- Ostseegymnasium Timmendorfer Strand
-
Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand Schultyp Gymnasium Gründung 1946 Ort Timmendorfer Strand Bundesland Schleswig-Holstein Koordinaten 54° 0′ 26,8″ N, 10° 46′ 11,2″ O54.0074510.769788888889Koordinaten: 54° 0′ 26,8″ N, 10° 46′ 11,2″ O Träger Kreis Ostholstein Schüler ca.700 Lehrer 52 Direktor Wilfried Kollex Website http://www.ostsee-gymnasium.de Das Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand (OGT) ist ein staatliches Gymnasium in Timmendorfer Strand im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.
Die Schule umfasst die Jahrgänge 5 bis 13, bestehend aus einer Orientierungsstufe (Klassen 5 bis 6), einer Mittelstufe oder Sekundarstufe I (Klassen 7 bis 10) und einer Oberstufe oder Sekundarstufe II (Jahrgänge 11 bis 13). Im Schuljahr 2006/2007 wurden 660 Schüler im Alter von 10 bis 19 Jahren von insgesamt 44 Lehrern unterrichtet.
Als erste Fremdsprache wird Englisch, als zweite oder dritte werden Französisch und Latein gelehrt. Schwedisch, Italienisch, Spanisch und Japanisch können in Arbeitsgemeinschaften erlernt werden.
Die Oberstufe ist seit dem Schuljahr 2008/2009 als Profiloberstufe organisiert. Das OGT bietet von insgesamt 5 möglichen Profilen 3 an:
Sprachliches Profil
Naturwissenschaftliches Profil
Gesellschaftwissenschaftliches Profil
Die Big Band der Schule unterhält intensive Beziehungen mit japanischen Musikern und hat im Herbst 2006 bereits die zweite Japan-Tournee absolviert. Als hervorhebenswerte Sportarten werden Ultimate und Eishockey angeboten.
Ebenfalls verfügt das OGT über eine große Anzahl von schuleigenen Segelbooten, die der Segelgilde zur Verfügung stehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mit Kriegsende 1945 befanden sich an mehreren Stellen Schleswig-Holsteins, unter anderem auch in der Gegend von St. Peter, große Gefangenenlager. In St. Peter selbst waren eine Anzahl Berliner Oberschulen im KLV-Lager. Die Lehrer dieses Lagers veranstalteten für die Kriegsgefangenen Vorträge über wissenschaftliche Themen und Wiederholungskurse. Aus diesen freiwilligen Kursen entstand eine Initiative, die Abiturientenkurse mit dem Ziel anbot, den früheren Oberschülern, die vor der Reifeprüfung zur Wehrmacht eingezogen worden waren, die nachträgliche Ablegung eines vollgültigen Abiturs zu ermöglichen.
Einige Monate später wurden diese Kurse nach Büsum verlegt, wo im Frühjahr 1946 142 ehemalige Soldaten die Prüfungen bestanden. Die darauf folgende Auflösung teilte die Schule und einige Schüler wurden nach Timmendorfer Strand in das Dünenhaus verlegt.[1]
Während die Sonderlehrgänge noch liefen, konnte erreicht werden, dass Timmendorfer Strand eine reguläre Oberschule mit Internat für Flüchtlingskinder, betrieben durch die evangelische Landeskirche, erhalten sollte.
Mit Einstimmung der Militärregierung konnte der Unterricht im November 1946 beginnen, demnach kann dieser Tag als Geburtsdatum der Oberschule betrachtet werden. Untergebracht im Dünenhaus, im angepachteten Hotel Waldesruh und dem ehemaligen Hotel zur Kammer konnte der Unterricht unter einfachen Bedingungen beginnen. Die Schulräume waren außerordentlich beengt und schlecht möbliert, naturwissenschaftliche Sammlungen waren kaum existent.
Bis 1953 wuchs die Schule schnell an. Sie war mittlerweile Bildungsort für 620 Schüler, von denen 195 im Internat beherbergt wurden. Diese große Menge von Schülern führte zu Raumnot, nicht zuletzt durch das Wegfallen eines der Gebäude. Als 1951 auch das Dünenhaus an die Landeskirche zurückgegeben werden musste, konnte der Unterricht nur noch mit großer Mühe aufrechterhalten werden. Die 1950 fertig gestellen Unterkünfte für Mädchen und Jungen konnten im Keller als Unterrichtsräume genutzt und einige Klassen auch Nachmittags unterrichtet werden.
Mit starker Unterstützung amerikanischer Vereinigungen wurde vor dem Hotel zur Kammer ein 5-klassiges Schulhaus mit Glockentürmchen erbaut, das auch heute noch zu sehen ist. Der Kauf des Strandhotels 1953 erlaubte es, auf den Nachmittagsunterricht zu verzichten.
Selbst in den 1950er Jahren hatte vieles noch einen provisorischen Charakter. In einer Rede des Schulgründers Dr. Rasch heißt es „Unsere Schule hat kein stolzes Gebäude, sie hat auch keine Tradition, sie ist eine Schöpfung des Augenblicks und in ihren Formen etwas völlig Unnormales. Aber das Wesentliche sollte nicht die äußere Form sein, das Gebäude und die restlose Vollständigkeit der Unterrichtsmittel, sondern der Geist, der sie belebt. Pflicht und verantwortungsbewusste Arbeit werden stets das Entscheidende sein. Unser Dank soll immer denen gelten, die aus dem Nichts etwas schufen, das heute als Ostsee-Gymnasium neue Gestalt gewonnen hat.“[2]
Nach mehreren Namens- und Gebäudewechseln erhielt das Gymnasium 1956 die Genehmigung zum Führen des heutigen Namens. 1961 fand die Grundsteinlegung für das heutige Gebäude statt, das nach der Fertigstellung 1964 bezogen werden konnte.
