkrieg
Brennendes Ölfeld in Kuwait
Brennendes Ölfeld in Kuwait
Datum 2. August 1990–5. März 1991
Ort Irak und Kuwait
Casus belli irakische Invasion in Kuwait
Ausgang Irak annulliert Annexion Kuwaits
Konfliktparteien
Iraq (1963-1991)Iraq (1963-1991) Irak KuwaitKuwait Kuwait the United Statesthe United States USA
Befehlshaber
Saddam Hussein -/- George H. W. Bush
H. Norman Schwarzkopf, Jr.

Der Begriff Zweiter Golfkrieg bezeichnet den Krieg im Nahen Osten, der 1990 mit dem Einmarsch des Iraks in Kuwait begann und 1991 durch eine von den USA geführte Koalition beendet wurde. Die US-Bezeichnungen für die Militäroperationen lauteten Operation Desert Shield und Operation Desert Storm.

In der hier verwendeten Terminologie war der Erste Golfkrieg der Iran-Irak-Krieg von 1980 bis 1988, doch diese Namensgebung ist nicht einheitlich. Insbesondere im englischen Sprachraum wird der Iran-Irak-Krieg meist nicht in die Zählung einbezogen und der hier beschriebene Krieg First Gulf War genannt, als Second Gulf War hingegen die Invasion des Irak von 2003 bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Hauptartikel: Beziehungen zwischen dem Irak und den Vereinten Nationen seit dem Ersten Golfkrieg

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte Kuwait zur Provinz Basra, einer Verwaltungseinheit innerhalb des Osmanischen Reiches, die territorial allerdings nicht mit dem Gebiet der heutigen südirakischen Provinz Basra identisch ist. Zum Irak selbst gehörte Kuwait nie.

Der Irak bestritt von jeher die Legitimität der kuwaitischen Unabhängigkeit. Bis 1990 wurden aber keine expliziten Maßnahmen ergriffen, um den faktischen Status eines unabhängigen Kuwaits in Frage zu stellen. Allerdings war die Grenze Irak-Kuwait nie eindeutig genug festgelegt worden und die Grenzstreitigkeiten zwischen beiden Ländern schwelten permanent seit der Entstehung Kuwaits, auf den Landkarten zum Ausdruck gebracht durch Ausweisen einer „neutralen Zone”.

Nach dem Iran/Irak-Krieg der achtziger Jahre war der Irak bei einigen arabischen Ländern stark verschuldet, einschließlich eines Kredits von 80 Milliarden US-Dollar bei Kuwait. Der Irak hoffte, durch eine Senkung der Ölförderquote eine Steigerung des Ölpreises zu erzielen, um seine Schulden zu begleichen. Stattdessen erhöhte Kuwait seine Quote und senkte die Preise in Erwartung einer Gelegenheit, die Grenzstreitigkeiten zu seinen eigenen Gunsten zu lösen.

Zusätzlich führte der Irak an, dass Kuwait Vorteile aus dem Iran-Irak-Krieg für Ölbohrungen und den Bau militärischer Posten auf irakischem Boden nahe Kuwait gezogen hätte und dass der Irak der gemeinsamen arabischen Sache einen Dienst erwiesen habe, indem er wie ein Puffer gegen den Iran wirkte, und dass folglich Kuwait und Saudi-Arabien die irakischen Kriegsschulden annullieren oder zumindest verhandeln müssten.

Während des ersten Golfkriegs hatte sich der Irak guter Beziehungen zu den Vereinigten Staaten und zu Europa (speziell Frankreich und Deutschland) erfreut: Der Westen wandte dem Irak seine insbesondere auch militärisch massive Unterstützung zu – trotz (oder möglicherweise wegen) des sowjetischen Einflusses, aber vor allem aus Angst vor einer Ausweitung der islamischen Revolution im Iran auf die Arabische Halbinsel. Trotz der Tatsache, dass die Sowjetunion und China zu den Hauptwaffenlieferanten des Iraks zählten, konnte das Land auch auf Unterstützung beispielsweise aus Frankreich zurückgreifen, das unter anderem Flugzeuge vom Typ Mirage sowie Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Exocet lieferte. Daneben unterstützten andere westliche Staaten das Land aber auch mit kritischer Technologie wie Chemie- und Atomanlagen; die USA belieferten den Irak mit Aufklärungsdaten über iranische Stellungen und mit kritischer Biotechnologie.

Hauptunterstützer (in der Reihenfolge des Wertes der Lieferungen) waren nach einer Aufstellung des Stockholmer SIPRI-Institutes Russland/Sowjetunion, Frankreich und China. Zudem haben die damalige Tschechoslowakei, Polen, Brasilien, Ägypten, Dänemark, die USA, Österreich und viele andere Staaten (darunter auch die Bundesrepublik und die DDR) Waffen an den Irak geliefert.

Vor allem die arabischen Nachbarstaaten leisteten massiv ökonomische Hilfe, was die Grundlage für die spätere Verschuldung des Iraks bildete. Nach dem Krieg gab es Bestrebungen innerhalb des US-Kongresses, den Irak wegen der Verletzungen der Menschenrechte diplomatisch und ökonomisch zu isolieren. Von diesen Bestrebungen distanzierten sich hochrangige US-Senatoren wie Robert Dole, der dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein erklärte, der „Kongress repräsentiere nicht US-Präsident George Bush Senior oder die Regierung” und dass Bush sein Veto gegen jede mögliche Bestrebung hinsichtlich Sanktionen gegen den Irak einlegen würde (nach der irakischen Abschrift der Sitzung in Sifry).

Am 17. Juli 1990 warf der Irak dem Nachbarland Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten vor, weit mehr als die im Rahmen der OPEC vereinbarte Menge an Erdöl zu fördern und damit die Preise zu drücken. Dadurch seien dem Irak Verluste im Wert von 14 Milliarden US-Dollar entstanden. Außerdem bezichtigte der Irak Kuwait, im Ölfeld Rumailah entlang der gemeinsamen Grenze aus „irakischen“ Ölfeldern gefördert zu haben.

