- Osudy Dobrého Vojáka Švejka
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Der brave Soldat Schwejk ist ein antimilitaristisch-satirischer Roman von Jaroslav Hašek. Der tschechische Originaltitel des Buches lautet: Osudy dobrého vojáka Švejka za světové války (Die Schicksale des braven Soldaten Schwejk während des Weltkrieges). Schwejk (tschechisch Švejk) ist ein typischer Prager Charakter, der sich mit List und Witz durchs Leben schlägt und sich als Soldat der österreichisch-ungarischen Armee im Ersten Weltkrieg mit Chuzpe vor dem Kriegseinsatz zu drücken versucht.
Entstehung der literarischen Figur
Vermutlich[1] lieh Hašek den Namen seines braven Soldaten bei einem Reichsratsabgeordneten der tschechischen Bauernpartei (Agrarier) aus, der Josef Švejk hieß und dafür bekannt war, immer mit der Regierungspartei zu stimmen und in seinen seltenen Wortmeldungen meist Unsinn von sich zu geben. Auf diesen Abgeordneten soll die damals populäre Redensart „Pan Švejk – něco žvejk« (etwa: »Herr Schwejk sprach eben – wieder mal daneben“) gemünzt gewesen sein.[2]
Inhaltlich hat die literarische Figur Josef Schwejk aber nichts mit dem vermutlich namensgebenden Abgeordneten zu tun. Möglicherweise kam Hašek die Idee für den braven Soldaten Schwejk durch die Lektüre einer Geschichte, die 1905 in der auch in Prag erhältlichen und von Hašek viel gelesenen deutschen satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus erschien und in tschechischer Übersetzung in der sozialdemokratischen Prager Tageszeitung Právo lídu nachgedruckt wurde.[3]
Es gibt vier Ausführungen der Figur, die sich über verschiedene Veröffentlichungen hinweg wandelte:
- Die Theaterstücke: Die Figur namens Švejk erscheint erstmals in dem im April 1911 uraufgeführten Stück U bratří Makabejských (»Bei den makkabäischen Brüdern«), das Hašek zusammen mit František Langer und weiteren Mitstreitern von der satirischen Partei für gemäßigten Fortschritt in den Schranken der Gesetze nach einer Idee seines Freundes Eduard Drobílek geschrieben hatte.[4] Im selben Umfeld wurden weitere Stücke entwickelt und aufgeführt, in denen eine Figur Švejk vorgekommen sein soll, insbesondere in der Trilogie Pevnost, Pružnost, Tažnost (etwa: »Stabilität, Biegsamkeit, Dehnbarkeit«).[5]
- Die Kurzgeschichten: Ab Mai 1911 erschienen die ersten Kurzgeschichten mit Schwejk in der Zeitschrift Karikatury.[6] Ein erster Sammelband erschien als Der brave Soldat Schwejk und andere merkwürdigen Geschichten in Prag 1912. In Deutschland wird dieser Band auch Urschwejk genannt.
- Die Erzählung: Eine lange Zeit wenig beachtete Vorform des Schwejk-Romans erschien, als Hašek im Dienst der Tschechischen Legion stand: Der brave Soldat Schwejk in der Gefangenschaft, Kiew 1917.[7]
- Der Roman: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk, Prag 1921−23.
Eingang in die Weltliteratur fand die Schwejk-Figur des ab 1921 veröffentlichten Romans. Sie ist komplexer als ihre Vorgänger und enthält viel Autobiographisches, vor allem Erlebnisse Hašeks als Soldat im Ersten Weltkrieg: anfänglich als Einjährig-Freiwilliger im k.u.k. 91. Infanterie-Regiment in Budweis, das bald nach Bruck an der Leitha verlegt wurde, „wo Hašek die meisten Gestalten seines einzigen Romans kennenlernte. So gab es dort, wie später in seinem Buch, den Hauptmann Sagner, den Oberleutnant Rudolf Lukasch, den dienstführenden Feldwebel Wanek, den Major Wenzel usw. (in Wirklichkeit und in Hašeks Original Lukáš, Vaněk). Wie Erinnerungen von Zeitgenossen und spätere Forschungen zeigten, übernahm Hašek die Charakterzüge dieser Personen fast ohne Korrektur.“[8] Einige Züge der Persönlichkeit Schwejks (wie etwa das exzessive Anekdotenerzählen) sind nach dem Offiziersdiener des Oberleutnants Lukáš, František Strašlipka, modelliert.[9] Diese Position hat auch die Romanfigur Schwejk eine Weile lang inne.
