- Orarium
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Die Stola ist ein liturgisches Gewandstück, das als textiles Amtsabzeichen von katholischen und ostkirchlichen, teilweise auch von lutherischen Geistlichen getragen wird.
Inhaltsverzeichnis
Form und Trageweise
Die Stola ist ein etwa 2,50 m langer schmaler Stoffstreifen. Als Amtsabzeichen ist ihr Tragen den Inhabern des damit gekennzeichneten kirchlichen Amtes vorbehalten und bei gottesdienstlichen Handlungen vorgeschrieben. In der Messe folgt bei den Katholiken die Stola gewöhnlich dem liturgischen Farbenkanon. Außerhalb der Messe wird meist die weiße Stola, bei der Spendung des Bußsakramentes die violette und bei der Begräbnisfeier die violette oder schwarze Ausführung verwendet.
Die Stola wird unterschiedlich getragen: Katholische Diakone tragen sie als Schärpe über der linken Schulter, hingegen Priester und Bischöfe um den Hals über beide Schultern gelegt, und zwar gewöhnlich unter der Dalmatik bzw. der Kasel (Messgewand) über der Albe und mit dem Zingulum befestigt. Vor dem Zweiten Vatikanum bestimmte das Missale Romanum, dass der Priester die Stola über der Brust kreuzen, während der Bischof die Enden herabhängen lassen sollte. Nach dem Konzil wurde festgelegt, dass Bischof und Priester in gleicher Weise die Enden der Stola herabhängen lassen. Außerhalb der Messfeier wurde die Stola schon zuvor nicht gekreuzt, wenn das Zingulum zur Befestigung fehlte. Priester, die die Messe nach dem Messbuch von 1962 – also vor der Liturgiereform – zelebrieren, tragen die Stola weiterhin gekreuzt. Ostkirchliche Diakone tragen ihre (längere) Stola gewöhnlich frei über die linke Schulter herabhängend, schlingen sie aber beim direkten Altardienst aus praktischen Gründen X-förmig um Brust und Rücken. Die ostkirchliche Priesterstola legt man wie in der Westkirche um den Hals, ihre beiden Enden hängen ungekreuzt vor der Brust des Trägers, häufig miteinander verknüpft oder als geschlossene Stoffbahn mit Halsöffnung.
Die Stola ist oft reich mit Ornamenten und Kreuzen verziert. Bisweilen wird sie heute von katholischen Priestern über dem Messgewand getragen (was liturgierechtlich nicht statthaft ist und die Verwendung einer sogenannten Mantelalbe anstelle der Kasel voraussetzt), um so das Amtsabzeichen den Gläubigen sichtbar zu machen, wie dies außerhalb der Messfeier allgemein üblich ist. In evangelischen Kirchen wird die Stola – wenn sie Verwendung findet – einfach über dem üblichen Talar oder der Albe der Geistlichen getragen.
Herkunft
Die Verwendung der Stola (aus dem gallischen für Gewand; ursprüngliche Bezeichnung Orarium; im griechischen Ritus Orarion (Stola für den Diakon) bzw. Epitrachelion (für den Priester/Erzpriester) ist in den christlichen Kirchen bereits früh bezeugt.
Schon die Synode von Laodicea (372) erwähnt das Orarion, das damals von Lektoren, Psalmsängern und Ministri getragen wurde. In Gallien (siehe auch Gallikanischer Ritus) ist im 6. Jh. schon die bischöfliche Stola bezeugt, die Synode von Braga (675) kennt bereits die unterschiedlichen Trageweisen.
In Rom kam die bischöfliche Stola (bzw. deren Trageweise) erst im 8./9. Jahrhundert auf. Zuvor trugen alle Weihegrade (Diakon – Priester – Bischof) die Stola auf die gleiche Weise. Im 9. Jh. entwickelte sich auch die allgemeine Bezeichnung „Stola“.
In der Barockzeit wurde eine kürzere Form der Stola bevorzugt, während man heute wieder bei der Langform angekommen ist. Das Überreichen der Stola gehört zu den feierlichen Riten der Diakonatsweihe und der Priesterweihe.