US-Botschafterin April Glaspie beim Treffen mit Saddam Hussein

Am 31. Juli 1990 scheiterten die Verhandlungen zwischen dem Irak und Kuwait und der Irak ließ seine Streitkräfte im Umfang von 100.000 Soldaten an den Grenzen Kuwaits aufmarschieren und bestellte die amerikanische Botschafterin April Glaspie zu einem Treffen bei Präsident Saddam Hussein ein. Während des Treffens umriss Hussein seine Vorwürfe gegen Kuwait, wobei er versicherte, nicht vor einer neuen Verhandlungsrunde in Kuwait einzudringen. Obgleich April Glaspie Besorgnis über den Truppenaufmarsch äußerte, deutete Hussein ihre Aussage, dass die USA „keine Meinung zu innerarabischen Streitigkeiten wie Ihre Unstimmigkeiten bezüglich der Grenze mit Kuwait“ hätten, als Zustimmung für sein weiteres Vorgehen. Um diesen Punkt hervorzuheben, sagte sie auch bei dem Treffen, der damalige Außenminister der USA „James Baker hat unsere amtlichen Sprecher beauftragt, diese Anweisung zu betonen“.[1] Das Außenministerium der Vereinigten Staaten gab gegenüber dem Irak die Information heraus, das die USA keine spezifischen Verteidigungs- oder Sicherheitsabkommen mit Kuweit hätten (“no special defense or security commitments to Kuwait.”)[2]

Die Besetzung Kuwaits hätte für den Irak einen erheblichen Gewinn an Küste bedeutet. Trotz seiner Größe von über 430.000 km² hat der Irak nur 58 km Küstenlinie, befindet sich damit sowohl strategisch als auch wirtschaftlich gegenüber anderen Golfanrainern deutlich im Nachteil. Das sehr viel kleinere Kuwait z. B. hat bei nur 17.800 km² Fläche 499 km Küstenlinie. Durch die endgültige Annexion Kuwaits hätte sich also die Küstenlinie beinah verzehnfacht. Dazu wären auch neue Häfen gekommen.

Kriegsverlauf

Die irakische Invasion in Kuwait

Stationierte irakische Truppenverbände in Kuwait, September 1990
Britischer Soldat während der Operation Desert Shield
USS Dwight D. Eisenhower

Am 2. August 1990 drangen ungefähr 100.000 irakische Soldaten in Kuwait mit Panzertruppen und Infanterie ein und eroberten strategische Positionen im Land, einschließlich des Palastes des Emirs. Der Scheich Jaber Al Ahmad Al Sabah floh mit seiner Familie nach Saudi-Arabien. Soldaten plünderten medizinische Versorgungseinrichtungen und bemächtigten sich der Medien. Tausende westlicher Touristen behielt der Irak als Geiseln zurück und versuchte später, sie als Verhandlungsmasse einzusetzen. Der Irak stellte zunächst eine „befreite” kuwaitische Marionettenregierung unter Alaa Hussein Ali auf – welche er aber schnell auflöste – und erklärte später Teile von Kuwait zur verlängerten irakischen Provinz Basra sowie den Rest zur 19. irakischen Provinz. Durch die Invasion erbeutete der Irak Gold im Wert von 614 Millionen Euro. Das Gold wurde Kuwait nach dem Krieg am 6. August 1991 zurückgegeben.

Innerhalb weniger Stunden nach Beginn der Invasion verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 660, welche die Invasion verurteilte, und verlangte einen Rückzug der irakischen Truppen. Am 6. August verabschiedete der Sicherheitsrat die Resolution 661 und verhängte Wirtschaftssanktionen gegen den Irak. 13 Mitglieder stimmten für die UN-Resolution. Kuba und Jemen enthielten sich der Stimme. Durch das Wirtschafts- und Finanzembargo kam der irakische Rohölexport zum Erliegen.

US-Präsident George H. W. Bush kündigte am 8. August 1990 umgehend den Beginn einer „insgesamt defensiven” Militäraktion an, um den Irak am Eindringen nach Saudi-Arabien zu hindern – die Operation „Wüstenschild” („Desert Shield”). Das amerikanische Verteidigungsministerium verfügte zu dem Zeitpunkt über Satellitenfotos von größeren Truppenkonzentrationen in Kuwait entlang der Saudischen Grenze.

Die US Navy entsandte zwei Einheiten, die Flugzeugträger USS Eisenhower und USS Independence, in die Region, wo sie ab 8. August bereit waren. Die Militärkonzentration wurde fortgesetzt und erreichte schließlich eine Stärke von 500.000 Mann.

Die Vereinigten Staaten, unter Federführung des US-Außenministers James Baker, bildeten ein vereinigtes Militärbündnis gegen den Irak. Es bestand aus Soldaten aus 34 Ländern: Afghanistan, Argentinien, Australien, Bahrain, Bangladesch, Kanada, die Tschechoslowakei, Dänemark, Ägypten, Frankreich, Griechenland, Ungarn, Honduras, Italien, Katar, Kuwait, Marokko, die Niederlande, Niger, Norwegen, Oman, Pakistan, Polen, Portugal, Saudi-Arabien, Senegal, Südkorea, Spanien, Syrien, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten selbst. Die US-Truppen stellten 74 Prozent von 660.000 Soldaten auf dem Kriegsschauplatz. Einige wenige der Bündniskräfte willigten nur zögernd ein; einige andere meinten, der Krieg sei eine innerarabische Angelegenheit; andere befürchteten eine Erhöhung des amerikanischen Einflusses in Kuwait. Deutschland und Japan leisteten erhebliche finanzielle Beiträge und lieferten militärisches Material.

Zusammensetzung der Koalitionsstreitkräfte

Am 9. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 662, welche die Annexion Kuwaits durch den Irak als „null und nichtig“ erklärte und forderte die Wiederherstellung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Integrität Kuwaits.

Am 10. August 1990 fand in Kairo ein Sondergipfel der Arabischen Liga (ohne Tunesien) statt. Die Mitgliedsstaaten verurteilten den irakischen Truppeneinmarsch in Kuwait mit 12 gegen 3 Stimmen (Irak, Libyen und die PLO), bei 5 Enthaltungen (Algerien, Jemen, Jordanien, Mauretanien und Sudan). Die Arabische Liga beschloss eine Friedenstruppe zum Schutz Saudi-Arabiens sowie der übrigen Golf-Anrainerstaaten. Hauptlast trugen dabei die Staaten Ägypten, Marokko und Syrien.

Am 12. August 1990 unterbreitete Saddam Hussein ein Rückzugsangebot, welches den Abzug irakischer Truppen aus Kuwait mit dem Abzug von Truppen aus anderen illegal besetzten arabischen Ländern wie Syrien aus dem Libanon und Israel aus den 1967 besetzten Gebieten verband (Editorial „The issue is still Kuwait”, in der Financial Times (London) vom 13. August 1990, S. 12).

Am 16. August 1990 wies die irakische Regierung 4.500 Briten und 2.500 US-Amerikaner in Hotels ein. Sie sollten als „lebende Schutzschilde“ gegen einen möglichen Angriff der multinationalen Friedenstruppe in strategisch wichtige Einrichtungen verlegt werden. Am 18. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 664, welche die Forderung an den Irak beinhaltete, alle festgehaltenen ausländischen Bürger im Irak ausreisen zu lassen.