Hašek begann Anfang 1921 mit der Arbeit am Roman, kurz nach seiner Rückkehr aus Simbirsk in Sowjetrussland, wo er in der politischen Abteilung der 5. Armee tätig gewesen war. Den ersten Teil schrieb er in Prag, zum Teil in Wirtshäusern, wo er den Gästen seine Entwürfe vorlas und sich von ihrem Urteil leiten ließ. Anfangs veröffentlichte Hašek den Schwejk in Form von Heften, die er gemeinsam mit seinem Freund A. Sauer selbst herausgab. Erst nach einem halben Jahr konnte er einen Verleger, Adolf Synek, finden. Im Herbst 1921 übersiedelte Hašek nach Lipnice, wo er bis zu seinem Tod am Schwejk arbeitete.
Inhalt des Romans
Erster Teil: Im Hinterland
Die Handlung beginnt am Tag der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand. Josef Schwejk, der „vor Jahren den Militärdienst quittiert hatte, nachdem er von der militärärztlichen Kommission endgültig für blöd erklärt worden war und der sich durch den Verkauf von Hunden, hässlichen, schlechtrassigen Scheusälern, ernährte, deren Stammbäume er fälschte“, begibt sich ins Prager Gasthaus „Zum Kelch“, wo er mit den Gästen und dem Wirten Palivec über das Ereignis diskutiert. Unter den Gästen ist auch Zivilpolizist Bretschneider, der Schwejk und Palivec wegen hochverräterischer Äußerungen verhaftet. Der Untersuchungsrichter lässt Schwejks Geisteszustand untersuchen; dieser verbringt einige Tage im Irrenhaus und ist kurz darauf wieder in Freiheit, während Palivec für die Aussage, dass die Fliegen auf sein Kaiserbild geschissen hätten, zu zehn Jahren verurteilt wird.
Nach einiger Zeit erhält Schwejk die Einberufung zum Kriegsdienst. Wegen seines Rheumatismus ist er – oder stellt sich – gehunfähig und lässt sich im Rollstuhl zur Assentierung führen. Im Garnisonsspital werden die Patienten – Simulanten wie echte Kranke – durch allerlei Misshandlungen dazu bewogen, sich für gesund und frontdiensttauglich zu erklären. Schwejk kommt in den Garnisonsarrest, wo der Feldkurat Katz bei einer Predigt auf ihn aufmerksam wird. Der versoffene Feldkurat („bevor er die Weihen empfing, betrank er sich bis zur Bewusstlosigkeit in einem sehr anständigen Hause mit Damenbedienung“) nimmt Schwejk als Diener zu sich. Nach etlichen Abenteuern und alkoholischen Exzessen verspielt der Feldkurat beim Kartenspiel Schwejk an Oberleutnant Lukasch.
Als Offiziersdiener („Putzfleck oder auch Pfeifendeckel genannt“) assistiert Schwejk bei den amourösen Eskapaden des Oberleutnants („Hatte sie viele Wünsche? Beiläufig sechs.“). Die glückliche Zeit geht zu Ende, als Lukasch von Schwejk einen gestohlenen Hund zum Geschenk erhält. Der frühere Eigentümer des Hundes, der ehrenwerte Idiot Oberst Kraus („Besitzer des Prädikates: von Zillergut, nach irgendeinem Dorf in Salzburg, das seine Vorfahren bereits im achtzehnten Jahrhundert verfressen hatten“) trifft Oberleutnant Lukasch mit dem gestohlenen Hund an. Lukasch wird zum 91. Infanterieregiment nach Budweis versetzt und soll mit diesem an die Front gehen.
Zweiter Teil: An der Front
Im Zug von Prag nach Budweis betätigt Schwejk die Notbremse. In Tábor versäumt er den Zug, vertrinkt das Fahrgeld und muss daher zu Fuß nach Budweis gehen. Auf diesem Fußmarsch, „Schwejks Budweiser Anabasis“, gelangt er nach einigen Abenteuern nach Putim im okres Písek, wo er vom Gendarmeriewachtmeister für einen Spion gehalten wird. Von einem schwer betrunkenen Postenführer wird Schwejk beim Rittmeister in Písek abgeliefert, der ihn zu seinem Regiment nach Budweis zurückschickt.
