Optymistytschna

Optymistytschna

Die Optymistytschna-Höhle (Ukrainisch: печера Оптимістична; Deutsch: optimistisch, voller Hoffnung) in der Ukraine ist die längste Gipshöhle der Welt, mit 215 km Ganglänge außerdem eine der längsten Höhlen der Erde.

Sie gehört zu einer Anzahl teils riesiger Gipshöhlen in Podolien. Nicht weit von der Optymistytschna-Höhle entfernt liegt eine weitere große Gipshöhle, Ozerna (russisch: Ozernaja), mit einer Gesamtlänge von 124 km die zweitgrößte Gipshöhle und elftlängste Höhle der Welt. Das Gipskarstgebiet mit den beiden Riesenhöhlen und vielen kleineren Gipshöhlen liegt in der Nähe der Stadt Borshchiv (Borschtschow), etwa 100 km südlich der Großstadt Ternopil (Ternopol). Das Gipskarstgebiet Podoliens ist nur ein Teil eines ausgedehnten Gipskarstes, der sich im Norden der Karpaten von der Grenze zu Rumänien bis zu den Prypjatsümpfen und nach Polen hinein erstreckt, eines der größten zusammenhängenden Gipskarstgebiete, weit größer als die Gipskarstgebiete Kleinasiens, des Urals oder des Harzes. Elf Höhlen mit Ganglängen über 1000 m sind bisher im Podolischen Karst bekannt, darunter die fünf längsten Gipshöhlen der Erde.

Die Optymistytschna liegt in einer meistens etwa 15 bis 30 m mächtigen Schicht aus Gips aus dem Obertertiär (Neogen). Im zentralen und westlichen Teil der Höhle nimmt die Mächtigkeit des Gipsgesteins auf 60 - 70 m zu. Ihre durchgehend in sich fast rechtwinkelig kreuzenden Kluftsystemen angelegten Gänge bilden ein riesiges Netzwerk, einen im Grundriss labyrinthisch verzweigten Irrgarten meist niedriger, oft verlehmter Passagen. Teilweise sind Höhlengänge in eingeschwemmten Sedimenten erstickt. In der höhlenbildenden Gipsformation sind auch Tonmineralien und andere Verunreinigungen (Karbonate) eingelagert, die bei Lösung und Abtransport des Gipses als feinkörniges Sediment zurückblieben. Um Höhlenforschern lange, nur kriechend zu überwindende Passagen zu ersparen, sind weiträumig begehbare Gräben im Sediment der Gänge ausgehoben.

Die Höhle wurde erstmals 1966 erkundet, als am 8. Mai M. Sawtschin und A. Soljar beim Ausheben eines Wasserkanals auf ein enges Einstiegsloch stießen, das sie nach etwa 100 m in ein Höhlenlabyrinth führte. In den Jahren zwischen der Entdeckung und 1975 waren ukrainischen Höhlenforscher aus Lemberg (Lviv) und Ternopil wesentlich an der Erforschung der größten Gipshöhle beteiligt. Sie gehörte 1977 zu 280 bekannten Gipshöhlen in den Gipskarstgebieten der damaligen Sowjetunion, die etwa 90 % der bekannten Gipshöhlen der Erde ausmachten. Die Optymistytschna zählte bald zu den Höhlen mit den ausgedehntesten Gangsystemen.

Seither wurden etwa 50 Forschungsunternehmungen in der Optymistytschna durchgeführt. In den letzten Jahren hat die Forschungstätigkeit auffallend nachgelassen, es werden auch kaum Vermessungen durchgeführt. Die Gesamtlänge ihrer vermessenen Gänge wird heute mit 215 km angegeben (Stand 2006). Das Netz der Höhlengänge ist teilweise sehr engmaschig angelegt, so dass sich der Grundriss der Höhle nur auf eine Fläche von etwa zwei Quadratkilometern erstreckt. Diese Eigenheit der podolischen Gipshöhlen führte in der Fachliteratur zur Bezeichnung als "maze cave", Irrgartenhöhle.

Die Temperatur in der Höhle beträgt etwa 8°C in den westlichen Höhlenteilen (in der mächtigeren Gipsschicht), in den östlichen Teilen zwischen 9 und 10°C. Die Form der Gänge in der Optymistytschna ist von der Klüftung und Schichtung des Gipses abhängig, ihre Bindung an das enge Kluftsystem verursacht mit den gitterartigen, labyrinthischen Charakter der Höhle. In den feinkristallinen Gipsen der untersten Etage finden sich Gänge mit rundlichen, niedrigen flachen oder schmalen, kluftartigen Profilen. In grobkristallinem Gips bildeten sich rundliche oder rechteckförmige Profile mit waagrechten Decken oder in der Form auf der Spitze stehender Dreiecke aus. In Übergangsbereichen finden sich bis 10 m hohe Galerien mit stark gegliederten Profilen. An Stellen intensiver Zerklüftung oder eingestürzter Zwischendecken liegen große Hallen. Röhrenförmige Kamine reichen bis in die überlagernden Kalksteinschichten, an Einstürzen derartiger Schlote bildeten sich hohe domartige Räume mit kuppelförmigen Decken.

In Veröffentlichungen polnischer Geologen, Heimatforscher und Archäologen finden sich die ersten Erwähnungen der Höhle. In der älteren Literatur wird die Höhle oft in der russischen Schreibweise ihres Namens "Optimistitscheskaja" erwähnt, in Berichten in englischer Sprache als "Optimist Cave".

Literatur

  • W. N. Dubljansky: Die Gipshöhlen der Ukraine.
  • The Giant Gypsum Caves of the Western Ukraine. http://www.easegill.pwp.blueyonder.co.uk/Ukraine%20Giant%20Gypsum%20Caves.html
  • Alexander Klimchouk, Vjatscheslav Andrejchouk: Karst breakdown mechanisms from observations in the gypsum caves of the Western Ukraine: Implications for Subsidence Hazard Assessment. In: Speleogenesis and Evolution of Karst Aquifers. The Virtual Scientific Journal. 1/1/2003, Union International of Speleology & International Geographic Union, p.2-20, ISSN 1814-294X http://www.spelogenesis.info

Weblinks


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