Am 23. August 1990 lieferte ein früherer hoher US-Beamter ein weiteres irakisches Angebot (Artikel von Knut Royce veröffentlicht in der New Yorker Vorortzeitung „Newsday” vom 29. August 1990). Den Dokumenten zufolge bot der Irak den Rückzug aus Kuwait und den Abzug aller ausländischen Bürger im Tausch gegen die Lockerung von Sanktionen, den garantierten Zugang zum Persischen Golf und die volle Kontrolle über das Rumailah-Ölfeld (ungefähr 2 Meilen in kuwaitisches Gebiet reichend) an. Weiterhin wurden die Aufnahme von Verhandlungen zwischen Irak und USA über ein für beide Seiten akzeptables Ölabkommen, die nationalen Sicherheitsinteressen beider Länder, die Stabilität der Golf-Region sowie ein Plan zur Erleichterung der ökonomischen und finanziellen Probleme des Irak gefordert. Das Angebot wurde von einem Nahost-Experten der Bush-Regierung als ernsthaft und verhandelbar bezeichnet.

Am 25. August 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat mit der Resolution 665 bei 2 Enthaltungen (Kuba und Jemen) die Durchsetzung der Sanktionen gegen den Irak unter Anwendung von auf die Schifffahrt begrenzten Blockaden. Damit ermächtigte der UN-Sicherheitsrat die Koalitionsstreitkräfte, im Rahmen der „Operation Desert Shield“ Maßnahmen zur Durchsetzung des Embargos zu treffen. Ende August waren dazu 70 Kriegsschiffe aus 11 Staaten im Einsatz.

Am 28. August 1990 erklärte die irakische Regierung offiziell Kuwait zur 19. Provinz des Irak. Allen im Irak festgehaltenen ausländischen Frauen und Kindern wurde zudem die Ausreise gestattet.

Am 5. September 1990 rief der irakische Präsident Saddam Hussein zum „Heiligen Krieg“ gegen die Präsenz der USA am Persischen Golf und zum Sturz des saudi-arabischen Königs Fahd bin Abdul Aziz Al Saud auf.

Am 13. September 1990 beschloss der UN-Sicherheitsrat die Resolution 666, die aus humanitären Gründen begrenzte Lebensmitteltransporte in den Irak unter internationaler Kontrolle vorsah.

Am 14. September 1990 drangen irakische Soldaten in die westlichen Botschaften in Kuwait City ein. Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in der Resolution 667 die Übergriffe auf die diplomatischen Vertretungen und verlangte abermals die Freilassung aller ausländischen Staatsangehörigen. Frankreich gab am gleichen Tag bekannt, rund 5.000 Soldaten mit Panzern, Hubschraubern und etwa 30 Kampfflugzeugen vom Typ Mirage nach Saudi-Arabien zu verlegen.

Am 25. September 1990 verabschiedete der UN-Sicherheitsrat die Resolution 670, die das Embargo auch auf den Luftverkehr ausweitet.

Am 3. Oktober 1990 verurteilten in Kairo die Außenminister der OIC (Organisation islamischer Staaten) die irakische Besetzung Kuwaits und forderten den sofortigen Rückzug der Truppen und die Wiederherstellung des Status quo ante.

Der saudi-arabische König Fahd und US-Außenminister James Baker verständigten sich am 6. November 1990 darauf, dass die USA die Befehlsgewalt über die Truppen Saudi-Arabiens im Falle eines Krieges gegen den Irak übernehmen.

Am 7. November 1990 erreichte der deutsche Bundeskanzler a. D. und SPD-Ehrenvorsitzende Willy Brandt die Freilassung von 174 ausländischen Geiseln im Irak.

Am 29. November 1990 verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat die Resolution 678, und stellte darin dem Irak ein Ultimatum für einen Rückzug bis zum 15. Januar 1991, wobei er „alle notwendigen Mittel, die Resolution 660 zu unterstützen und durchzuführen”, für rechtens erklärte.

Am 6. Dezember 1990 ordnet Saddam Hussein die Freilassung von etwa 3.000 noch festgehaltenen westlichen Geiseln im Irak an. US-Präsident George Bush begrüßte diesen Schritt, erklärte jedoch, dass dies nichts an der Entschlossenheit der USA ändere, die Besetzung Kuwaits rückgängig zu machen.

Am 24. Dezember 1990 droht der irakische Präsident Saddam Hussein, dass Israel das erste Ziel eines Angriffs sein werde, sollten die Koalitionsstreitkäfte angreifen.

Am 26. Dezember 1990 entsendet die Sowjetunion zwei Emissäre nach Bagdad, um die Rückkehr der 1.700 noch im Irak befindlichen Fachleute und Beamte vor Ablauf des Ultimatums zu ermöglichen.

Am 2. Januar 1991 beschließt der Nordatlantikrat der NATO auf Bitten der Türkei die Entsendung von Teilen der Luftkomponente der Allied Command Europe Mobile Force (AMF) von mehr als 40 Kampfflugzeugen aus Belgien, Deutschland (darunter 18 Alpha-Jets) und Italien in die Türkei.

Am 2. Januar 1991 wurde von US-Offiziellen ein weiteres Rückzugsangebot offengelegt, welches Ende Dezember 1990 vom Irak unterbreitet wurde. Der Vorschlag bot den Rückzug aus Kuwait, wenn die USA im Gegenzug bereit wären, auf einen Angriff während des Rückzuges zu verzichten, ausländische Truppen die Region verlassen würden, ein Abkommen über das Palästina-Problem getroffen würde und Nuklearwaffen aus der Region verbannt würden. US-Offizielle beschrieben das Angebot als „interessant”, da es auf Grenzverhandlungen verzichtete und das irakische Interesse an einer Beilegung des Konfliktes auf Verhandlungsbasis zeigte. Das Angebot wurde sofort von der US-Regierung abgelehnt.

Kurz nach dem Einmarsch des Iraks nach Kuwait wurde die Organisation „Bürger für ein freies Kuwait” in den USA gebildet. Sie engagierte die New Yorker PR-Firma Hill & Knowlton für etwa 14 Millionen US-Dollar, deren Hauptgeschäftsführer und Präsident Craig Fuller in den achtziger Jahren als Stabschef für Vizepräsident Bush gearbeitet hatte; die Gelder kamen von Kuwaits Regierung. Dieses Unternehmen startete eine Kampagne, die beschrieb, wie angeblich irakische Soldaten Babys aus den Brutkästen in den kuwaitischen Krankenhäusern herausholten und sie auf dem Fußboden sterben ließen. Ein Video wurde über die US-Fernsehnetze verbreitet; falsche Aussagen wurden vor dem Kongress und dem UNO-Sicherheitsrat gemacht. Das fünfzehnjährige Mädchen Nijirah al-Sabah, das vor dem Kongress als Zeugin auftrat, war, wie später bekannt wurde, die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA; der angebliche Chirurg, der als Zeuge vor der UNO auftrat, war in Wirklichkeit Zahnarzt, der später eingestand, gelogen zu haben.

Nach der Befreiung Kuwaits stellten sich allerdings eine ganze Reihe von Schilderungen irakischer Übergriffe auf die Zivilbevölkerung als wahr heraus. Es kam zu Verhaftungen, Folterungen und Hinrichtungen. Zudem wurde der kleine Golfstaat in großem Stil geplündert und Kuwaiter in den Irak verschleppt.

