Otfried von Weißenburg

Otfried von Weißenburg

Otfrid von Weißenburg (* um 800; † nach 870), teils auch Otfried geschrieben, ist der erste namentlich bekannte althochdeutsche Dichter. Nach dem in seinen Schriften verwendeten südrheinfränkischen Dialekt stammte er vermutlich aus dem Süden der heutigen Pfalz. In seiner Herkunftsregion ist das Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium in Dahn nach ihm benannt.

Otfrid war als Mönch und Gelehrter eine bedeutende Persönlichkeit im ostfränkischen Reich des spätkarolingischen Herrschers Ludwig des Deutschen, der von 840 bis 876 regierte. Aus Otfrids Jugend ist nur bekannt, dass er schon in jungen Jahren als puer oblatuslat. „(Gott) angetragener Junge“ – dem Kloster Weißenburg übergeben wurde, um eine religiös bestimmte Laufbahn einzuschlagen. Um das Jahr 830 absolvierte er einen Studienaufenthalt im Kloster Fulda bei Rabanus Maurus, dem großen fränkischen Gelehrten und Fuldaer Abt (822–841/842). Im selben Jahr, 830, wurde Otfrid von Weißenburg zum Priester geweiht.

Vielleicht war Otfrid später in der Hofkapelle des Königs tätig. Ab ca. 847 hielt er sich jedenfalls wieder in Weißenburg auf, wo er als (Urkunden-)Schreiber, Bibliothekar, Exeget und Grammatiklehrer erscheint. Aus der Feder Otfrids stammt ein althochdeutsches Bibelepos, der Liber evangeliorum, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, gegliedert in fünf Bücher und 140 Kapitel mit insgesamt 7104 Langzeilen. Die Evangeliendichtung ist in vier Handschriften überliefert, die Heidelberger Handschrift (Cod. pal. lat. 52) enthält zudem das nachgetragene Georgslied. Ebenso verfasste Otfrid eine Reihe von lateinischen Bibelkommentaren, welche aus vorhandenen Kommentaren zusammengetragen wurden.

Siehe auch

Literatur

  • Horst Brunner: Geschichte der deutschen Literatur des Mittelalters im Überblick (= Reclam Universal-Bibliothek; Band 9485). Stuttgart 1997. ISBN 3-15-009485-2
  • Ulrich Ernst: Otfrid von Weißenburg. In: Lexikon des Mittelalters Band 6, Spalte 1557 ff.

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