Das 91. Regiment wird nach Bruck an der Leitha, damals in der ungarischen Reichshälfte, verlegt. Schwejk reist in Gesellschaft des Einjährigfreiwilligen Marek bequem im Arrestantenwagen. In Bruck an der Leitha überbringt er einen Liebesbrief des Oberleutnant Lukasch irrtümlich an den Gatten der Angebeteten, worauf es zu einer wüsten Schlägerei zwischen Tschechen und Ungarn kommt.
Dritter Teil: Der glorreiche Zusammenbruch
Der dritte Teil handelt von der Zugfahrt des 91. Regiments quer durch Ungarn nach Sanok in Galizien. Schwejk ist nun Kompanieordonnanz, sein Nachfolger als Putzfleck ist der verfressene Baloun, der seinen ständigen Heißhunger mit den für Oberleutnant Lukasch bestimmten Portionen zu stillen versucht. Der Transport ist von Chaos, Ineffizienz und langen Wartezeiten gekennzeichnet. In zahlreichen Episoden werden Offiziere und andere Würdenträger vorgestellt: Der ebenso dumme wie hinterhältige Leutnant Dub; der strebsame Kadett Biegler, der sich vor Budapest im Traum als großen Helden sieht, aber wegen seiner vollen Hosen nur mehr als der „beschissene Kadett Biegler“ bezeichnet wird; der „Latrinengeneral“ („… um halb neun scheißt sich das Militär auf der Latrine aus und um neun Uhr wird schlafen gegangen. Vor so einem Heer flieht jeder Feind entsetzt.“), und viele andere.
Von Sanok marschiert die 11. Marschkompanie des 91. Regiments in Richtung Front. Schwejk als Quartiermacher marschiert voraus und begegnet einem geflüchteten russischen Kriegsgefangenen, der in einem Teich badet. Aus Neugier zieht er die russische Uniform an und gerät in österreichische Kriegsgefangenschaft.
Vierter Teil: Fortsetzung des glorreichen Debakels
Nach einigen Mühen gelingt es Schwejk, seine Bewacher davon zu überzeugen, dass er kein Russe ist. General Fink will ihn ohne weiteres Aufheben sofort als Spion hinrichten lassen, lässt aber doch noch beim 91. Regiment nachfragen. Der fromme und biedere Feldkurat Martinec versucht, Schwejk vor der Hinrichtung geistlichen Trost zu spenden, scheitert jedoch völlig, weil Schwejk ihm ununterbrochen Geschichten erzählt und ihn nicht zu Wort kommen lässt. Sehr zum Missfallen des Generals kommt ein Telegramm, dass Schwejk unverzüglich zu seiner Kompanie zurückzuschicken sei.
Bei Hašeks Tod war der Roman unvollendet, das Manuskript endet mitten im Satz.
Charakteristik
Stets schafft Schwejk sich neue Freunde oder bringt lächerliche Autoritäten, die weder sich selbst noch andere ausstehen können, zur Weißglut. Dabei hilft ihm sein unerschöpfliches Repertoire an Anekdoten, sein Mut zu handeln und seine treuherzige und stoische Gelassenheit.
Schwejk wurde mit seiner Art der „Pflichterfüllung“ zum Vorbild für unzählige Autoren, Kabarettisten, Darsteller und Lebenskünstler, die die Bürokratie, die Monarchie, die Armee, den Krieg, das Krankenhaus oder einfach den „alltäglichen Wahnsinn“ zum Ziel ihrer satirischen Federzüge und Sprachübungen machen wollten.
Hašek schilderte in seiner speziellen Sprache den Widersinn der Kriegshetze und Mobilisierung in der Donaumonarchie vor und nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs und die Stimmung der meisten „Untertanenvölker“, die keine große Lust hatten, in die Schlacht für den „Herrn Kaiser und seine Familie“ zu ziehen. Er zeichnet dabei kein idyllisches Bild von der „guten alten Zeit“ in einer liebenswürdig-gemütlichen Donaumonarchie. Statt dessen nimmt er die Schattenseiten dieser oft in Filmen romantisierten Zeit und Gesellschaft aufs Korn: Bürokratismus, Denunziantentum, dumpfen Untertanengehorsam und stupide Befehlserfüllung. Außerdem die Zurücksetzung, teilweise auch brutale Unterdrückung der Tschechen (in abgestufter Form auch der anderen nicht-deutschen Nationalitäten Österreich-Ungarns) durch die deutsch-österreichische Führungsschicht in Staat und Armee.