Verschiedene Friedensverträge wurden erwogen, aber keiner geschlossen. Die Vereinigten Staaten beharrten darauf, dass die einzige annehmbare Friedensbedingung der volle bedingungslose Rückzug des Iraks aus Kuwait sei. Der Irak beharrte darauf, dass der Rückzug aus Kuwait mit einem gleichzeitigen Rückzug der syrischen Truppen aus Libanon und der israelischen Truppen aus dem Westjordanland, dem Gazastreifen, den Golanhöhen und dem Südlibanon verbunden werden müsse.

Am 12. Januar 1991 beschloss der Kongress der USA, den Irak unter Anwendung militärischer Gewalt aus Kuwait zu vertreiben. Mit 250 zu 183 Stimmen im Repräsentantenhaus und 52 zu 47 Stimmen im Senat stimmten die Volksvertreter für einen Militäreinsatz zur Verwirklichung der UN-Resolution 678.

Am 14. Januar 1991 stimmen die 250 Abgeordneten des irakischen „Kommandorates der Revolution“ per Akklamation für einen Krieg.

Luftkrieg

Irakische SCUD-B-Raketen, Aufnahme 1989

Am frühen Morgen des 17. Januar 1991, mehr als einen Tag nach dem in der Resolution 678 genannten Stichtag (knapp vor 3 Uhr Lokalzeit, d.h. 1 Uhr MEZ bzw 19 Uhr New Yorker Zeit am 16. Januar), löste das Bündnis einen massiven Luftkrieg aus; dies war der Beginn der Operation Wüstensturm (Operation Desert Storm). Die Koalitionsstreitkräfte flogen in den ersten 20 Stunden mit über 750 Kampfflugzeugen und Bombern rund 1.300 Angriffe auf Ziele im Irak. Dabei setzten sie präzisionsgelenkte Munition, Streubomben, Daisy Cutters („Gänseblümchenmäher”) und Marschflugkörper ein. In der ersten Kriegsnacht verlor der Irak sämtliche Leitzentren seiner Luftstreitkräfte sowie alle Radaranlagen und einen Großteil seiner Flugabwehrraketenstellungen. Große Teile der irakischen Kampfflugzeuge wurden noch am Boden zerstört. Eine MiG-25PD der irakischen Luftstreitkräfte erzielte den einzigen Luftsieg des Irak gegen die US Navy, als ihr der Abschuss einer F/A-18C gelang.

Einigen irakischen Piloten gelang am 27. Januar 1991 mit insgesamt 144 MiG-23 und MiG-29 die Flucht in den Iran. Der Iran setzte UN-Generalsekretär Javier Pérez de Cuéllar am 28. Januar davon in Kenntnis und informierte auch darüber, dass den Piloten bis zur Einstellung der Kampfhandlungen die Verwendung der Kampfflugzeuge nicht gestattet wird.

Die US-Alliierten gaben zum Zeitpunkt der vorläufigen Waffenruhe die eigenen Verluste später mit insgesamt 23 (anderen Angaben zufolge 30) abgeschossenen und abgestürzten Maschinen an, die irakische Seite verkündete etwa 300.

Am folgenden Tag, dem 18. Januar, wurden vom Irak aus erstmals acht Scud-Raketen auf Israel abgefeuert. Im Verlauf des Krieges wurden 40 Scuds auf Israel und 46 auf Saudi-Arabien abgefeuert, denen ein Israeli (er erlitt vor Angst einen Herzinfarkt) und 28 US-Soldaten in einer Kaserne in Saudi-Arabien zum Opfer fielen.

Abgeschossene irakische Scud-Rakete 1991

Am 19. Januar 1991 entsandten die USA Flugabwehrraketen vom Typ MIM-104 Patriot nach Israel. Israel konnte auch durch eine Desinformationskampagne weitere Schäden vermeiden: in den öffentlich zugänglichen Medien wurden Standorte von Einschlägen gemeldet, die deutlich weiter westlich als die wahren Einschläge lagen. Irakische Militärs nahmen daher an, ihre Raketen seien „zu weit“ geflogen, und justierten weitere Raketen auf eine kürzere Flugstrecke, so dass diese außerhalb des israelischen Staatsgebietes einschlugen. Eine ähnliche Vorgehensweise trug schon im 2. Weltkrieg dazu bei, die Schäden zu verringern, die im Londoner Stadtgebiet durch V1- und V2-Raketen entstanden.

Schnellauftankpunkt der 101. US-Luftlandedivision im Norden Saudi-Arabiens

Ab dem 7. Februar operierten auch Spezialeinheiten, unter anderem das 1st U.S. SOF und der britische Special Air Service (SAS), hinter den feindlichen Linien bis zur syrischen Grenze, um entsprechende Scud-Abschusssysteme ausfindig zu machen und zu zerstören oder als Ziel für Luftschläge zu markieren. Nahe Al Qaim versuchten die irakischen Einheiten beispielsweise, ihre mobilen Abschusssysteme in einer Phosphatmine zu tarnen.[4]

Die militärische Luftüberlegenheit der Koalition konnte schnell etabliert werden; die Luftstreitkräfte flogen umfangreiche Angriffe, ohne auf wesentlichen Widerstand zu stoßen. Der Luftkrieg richtete sich auf militärische Ziele wie die irakische Republikanische Garde in Kuwait, Luftverteidigungssysteme, SCUD-Raketensysteme, Militärflugzeuge und Flugplätze, Spionagesysteme und die Marine. Zugleich zielte er auf Anlagen, die sowohl dem Militär als auch den Zivilisten nützlich sein könnten: Elektrizitätsanlagen, Nachrichtentechnik, Hafeneinrichtungen, Ölraffinerien und -pipelines, Eisenbahnen und Brücken. Die Energieversorgung des industrialisierten Landes wurde zerstört. Am Ende des Krieges lag die Elektrizitätsproduktion bei vier Prozent des Vorkriegsniveaus, Monate später bei 20 bis 25 Prozent.

Des Weiteren wurde die Trinkwasserversorgung weitflächig gezielt zerstört, was insbesondere die Zivilbevölkerung schwer leiden ließ. Bomben zerstörten die Steuerungssysteme aller großen Staudämme, der meisten Pumpstationen und zahlreiche Kläranlagen. Das Abwasser floss direkt in den Tigris, von dem die Zivilbevölkerung Trinkwasser entnehmen musste, woraus die Verbreitung epidemischer Krankheiten resultierte.

In den meisten Fällen vermieden die Verbündeten, rein zivile Ziele anzugreifen. Jedoch starben alleine über 300 Zivilisten durch Bombentreffer während eines Luftangriffs auf einen Luftschutzbunker am 13. Februar 1991 in Bagdad. Die US-Regierung erklärte, dass der Bunker ein legitimes militärisches Ziel gewesen sei und bedauerte den Verlust von Menschenleben.