Symbolisch gilt die Stola des Priesters als „Joch Christi“ (iugum christi) welches er zu tragen hat.
Während in den Ostkirchen die Stola (Orarion) bisweilen auch vom Lektor getragen wird, wird sie in der römisch-katholischen Kirche nur von Diakon, Priester oder Bischof getragen. Eine Ausnahme bildet hier der Orden der Kartäuserinnen: Hier bekommt die Nonne bei ihrer feierlichen Profess vom Bischof ebenfalls die Stola, welche die Hebdomadarin beim Vortrag des Evangeliums während der Vigil tragen darf. Die Herkunft dieses Brauchs ist wohl unbekannt. Das Lexikon für Theologie und Kirche beschreibt ihn in seiner zweiten Auflage als „eigenartig“.
Stola im Protestantismus
In der Reformationszeit blieben im Bereich der lutherischen Kirchen die Messgewänder häufig in Gebrauch. Die Messgewänder werden zu den Adiaphora gerechnet. Sie gelten damit nicht als Schrift inkonform, aber auch nicht als heilsnotwendig. Martin Luther trug selbst zu den Abendmahlsfeiern noch Messgewänder, lediglich zur Predigt den schwarzen Rock der damaligen theologischen Universitätsprofessoren. Die Messgewänder wurden erst 1811 durch die Einführung des schwarzen Talares durch eine Kabinettsorder König Friedrich Wilhelm III. in Preußen für Pfarrer in evangelischen Kirchen, Richter, Rabbiner und königliche Beamte abgelegt. Von da an entwickelte er sich zusammen mit dem Beffchen zur regulären Amtstracht. Daher ist der schwarze Talar in vielen lutherischen Kirchen außerhalb Deutschlands als Amtstracht der Geistlichen unbekannt. Selbst in Deutschland setzte er sich nicht flächendeckend durch.
Heute wird die Stola vor allem in den lutherischen Kirchen als Bestandteil der liturgischen Kleidung wiederentdeckt. Denn während der schwarze Talar vor allem den Lehrcharakter betont, hebt die Stola den Aspekt des Feierns hervor. Durch ihre Farbe betont sie darüber hinaus die Farbsymbolik des Kirchenjahres (liturgische Farben) und durchbricht die bisweilen als starr und trist empfundene Ausstrahlung des schwarzen Talares.
Die Stola kann in den Landeskirchen mit oder ohne Beffchen zum Talar oder zur weißen Albe getragen werden. In der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche ist ein Tragen von Beffchen und Stola nicht von den kirchlichen Ordnungen über die liturgischen Gewänder gedeckt. Hingegen kann in der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) die Stola entweder über der Albe, dem Chorhemd, dem schwarzen Talar, oder über oder unter der Kasel getragen werden.
Der richtige Kleidungsstil ist auch unter den Befürworten der Stola umstritten. So gibt es Gruppen, die das Tragen der Stola zusammen mit Beffchen oder das Tragen der Stola zum schwarzen Talar ablehnen, weil es ihrer Meinung nach zu einer Vermischung von evangelischer Amtstracht und liturgischem Gewand führt. Auch die Frage, ob die Stola farblich zum Kirchenjahr passen muss oder ob zum Beispiel auch das grundsätzliche Tragen einer bunten „Regenbogenstola“ möglich ist, ist umstritten und eine Frage des jeweils geltenden Kirchenrechts.
Kritiker wenden gegen die Stola oft ein, dass sie nicht zur Lehre des Priestertums aller Getauften passt: Nach 1. Petrus 2,9 sind alle Gläubigen „Priester“, so dass es im Gottesdienst keinen speziellen, besonders „geschmückten“ Priester braucht. Ferner wird von reformiert-calvinistischer Seite ins Feld geführt, das Tragen der Stola sei ein Versuch, an den Priester-Stand der römisch-katholischen Kirche anzuknüpfen.
Siehe auch
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