Schwejk gelingt es in der Geschichte immer wieder, durch natürliche Einfalt und eigensinnige Findigkeit drohenden Gefahren zu entgehen. Im direkten Dialog karikiert er Hinterlist, Strebertum und Vorurteile.
Sprache und Stil
Die Erzählungen Schwejks, die einen großen Teil des Romans ausmachen, sowie die meisten Dialoge sind in tschechischer Umgangssprache verfasst, während Hašek als Erzähler die Schriftsprache verwendet. Die Umgangssprache zeichnet sich durch zahlreiche deutsche Fremdwörter aus, vor allem bei Dienstgraden (obrlajtnant, obršt, kadetštelfrtrétr) und sonstigem Militärvokabular (kopfšus, maršbatalionskanclaj, dráthintrnis usw.). Etliche Sätze und kürzere Abschnitte sind auch im tschechischen Original deutsch, auch andere Sprachen der Monarchie (ungarisch, bosnisch) werden gelegentlich verwendet, wenn auch – Hašeks Sprachkenntnissen entsprechend – nicht immer ganz korrekt.
Auffallend ist die große Zahl an Zitaten: Die unterschiedlichsten Texte – der Anzeigenteil einer Zeitung, patriotische Lieder, Volkslieder, Heiligenlieder, Armeebefehle und vieles andere mehr – werden wörtlich, wenn auch manchmal etwas nachlässig, zitiert.
Die Illustrationen Josef Ladas
Josef Lada hat mit seinen Illustrationen viel zur Popularität des Schwejk beigetragen. Seine Zeichnungen zeichnen sich durch einfache, klare Linienführung aus: Die charakteristischen Züge jeder Person werden mit wenigen Strichen treffend dargestellt.
Von Ladas Illustrationszyklus existieren mehrere Fassungen:
- Die erste Version unterscheidet sich stark von den späteren. Sie zeigt Schwejk, wie er mitten im Granathagel steht und sich seelenruhig eine Pfeife anzündet. Hier ist Schwejk viel schlanker als in Ladas später entstandenen Illustrationen.[10] Diese Version war die einzige, die Hašek kannte; er verwendete sie für das Titelblatt der ersten Ausgabe in Heften.
- 1924–1925 veröffentlichte Lada in der Sonntagsbeilage der Zeitung České slovo insgesamt über 550 Zeichnungen. Etwa ein Drittel davon illustriert die Fortsetzung Karel Vaněks.
- Eine leicht modifizierte Auswahl dieser Zeichnungen illustriert die meisten Buchausgaben. Der wesentliche Unterschied liegt in Schwejks Haartracht: Er ist nunmehr von Anfang an kahlgeschoren.
- 1953–1954 schuf Lada noch eine mit Wasserfarben kolorierte Fassung.
Fortsetzung durch Karel Vaněk
Unter dem Titel „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk in Russischer Gefangenschaft“ (Original: „Osudy dobrého vojáka Švejka v ruském zajetí“) veröffentlichte der mit Hašek befreundete Journalist und Schriftsteller Karel Vaněk 1923 eine zweiteilige Fortsetzung des Romans. Josef Lada übernahm erneut die Illustrationen. Die Fortsetzung wird überwiegend als sprachlich und stilistisch wenig geglückt bezeichnet. Aus politischen Gründen war die Verbreitung des Textes in der Tschechoslowakei von 1951 bis 1990 verboten. [11]
Rezeption
Schwejks Verhalten schenkt den Lesern Trost für erlebte Ungerechtigkeit und bietet ihnen die hoffnungsvolle Perspektive, dass eine gut gemeinte Absicht wichtiger sei als Ansehen oder vernunftbetonte Intelligenz, und ausreiche, um alles gut zu überstehen.
Die junge Republik Tschechoslowakei feierte nach 1918 ihren Antihelden mit gemischten Gefühlen, denn Schwejk lässt nichts anbrennen; seine Schlauheit macht auch vor Diebstahl oder Betrug nicht halt – und damit wollte man dann als Nation doch nicht identifiziert werden.