Der Irak richtete seine Raketenangriffe auf Militärbasen des Bündnisses in Saudi-Arabien und auf Israel in der Hoffnung, Israel direkt in die Kriegshandlungen zu ziehen und somit die anderen arabischen Staaten zum Verlassen des Bündnisses zu bewegen. Diese Strategie scheiterte. Israel nahm die Koalition nicht in Anspruch und die arabischen Staaten blieben im Bündnis, ausgenommen Jordanien, das offiziell gänzlich neutral blieb.

Bodenkrieg

Verlauf der Invasion der Koalitionstruppen
Aufstellung britischer Panzerfahrzeuge
Zwei amerikanische Panzer vom Typ M3 Bradley
Zerstörte irakische Kampfpanzer im Südirak, März 1991
Zerstörte irakische Panzer und Truppentransporter, März 1991, siehe auch: Highway of Death
Von Irakern in Brand gesetzte Ölanlagen in Kuwait – Foto vom 2. März 1991
Durch Luftangriffe zerstörtes Ölvorratslager nahe der kuwaitischen Grenze, 5. März 1991.
Kuwaitische A-4KU vor einem Einsatz in Februar 1991

Am 29. Januar 1991 unternahm die irakische Armee mit Panzern eine Bodenoffensive auf die saudi-arabische Grenzstadt Al Khafji (Chafji), anschließend kam es zur Schlacht von Khafji.

Am 22. Februar 1991 stimmte der Irak einer durch die Sowjetunion vorgeschlagenen Waffenruhe zu. Die Vereinbarung verlangte, dass der Irak seine Truppen innerhalb von drei Wochen auf die Position vor dem Einmarsch zurücknehmen solle, worauf sich eine Waffenruhe anschließen würde, und verlangte weiter die Überwachung von Waffenruhe und Rückzug durch den UNO-Sicherheitsrat. Die USA lehnten diese Vorschläge ab, sicherten aber zu, den Rückzug der irakischen Truppen nicht anzugreifen, und gaben dem Irak ein Ultimatum für einen Rückzug aus Kuwait bis 23. Februar 1991 12:00 Uhr New Yorker Zeit (18:00 Uhr MEZ).

Am 24. Februar begannen die USA ihren Bodenkrieg. Bald darauf drang ein Konvoi von Marines tief in irakisches Territorium ein und nahm Tausende von desertierten irakischen Soldaten gefangen, die geschwächt und durch den umfangreichen Luftkrieg demoralisiert waren.

Eine der Hauptbefürchtungen, dass der Irak chemische Waffen einsetzen könnte, bestätigte sich nicht. Der Vormarsch der Alliierten erfolgte viel schneller, als es die US-Generäle erwarteten. Am 26. Februar begannen die irakischen Truppen offiziell mit dem Rückzug aus Kuwait, steckten die kuwaitischen Ölfelder beim Verlassen in Brand und öffneten die Sperrriegel an kuwaitischen Ölterminals, so dass sich riesige Mengen Öls in den persischen Golf ergossen und eine Umweltkatastrophe auslösten. Ein langer Konvoi der irakischen Truppen – bestehend auch aus vielen irakischen Zivilisten – zog sich entlang der Hauptverbindungsstraße Irak-Kuwait zurück. Dieser Konvoi wurde von den Verbündeten stundenlang bombardiert und die Straße als „Highway of Death” bekannt. Die Bombardierung der auf dem Rückzug befindlichen Truppen und der eingeschlossenen Zivilisten wurde von zahlreichen unabhängigen Beobachtern und Menschenrechtlern als Kriegsverbrechen eingestuft, unter anderem vom früheren US-Justizminister Ramsey Clark.

Hundert Stunden nachdem er den Bodenkrieg begonnen hatte, verkündete Präsident Bush am 27. Februar eine Waffenruhe. Der Oberbefehlshaber der Koalitionsstreitkräfte General Norman Schwarzkopf erklärte, dass 29 irakische Divisionen kampfunfähig gemacht - etwa 3.008 Kampfpanzer, 1.879 der 2.870 gepanzerten Fahrzeuge und 2.140 der 3.100 Artilleriegeschütze zerstört wurden. 63.000 irakische Soldaten befanden sich in Kriegsgefangenschaft.

Der Enthüllungsjournalist Seymour Hersh veröffentlichte im Jahr 2000 im Magazin The New Yorker, dass eine von dem Zwei-Sterne-General Barry McCaffrey geführte amerikanische Einheit an mehreren Massakern an irakischen Einheiten, die bereits kapituliert hatten, und an Zivilisten beteiligt war. McCaffrey wehrte sich öffentlich gegen die Vorwürfe, die allerdings durch eine große Zahl der von Hersh geführten Interviews zweifelsfrei belegt sind. Hersh zeigte in seinem 32seitigen Artikel auch, dass mehrere frühere Untersuchungen des Militärs zu den Vorwürfen unzureichend und einseitig geführt wurden.

Eine Friedenskonferenz fand im Süden des Iraks statt, auf einem kleinen Gebiet hinter der Grenze, das die Alliierten besetzt hatten. Bei der Konferenz verhandelte der Irak über die Nutzung bewaffneter Hubschrauber auf der eigenen Seite der gegenwärtigen Grenze. Bald danach waren diese Hubschrauber und ein großer Teil der irakischen Streitkräfte unterwegs, um einen schiitischen Aufstand im Süden zu bekämpfen.

Im Norden vertrauten Kurdenführer den amerikanischen Zusicherungen, dass diese einen Volksaufstand unterstützen würden, und begannen zu kämpfen in der Hoffnung, einen Angriff auszulösen. Als jedoch die amerikanische Unterstützung ausblieb, konnten die irakischen Generäle in brutaler Konsequenz die kurdischen Einheiten unbehelligt vernichten. Millionen von Kurden flohen darauf über die Berge in die kurdischen Gebiete der Türkei und des Irans. Daraufhin wurden auf US-Druck die sogenannten Flugverbotszonen im Norden und im Süden des Iraks (siehe unten) eingerichtet, um Übergriffe aus der Luft unterbinden zu können. In Kuwait wurde der Emir wieder eingesetzt und die konservative Regierung ging gegen vermutete irakische Kollaborateure vor. Dies traf insbesondere Palästinenser, die sich von Saddam Unterstützung im Kampf gegen Israel erhofften und daher in großer Zahl mit den irakischen Truppen zusammenarbeiteten. Mehrere hunderttausend Menschen mussten das Land verlassen.

Am 1. März 1991 gab die kuwaitische staatliche Ölgesellschaft bekannt, dass 950 Ölquellen brennen oder auf anderer Weise durch den Irak sabotiert wurden z. B. durch Verminung.

Am 2. März 1991 verabschiedete der Sicherheitsrat die Resolution 686, in der die Rahmenbedingungen für einen dauerhaften Waffenstillstand festgelegt wurden. Am 3. März fanden in der südirakischen Stadt Safwan die Waffenstillstandsvereinbarungen statt.