Bei 1961 durchgeführten Ausschachtungsarbeiten für die Wasserversorgung der Schule wurde in 1,20 m Tiefe ein Bronzeschwert gefunden. Das stark patinierte Stück zerbrach beim unwissentlichen Versuch, das Schwert wieder gerade zu biegen. Man schätzt das Fundobjekt auf 3100 Jahre. Mangelndes Interesse der damaligen Schulleitung verhinderten weitere Ausgrabungen. Über den Verbleib des Schwertes ist ebenfalls nichts bekannt.
Nachdem die Schule die ersten Jahre überstanden hatte und sich ihres Kurses bewusst geworden war, mangelte es immer noch an einem richtigen Gebäude. Trotzdem wurde 1954 ein Schülerparlament eingeführt, das selbst über die Gelder der Kulturmark verfügen kann.
Als erster Schritt zur heutigen Schule ist die Umbenennung und Trennung von Schule und Internat am 6. Januar 1956 zu nennen. Die Schule erhielt die Genehmigung, sich offiziell von nun an Ostsee-Gymnasium nennen zu dürfen. Im darauf folgenden Jahr bekommt die Schule ihr erstes eigenes und auch zweckmäßiges Gebäude, die Turn- und Festhalle.
1956 findet der erste Schüleraustausch nach England statt, 1961 gab es den ersten Telefonanschluss in der Schule.
Wie lange zuvor schon versprochen, wurde im August 1962 der Grundstein zum neuen Ostsee-Gymnasium durch Kultusminister Osterloh gelegt. Es dauert jedoch noch ein weiteres Jahr, bis die Räume bezugsfertig sind.
Mit dem Neubau der Schule hatte das abgewohnte Hotel zur Kammer ausgedient und wurde abgerissen. Nach 17 Jahren endete der Schichtunterricht im Hotel. Mit dem Umzug wurde die Trennung von Schule und Internat so deutlich, dass sie 1964 auch rechtlich untermauert wird. Im selben Jahr erhielten alle Schüler Lehrmittelfreiheit.
Um auch im Sommer draußen Sport unterrichten zu können, wurde 1967 der neue Sportplatz im Kuhlbrook fertig gestellt. Gezwungen durch Raummangel wurden 1971 auf dem Südhof vier Pavillons errichtet. Ihre Lebensdauer sollte auf 10 Jahre begrenzt sein, jedoch stehen sie noch heute. Im selben Jahr nimmt das Ostsee-Gymnasium eine Vorreiterrolle bei der Einführung der Orientierungsstufe und der 5-Tage Woche ein.
Das Bugenhagen-Internat schloss 1978 und beendete damit einen besonderen Abschnitt für die Schule. Was zu Zeiten des Neubaus aus Kostengründen nicht fertig gestellt werden konnte, holte das Land vor der Übergabe an den Kreis nach: 1979 erhält die Schule eine Aula mit Sprachlabor.
Seit dem Schuljahr 2007/2008 ist mit Wilfried Kollex ein neuer Schulleiter am OGT.
Schüleraustausch
Es finden jährlich verschiedene Austauschmaßnahmen mit einer italienischen, einer schwedischen und einer australischen Schule statt.
Die Schüler besuchen dort die Schule, wohnen in der Gastfamilie und lernen Land und Leute kennen. Die jeweilige Partnerschule schickt ihrerseits ihre Schüler. Der Austausch beruht auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit, das heißt, die Gäste bezahlen nur die ihnen entstehenden Reisekosten. Ansonsten kommen die jeweiligen Gastgeber für alle weiteren Kosten auf.
Soziales Engagement
Das OGT sichert seit 20 Jahren die Finanzierung eines Waisenhauses in Sri Lanka, das von einer Lehrerin am OGT und einer irischen Ordensfrau des Good Shepherd Convent gegründet wurde. Mittels eines Sponsorenlaufs und des jährlichen Weihnachtsbasars werden die entsprechenden Gelder verfügbar gemacht.
Bekannte Schüler
- Rasmus von Gottberg, Werbe- und Dokumentarfilmregisseur, dreimaliger Gewinner des goldenen Löwen von Cannes
- Karl-Heinz Marotzke, ehemaliger Fußballtrainer und FIFA-Funktionär
- Sophie von Behr, Journalistin und Schriftstellerin (u.a. Der Spiegel)
- Hans-Hermann Dubben, Physiker, Gewinner des Fischer-Appelt-Preis (1996) und des Hermann-Holthusen Preises (2000)
- Sylvia Eisenberg, Landtagsabgeordnete der CDU
- Prof. Dr. Werner Lehfeldt, Vorsitzender der Phil.-Historischen Klasse und Vizepräsidenten der Göttinger Akademie der Wissenschaften
- Wibke Bruhns, deutsche Journalistin und Autorin; ab 1971 die erste deutsche Nachrichtensprecherin
- Dirk Fischer, Mitglied des Deutschen Bundestages seit 1980, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Aufbau Ost
- Sven Unterwaldt, Drehbuchautor und Filmregisseur ("7 Zwerge – Männer allein im Wald")
- Gert Maichel, deutscher Jurist und Industriemanager (ehemals RWE)
Quellen
- ↑ :Ikarus 07/12 Aus der Chronik.
- ↑ Ostseegymnasium: Aus der Geschichte der Schule (Chronik von 1974).
Weblinks
Wikimedia Foundation.