Während der Nazi-Okkupation im Zweiten Weltkrieg war die Schwejk-Lektüre im besetzten Böhmen und Mähren so etwas wie ein nationaler Trost für die unterdrückte Nation, während gleichzeitig mancher Wehrmachtssoldat seine deutsche Schwejk-Ausgabe im Tornister an die Front trug.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die offiziellen Kulturkreise zunächst auf Distanz zum „Schwejk“ und dessen Schöpfer. Erst als das Buch in den 1950er Jahren in der Sowjetunion erschien, wurde es trotz vieler schlüpfriger Stellen sogar zur Pflichtlektüre für die Schule erklärt. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968 wurde Schwejk noch einmal zum Symbol des nationalen Widerstands. Die Prager Schwejk-Kneipe U kalicha („Zum Kelch“) ist ein Touristenmagnet, denn dort begann die Geschichte und dort hätte sie auch einmal enden sollen, da sich Schwejk dort mit seinem Kumpanen, dem Sappeur Woditschka, verabredet hatte: „Nach dem Krieg um sechs im Kelch!“
Rezeption in Deutschland
Die Umsetzung aus dem Tschechischen der Prager Unterschicht bereitete vielen Übersetzern große Probleme. Kongenial gelang 1926 die deutsche Übersetzung von Grete Reiner. Sie schuf damit gleichsam in der Literatur die berühmt gewordene Sprachform des „Böhmakelns“. Kurt Tucholsky hat den Schwejk sehr geschätzt, fand die Übersetzung allerdings „unmöglich“[12] – vermutlich war die Übersetzung wegen ihrer zahlreichen Austriazismen für ihn auch teilweise schwer verständlich.
In der DDR war der Schwejk ein Kultbuch: Hašeks anarchischer Humor spendete Trost, und Schwejks passiver Widerstand gegen die repressive Obrigkeit machte Hoffnung und mag auch für manchen DDR-Bürger vorbildhaft gewesen sein.
Verfilmungen und Theaterstücke
1927 entstand nach dem tschechischen Original eine Bühnenfassung des Romans von Jaroslav Hašek „Der brave Soldat Schwejk“, die der sächsische Satiriker Hans Reimann zusammen mit dem Schriftsteller Max Brod verfasste. Große Bekanntheit erlangte Jaroslav Hašeks satirischer Weltkriegsroman in Deutschland durch Erwin Piscators Inszenierung an der Berliner Piscator-Bühne. Aufgrund einer anspruchsvollen Bühnentechnik mit Laufbändern, satirischen Trickfilmsequenzen aus der Feder von George Grosz, einer episodischen Dramaturgie und einem Darstellungsstil zwischen Knock-about und Varieté wurde die von Piscators dramaturgischem Kollektiv unter Mitwirkung Bertolt Brechts erarbeitete szenische Fassung zum großen Bühnenerfolg.[13] Bertolt Brecht schrieb 1943 in Anlehnung an Hašeks Buch, die Reimann-Brod'sche Bühnenfassung und andere Texte des Piscator-Kollektivs das Stück Schweyk im Zweiten Weltkrieg.[14] Unabhängig davon entstand in Österreich eine Bühnenfassung von Rudolf Weys.[14] Eine Opernfassung mit Musik von Robert Kurka und einem Libretto von Abel Meeropol (unter dem Pseudonym Lewis Allan) wurde 1958 in New York uraufgeführt.[14] Pavel Kohout inszenierte eine eigene Bearbeitung des Schwejk-Stoffs zuerst 1963 in Prag und 1967 mit Valter Taub in der Titelrolle in Hamburg.[15] Weitere Adaptionen des Schwejk-Stoffes sind das Theaterstück „Urschwejk“ von Stefan Schütz aus dem Jahr 1988 sowie das für das Landestheater Linz geschriebene Schauspiel „Schwejk?“ von Werner Fritsch, das am 3. Februar 2003 unter der Regie von Gerhard Willert uraufgeführt wurde.
Das Schwejk-Material wurde mehrfach verfilmt, unter anderem von Axel von Ambesser (1960) mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle. Diese Fassung gilt als wenig originalgetreu; Hašeks radikale Kritik an staatlicher und kirchlicher Obrigkeit wird deutlich abgeschwächt. Auch hatte Rühmann sichtlich Schwierigkeiten, der Rolle gerecht zu werden.[16] Noch weiter von der Romanvorlage entfernt war freilich Wolfgang Liebeneiners Verfilmung (1963) mit Peter Alexander in der Titelrolle. Doch Liebeneiner war es auch, der mit dem 13-teiligen Fernsehfilm Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk (1972) mit Fritz Muliar in der Hauptrolle die von Literatur- und Filmkritikern anerkannteste deutschsprachige Verfilmung des Schwejk-Stoffs verantwortete. In der Tschechoslowakei wurde der Stoff im Jahre 1955 von Karel Steklý verfilmt.