Am 5. März 1991 annullierte der irakische „Kommandorat der Revolution“ die Annexion Kuwaits.

Am 12. April 1991 trat der Waffenstillstand zwischen dem Irak und den Koalitionsstreitkräften in Kraft.

Am 28. Mai 1991 verkündete das US-Verteidigungsministerium, dass 464.000 US-Soldaten, die an der der Operation Desert Storm teilnahmen, inzwischen die Region am Persischen Golf verlassen haben. Etwa 76.000 Soldaten blieben allerdings in dem Gebiet stationiert.

Medienkrieg

Die Politik der USA hinsichtlich der Medien- und Pressefreiheit war viel restriktiver als in vorhergehenden kriegerischen Auseinandersetzungen. Die meisten Presseinformationen kamen aus den durch das Militär organisierten Informationsveranstaltungen, so genannten Briefings. Nur ausgewählten Journalisten wurden Vor-Ort-Besuche erlaubt beziehungsweise die Genehmigung zu Interviews mit Soldaten erteilt. Diese Gespräche wurden stets in Anwesenheit von geschulten Presse-Offizieren geführt und waren abhängig sowohl von der vorherigen Zustimmung durch das Militär als auch von der nachträglichen Zensur. Zudem wurden den Journalisten auch nur bedingt Visa für den Aufenthalt in den Kriegsgebieten erteilt. Die ausgewählten Journalisten waren fortan in einem Medienpool eingespannt, der von den amerikanischen Streitkräften nahezu lückenlos kontrolliert wurde. Das Vorgehen sollte scheinbar sensible Informationen vor einer Entdeckung durch den Irak schützen; in der Praxis wurde erkennbar, dass es verwendet wurde, um Informationen über politische Peinlichkeiten vor einer Entdeckung durch die Öffentlichkeit zu schützen. Diese Politik war massiv durch die Erfahrung des Militärs mit dem Vietnamkrieg belastet, den man wegen der öffentlichen Opposition innerhalb der Vereinigten Staaten verloren glaubte.

Zugleich war die Präsenz dieses Krieges und seiner Gleichzeitigkeit neu. Viele amerikanische Journalisten blieben während des Krieges in der irakischen Hauptstadt Bagdad stationiert, und die Ankunft der Raketen wurde fast in voller Länge nahezu zeitgleich in den abendlichen Fernseh- und Rundfunknachrichten wie CNN übertragen - aufgrund abgesprochener Synchronisation mit dem Militär. (Der Reporter hatte einen Tipp bekommen, zur fraglichen Zeit „die Augen weit aufzumachen, es würde sich lohnen”.)

Zur Rechtfertigung des Krieges wurden zuvor einige, später als Fälschung entlarvte, Gräuelberichte in die Massenmedien lanciert. Hierbei wurde insbesondere die so genannte Brutkastenlüge bekannt: Den irakischen Truppen wurde vorgeworfen, in kuwaitischen Krankenhäusern Babys aus Brutkästen gerissen und dadurch ermordet zu haben. Nach dem Krieg stellte sich heraus, dass diese Geschichte von einer New Yorker Medienfirma inszeniert worden war - unter Zuhilfenahme der Tochter des kuwaitischen Botschafters, die als vermeintliche Zeugin vor dem US-Kongress eine geschauspielerte tränenreiche Rede zum Besten gab - kurz vor der geplanten Abstimmung zur Kongress-Resolution für den US-Angriff auf Irak. Auf irakischer Seite wurden wiederum zerstörte Industrieanlagen als Anlagen zur Gewinnung von Milchpulver ausgegeben.

Technologie

Patriot-Abschusssystem

Präzisionsgelenkte Munition (PGMs, auch Smart Bombs), wie der Lenkflugkörper AGM-130 der US Air Force, wurden erstmals als der Schlüssel dargestellt, der militärische Schläge mit einem Minimum an zivilen Opfern erlaubte. Bestimmte Gebäude im Zentrum Bagdads konnten nun bombardiert werden, während Journalisten in ihren Hotels die Marschflugkörper im Fluge beobachteten. Der Anteil der „intelligenten” Bomben betrug jedoch nur ungefähr 7,4 % aller Bomben, die die Koalition einsetzte. Zudem trafen weitaus weniger dieser Bomben ihr Ziel so genau, wie es von Seiten der Militärs in den öffentlichen Medien dargestellt wurde. Andere Bombenangriffe wurden mit Streubomben geflogen, die kleinere Bomben (sogenannte Bomblets) ausstoßen, und Daisy Cutters, 15.000-Pfund-Bomben, mit einem Zerstörungsradius von bis zu 100 Metern. Der größte Teil der Bombenmenge wurde wie in Vietnam in Form von Bombenteppichen durch B-52 Bomber abgeworfen und traf große Flächen.

Von irakischer Seite wurden Scud-Raketen eingesetzt. Es handelt sich dabei um ballistische Kurzstreckenraketen, die in der Sowjetunion entwickelt worden waren und nicht mehr dem technologischen Stand der Zeit entsprachen. Es wurden Raketen gegen Saudi-Arabien und Israel abgefeuert. Einige forderten zahlreiche Opfer, andere verursachten geringe Schäden. Israel befürchtete Angriffe mit chemischen und biologischen Gefechtsköpfen auf diesen Raketen, die aber nicht eingesetzt wurden. Die Bemühungen der Koalition, die Scud-Abschussrampen zu beseitigen oder die Scuds im Flug mit MIM-104 Patriot-Raketen abzuschießen, verliefen weniger wirkungsvoll, als es die militärischen Führer zu jener Zeit glauben machen wollten.

Das Globale Navigationssystem (GPS) war ein Mittel, das den Einheiten der Koalition die Navigation über der Wüste ermöglichte, ohne durch feindliche Truppen entdeckt zu werden. Das Warn- und Steuersystem (AWACS) und die Satellitenkommunikation erwiesen sich als ebenso wichtig beim strategischen Planen und Überwachen des Gegners, der dem nichts entgegenzusetzen hatte.

Von Boden aus brachte die US Army in der Operation „Sand Cancer“ mobile Störsender in Stellung, die gegen die Kurzwellen-Verbindungen der irakischen Armee gerichtet waren. [5]

Ergebnis

Opfer und Verluste

Die Zahl der Golfkriegsopfer ist umstritten. Nähere Angaben gibt es nur für die Opfer und Verluste der Streitkräfte der Alliierten.

Alliierte

Insgesamt gab es während der Operation „Desert Storm“ bei den Alliierten durch Kampfhandlungen 240 Tote und 776 Verwundete. Durch Unfälle starben außerdem 138 Soldaten und es gab 2.978 Verwundete vom Beginn von „Desert Shield“ bis zum Ende der Operationen.

