- Orthographische Vorlegeblätter und Übungsstücke
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Das Werk Orthographische Vorlegeblätter und Uebungsstücke [1] [2] war „Ein Hülfsmittel zur Erleichterung und Beförderung des Unterrichts in der Rechtschreibung und des Gebrauchs des Genitiv's, Dativ's und Accusativ's, nicht blos für Volksschulen in Städten und Dörfern, sondern auch für die untern Klassen höherer Schulen brauchbar, von J. C. F. Baumgarten, Rector der Volksschule in Magdeburg.“ Die Erstausgabe erschien 1806 in Leipzig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bis zum Erscheinen amtlicher Regelwerke für die Rechtschreibung ab dem Jahr 1879 musste jeder Lehrer oder ein Lehrerkollegium einer Schule oder ein Schulleiter festlegen, nach welchen Regeln die Schüler im „richtigen“ Schreiben unterrichtet werden sollten. Da dies bereits im 18. Jahrhundert als Missstand empfunden wurde und Werke wie Adelungs Vollständige Anweisung zur Deutschen Orthographie wegen ihres Umfangs als Schulbuch nicht geeignet waren, machten immer wieder einzelne Lehrer den Versuch, Schreiblehren, kurzgefasste Regelwerke oder andere Hilfsmittel zur Erleichterung und Vereinheitlichung des Rechtschreibunterrichts zu schaffen.
Ein solches Werk waren die Orthographischen Vorlegeblätter und Uebungsstücke von Johann Christoph Friedrich Baumgarten (* 8. September 1773 in Magdeburg; † 16. Juni 1847 in Magdeburg), bei denen es sich auf den ersten Blick um ein Buch handelte. Dieses „Buch“ war aber so gedruckt, dass die Rückseiten aller Blätter leer waren, denn für den Unterricht sollten die 275 Blätter herausgetrennt und auf Pappe geklebt werden. Zum Üben der Regeln, Beispiele und Aufgaben sollten diese Pappen den Schülern dann vorgelegt werden, woher der Titel Vorlegeblätter rührt. Da tatsächlich so verfahren wurde, haben sich nur wenige Vorlegeblätter in Buchform erhalten. In öffentlichen Bibliotheken sind nur vier Exemplare verfügbar.
Inhalt
Auf den ersten 205 Blättern werden 8 Regeln für Rechtschreibung und Zeichensetzung und die dazu gehörenden Aufgaben geboten:
- Schreibe jedes Wort so, wie es hochdeutsch richtig ausgesprochen wird.
- Richte dich nach dem eingeführten Schreibgebrauche.
- Schreibe das abgeleitete Wort seiner nächsten und wahren Abstammung gemäß.
- Um zu erfahren, welchen Buchstaben man am Ende einer Sylbe oder eines Wortes setzen soll, muss man es durch Hinzufügung eines e, oder der Sylben en, es etc. verlängern.
- Viele gleich oder ähnlich lautende Wörter sind genau zu unterscheiden.
- Gebrauch der großen Anfangsbuchstaben
- Wenn man am Ende einer Zeile aus Mangel an Raum ein Wort, welches mehr als eine Sylbe hat, nicht ganz ausschreiben kann, so bricht man am Ende einer der Sylben, aus denen das Wort besteht, ab, setzt ein Theilungszeichen (=) und fängt mit der zunächst folgenden Sylbe eine neue Zeile an. Einsylbige Worte können nicht abgebrochen oder getheilt werden.
- Die Unterscheidungszeichen [Satzzeichen] müssen richtig gebraucht und gestellt werden.
Auf den darauf folgenden 55 Blättern werden Regeln und Aufgaben für die richtige Benutzung von Genitiv, Dativ und Akkusativ geboten und auf den letzten 15 Blättern Aufgaben Zur Uebung im Rechtschreiben in Stücken mit bemerkbar und nicht bemerkbar gemachten Fehlern.
Dem Werk sind zwei Foliobogen beigegeben, auf denen noch einmal alle Regeln zusammen abgedruckt sind. Auch diese Bogen sollten auf Pappe geklebt und dann im Klassenraum zum jederzeitigen Nachsehen aufgehängt werden.
Verfügbare Exemplare
- Berlin: Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung. Fünfte Ausgabe, Leipzig 1818
- Leipzig: Universitätsbibliothek. Neunte Ausgabe, Leipzig 1838
- Offenburg: Stadtbücherei (Historische Bibliothek). Dritte Ausgabe, Leipzig 1814
- Stuttgart: Württembergische Landesbibliothek. Dritte Ausgabe, Leipzig 1814
Literatur
- Burckhard Garbe (Hrsg.): Die deutsche rechtschreibung und ihre reform 1722-1974. Niemeyer, Tübingen 1978. ISBN 3-484-10294-2. Sammlung von Aufsätzen und Buchauszügen zur Geschichte der Rechtschreibung des Deutschen.
Einzelnachweise
Weblinks
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