In der Schweiz diente der Roman dem politischen Kabarettisten Alfred Rasser in stark vergröberter Form als Vorbild für seine Figur des Schweizer Soldaten HD Läppli.
Außerdem gibt es Hörbuchfassungen: eine 200-minütige Aufzeichnung einer Lesung in Wien im Mai 1986 mit Helmut Qualtinger und eine achtteilige Schallplattenlesung von Franz Kutschera, die in der DDR besonders populär war.
Textausgaben und Übersetzungen
- Jaroslav Hašek: Osudy Dobrého Vojáka Švejka. 3 Bde. Praha (Československý Spisovatel) 1967.
und viele Ausgaben davor und danach.
Die erste und wichtigste Übersetzung in eine andere Sprache war die von Grete Reiner-Straschnow (1926), die als Basis für zahlreiche Übersetzungen in andere Sprachen diente, z.B. für die erste russische Übersetzung (1926, G. A. Zukkau), aber auch noch 1958 für die Übersetzung ins Norwegische (O. Bang-Hansen)[17]. Die Reiner´sche Übersetzung liegt vor als Rowohlt-Taschenbuch:
- Jaroslav Hašek: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) (166.-180. Tausend 1970; 246.-250. Tausend 1979 usw.). ISBN 3499104091
Die erste vollständige Übersetzung ins Englische durch Hašeks Biographen Sir Cecil Parrott erschien erst 1973:
- Jaroslav Hašek: The Good Soldier Švejk and his Fortunes in the World War. London (Penguin) 1974. ISBN 0-14-018274-8
- Josef Lada: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk in Bildern.
- Demetz/Grusa/Kosta: Jaroslav Hašek, Der Urschwejk und anderes aus dem alten Europa und dem neuen Russland, DVA 1999, ISBN 3-421-05231-X
Bühnenbearbeitungen
- Erwin Piscator et al.: Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk. In: Herbert Knust (Hrsg.): Materialien zu Bertolt Brechts Schweyk im zweiten Weltkrieg, Vorlagen (Bearbeitungen), Varianten, Fragmente, Skizzen, Brief- und Tagebuchnotizen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1974. S. 33-113.
Literatur
- Emanuel Frynta: Hašek der Schöpfer des Schwejk. Prag: Artia 1965
- George Grosz: Hintergrund: 17 Zeichnungen zur Aufführung des „Schwejk“ in der Piscator-Bühne. Berlin: Malik-Verlag 1928.
- Gustav Janouch: Jaroslav Hašek. Der Vater des braven Soldaten Schwejk. Bern und München: Francke 1966.
- Herbert Knust (Hrsg.): Materialien zu Bertolt Brechts Schweyk im zweiten Weltkrieg, Vorlagen (Bearbeitungen), Varianten, Fragmente, Skizzen, Brief- und Tagebuchnotizen. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1974 (enthält Piscators/Brechts 1928er Bühnenfassung von Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk, S. 33-113).
- Frank J. Marlow: Rejstřík Jmenný, Mísní a Věcný ke knize Jaroslava Haška Osudy Dobrého Vojáka Švejka za Světové Války. Toronto: Sixty-Eight Publishers 1985. ISBN 0-88781-162-0
- Cecil Parrott: Jaroslav Hašek. A Study of Švejk and the Short Sories. London etc.: Cambridge University Press 1982. ISBN 0-521-24352-1.
- Pavel Petr: Hašeks „Schwejk“ in Deutschland. Berlin: Rütten & Loening 1963 (Neue Beiträge zur Literaturwissenschaft, Bd. 19).
- W. Schamschula (Herausgeber): Jaroslav Hašek 1883–1983. Proceedings of the First International Hašek-Symposium Bamberg, June 24-27, 1983. Frankfurt etc.: Peter Lang 1989.