  • USA : 147 offiziell Gefallene und 235 „durch Unfälle und andere Ursachen ums Leben“ gekommene U.S.-Amerikaner[6], 458 Verwundete, 60 Flugzeuge (34 Abschüsse, 26 Verluste durch Unfälle), 15 Hubschrauber, 18 Panzer M1 Abrams, 20 Schützenpanzer M2 Bradley, 1 Artilleriekanone sowie 2 Schiffe (USS Tripoli und USS Princeton) durch Minen beschädigt.
  • Großbritannien: 47 Tote, 6 Verwundete, 7 Flugzeuge.[3]
  • Saudi-Arabien : 18 Tote, 20 Verwundete, 2 Flugzeuge.
  • Arabische Kontingente: 13 Tote, 43 Verwundete.
  • Frankreich : 2 Tote, 27 Verwundete.
  • Italien : 1 Flugzeug.
  • Senegal : 8 Verwundete.

Irak

Die irakischen Opferzahlen sind heftig umstritten. Manche behaupten eine niedrige Zahl von 1.500 getöteten Soldaten, manche gehen bis 200.000. Viele Wissenschaftler nehmen eine Zahl um 25.000 bis 75.000 an. Die Zahl der verwundeten Soldaten ist weitgehend unbekannt. Die US-Truppen haben 71.000 irakische Kriegsgefangene gemacht. Schätzungen, irakische zivile Todesopfer betreffend, reichen bis zu 35.000. Die irakische Zivilverteidigungsbehörden geben heute die Zivilverluste mit 2.278 Opfern, vor allem in Bagdad, das sieben Wochen bombardiert wurde, an.[7]

Unvollständig muss die Bilanz des Kollateralschadens bleiben. Von den Alliierten wurden 320 Tonnen Geschosse aus abgereichertem Uran (Depleted Uranium, DU) verschossen, vor allem von den Bordkanonen der Apache Hubschrauber, der A-10-Erdkampfflugzeuge und den Kanonen der M-1-Kampfpanzer. Etwa 1 Tonne wurde von britischen Panzern verschossen [8].

Urangeschosse sind sogenannte KE-Penetratoren oder Wuchtgeschosse und werden als panzerbrechende Munition eingesetzt. Uran ist aufgrund seiner hohen Dichte einerseits, und aufgrund seiner selbstschärfenden Wirkung während des Durchdringens der Panzerung andererseits besonders dazu geeignet. Nach dem Durchdringen der Panzerung verwandelt sich das erhitzte Geschoss in ein Aerosol (Uranstaub) und entzündet sich im Inneren des beschossenen Panzerfahrzeugs an der Luft. Dadurch wird die Besatzung getötet, es dringen jedoch nur wenig Uranrückstände nach außen. Es kann aber auch passieren, dass die im Fahrzeuginneren befindliche Munition explodiert. Dadurch wird das Panzerfahrzeug aufgerissen (bei Panzern kann der Turm abgesprengt werden) und Uranrückstände gelangen in die Umwelt.

Der strahlende Anteil an Uran-235 beträgt im abgereicherten Uran zwar nur ca. 0,3 %, ist aber immer noch halb so hoch wie bei Natururan. Die Halbwertszeit des Uran-235 beträgt 700 Millionen Jahre. Dies soll möglicherweise zu einer Steigerung der Krebsraten und zu Schädigungen im Erbgut der betroffenen Bevölkerung geführt haben. Kritiker führen darauf die stark gestiegene Zahl schwer missgebildeter Neugeborener im Südirak zurück. Weiterhin steht das abgereicherte Uran im Verdacht, das Golfkriegssyndrom verursacht zu haben und für die Missbildungen bei Kindern von amerikanischen Golfkriegsveteranen verantwortlich zu sein. Diese Zusammenhänge werden von britischer [1] und amerikanischer[9] Seite bestritten, die den Vertretern dieser These Unwissenschaftlichkeit vorwerfen. Großbritannien hat zu diesem Thema eine Expertenkommission, das Depleted Uranium Oversight Board eingerichtet.[10] Differenziert ist die Stellungnahme der Royal Society[11].

Israel

Laut des sozialwissenschaftlichen Instituts der Universität Hamburg wurden 13 Israelis durch irakische Raketenangriffe getötet [12].

Nach israelischen Angaben jedoch betrugen die Verluste unter der Bevölkerung insgesamt 74 Zivilisten; weitere 51 Opfer starben durch Angst und Aufregung während der Alarme an Herzinfarkt und 21 durch Unfälle, z. B. Kinder, die durch die Gasmasken erstickten [13].

Kosten

Als Kosten des Krieges für die Vereinigten Staaten wurden vom Kongress etwa 61,1 Milliarden US-Dollar errechnet; 52 Milliarden von diesen Kosten wurden von verschiedenen anderen Staaten bezahlt: 36 Milliarden wurden von Kuwait, Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten bezahlt. 16 Milliarden wurden von Deutschland und Japan bezahlt. (genannt: „Scheckbuchdiplomatie”, da sich die Länder nicht aktiv mit ihren Soldaten am Krieg beteiligten).

Konsequenzen

Wirtschaftssanktionen

Wirtschaftssanktionen folgten dem Krieg postwendend. Dem Irak wurde zugestanden, bestimmte Produkte unter dem Öl-für-Lebensmittel-Programm zu importieren. Ein UNICEF-Report recherchierte 1998, dass die Sanktionen eine Zunahme von 90.000 Todesfällen pro Jahr (IAC), insbesondere bei Kleinkindern und Babys, zur Folge hatten.

Waffeninspektionen

Am 15. Mai 1991 begann die Internationale Atomenegerie-Agentur IAEO gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands mit der Inspektion der irakischen Anlagen zur möglichen Herstellung von Atomwaffen.

Eine Waffenuntersuchungskommission der UNO (UNSCOM) wurde am 3. Juni 1991 aufgestellt, um die Befolgung der Waffenbeschränkungen durch den Irak und die Zerstörung der ballistischen Flugkörper zu überwachen. Der Irak akzeptierte einiges und lehnte andere Waffenkontrollen zu bestimmten Anlagen ab. 1997 wies er alle US-Angehörigen des Kontrollteams aus und behauptete, dass die Vereinigten Staaten die Kontrollen als Mittel für Spionage verwendeten, was die USA später, nach lautstarken anfänglichen Dementis, auch einräumten. Das Team kehrte während eines noch turbulenteren Zeitabschnitts zwischen 1997 und 1999 zurück und wurde durch neue Inspekteure ersetzt; die Kontrollen begannen 2002.

Vor 1997 traf das Inspektionsteam auf eine Art Beweis für das biologische Waffenprogramm an einem Standort und auf Widerstände an vielen anderen Standorten. Ein Mitglied des Waffeninspektionsteams, Scott Ritter, ein US-Marine bis 1998, behauptete, dass die Vereinigten Staaten die Inspektionen blockierten, weil sie keinen maßstabsgerechten Vergleich mit dem Irak wünschten. Er behauptete auch, dass die CIA die Waffeninspektionsteams als Tarnung für verborgene Aktivitäten innerhalb des Iraks verwendete.

Flugverbotszonen

Am 3. März 1991 wurde bekannt, dass schiitische Rebellen im Südirak die zweitgrößte Stadt Basra erobert haben, die von irakischen Armeeinheiten zwei Tage später wieder zurückerobert wurde. Im Norden des Landes kontrollierten kurdische Rebellen die Stadt Silêmanî (Sulaimanijah), später auch kurzzeitig die Stadt Kirkuk. Vor einem massiven irakischen Militäreinsatz im Nordirak flüchteten Tausende von Kurden in die Türkei, in den Iran und nach Syrien.

Am 5. April 1991 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die Resolution 688, die die Unterdrückung der Kurden und anderer Minderheiten im Irak verurteilte. Am 9. April ergänzte der Sicherheitsrat mit der Resolution 689 die Maßnahme durch die Entsendung einer Beobachtertruppe an der irakisch-kuwaitischen Grenze. Die UNIKOM-Beobachtertruppe bewacht ab dem 17. April mit 1.440 Soldaten aus 34 Staaten die entmilitarisierte Zone zwischen Irak und Kuwait.

Am 17. Juli 1991 kommen bei schweren Kämpfen zwischen irakischen Regierungstruppen und kurdischen Kämpfern in Silêmanî (Sulaimanijah) und Erbil 500 Menschen ums Leben. Erst zwei Tage zuvor waren die letzten 3.000 Soldaten der Koalitionsstreitkräfte im Nordirak abgezogen worden.

Als Reaktion auf die Aufständen im Norden und im Süden und die irakischen Gegenmaßnahmen, wurden unter Verweis auf die UN-Resolution 688 Flugverbotszonen eingericht, um die schiitischen und kurdischen Bevölkerungsteile im Nord- und Südirak zu schützen. Diese Flugverbotszonen wurden hauptsächlich durch die USA und Großbritannien durch die Operationen Northern Watch und Southern Watch überwacht. Höhepunkt dieser Einsätze waren die Operation Desert Strike im September 1996 und die Operation Desert Fox vom 17. bis 20. Dezember 1998.

Sonstiges

Viele heimkehrende Soldaten der Koalition berichteten über Krankheiten, die ihrer Teilnahme am Golfkrieg folgten, ein Phänomen, das als Golfkriegssyndrom bekannt wurde. Es gab – wegen möglicher Schadenersatzforderungen – weit verbreitete Spekulationen und Falschmeldungen über die Ursachen (und das Bestehen) dieses Syndroms. Als verursachender Faktor des Golfkriegssyndroms kommt in erster Linie das hochtoxische abgereicherte Uran, (Depleted Uranium, DU) infrage, das wegen seiner hohen Durchschlagskraft tonnenweise im zweiten und dritten Golfkrieg verschossen worden war und große Landstriche verseucht hat. Erst in zweiter Linie können andere Vergiftungen eine Rolle spielen - z. B. die Ölfeuer oder Anthrax Impfstoffe. Neuere Untersuchungen, die von den US-Militärs bestritten werden, deuten auf die diversen Impfungen hin, die viele Soldaten zuvor erhalten haben, und die der Körper in so hoher Dichte verschiedener Immunisierungsversuche manchmal nicht verträgt.

Die Unterstützung des Iraks durch die Palästinenser verursachte einige Unzufriedenheit unter ihren arabischen Unterstützern und hatte den Effekt, dass die Palästinenser geheime Vermittlungen mit Israel begannen, welche zum Oslo-Abkommen führten.

Die Volksrepublik China wurde durch die Schnelligkeit des Bündnissieges überrascht und die Leichtigkeit des Sieges der Koalition veranlasste eine Änderung in der Militärischen Denkweise. Es kam zu einer technologischen Modernisierung in der Volksbefreiungsarmee (welche ähnliche Ausrüstung wie die Irakische Armee benutzte).

Die anhaltenden Sanktionen des Iraks und die anhaltende militärische Anwesenheit der Amerikaner in Saudi-Arabien musste als Rechtfertigung für den Terrorangriff am 11. September 2001 herhalten. Andererseits wurden der Irak und besonders Saddam Hussein auch als Ziele für den Krieg der Vereinigten Staaten gegen den Terrorismus öffentlich dargestellt. Dies führte 2003 zum Irakkrieg.

Siehe auch

Literatur

  • Jörn Böhme (Zusammenstellung): Der Golfkrieg, Israel und die deutsche Friedensbewegung. Dokumentation einer Kontroverse, Frankfurt a.M.: Haag & Herchen, 2. aktualisierte u. erw. Aufl., Nov. 1991, ISSN 0175-7024 (= "israel & palästina. Zeitschrift für Dialog", Sondernummer, hg. vom Deutsch-Israelischen Freundeskreis für Frieden im Nahen Osten e. V.)
  • Ramsey Clark, ehem. US-Justizminister, Wüstensturm. US-Kriegsverbrechen am Golf, Verlag ganzheitliche Forschung, Viöl 2003, ISBN 3-936223-30-0
  • John R. MacArthur: Die Schlacht der Lügen. Wie die USA den Golfkrieg verkauften. dtv, München, 1993, ISBN 3-423-30352-2
  • Colin Powell, Mein Weg, Piper Verlag, München, 1995, S. 471–568 (Taschenbuch 1997); Colin Powell war zur Zeit des Krieges als Vorsitzender der Vereinten Stabschefs militärischer Berater und enger Vertrauter des damaligen Präsidenten George Bush sen.
  • Bruce W. Watson, Erfahrungen des Golfkrieges (ENFORCER Pülz) ISBN 3-939700-38-X
  • Hartmut Zehrer (Hrsg.): Der Golfkonflikt − Dokumentation, Analyse und Bewertung aus militärischer Sicht. Mittler, Herford / Bonn 1992; ISBN 3813204006.

Einzelnachweise

  1. As the world watched the military build up at the Kuwaiti border, Saddam called a meeting with the US ambassador April Glaspie, who told Saddam: “We have no opinion on the Arab-Arab conflicts, like your border disagreement with Kuwait.” She went on to say: “James Baker has directed our official spokesmen to emphasize this instruction.” – Quelle: San Francisco Examiner, 18. November 2002
  2. Mearsheimer,Walt: Can Saddam Be Contained? History Says Yes
  3. a b mod.uk
  4. CDISS “The Great Scud Hunt: An Assessment,” n.d., accessed at http://www.cdiss.org/scudnt6.htm
  5. Der Spiegel, Juli 1997
  6. Colin Powell, Mein Weg, TB:1997, S. 551 (beide Zahlen)
  7. welt.de
  8. mod.uk
  9. au.af.mil
  10. duob.org.uk
  11. royalsoc.ac.uk
  12. sozialwiss.uni-hamburg.de
  13. jerusalem-schalom.de

Weblinks


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