- Wolfgang Fritz Haug: Bestimmte Negation: „Das umwerfende Einverständnis des braven Soldaten Schwejk“ und andere Aufsätze. 1. Auflage; Suhrkamp 1973; ISBN 3-518-00607-X
- Klaus Wannemacher: „An diesen Krieg werd' ich noch wochenlang denken“. Komik in den Inszenierungen des politischen Theaters der zwanziger Jahre. In: Komik. Ästhetik − Theorien − Strategien. Hrsg. von Hilde Haider-Pregler, Brigitte Marschall, Monika Meister, Angelika Beckmann, Patric Blaser. Wien: Böhlau 2006 (Maske und Kothurn, 51. Jg., H. 4), S. 423-434.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Willy Prochazka: Satire in Jaroslav Hašek's novel “The Good Soldier Schweik”. Doktorarbeit, New York University, Juni 1966, S. 87, berichtet, diese Darstellung sei zu lesen bei Jiří Skalička in der von 1949 bis 1959 (monatlich) erschienenen Literaturzeitschrift Nový Život.
- ↑ Laut Gustav Janouch: Jaroslav Hašek. Der Vater des braven Soldaten Schwejk. Francke-Verlag, Bern, München, 1966, S. 250f. gab ihm diese Auskunft der anarchistische Schriftsteller Michal Mareš persönlich. Demnach soll derselbe Abgeordnete auch in mehreren Beiträgen des sozialdemokratischen Satireblatts Kopřivy Ziel des Spott gewesen sein.
- ↑ Radko Pytlík: Toulavé house: Zpráva o Jaroslavu Haškovi. Prag 1971. Zitiert nach Cecil Parrott: Jaroslav Hašek. A study of Švejk and the short stories. Cambridge University Press, 1982, S. 75.
- ↑ František Langer: Byli a bylo. (»Es waren und es war.«) Praha, 1963, S. 45.
- ↑ Willy Prochazka: Satire in Jaroslav Hašek's novel “The Good Soldier Schweik”. Doktorarbeit, New York University, Juni 1966, S. 33f
- ↑ Cecil Parrott: Jaroslav Hašek. A study of Švejk and the short stories. Cambridge University Press, 1982, S. 97.
- ↑ Cecil Parrott: Jaroslav Hašek. A study of Švejk and the short stories. Cambridge University Press, 1982, S. 103–108.
- ↑ Jaroslav Dresler: Die Abenteuer des Braven Soldaten Hašek. In Osteuropa Nr. 04+05 (1962), S. 301–306.
- ↑ Cecil Parrott: Jaroslav Hašek. A study of Švejk and the short stories. Cambridge University Press, 1982, S. 156.
- ↑ Titelblatt der von Hašek selbst herausgegebenen Erstausgabe des Romans in Heften. Mit einer Illustration von Josef Lada.
- ↑ Anhang zu Jarsolav Hašek: Der Urschwejk und anderes aus dem alten Europa und dem neuen Rußland. Stuttgart, DVA 1999, S. 388f.
- ↑ „Gott weiß, was uns durch diese unmögliche Übersetzung verloren geht“. In: Schwejk der Zweite. Die Weltbühne, 21. Dezember 1926, Nr. 51, S. 974 (Online)
- ↑ Dazu ausführlicher Klaus Völker: Hašeks „Schwejk“-Roman auf der Bühne – Die Piscator-Inszenierung von 1928: Von Brod zu Brecht und die Folgen. In: Margarita Pazi, Hans Dieter Zimmermann (Hrsg.): Berlin und der Prager Kreis. Würzburg 1991, S. 225-241. und Tamara Barzantny: Erwin Piscators Bilder des Ersten Weltkriegs – Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk zum Beispiel. In: Forum Modernes Theater, Bd. 13 (Tübingen: Gunther Narr 1998), Heft 2, S. 148-165.
- ↑ a b c Herbert Knust: Schwejk und kein Ende. In: Germanico-Slavica, Nr. 1, Kanada, 1973, S. 65−85.
- ↑ Pavel Kohout: Mein Weg zum Schwejk. In: DIE ZEIT vom 29. September 1967, Nr. 39.
- ↑ Gregor Ball: Heinz Rühmann: Seine Filme − Sein Leben. Heyne, 1981. ISBN 3-453-86024-1
- ↑ V. Ulrich: Zur Rezeption Hašeks im deutschen Sprachraum. in W. Schamschula (Hrsg.): Jaroslav Hašek 1883–1983. Proceedings …
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